Schwul ist cool
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 Demon Love

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Sarenja

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BeitragThema: Demon Love   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:26 pm

Autor:
Sarenja

Beta:
Darween *danke Süße Smile *

Haupt-Charaktere:
Brian, Justin

Plot:
Etwas unheimliches geschieht in Pittsburgh, was es ist? Schaut selbst.

Spoilerstand:
Keiner

Rating:
Slash FSK18

Warnings:
Violence!, AU!, Slash!, Mystery!

Disclaimer:
Mir gehört nix, nur die Gedanken die ich mir in den Kopf gesetzt habe... Brian und die anderen gehören Cowlip und Showtime... Ich spiele nur! Und natürlich gebe ich die Jungs alle Wohlbehalten zurück!

Status:
Fertiggestellt

Prolog

Es ist dunkle Nacht. Undurchsichtige Nebelschwaden legen sich über das Land und hüllen es in eine unheimliche Atmosphäre. Der Mond, der sein volles Rund am Himmel zeigt, wird von einsamen Wolken umhüllt. Eine fast schon gespenstische Stille liegt über den Hügeln außerhalb der Stadt. Es ist klirrend kalt und doch ist der Winter noch nicht in das Land eingebrochen.

Vereinzelt fliegt ein Vogel durch die Nacht. Selten ist das geheimnisvolle “Shuhuuu” eines Kauzes zu hören, der mit seiner Stimme die Stille durchbricht. Um diese Zeit sieht man keinen Menschen hier in den Hügeln. Es ist eine besondere Zeit… etwas unerklärliches geschieht, etwas das dem Menschlichen Auge bis in alle Ewigkeit verborgen bleiben sollte.

Ein Schrei durchdringt die Nacht. Ja… es ist soweit… Vollbracht in dieser besonderen Nacht, die die Menschen schon lange zu einem Fest namens Halloween gewandelt haben. Oh, sie wissen nicht WIE bedeutsam diese Nacht ist… wissen nicht, dass die Welt der Toten der Welt der Lebenden in dieser Nacht gefährlich nah ist, dass unweit ihrer Feste und Feiern etwas geboren wurde, das sie nicht einmal im Traum für real halten würden. Etwas das furchterregend ist, von einer Natur, über die nur ein paar schwache Hirne in zweitklassigen Horror-Romanen schreiben und dennoch… ist das Wesen das in dieser besonderen Nacht geboren wurde, ebenso furchteinflößend wie anziehend.

Unseresgleichen weilt schon lange unter den Menschen, unerkannt von ihrem getrübten Blick, ihrer beschränkten Gedankenwelt, nicht fähig etwas zu erkennen, selbst wenn wir genau neben ihnen stehen.
Wenn wir sie auslöschen wollten, wenn wir ihnen wirklich die Hölle auf Erden bescheren wollten, wir könnten es, ohne Frage, zu viele sind wir mittlerweile geworden für sie… zu viele… und dennoch…

Wir brauchen die Menschen ebenso wie die Luft zum Atmen… auch wenn wir es nie zugeben würden.
Niemals, nein! Dafür sind wir zu stolz, zu erhaben um auch nur mit einem Wimpernzucken zu zeigen, dass wir Hilfe benötigen…

Doch, irgendetwas in dieser besonderen Nacht ist anders… etwas gehört nicht hierher… nur was?
Auch wenn noch nicht ersichtlich ist, was noch in dieser Nacht geschieht… so werden wir es erfahren… Ob wir wollen, oder nicht…


tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 1   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:27 pm

Etwa 29 Jahre später in Pittsburgh…


Ein warmer Sommertag. Langsam stehe ich auf und trotte durch mein leicht staubiges Zimmer. Ich müsste mal wieder aufräumen, aber dazu habe ich weder Zeit noch Lust im Moment.

Ich muss weiter an der Abschlussarbeit für die PIFA arbeiten, um in das nächste Semester aufgenommen zu werden. Klasse… wir sollen etwas ganz besonderes auf die Leinwand bringen. Und was bitte soll das sein? Was ist schon was besonderes… Garnicht so einfach wenn man bedenkt, dass jeder etwas anderes hat, was er besonders findet…. Kurz stehe ich vor meiner immer noch weissen Leinwand und grüble vor mich hin, mit was ich dieses Bild füllen soll.

Bis vor ein paar Wochen hatte ich noch ein ganz genaues Bild vor Augen für meine Abschlussarbeit. Ich wollte Ethan auf die Leinwand bringen, mit seinem leidenschaftlichen Blick wenn er den Bogen über die Saiten der Geige streichen lässt…. Aber das ist Vergangenheit… Genau so leidenschaftlich wie unsere Beziehung begann, genau so leidenschaftlich wurde sie in einen Scherbenhaufen verwandelt. Ich hatte ihn in flagranti mit einem seiner Fans erwischt… zum wiederholten Mal. Aber dieses mal war es anders. Ich wollte mir das nicht länger antun und in dem Moment, als ich die Beiden in UNSEREM Bett liegen sah, schnappte ich mir meine Klamotten und habe Hals über Kopf die Wohnung verlassen.

Nun bin ich also wieder hier, wohne bei meiner Mutter, die seit einiger Zeit nur noch mit ihrem Tuck beschäftigt ist. Nicht dass mich das stören würde, somit ist sie wenigstens weniger zu Hause und kann mich über das Ende meiner Beziehung ausfragen….
Ich zucke mit den Schultern und sage eher zu mir selbst “Was soll´s ich geh erstmal ins Diner und frühstücke, vielleicht fällt mir nach einem Kaffee eher etwas ein, was ich in die Arbeit einfliessen lassen kann.” Leise seufze ich auf und schnappe mir meine Jacke und bin Minuten später schon mit dem Wagen auf dem Weg zur Liberty Avenue.

Den Wagen parke ich an der Strasse vor dem Diner und schlendere dann locker hinein. Kaum drinnen angekommen werde ich auch schon stürmisch von Debbie begrüßt. “Sunshine! Komm schon Kleiner, beweg deinen süßen Arsch zu mir, oder soll ich die Kilometer hier drinnen alleine zurücklegen? Ha?”

Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen “Deb´ Du bist und bleibst unmöglich!” gehe ich auf sie zu und schliesse sie in meine Arme. Sie drückt mich kurz und fest. Wieder eine dieser Umarmungen, die einem sämtliche Luft aus der Lunge presst und man sich fragt, ob der Moment je wieder endet. Doch sie lässt mich los… Puh! Leicht außer Atem setze ich mich auf einen der Hocker am Tresen, während Debbie mir einen heissen Kaffee eingießt. Dankend nehme ich die Tasse und spüre das heisse Getränk durch meine Kehle rinnen. Das tut gut. Ich hätte nicht so lange grübeln sollen gestern. Grübeln ist ein schlechter Zeitvertreib, hervorgerufen durch Einsamkeit und Leere. Ja ja, ich weiss, aber ich kann nichts dafür. Diese Leere in mir frisst mich auf, denke ich zumindest.

Gott sei Dank reisst mich Debbie aus meinen Gedanken, indem sie mir einen Teller mit frischen Pancakes und Sirup vorsetzt. Das ist genau das was ich jetzt brauche… Schwachsinn Taylor, du weisst genau was du brauchst… Weisst genau was dir fehlt… aber daran will ich gerade nicht denken und so beginne ich einfach nur das Frühstück zu vertilgen.

Während ich da sitze und versuche den Berg aus Pancakes zu bewältigen geht das kleine Glöckchen an der Eingangstür des Diners. Ein neuer Gast betritt den Raum und stellt sich schweigend an die Theke.
Debbie, die sich noch schnell überzeugt hat, dass bei meinem Essen alles in Ordnung ist wendet sich an den neuen Gast. “Und Schätzchen? Was kann ich Dir bringen?” Fragt sie in ihrem bekannt fröhlichen Ton und zückt schon den Stift und den Block um die Bestellung des Unbekannten aufzunehmen.

Schweigen… Ich höre wie Debbie sich räuspert. Sie wartet noch einen Moment bevor sie sich von dem Fremden wegdreht und sich weiter um die anderen Gäste kümmert, jedoch nicht, ohne noch eine spitze Bemerkung loszuwerden. “Tja Schätzchen, wir sind nicht alle geil auf deinen süßen Arsch, also entscheide Dich was du willst und wenn ich hier fertig bin, nehm ich vielleicht deine Bestellung auf…”

Ein kleines Glucksen entfährt meiner Kehle, doch gleich darauf spüre ich bohrende missbilligende Blicke auf mir. Still nehme ich mir noch vor mich auf keinen Fall umzudrehen, was aber mächtig nach hinten los geht, denn die Neugier siegt. Langsam drehe ich den Kopf um den Fremden nicht zu offensichtlich anzustarren und dann sehe ich sie… diese Augen… Hammer… ich muss aufpassen, dass ich nicht gleich rückwärts von meinem Hocker falle. Langsam gewinne ich wieder an Fassung, kann aber nicht den Blick von diesen Augen lassen. Ihr Blick ist starr, voller Kälte… und doch scheint in ihnen etwas zu sein, was mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt.

Der Unbekannte verzieht keinen einzigen Muskel in seinem makellosen Gesicht… Ja makellos, ein leicht bronzener Teint gibt seiner Haut eine faszinierende Farbe die in perfektem Kontrast steht mit den dunklen tiefen Augen. Wieder laufe ich Gefahr mich in seinem unendlich tiefen Blick zu verlieren und muss einiges an Selbstüberzeugung aufbringen um mich von diesem Blick zu lösen. Mit einem leisen “Sorry..” drehe ich mich zu Debbie… “Debb ich muss los, noch so verdammt viel zu tun, und wenn ich nicht heute noch damit anfange, kann ich das neue Semester knicken” Debbie wirft mir einen grinsenden Blick nach “Das schaffst du schon Sunshine…” und schon bin ich aus dem Laden.

Draussen angekommen hole ich erstmal tief Luft und versuche einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich steige in meinen Wagen und mache mich auf den Weg zurück zum Haus meiner Mutter. Vielleicht finde ich ja nun endlich mal einen ruhigen Moment, um mir genauere Gedanken zu meiner Arbeit für die PIFA zu machen…




Tbc.
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BeitragThema: Chapter 2   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:27 pm

`Oh Shit!` Ich wusste dass dieser Tag nur Scheisse werden kann… Zuerst dieser verdammte Verkehr, zugestopfte Strassen wo man nur hinschaut und dann auch noch diese Zicke von Bedienung, in diesem heruntergekommenen Diner… Na klasse… “Schätzchen” hat sie mich genannt, pah! Pass lieber auf Schätzchen sonst servier ich deine lose Zunge morgen zum Frühstück… Der schmatzende Typ neben mir hat sich doch glatt erlaubt über mich zu lachen. Über MICH verdammt noch mal! Fuck!! Wo soll dieser Mist nur enden.

Ich war von Anfang an dagegen hier her zu kommen, aber Nein! Er schickte mich her… und warum? Warum verdammt noch mal, damit ich hier vor Langeweile eingehe? Damit ich mir nur zum Spass die Eingeweide rausreisse, nur um sie kurz darauf wie bei einem Puzzle wieder zusammen zu flicken, weil in dieser Gottverdammten Einöde nichts, aber auch rein gar nichts los ist? Na warte alter Mann, wenn ich wiederkomme, dann kannst Du was erleben!

“Süüüüßeeeer, Deine Bestellung??” Na klasse! Schon wieder diese Person….
“Nen Kaffee… und´n Putensandwich zum mitnehmen…. Ohne Mayo!” Ich hasse Mayo… davon wird man nur fett… Ich weiss gar nicht wie sich diese eh schon viel zu übergewichtigen Typen das reinziehen können nur um ihren Körper noch mehr zu ruinieren… Ich warte… ja schon wieder warten, ich hasse es… dieses rothaarige, kaugummikauende Etwas kommt zurück und drückt mir einen Pappbecher und eine Papiertüte in die Hand. Ich zahle und kann es gar nicht erwarten wieder hier raus zu kommen.

Draussen sehe ich mich erstmal um. Ich muss ne Bleibe finden… sonst kann ich das hier gleich vergessen. Da.. Der nächste Zeitungsstand. Genau da bewege ich mich jetzt hin und kaufe eine Zeitung. In einem nahegelegenen Park lasse ich mich auf eine Parkbank sinken und schlage die Zeitung auf, genau an der Stelle mit den Immobilienanzeigen. Konzentriert die Anzeigen studierend befreie ich das Sandwich von seiner Verpackung und beisse widerwillig hinein… Mhmm! Gar nicht so schlecht. Na gut, merken wir uns dieses Diner um vielleicht doch noch mal ein Frühstück zu organisieren.
So, nun aber erstmal zu den Zeitungsanzeigen…

“Gemütliche zwei Zimmer Wohnung im Osten Pittsburghs zu sofort zu vermieten….” Nein…
“Großes, helles Appartement..” Wer will schon ein Appartement, also ich nicht.
Da, das ist es “Großes, weitläufiges Loft mit heller Fensterfront in der Nähe der Liberty Avenue zu vermieten. In dem weitläufigen Raum finden sich eine Kücheninsel und ein emporgehobenes Schlafabteil mit angrenzendem Bad. Diese Wohnung ist ideal für alleinstehende junge Leute.” Yeah Baby! Du wirst mir gehören… emporgehobenes Schlafabteil, das ist genau das was ich brauche, wie geschaffen.
Mit einer schnellen Handbewegung ziehe ich mein Handy aus der Tasche und wähle die in der Anzeige angegebene Nummer um schnellstmöglich einen Termin zu vereinbaren. Sie wollen einiges an Kohle sehen für das Schmuckstück, aber Geld hat mich noch nie gekümmert. Ich habe Glück und kann sofort vorbei kommen.

Innerlich klopfe ich mir selbst auf die Schulter und mache mich auf den Weg mein neues Reich zu entdecken. MEIN Reich! Ja, wenn ich nur wüsste wie ich da hin komme… Fuck! Diese Scheiss Stadt… hätte es nicht New York oder von mir aus auch LA sein können? Aber Pittsburgh? Wer will schon nach Pittsburgh….

Endlich läuft mir jemand entgegen, den ich auch schnell nach dem Weg frage. Er zeigt mir die Richtung und gibt mir eine Beschreibung wo ich lang muss, und schon bin ich wieder unterwegs…


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BeitragThema: Chapter 3   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:28 pm

Wieder in meinem Zimmer angekommen schmeisse ich meine Jacke auf einen Stuhl und mich aufs Bett… Na klasse… wenn das so weitergeht wird das mit dem Bild nichts mehr… zumindest nicht heute. Warum bekomme ich nur das Bild von diesem Mann nicht aus dem Sinn?

Immer noch sehe ich ihn vor mir, groß, schlank, er hat etwas graziles an sich. Wie er dort am Tresen lehnt und mich anstarrt. Es war als würden mich seine Augen regelrecht durchbohren. Diese Augen, gebettet in ein Gesicht, wie das von einem Gott, seine dunklen Haare fallen ihm locker ins Gesicht. Ich muss wieder an diesen Blick denken, was ist es nur, das darin verborgen liegt. Er hat mich taxiert wie ein Raubtier seine Beute… allein der Gedanke treibt mir einen erneuten kalten Schauer über den Rücken… automatisch wandert meine Hand über meinen Bauch, streift das Shirt höher und berührt die sanfte Haut die darunter liegt.

Mit leichtem Druck lasse ich meine Hand über meinen Bauch tiefer wandern, unter den Saum meiner Hose. Wie von allein findet sie den Weg zu meinem Glied, das schon pochend um mehr Freiraum bittet. Ich umschließe meinen Penis mit der Hand und beginne langsam daran auf und ab zu streichen, lasse die Spitze meines Zeigefingers über die empfindliche Öffnung meiner Eichel streichen und ergebe mich mit einem leisen Stöhnen in meine Gedanken an diese Augen. Allein der Gedanke daran macht mich noch heisser und ich schliesse meine Hand fester um mein Glied.

Allmählich intensiviere ich meine Berührungen während ich mir vorstelle, dass er mich genau jetzt mit eben diesem Blick ansieht und langsam auf mich zukommt. In meinen Gedanken spüre ich seine Hände auf meiner Brust, seine Zunge und Lippen auf meinen, seine Hände, die langsam tiefer wandern und meine Brustwarzen umkreisen. Ich sehe seinen Kopf, der langsam tiefer wandert, ohne dabei von meinem Körper abzulassen. Spüre seine fordernden Hände, die mich langsam von meiner Jeans befreien.
Berührungen, die mich immer mehr erzittern lassen, ehe sie wie eine heisse Welle durch meinen Körper jagen. Atemlos komme ich wieder zu mir.


Mein Kopf fällt zurück in die Kissen. Was verdammt noch mal hat mich denn bitte so angeheizt, dass es mir bei dem bloßen Gedanken an diesen Typen gekommen ist? Schnell stehe ich auf und gehe ins Bad. Was ich jetzt brauche ist eine heisse Dusche…


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BeitragThema: Chapter 4   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:28 pm

Zur gleichen Zeit unweit der Liberty Avenue…


`Verdammter Mist, muss dieser dämliche Aufzug grade jetzt den Geist aufgeben?!` schiesst es mir durch den Kopf, als ich endlich schnaufend den letzten Treppenabsatz erklimme und vor einer riesigen grauen Eingangstür stehe.

Gerade frage ich mich, warum zum Henker ich mich so beeilt habe, als ich höre wie sich doch glatt dieser dämliche Fahrstuhl doch noch in Bewegung setzt und nur Minuten später eine schlanke, blonde Frau Ende vierzig vor mir steht.

“Sie müssen Mr. Kinney sein” strahlt sie und streckt mir ihre sorgfältig manikürte Hand entgegen. “Jennifer Taylor, ich bin die Maklerin für dieses Goldstück” Sie deutet auf die Wohnung.
Ich versuche ihr so freundlich wie möglich zuzulächeln. “Brian… Brian Kinney, freut mich Mrs. Taylor.”

“Gut Mr. Kinney, wollen wir dann?” Ich nicke. Sie gibt eine Kombination in die Alarmanlage ein und zieht dann die Tür zum Loft auf.

`Wahnsinn!` Mein Blick schweift durch den großen, hellen Raum. Dunkles, edel aussehendes Parkett, eine elegante Küchenzeile mit vorangehender Kücheninsel, die Wände verklickert und ein leicht abgetrennter Raum, den man auf ein, über Stufen zu erreichendes, Podest gebaut hat, ebenfalls aus dem gleichen Holz wie das Parkett gestaltet. Das Schlafzimmer, hier befinden sich auch Einbauschränke an einer Wand und der Zugang zum Bad. Langsam öffne ich die Tür zu dem Raum und mir bleibt die Luft weg. Ein riesiger Spiegel prangt an der einen Wand, davor liegen zwei, in weisslichem Marmor gefasste Waschbecken. Die andere Front des Raumes wird komplett von einer gläsernen Duschkabine eingenommen, die sogar zwei Türen hat.

“Und Mr. Kinney? Gefällt Ihnen was sie sehn?” “Gefallen ist gar kein Ausdruck, aber es gibt doch sicherlich noch mehr als genug Interessenten, oder?” frage ich und ziehe dabei eine Augenbraue hoch. “Schon, aber. Sehen sie Mr. Kinney, von Denen, die sich das Loft bisher angeschaut haben hat sich noch niemand geäußert ob…” Ich falle ihr ins Wort “Was soll es kosten?” Sie stockt kurz “3000 Dollar im Monat, aber alles schon berechnet inklusive Nebenkosten…” Ich schaue sie an, warte einen Moment bevor ich etwas sage. Mein Entschluss steht fest. “Ich nehme es!” Sie sieht mich leicht sprachlos an, fängt dann aber an zu lächeln. “Sie… Sie nehmen es? Fein, dann kommen Sie, gehen wir einen Kaffee trinken und regeln dabei das Geschäftliche.” Ich nicke und folge ihr.

`Vielleicht hat diese Stadt doch noch was Gutes` schiesst es mir durch den Kopf, während Jennifer mich durch die Strassen in ein nahegelegenes Cafe führt. Wir setzen uns an einen Tisch am Fenster und sie legt mir die Verträge vor. Sorgsam studiere ich sie, obwohl ich längst schon weiss, dass ich unterschreiben werde. Dennoch lese ich mir die Verträge genau durch und achte auf jede Kleinigkeit.

Als ich mir sicher bin, dass ich keinen Fehler mache wenn ich mich auf diesen Vertrag einlasse nehme ich den Stift, den mir Jennifer hingelegt hat und unterzeichne jeweils an den Stellen, die angekreuzt sind. `Yeah, ich hab ein Loft` Innerlich mache ich kleine Luftsprünge und denke direkt darüber nach mich um die Einrichtung zu kümmern, damit ich nicht länger in diesem billigen Hotel übernachten muss.




Wir trinken noch den Kaffee aus und sind schon auf dem Weg nach draußen, als ich Jennifer noch mal kurz zurückhalte. “Ab wann ist das Loft eigentlich…” “Bezugsfähig? Ab sofort Mr. Kinney, der Mietvertrag läuft zwar ab nächster Woche, aber wenn Sie wollen können Sie schon rein” lächelt sie mich an. “Gut.” raune ich und dann trennen sich unsere Wege.

Ich habe noch viel zu erledigen am heutigen Tag. Zuerst führt mich mein Weg in die angesagten Möbelhäuser der Stadt, schnell habe ich eine passende Sitzgarnitur und den passenden Couchtisch aus schwarzem Glas gefunden. Einfach stylisch, yeah babe! So, nun noch ein paar andere Möbel und den Fernseher. Der Verkäufer will mir doch glatt nen Röhrenbildschirm auf´s Auge drücken, nicht mit mir! Schnell den passenden Flatscreen ausgesucht mit 1,20m Bildschirmdiagonale, das passende Soundsystem und nen High End DvD-Player und ab ins nächste Geschäft. Nun steht das wichtigste Zimmer in dem Loft auf dem Plan. Das Schlafzimmer.

Ich entscheide mich für einen Futon, dann noch ein paar Neonleuchten unten am Bettgestell - Sonderausstattung. Noch ein Konstrukt aus Neonröhren für die stilvolle Beleuchtung überm Bett, und die zum Bett passenden Beistellschränke. So, fertig. Lieferadresse angeben und ab ins Loft auf die Lieferung warten…


Tbc.
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BeitragThema: Chapter 5   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:29 pm

Rückblick, etwa acht Jahre vor dem Morgen im Diner…



Ein dunkler Wald, fernab der Zivilisation. Niemand traut sich zu so später Stunde hierher. Höchstens ein paar Junkies oder Selbstmörder laufen hier herum. Weiter als eine halbe Meile jedoch trauen sich auch diese Armen Gestalten nicht herein. Oh, nicht, dass sie nicht weiter hineingehen könnten, wenn sie wollten. Sie wollen einfach nicht.

Es gibt einen Grund, warum sie nicht herein wollen. Angst! Ja, die Menschen haben Angst vor dem finsteren, dichten Teil des Waldes, der hinter der unsichtbaren Schwelle liegt. Die Angst ist ein Grund, der sie umgehend auf ihren Absätzen kehrt machen lässt um sich schnellen Schrittes wieder den Feldern außerhalb des Waldes zu nähern.

Begleiten Sie mich ein Stück in den Wald hinein. Gehen wir ein Stück entlang der Wege und wenden wir uns bei der alten Weide ab von den befestigten Wegen. Ja, folgen Sie mir. Ich kenne den Weg, oft genug bin ich ihn gegangen nach jener Nacht. Ihnen wird nichts geschehen, solange ich bei Ihnen bin.

Aber nehmen Sie sich in Acht. Verhalten Sie sich still, weinen oder wimmern Sie nicht vor Angst. Er kann Angst riechen! Ja, er hatte viel Zeit, seine Sinne zu schärfen, zu viel Zeit.

Halt! Bleiben Sie stehn! Ich will ihnen etwas erzählen, bevor ich Ihnen einen Blick auf Ihn gewähre…

… Er hätte unser Prinz werden sollen, mächtig, furchterregend, von einer Schönheit wie sie nur Unseresgleichen kennt. Ja, wir alle warteten auf die Nachricht der Geburt in dieser Nacht. Warteten und warteten. Als sie dann kam, als man uns endlich von seiner Geburt berichtete - war alles woran wir geglaubt hatten im Nichts verloren.

WIE!!! Ja, wie zur Hölle noch mal hatte es DAZU kommen können?!? - Oh, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht ängstigen. Sie müssen nicht vor mir zurückweichen. Ich - werde Ihnen nichts antun. Doch lassen Sie mich ausführen.

Die Hoffnung eines Tages von diesem Wesen geleitet und gelenkt zu werden zerbrach für unseresgleichen genau in dem Moment, als sein erster Schrei die Stille der Nacht durchbrach. Unsere Herzen standen still.
Wir, die wir an der Geburt unseres Prinzen teilhaben durften, starrten voller Abscheu und Hass auf das Bündel in den Armen unserer Herrscherin.

Jedem in unserer Runde war in diesem Moment klar, dass er ganz und gar nicht den Idealen unserer Gesellschaft entsprach. Ja, er hatte die Zeichnungen am Körper, aber seine Haut war viel zu ebenmäßig, ja gerade zu makellos, zu makellos für Einen unseres Blutes.

In seinen Augen war kein rötliches Aufleuchten zu sehen, wie es bei Unseresgleichen so typisch ist.
Die Hörner, die seinen Kopf hätten zieren sollen, groß und gewunden, sie waren klein, fast unscheinbar und der breite mächtige Schwanz, der seinem Rücken entspringen sollte war `elegant` und feingliedrig.

In Ihren Augen mag das fast einem gängigen Schönheitsideal entsprechen.
In unseren Augen und in den Augen unseres Herrschers ist es jedoch nur eines - eine Missgeburt!
Nun schauen Sie mich nicht so an, machen Sie den Mund wieder zu, davon wird es auch nicht besser. Für keinen von uns.

Nun, es war ja auf der Welt, also mussten wir Ältesten eine Lösung finden. Eine Lösung, die für alle das Beste war.
Und wir fanden eine. Das Ding musste sterben!
Niemand widersprach. Alle waren zufrieden. Doch dann, ein Krieger war bereits herangetreten um den Kopf des Kindes von den - Schultern zu trennen, sagte der Älteste unter uns:

“Das Kind wird sterben, niemand würde es lieben können, so wurde es beschlossen!
Jedoch - sollte jemand der Anwesenden Willens und fähig sein, dieses Kind zu lieben, so möge er es mit all seinen Mitteln versuchen vor dem ersten und einzigen Hieb der Axt zu retten. Dann wird es leben!”

Ein Gottesurteil, aber… wer sollte schon diesem Ding da vor uns helfen? Es war doch für alle besser, wenn es tot, ausgestanden war. Niemand rührte sich.
Doch in dem Moment, als der Krieger die Axt auf das Kind hinuntersausen ließ, warf sich jemand schützend über das Wesen und opferte sein Leben für diese Missgeburt.

Alle Anwesenden hielten den Atem an, als der Krieger langsam erst die Axt erhob und anschließend den Kopf der Person in den kalten Himmel hob, die sich für SEIN Leben geopfert hatte.
Unsere Herrscherin.

Somit war das Schicksal des Kindes besiegelt. Es durfte leben. Ihr würdet es nicht als Leben bezeichnen.
Der Herrscher sprach, dass es NIE lernen sollte, was Liebe, was Zuneigung bedeutet. Er bestimmte, dass Er sein Dasein hier im Wald, in dem alten, trockenen Brunnen fristen sollte. Man würde ihn halten wie ein Tier. Lediglich Nahrung und Wasser sollten ihm in seine feuchte, einsame Zelle gebracht werden.

Und so kam es…

Nun, nun wisst Ihr warum Ihr still bleiben und nicht von meiner Seite weichen sollt. Er ist ein Tier.
Seine Instinkte leiten ihn, aber er ist gehalten von Ketten, die er nie zu brechen vermag.

Also kommt, es ist Zeit Ihn zu sehn…



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BeitragThema: Chapter 6   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:30 pm

In einem feuchten, dunklen Brunnen, unweit der Stelle an der gerade die Geschichte eines einzigartigen Wesens erzählt wurde....


Dieser Schmerz, diese Kälte... ausser Atem zucke ich schweissgebadet und schmerzerfüllt zusammen. Still verharre ich einen Moment, bis ich wieder zu Sinnen komme. Mein Blick wendet sich nach oben. Es ist kalt. Wieder fallen kalte Wassertropfen von oben auf mich herab. Es ist finstere Nacht. `Wie mag es da oben wohl aussehen?´ Wieviele dieser Räume, wie der, in dem ich mich befinde mag es noch geben? Immer wieder stelle ich mir die gleiche Frage und warte.

Warte darauf, ob einer der Männer, die immer nach mir sehen hereinkommt, oder ob ich heute vergessen werde. Wenn ich Glück habe, kommt SIE heute vorbei. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Mundwinkel. Sie ist anders als die Männer, die mir zu essen und zu trinken bringen. Diese Männer reden nie ein Wort mit mir, tun so, als sei ich gar nicht da oder schenken mir verächtliche Blicke, die mich dazu bringen mich nur noch weiter an diese kalten, feuchten Mauern zu drängen.

Doch Sie ist anders. Sie macht mir keine Angst. Ich weiss noch, als sie das erste mal zu mir kam.
Schweigend betrat sie den Raum. Ich strengte meine Nase an und versuchte anhand ihres Geruches wahrzunehmen, was sie fühlte. Aber ich konnte nichts genaues erkennen. Da war kein Geruch nach Angst und Hass, wie bei den Anderen, wenn sie mit Stöcken in der Hand den Raum betraten, um mich mal wieder halbtot zu schlagen. Warum taten sie das mit mir? Was zur Hölle hatte ich nur getan? Ich wich doch schon in die hinterste Ecke zurück, wenn einer von ihnen den Raum betrat, um das stinkende Stroh auf dem ich schlief zu wechseln. Ich sah sie nie an, hielt den Kopf immer gesenkt, um sie nicht auch noch unnötig zu provozieren. Irgend etwas musste doch geschehen sein, dass sie mich so behandelten, aber was? Oder war das normal? Aber wenn das wirklich normal war, wieso tragen sie dann nur die feinsten und saubersten Sachen, während ich hier nackt, in Ketten gelegt auf stinkendem Stroh lag???

Schnell schüttelte ich diesen Gedanken wieder ab. SIE hatte mir ja erzählt, dass es da draussen anders war. Der Tag, an dem Sie das erste mal zu mir kam, hat einiges verändert. Sie betrat den Raum und stand dann stumm da. Wie schon erwähnt hatte Sie nicht nach Angst und Hass gerochen. Vielmehr war da ein Geruch an ihr, den ich nicht einordnen konnte.

Wie schon so oft hatte ich mich allein beim Geräusch der Tür ganz eng an die Wand gedrückt, und wagte nicht den Kopf zu heben, um sie anzusehen. Ein Moment verstrich, indem wir einfach still verharrten.
Dann geschah etwas, das mich verwirrte und mich noch dichter an die Wand rücken ließ. Sie kam auf mich zu, langsam, Schritt für Schritt kam sie näher. Schliesslich blieb sie stehen und kniete sich zu mir.

Minuten verstrichen, in denen ich mich fragte, was sie von mir wollte, mich fragte, warum sie so verdammt nah hier bei mir kniete. Plötzlich spürte ich Wut in mir aufsteigen. Von einem auf den anderen Moment spannten sich sämtliche Muskeln in meinem Körper an, und ich stürzte vor um sie anzugreifen. Sie sollte weggehen, mich in Ruhe lassen und gefälligst nicht so - anders Handeln als die Anderen.

Was dann geschah, liess mir den Atem stocken. Sie schlang die Arme um mich und hielt mich, ihren Angreifer, einfach nur fest. Sie drückte mich an sich, und ignorierte alle Angriffsversuche meinerseits. Was sollte das? Sie sollte Angst haben, sollte verschwinden, mich endlich wieder allein lassen. Ich war immer noch voller Wut, doch sie hielt mich einfach nur an sich gedrückt, solange, bis ich aufgab.

Das Gefühl, das ich in diesem Moment spürte, als sich ihre Arme enger um mich legten, sie mich sogar sanft in ihren Armen wiegte, war - anders. Ich wollte aufschreien, ihr an den Kopf werfen sie solle mich in Ruhe lassen, doch ich tat nichts dergleichen. Ich spürte ein Brennen in meinen Augen. Was hat sie gemacht, dass ich mich auf einmal so anders fühle? Warum hielt sie mich hier in ihren Armen? Und was war mit mir los? Sicher ich hatte vielleicht schon einmal geweint, aus Verzweiflung, dass ich hier allein saß, oder wenn sich mal wieder der Schnee auf den kalten Boden neben mir legte, und die Kälte unerträglich wurde. Aber irgendwas war anders. Mir war warm… seltsam warm. Das Brennen in meinen Augen wurde stärker, und ich legte zögernd mein Kinn auf ihre Schulter. Etwa im gleichen Moment fingen ihre Hände auf meiner Haut an, sich zu bewegen. Komische, mir unbekannte Bewegungen vollzogen sie, die aber eine ziemlich beruhigende Wirkung auf mich hatten. Ich schloss die Augen und verharrte gespannt, was als nächstes geschehen würde.

Wieder dauerte es eine ganze Weile, bis sich etwas tat. Ich spürte, wie sich ihr Körper verspannte. Vernahm ein leises Wispern an meinem Ohr „Was haben Die nur mit dir getan?“ mehr hörte ich nicht. Plötzlich und unerwartet wich ich aus der Umarmung zurück. Das konnte nicht, durfte nicht sein. Niemand hatte mich bisher so berührt. Ich wich zurück an die kalte, feuchte Wand hinter mir, und starrte sie aus wütenden, unsicheren Augen an. Mein Mund öffnete sich um etwas zu sagen, aber kein Wort kam über meine Lippen. Lediglich ein leises Krächzen war zu vernehmen. Kein Wunder, ich hatte lange nicht gesprochen. Mit wem auch, und warum? Sicher, ab und zu sprach ich zu mir selbst wie ich das gelernt hatte, keine Ahnung. Es war immer, als ob mir irgendwas in meinem Inneren Mut zusprach, Mut den Kopf ob meiner ausweglosen Situation nicht hängen zu lassen. Oft schon hatte mich diese Stimme in meinem Hinterkopf dazu gebracht mich zu beruhigen, auch heute tat sie das.

Ich saß da, starrte diese Frau an, die mich einen Moment zuvor noch in ihren Armen gehalten hatte. Schwer schluckend nahm ich mich zusammen und brachte schließlich doch ein Wort hervor. Ein Wort, das der Anfang von etwas Neuem sein sollte, was ich bisher noch nicht kannte. „Warum?“ mehr brachte ich nicht heraus…

Sie kam erneut auf mich zu, und setzte sich neben mich in das feuchte Stroh. Einige Zeit sah sie mich einfach nur an, schien zu überlegen, ob sie etwas sagen sollte, oder nicht. Schliesslich aber legte sich ein Arm auf meinen Oberarm, was mich kurz zusammenzucken liess. “Ich glaube ich muss dir etwas erklären, sag nichts, hör einfach nur zu und vertrau deinem Herzen, dass das, was ich dir erzähle zwar schwer zu glauben, aber wahr ist” sprach sie mit einer Stimme, die wieder diese unbekannte Wärme in mir auslöste…

“Wo fange ich am besten an, damit Du mich verstehst… Es gibt Dinge auf dieser Welt, die nicht erklärbar sind, oder sollte ich lieber sagen, die sich nicht erklären lassen wollen?” sie machte eine kurze Pause in der sie mich ansah. “Ich kenne Dich, weiss wer, oder was Du bist und warum Du hier bist.” Um ihre Worte zu untermalen machte sie eine weit ausholende Bewegung durch den Raum, während ihre andere Hand immer noch auf meinem Oberarm ruhte.

“Man ist grausam zu Dir gewesen, ist dir in einer Kälte gegenüber getreten, die Du nicht verdient hast, nicht so. Aber lass mich erklären. Ich kannte deine Mutter… Sie war eine wunderschöne Frau, oh ja das war sie. Ihr Mann, dein Vater liebte sie über alles. Sie war wie ich, ein Mensch. Lebte in einer kleinen Wohnung in der Stadt, und arbeitete in einem kleinen Bäckereigeschäft. Als sie schwanger von deinem Vater wurde, kam sie zu mir, überglücklich. Sie weinte vor Freude und sagte mir, wie sehr sie sich auf ihr Kind freuen würde, dass sie es aufziehen würde mit so viel Liebe, wie sie nur zu geben hatte. Wir trafen uns fast täglich in den neun Monaten ihrer Schwangerschaft, und nach und nach hatte sie das Kinderzimmer eingerichtet, und alles besorgt um dir ein schönes Leben zu bereiten. Dann kam der Tag an dem sich alles änderte. Am Tag Deiner Geburt holte man sie aus ihrer Wohnung ab, und nahm mich mit. Wir fuhren in diesen Wald, und ich und einige Frauen halfen ihr bei der Geburt. Als es dann geschafft war, und man Dich in ihren Arm legte, wusste ich sofort, dass da eine einmalige Bindung entstanden war. Ihre Augen strahlten heller als die Sterne am Himmel, und eng drückte sie Dich an sich. Als Du anfingst zu schreien kam auch dein Vater herüber. Das was ich dann sah, gab mir einen schmerzhaften Stoß direkt in mein Herz. Er sah Dich an, seine Züge entgleisten, und er schrie herum als wäre das schlimmste geschehen, was je hatte geschehen können.”

Sie machte eine kurze Pause und sah mich an, ich hatte den Kopf sinken lassen, und lauschte ihren Worten. Langsam nahm sie mein Gesicht zwischen ihre Hände, und drehte meinen Kopf zu sich herum. Sie sah mir in die Augen. “Ich möchte, dass Du weisst, dass ich dir das nicht erzähle, um dir weh zu tun. Ich erzähle dir davon, weil ich möchte, dass Du die Chance nutzt, die ich Dir noch geben werde. Hörst du?” Ich nickte damals einfach nur. Dann fuhr sie fort. Erzählte mir alles, warum ich hier war, so behandelt wurde, und dass meine Mutter ihr Leben für mich geopfert hatte. Es brach alles wie ein Wasserfall über mir zusammen. Stumm lauschte ich damals ihrem Wort, unfähig etwas zu sagen, oder irgendwie zu reagieren. Mein Kopf war voll mit Fragen, aber ich war nicht fähig auch nur eine von ihnen zu stellen.


Kurz bevor sie aufbrach schaute sie mich noch einmal an. “Ich muss gehen, aber ich werde wiederkommen. Vertrau mir.” Ihr sanftes Lächeln, das sie mir zuwarf brachte meine Mundwinkel zum zucken.

Das Ganze ist nun eine Weile her. Wieder gleitet mein Blick durch den Raum, über den feuchten Boden, das nasse Stroh unter mir, und zu den Ketten, die mich halten. Sie war noch ein oder zweimal gekommen in der Zeit bis jetzt. Ich hatte einiges über mich erfahren. Wusste, dass ich unerwünscht war, und nur noch existierte, weil meine Mutter ihr Leben gegen meines eingetauscht hatte. Wusste, dass ich hier irgendwann verenden sollte.

Die Gewissheit, diesen Raum nie zu verlassen, nicht die Welt da draußen zu sehen, die sie mir so wunderschön beschrieben hatte, verursacht mir immer noch einen großen Klos in meinem Magen. Ich will hier raus, will nach draußen, endlich sehen, was für Andere selbstverständlich ist, und nie wieder hierher zurück kehren. Meine Arme spannen sich an. Wieder habe ich diese Stimme in meinem Hinterkopf, die mich ermutigt, mich gegen die Ketten die mich halten aufzurichten, nicht zuzulassen, dass sie mich weiter hier gefangen halten. Ganz leise glaube ich Worte zu hören. Worte, die niemand außer mir vernehmen kann. “Komm mein Sohn, es ist Zeit. Zeit dein jetziges Leben hinter Dir zu lassen. Neu anzufangen. Zerreiss die Ketten, die um deine Gelenke gewunden sind, und sei endlich das, was ich immer aus dir machen wollte. Sei ein Mann!”

Ein seltsames Gefühl breitet sich in meinem Körper aus. Ich stehe auf, schaue zum Himmel. Alles scheint sich zu drehen, und ich habe das Gefühl als würde mein Körper an mehreren Stellen auseinandergerissen. Irgendetwas drängt sich aus meinem Rücken, aus meiner Stirn, und ich schreie auf. Nicht vor Schmerz, sondern weil ich mich anders fühle, stark, wild. Mit aller Wucht werfe ich mich in meine Ketten. Wieder und wieder werde ich von ihnen zurückgeworfen. Zu jeder anderen Zeit hätte ich aufgegeben, aber die Stimme in meinem Inneren bringt mich dazu, es immer wieder zu versuchen. Ich stehe da und konzentriere mich. Nun muss es doch endlich mal klappen. Ich harre einen Moment aus, sammle alle Kraft, die ich in meinem Körper noch finden kann und versuche es erneut. Ich werfe mich nach vorne, und auf einmal fühle ich mich, als sei ich von einem Meer aus Licht umgeben.

Und dann geschieht Es. Ich habe schon kaum noch Hoffnung als ich mich erneut in die Ketten schmeisse. Doch dann geschieht es, ein Ruck, und ich falle nach vorne. Ich spüre wie die Ketten nachgeben und sinke zu Boden. Es wird schwarz um meine Augen, und schwer atmend liege ich da. Als ich mich beruhigt habe drehe ich mich um. Dort wo die Ketten in der Wand verankert waren klaffen Löcher. Ich habe es geschafft… Ich bin frei… Naja, fast zumindest. So, nun nur noch überlegen wie ich hier heraus komme. Ich bin ziemlich in meinen Gedanken verloren, als ich von einem Geräusch aufgeschreckt werde. Schritte… Mist… gerade jetzt. Was mach ich denn nur?

Schnell ziehe ich mich wieder auf das Stroh zurück, setze mich direkt vor die zwei Löcher in der Wand, die eng untereinander liegen, verdecke sie so mit meinem Rücken. Die losen Enden der Kette schiebe ich hinter mich, so dass man sie nicht sieht. Schnell senke ich den Kopf, als ich einen Schlüssel in der Tür höre. Ebenso vernehme ich leise Stimmen. “Kommen Sie, nun werden Sie sehen, wovon ich gesprochen habe…” Ich schliesse die Augen… Konzentriere mich auf das, was gerade eben geschehen ist, als ich auf einmal wieder eine mir sehr vertraute Stimme in meinem Hinterkopf höre.

“Ich wusste Du nutzt die Chance die ich Dir gegeben habe… Nun mach was daraus… Ich weiss, du schaffst es. Du bist mein Sohn… Brian Kinney...”

Und genauso langsam wie die Stimme in meinem Kopf verhallt, öffnet sich die Tür in ein neues Leben. Ohne den Kopf zu heben, bohren sich meine Augen in die Tür, warten darauf, dass sie sich einen Spaltbreit öffnet. Mein Herz pumpt das Blut in einer rasenden Geschwindigkeit durch meinen Körper. Jeder Muskel, jede Faser meines Körpers spannt sich an und wartet darauf, endlich durch diese Tür zu brechen, um alles hinter mir zu lassen.

Mit leicht glühenden Augen, und einem Grinsen um meine aus meinem Kiefer gebrochenen Reisszähne, starre ich auf die Tür die sich nun langsam öffnet. In mir erwacht ein Hunger, ein Hunger auf Freiheit, auch wenn ich dafür erst Blut vergiessen muss. Es ist an der Zeit. Dann umhüllt mich Dunkelheit, die mich durch diese bizarre Szenerie führt. Die Stimme in meinem Kopf bleibt still, und ein neues Gefühl macht sich breit, als ich schliesslich über zwei leblose Körper schreite, und den Fuß über die Schwelle setze. Dieses neue Gefühl gefällt mir. Es ist Hoffnung, Hoffnung auf ein neues Leben...

Tbc.
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BeitragThema: Chapter 7   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:31 pm

Hunger…



Endlich war die Arbeit in meinem Loft getan. Gott sei Dank! Nur noch zehn Minuten länger und ich wäre Amok gelaufen. Hmm, Irgendwie… Ich gehe zum Kühlschrank und öffne diesen. Nicht, dass der Kühlschrank in irgendeiner Weise gefüllt war. Es gab echt wichtigeres. Aber irgendwie habe ich so ein seltsames Gefühl im Bauch. Prüfend streift meine Hand vom Magen aus abwärts. Hmm…

Ich lasse mich einfach auf das Sofa fallen, und zünde mir erstmal eine Zigarette an. Das hilft bestimmt. Hat es bisher immer, wird es … Fuck!!! Diesmal nicht. Was ist denn nur mit mir los? Erstens kann ich nicht stillsitzen, als hätte ich Hummeln im Hintern, und zweitens werde ich dieses bescheuerte Gefühl nicht los. Und ich weiss noch nicht einmal was es ist. Wieder wandert meine Hand über meinen Bauch. Hmm… Kinney, Du solltest vielleicht doch einfach was essen. Das wird es sein.

Schnell springe ich unter die Dusche, da ich garantiert nicht so verschwitzt wie ich bin vor die Türe gehe, und bin schon zwanzig Minuten später frisch gestylt auf dem Weg zu diesem Diner. “Hoffentlich ist diese rothaarige Nervensäge nicht da” seufze ich leise vor mich hin, aber ich habe mich verrechnet. Natürlich ist sie da…

“Sieh an, der süße Knackarsch mit dem Putensandwich!” tönt sie quer durch den Laden als ich reinkomme. Leicht nervös aber mit starrer Mine schweift mein Blick zu einem Tisch von dem ich ein kaum hörbares Glucksen vernehme. `Ach Du heilige Scheisse!´ Was ist DAS denn???

Langsam gleitet mein Blick zum Boden, um gleich darauf ungläubig an dieser - dieser Erscheinung hinauf zu wandern. Weiss - silberne Sneaker, eine “pinke” Lacklederhose, silberfarbenes Oberteil mit einem eingenähten Riss, queer über die Brust und eine weisse Jeansjacke. Na herzlichen Glückwunsch!
Vor mir sitzt wahrscheinlich Pittsburghs tuckigste Schwuchtel…

Schnell hebe ich den Blick wieder und setze mich an den Tresen. Kaum sitze ich hier rum, kommt die Rothaarige auch schon zu mir. “So Süßer, heut Abend etwas entscheidungsfreudiger?” Kaugummikauend grinst sie mich an. “Kaffee… und nen Bagel” Mehr sage ich nicht, schnappe mir dann die Zeitung und überfliege die Zeilen. `Verdammt Kinney! Halt doch endlich mal den Arsch still!´ Das kann doch echt nicht wahr sein. Kurz blicke ich noch mal zu den drei Witzfiguren da an dem Tisch, und schüttle dann belustigt den Kopf…..”Autsch!” Was zum… Da hat mir diese rothaarige Kratzbürste doch ganz ernsthaft eine auf den Hinterkopf verpasst??? Mir??? Stinksauer drehe ich mich um, als sie vor mir steht und mich böse anfunkelt. “Nun hör mal zu Kleiner. Lach noch einmal, ein einziges Mal über meinen Sohn oder seine Freunde, und ich sorge dafür, dass Du das Gefühl hast, dass du deinen hübschen Schwanz nirgendwo mehr reinstecken willst!” Ich starre sie einfach nur mit großen Augen an. Also, ich bin das selten, aber jetzt bin ich es. Ich bin sprachlos. “Haben wir uns verstanden?!?” sagt sie mit einem Unterton in der Stimme, der keine Widerrede duldet. Schon habe ich den Mund geöffnet um ihr unmissverständlich zu verstehen zu geben, was sie mich mal kann, als ich auch schon den nächsten unsanften Schlag auf den Hinterkopf bekomme. - Seufzend nicke ich ihr zu.

Als mein Essen dann vor mir steht, stochere ich nur mit dem Finger in dem Bagel rum. Irgendwie scheint das nicht ganz Das zu sein, was ich will. Verdammt! Was ist nur mit mir los? Dieses Gefühl, ich hab keine Ahnung was es ist, aber mein Körper beginnt ziemlich zu kribbeln. Ich muss hier raus. Ohne ein weiteres Wort lege ich einen Schein zum zahlen auf den Tresen, stehe auf, und verlasse, ohne die dreier Truppe am Tisch noch eines Blickes zu würdigen, das Diner. Das leise:” Das Leckerchen landet unter Garantie im Babylon..” und die Entgegnung “Das Arschloch nennst du Leckerchen, Em?” höre ich schon gar nicht mehr.
Vor der Tür spüre ich, wie dieses Gefühl in mir immer stärker wird. Und dann ist er da… Dieser Geruch. Wonach riecht es hier verdammt noch mal? Ich meine, Hallo? Ich hab ne feine Nase, weiss ich. Aber… Irritiert stehe ich da. Irgendwie riecht es nach… Spannung… Schweiss… Spass… Japp, das ist es, aber noch eine andere Nuance ist in diesem Geruch vorhanden, und die ist mir völlig unbekannt.

Ohne es zu merken bin ich schon ein ganz schönes Stück diesem Geruch gefolgt… Er macht mich wahnsinnig, okay nicht im negativen Sinne. Ich will jetzt wissen, was das für ein Geruch ist. Mir fällt nicht einmal auf, dass sich irgendetwas in meinem Kiefer zu regen scheint, so beschäftigt bin ich mit diesem Geruch. Mittlerweile ist mir auch nicht mehr kalt, nein ein ganz dünner Schweissfilm legt sich auf meine Haut.

Irgendwie scheinen sich meine Sinne komplett, bis auf den Geruchssinn auszuschalten. Zu verführerisch ist dieser unbekannte Teil des Reizes, der meine Nasenflügel durchflutet, und mich immer weiter durch Pittsburghs Strassen zieht, bis ich vor einem Gebäude stehe, an dessen Eingang ein Neonschild mit der Aufschrift Babylon prangt. Der Türsteher mustert mich kurz, lässt mich dann aber doch herein. Hier ist es, hier muss der Ursprung dieses Geruches sein. Je weiter ich in den Laden reingehe, desto intensiver wird dieser Geruch, der mittlerweile meinen Puls dazu gebracht hat fast meine Adern zu sprengen, der mich immer weiter in seinen Bann zieht. Und dann stehe ich plötzlich mitten in dessen Ursprung.

Schwitzende Körper reiben sich im Takt der Musik aneinander. Gleissende Scheinwerfer treiben die Menge immer mehr dazu an, zu tanzen. Wahnsinn! In so einem Laden war ich noch nie. Klar, ich war natürlich schon raus in meinem Leben, aber eher in Kneipen oder so. Nicht in so einem Laden. Ich schaue mich um. Irgendwas ist hier anders, aber meine Gedanken sind immer noch zu benebelt von dem was ich rieche, was mir eine Anspannung in den Körper treibt, die ich schon seit langem nicht mehr gespürt habe. Aber die Situation ist anders als die vor einigen Jahren…

Schnell schüttle ich den Kopf und gehe auf die Theke zu. Ich brauch erstmal was zu trinken. Wieder runterkommen Kinney! Gaaaanz easy! Tja, auch leichter gedacht als getan, denn dieser intensive Reiz in meiner Nase hat nicht nur längst vergrabene Geister in mir geweckt. Ich versuche mich zu konzentrieren und drücke mich instinktiv näher an die Theke, um zu verbergen, was sich da gerade noch geregt hat. Während ich auf meinen Whiskey warte schweift mein Blick über die Tanzfläche. Irgendwas ist hier anders. Etwas fehlt. Wie Schuppen fällt es mir von den Augen. Hier drin sind nur Kerle! Ach du Scheisse, wo bin ich denn jetzt gelandet? Und jetzt? Raus hier? Nein! Das will ich nicht. Aber hierbleiben? Kinney, hallo? Was willst Du hier drin? Du bist doch keine… Nein, nein, nein… No Way!

Hastig kippe ich den Drink herunter. Schon halb bin ich doch auf dem Weg zum Ausgang, aber irgendwas hält mich zurück. Die Musik dröhnt in meinen Ohren, dieser Geruch ist intensiver als vorher, und ich kann endlich das Gefühl identifizieren, das ich schon den ganzen Abend habe. Hunger…
Aber nicht nach etwas essbarem, sondern einen seltsamen Hunger, nach etwas, das mir so gänzlich unbekannt ist. Auf einmal ist sie wieder da, die Stimme in meinem Hinterkopf. “Auf was wartest Du?” Tja, das wüsste ich auch gern. Unfähig mich auch nur irgendwie zu regen, stehe ich da und starre auf die sich aneinander reibenden Körper. Längst ist mir meine Hose viel zu eng geworden. “Es ist Zeit, Dich selbst zu entdecken…” wispert es weiter in meinem Hinterkopf. `Mich selbst entdecken?´ Wie zum Henker ist das denn nun gemeint? “Lass es einfach raus…” Pah! Was denn, und vor allem, wie??
“Geh auf die Tanzfläche, hab Spass…” Ähm… ja, läuft hier gerade irgendetwas schief? Ohne es zu merken bewege ich mich schon zwei Sekunden später inmitten der schweissnassen Körper im Takt der Musik, und kann die Lungen gar nicht voll genug von diesem erregenden Geruch bekommen.

Ich schliesse die Augen, lasse mich ganz ungezwungen vom Takt der Musik dahinziehen, spüre schon bald Hände an meinem Oberkörper, Nasen an meinem Hals die mir einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Körper wandern lassen, und mir einen kehligen Laut entlocken. Irgendwas läuft hier grad so gar nicht geplant, aber das ist mir scheissegal. Ich halte die Augen weiter geschlossen, geniesse die Hände auf meinem Oberkörper, einen Körper, der sich langsam von hinten an mich herandrückt, Lippen, die sich sanft auf meine legen. Oh man, lass das nun bloß nicht enden. Ich spüre wie ich langsam vorwärts gezogen werde, öffne aber immer noch nicht die Augen, folge einfach der Person die mich an meiner Hand hinter sich herzieht.

Dann wird es etwas ruhiger. Die Musik ist weniger laut und verdammt… Dieser Geruch… Hier ist er so stark… Willenlos folge ich den an mir ziehenden Händen, und lasse mich mit dem Rücken an eine Wand drücken. Wieder legen sich diese sanften Lippen auf meine und kurz darauf bittet eine fremde Zunge um Einlass. Wie automatisch öffne ich die Lippen, als es plötzlich aus mir herausbricht.

Als hätte ich nie etwas anderes gemacht, greife ich mit einer Hand in den Nacken meines Gegenübers und ziehe ihn zu mir heran. Unsere Zungen liefern sich einen leidenschaftlichen Kampf darum, wer in diesem Spiel den Ton angibt und bei Gott, ich werde nicht derjenige sein, der nachgibt. Tief bohre ich meine Zunge in den Rachen meines Gegenübers, lockere nicht den Griff um seinen Nacken als er sich mir entziehen will um Luft zu holen. Noch nicht… nicht jetzt. Meine andere Hand lasse ich langsam über den Rücken des Unbekannten gleiten. Sie findet ihren Weg wie von selbst, fährt über seine nackte Haut, die sich so verdammt gut anfühlt. Mit den Fingern zeichne ich jeden Muskel auf seinem Rücken nach, bevor ich meine Finger langsam unter den dicken Stoff seiner Hose gleiten lasse und ihm so ein Stöhnen entringe.

Meine Hand wandert nun von seinem Hintern nach vorn und trifft dort auf meine andere Hand, die sich mittlerweile von seinem Nacken über seinen Oberkörper heruntergetastet hat und ohne zu zögern drehe ich ihn mit dem Rücken zu mir. Dann drehe ich mich ganz mit ihm um, so dass er sich an die Wand stützt, während ich seine Hose öffne und forsch über seine Hüften nach unten ziehe. Wieder entfährt ihm ein Stöhnen, was mich nur noch mehr anheizt. Ich packe ihn, beuge seinen Oberkörper nach unten und greife zu seinem Glied. Dann, plötzlich hält er meine Hände fest und drückt mir etwas in die Hand. Ein kleines Päckchen, quadratisch. “Nur safe” sagt er, was auch immer… Mir egal. Er beugt sich wieder vor, während ich das Päckchen öffne und das dünne Latex heraushole. Als würde es mir eine innere Stimme zuflüstern ziehe ich diese “Hülle” über meinen harten Schwanz, den ich schon längst aus meiner Hose befreit habe und trete wie selbstverständlich hinter ihn. Er wartet… das kann ich spüren. Ich merke, wie sich die feinen Härchen in meinem Nacken aufrichten und dringe dann plötzlich und ohne Vorwarnung heftig in ihn ein.

Meine Hände greifen seine Hüften, während ich mich vorbeuge und ihm meine Zähne, ohne ihn zu verletzen, in die Schulter schlage. Ich will ihn, kann nur noch daran denken, immer wieder hart und leidenschaftlich in ihn zu stoßen. Ohhh jahhh! Jetzt weiss ich, was das den ganzen Abend für ein Gefühl war. Geleitet von unsichtbaren Händen versinke ich vollkommen in diesem Moment, geniesse das Gefühl seines engen Körpers um mich, und lege stöhnend den Kopf in den Nacken als ich das Kondom in ihm fülle, während er sich mit seiner Hand zum Höhepunkt treibt. Schwer atmend verharre ich einen Moment, ziehe mich dann aus ihm zurück, und werfe das Kondom in den nächsten Mülleimer. Dann lehne ich mich an die Wand und schliesse langsam meine Hose.

Das war der Wahnsinn! Wie konnte mir das die ganzen Jahre entgehen? Oh ja, ich werde dafür sorgen, dass ich das hier noch oft erlebe. Ohne weiter auf meinen Begleiter zu achten, verlasse ich den dunklen Raum in dem wir uns befinden, und schlendere erleichtert und entspannt zur Bar. Gerade als ich den Raum mit der lauten Musik betrete höre ich in meinem Kopf ein leises. “Du bist erwachsen geworden mein Sohn…” bevor ich wieder komplett Herr meiner Sinne bin.

Ich habe heute Nacht etwas gefunden, was mir gänzlich unbekannt war. Und ich werde es hüten, wie es sich gehört. Das hier, das ist der Ort an dem ich noch viele Abende verbringen werde, Momente wie den zuvor immer und immer wieder erleben werde. Das hier ist Mein… Mein Revier…

Und damit trinke ich meinen Whiskey aus und bewege mich wieder in die Mitte der Tanzfläche. Der Abend ist noch lange nicht vorbei, auch wenn der Hunger für den Moment gestillt ist… Verstohlen bohren sich meine Eckzähne in meine Unterlippe und ich gebe mich, zufrieden grinsend, wieder dem Rhythmus der Musik hin…
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BeitragThema: Chapter 8   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:32 pm

Während sich Brian auf der Tanzfläche des Babylon amüsiert, sitzen die drei anderen Jungs, denen er heute begegnet ist, immer noch im Diner und leisten Debbie bei ihrer Schicht Gesellschaft.

“Habt ihr gesehen, wie der mich angeschaut hat? Als wäre ich von einem anderen Stern!” Sichtlich verärgert zog die knallbunt angezogene, schlanke Gestalt die Nase kraus. “Ach Emmett, zugegeben, Dein Outfit ist heute etwas sehr farbenfroh, aber seit wann interessiert Dich die Meinung von anderen Leuten?” “Seit diese anderen Leute gut aussehen! Ted, Du verstehst das nicht” sprach er zu dem älteren, dunkelhaarigen, der daraufhin nur genervt die Augen verdrehte. Dann knuffte er seinen besten Freund neben sich an, der schon eine ganze Weile schweigend dasaß und angestrengt über irgendetwas nachzudenken schien.

“Michael? - Michael!” Als dieser jedoch weiter finster vor sich hin starrte, schüttelte Ted ihn leicht an der Schulter. Emmett sah seinen besten Freund nur besorgt an. “Erde an Mikey. Was ist denn los Süße?” sagte er, und legte eine Hand auf die von Michael. Der schreckte in diesem Moment hoch und merkte, dass er angesprochen wurde. Langsam zwang er sich zu einem leichten Lächeln. “Alles in Ordnung . Ehrlich. Ich war nur in Gedanken mal wieder bei meinen Comics.” log er, und sah, dass die Beiden ihm wohl glaubten, als sie genervt die Augen verdrehten.

Die Wahrheit über seine Gedanken konnte er unmöglich sagen, denn dann wäre er in Erklärungsnotstand geraten. Wenn seine Vermutung, die in der letzten halben Stunde immer mehr Form in seinen Gedanken angenommen hatte, stimmte, dann musste er etwas unternehmen. Ihm war gleich aufgefallen, dass der Fremde von vorhin nicht gewöhnlich war, als dieser das Diner betreten hatte. Nur war ihm nicht gleich aufgefallen, woran das lag. Erst als der Dunkelhaarige auf dem Weg zum Ausgang wieder an ihrem Tisch vorbei kam, fiel ihm auf, dass er einen ihm sehr wohl bekannten Duft an sich hatte. Wieder sah er das Gesicht des Fremden in seinen Gedanken.

Er war hübsch, keine Frage. Die braunen Haare, die leicht fransig in sein Gesicht hingen, und dann diese tiefen, braungrünen Augen, die ihm eine Gänsehaut über die Arme jagten. Sein ebenmäßiger, leicht bronzefarbener Teint vervollkommnete das Bild was er abgab. Aber eines irritierte ihn an dem Mann, außer diesem Geruch.

Wieder sah er diese Augen vor sich. Für Leute, die sich keine Gedanken machten, mussten sie kühl und arrogant wirken. Michael jedoch konnte tiefer hineinsehen. Noch so ein Vorteil seiner hervorragenden Sinne. Daher entging ihm selbst bei einem nur kurzen Blick in die Augen nicht, dass diese in Wahrheit voll waren von Traurigkeit, Angst und Schmerz. Irgendwas war mit dem Kerl passiert, der offensichtlich einer von Ihnen war. Und er beschloss herauszufinden, was das war…









Heute gingen sie nirgendwo mehr hin. Nicht mal das Woody´s konnte sie locken. Gemütliche Abende im Diner waren zwar zur Seltenheit geworden, aber dennoch kamen Diese in unregelmäßigen Abständen vor. Debbie freute sich immer, wenn sie ihre Jungs um sich hatte. Zwar war nur Michael ihr leiblicher Sohn, aber die Anderen beiden hatte sie schon längst mental adoptiert. Jeder der Jungs war auf seine Art liebenswert, und sie ließen sie längst spüren, dass sie ihnen mindestens genau so wichtig war.

Heute hatte sie einen neuen Ziehsohn dazu bekommen, auch wenn Dieser noch nichts davon wusste. Auf Anhieb, bereits als er das Diner betrat, wusste sie, wer er war. Seine Augen, seine Nasen- und Mundpartie, alles erinnerte sie an ihre beste Freundin. Da gerade nichts los war, verharrte sie einen Moment lächelnd mit einer Tasse Kaffee hinter dem Tresen.

Sie dachte an die Zeit mit ihrer besten Freundin zurück. Deren liebevolle Art hatte damals ihren Bruder auf Anhieb um den Verstand gebracht, und die Beiden waren vor Freude fast ausgeflippt, als Joan schwanger wurde. Für ihren Bruder war es etwas ganz besonderes als er erfuhr, dass es ein Junge werden würde. Dem Jungen sollte es an nichts fehlen, niemals hatte Jack gesagt. Doch jeder wusste, dass es anders gekommen war. Joan hatte ihr Leben verloren, um das ihres Kindes zu retten. Jack hatte das zur Weißglut gebracht, er hatte das winzige Wesen einfach wegsperren lassen. Debbie hatte lautstark widersprochen, hatte Jack angefleht ihr das Kind zu überlassen. Hatte sie doch eh schon einen Säugling zu versorgen, aber er hatte abgelehnt. Er hatte verboten den Kleinen liebevoll zu behandeln, wollte ihn schnellstmöglich sterben lassen.

Den Tod seiner Frau hatte ihr Bruder nie überwunden und eines Tages verliess er das Land um nach Europa zu gehen. Von da an war Debbie mit ihrem Sohn und ihrem jüngeren Bruder Vic allein in dem großen Haus. Da man sie hatte glauben lassen, dass Joans Sohn schon nach ein paar Monaten gestorben war, hatte sie zwar oft an das kleine Bündel mit den haselnussbraunen Augen gedacht, aber geglaubt, was man ihr erzählt hatte.

Und dann das, sie stand hinter dem Tresen und schüttelte den Kopf. Zuerst hatte sie den Gast einfach für ein arrogantes, selbstverliebtes, widerliches Arschloch gehalten. Aber als er ihr dann trotzig, nach dem Schlag auf seinen Hinterkopf in die Augen sah, und sie hinter dem Trotz noch Angst und Unsicherheit erkennen konnte, betrachtete sie ihn einen Moment genauer. Er hatte Ihre Augen, Ihre Nase und Ihre makellose Haut. Am liebsten hätte sie ihn in dem Moment in ihre Arme gezogen, aber das durfte sie nicht- Schliesslich wusste er nicht, wer sie war.

Also hatte sie ihm noch eine auf den Hinterkopf gegeben und ihm dann einfach nachgeschaut, als er gegangen war. “Mein Gott ist der ein hübscher Junge geworden, Joan…” flüsterte sie leise vor sich hin…





Vic saß zuhause auf der Couch und lachte sich ins Fäustchen. Seine “Mission impossible” hatte bisher wunderbar geklappt. Niemand hatte auch nur den geringsten Verdacht gehegt in den letzten Jahren und nun konnte der letzte Teil seines Planes beginnen.

Natürlich hatte Vic damals die Finger nicht stillgehalten, als sein Bruder das kleine Etwas wegbringen liess. Vielmehr hatte er seine “Freunde” als Spitzel ausgesandt, die herausgefunden hatten, wo sich der Junge befand. Jedoch erst, als der Vater des Jungen aus dem Land verschwunden war, hatte er etwas tun können. Das war nun fast genau vor acht Jahren. Irgendwie hatte der Junge es geschafft abzuhauen hatte man ihm berichtet und genau an dem Punkt setzte seine Arbeit ein. Ein guter Freund von ihm, George, hatte sich unbemerkt an die Fersen des jungen Mannes geheftet und sich dessen Vertrauen verdient.

Er hatte Brian zu sich genommen, und dafür gesorgt, dass dieser bei einem Privatlehrer seinen Abschluss machen konnte. Er hatte ihm sogar die Möglichkeit gegeben, auf dem College ein Werbestudium anzufangen. Ganz zufällig hatte er eine Uni mit diesem Studienzweig in der Nähe von Pittsburgh gefunden und Brian sogar einen kleinen Job in einer erstklassigen Werbeagentur in Pittsburgh vermittelt.

Vic nickte zufrieden, alles verlief nach Plan. Vor ein paar Wochen hatte George ihn angerufen und ihm berichtet, dass sein Neffe getobt hatte, warum er ausgerechnet in ein Kaff wie Pittsburgh musste. Tja, er hatte George gebeten, dem Jungen irgendetwas vor zu flunkern. Anscheinend hatte es funktioniert. Er konnte ja schlecht die Familienzusammenführung erwähnen.

Debbie hatte er noch nichts davon erzählt, das würde er aber am besten nachholen, und zwar heute Abend noch. Pittsburgh war nicht so groß und er wollte das Risiko nicht eingehen, dass sich die Beiden von selbst über den Weg liefen, bevor er das geklärt hatte. Schnell schaute er auf die Uhr. Noch hatte er genügend Zeit, bevor seine große Schwester nach Hause kam.

Er trank noch in Ruhe seinen Kräutertee aus und ging dann in die Küche. Nach einem prüfenden Blick in Vorratskammer und Kühlschrank machte er sich daran seine berühmte Haselnuss - Buttercreme - Torte zu machen.

Zwar würde Debbie dann sofort wissen, dass es was zu reden gab, aber das wollte er ja auch. Kurz bevor Debbie nach Hause kam, stand die Torte auf dem gedeckten Tisch und ein köstlicher Duft nach Haselnüssen erfüllte den Raum.

Vic setzte sich an den Tisch und nahm sich noch einen Tee, stütze dann den Kopf in die Hände und wartete…

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BeitragThema: Chapter 9   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:32 pm

Immer noch sitze ich vor der Leinwand. Draussen ist es mittlerweile dunkel geworden. Mist, wenn ich nicht bald etwas auf die Leinwand bekomme, wird das gar nichts mehr. Also, was mache ich nun? Weiter hier rumsitzen und eh nichts zustande bringen, oder einfach mal dran denken, dass Wochenende ist und meinen Spass haben?

Daphne sagt immer, wenn man unbedingt etwas machen will und einem nichts einfällt, muss man sich mit irgendwas beschäftigen, dann kommt der richtige Gedanke schon. Sie hat garantiert Recht. Schon greife ich zum Telefon und wähle ihre Nummer.

Freizeichen! Na wenigstens scheint sie gerade nicht zu telefonieren. “Ja?” Sie nimmt ab. “Hey Daph, ich bins. Sag mal, was machst Du denn heute noch?” “Nichts besonderes, warum?” “Na ich dachte, … hast Du Bock ins Woody´s und danach ins Babylon zu gehen?” Einen kurzen Moment herrscht Stille.
“Ich frage mich zwar, was ich in diesem Schwuchtelladen soll - “ gluckste es am anderen Ende der Leitung, “- aber ich kann dich schlecht alleine da bei den ganzen geilen Kerlen rumlaufen lassen!” Das war wieder typisch Daphne. Mich als Alibi vorschieben um sich den ganzen Abend an knackigen Kerlen satt sehen zu können, die sie eh nicht haben kann. “Klasse, also, ich hole Dich in einer halben Stunde ab, okay?” Ich bin schon dabei meinen kompletten Schrank auszuräumen. Was ziehe ich denn an? Ich will gut aussehen heute Abend. Vielleicht finde ich ja was interessantes für eine nette Aktzeichnung? Wer weiss. Nachdem ich geduscht und mich angezogen habe, warte ich auf Daphne. Hoffentlich trägt sie heute nicht wieder das bonbonfarbene Kleid, dass sie bei unserem ersten gemeinsamen Besuch auf der Liberty Avenue getragen hat. Das wäre nicht gut.

Etwa zwanzig Minuten später klingelt es an der Tür. Ich laufe noch mal schnell ins Bad, kontrolliere mein Aussehen und bin dann auch schon unten. “Hey Daph! Dann lass uns mal.” Zerknirscht schaut sie mich an. “Du Justin, hör mal. Meine Mom braucht noch meine Hilfe, da wir morgen Gäste bekommen. Ich. - es tut mir leid, aber ich kann nicht mitkommen.” Ungläubig starre ich sie an. “Daph, Du hast doch zugesagt..” “Ja. Aber ich kann wirklich nicht. So gern ich auch möchte” leicht verzweifelt schaut sie mich an. “Hey, aber ich bring dich zum Diner, okay? Und mal schauen, wenn ich schnell fertig bin, komm ich vielleicht noch nach, okay?”

Na klasse, meine Laune ist auf dem Nullpunkt, ach was sag ich, ganz klar drunter. Schweigend sitze ich im Auto neben Daphne, die mir immer wieder zerknirschte Blicke zuwirft. Der Weg zum Diner kann echt lang sein. Wir sprechen die Fahrt über kaum und als sie mich vor dem Diner rauslässt sagt sie nur leise: “Hey, vielleicht schaff ich´s ja und komme nach. Ehrlich, ich beeil mich.”
Mit einem “Ja, ja” drehe ich mich um und verschwinde im Diner.

Nicht mal Debbie, die nun fröhlich auf mich zukommt, kann mich aufheitern. Ich setze mich an einen der Tische und bestelle eine Coke und einen Cheeseburger. Während ich warte stochere ich mutlos mit den Zahnstochern in dem kleinen dafür bereitgestellten Behälter.

Auf die Aufmunterungsversuche von Debbie achte ich heute gar nicht, und als mein Essen kommt bekomme ich auch nicht mit, dass sie die ganze Zeit vom Tresen her auf mich schielt und eine besorgte Miene macht.







Zur gleichen Zeit im Loft an der Tremont Street…


Die Sonne war schon längst wieder untergegangen als Brian in seinem Loft aufwachte. Es war ja auch eine lange Nacht gewesen, die er in diesem Babylon verbracht hatte. Dennoch sollte er am heutigen Abend ziemlich vor sich selbst erschrecken.

`Ahhh… Schande, mein Kopf platzt´ Ohne zu ruckartige Bewegungen zu machen, und ohne die Augen zu öffnen setze ich mich auf und stütze den Kopf in die Hände. `Warum müssen heisse Nächte immer so ´ne scheiss Nachwirkung haben? Fuck!´ Mein Kopf schmerzt als wären hundert Elefanten gleichzeitig drüber gerannt. Ich hatte mit Sicherheit mal wieder übertrieben.


Irgendwie fühle ich mich komisch. Ohne weiter darüber nachzudenken versichere ich mir selbst, dass eine heisse Dusche da helfen wird. Schon bin ich halb am Spiegel vorbei als ich mitten in der Bewegung inne halte. Mo… ich drehe meinen Kopf zum Spiegel “Scheisse!” Mit weit aufgerissenen Augen schaue ich auf den Körper den ich in diesem Moment sehe. Ungläubig starre ich auf mein Spiegelbild und hechte automatisch zur geöffneten Badezimmertür herum. Fuck! Hatte ich wen mitgebracht? Ist da nebenan irgendein Besuch? Oh man… Das hatte nicht passieren dürfen. Ich ziehe die Tür vorsorglich ein ganzes Stück zu und spähe durch meine Wohnung. Alles ruhig - kurz atme ich aus. “Na das ist ja noch mal gut gegangen.” Immer noch fassungslos stelle ich mich wieder vor den Spiegel. Nichts war mehr zu sehen von meiner sonst so bronzenen Haut, stattdessen war sie eher dunkelviolett schimmernd und über den ganzen Körper zogen sich die Male, wie ein riesiges Tribal Tattoo, auf das jeder Tättowierer stolz gewesen wäre. Auch in diesem Zustand bin ich noch sexy, ich weiss, aber so was darf mir NIE wieder passieren, schon gar nicht wenn ich mal Besuch habe. Fassungslos schaue ich mich immer noch an. Meine Augen schweifen von meinem Haaransatz zu den dunklen Hörnern, die daraus hervorstechen. Sie wandern weiter zu meinen Lippen. Schon wissend was ich sehen werde öffne ich den Mund. Langsam lecke ich mit der Zunge über meine entblößten Eckzähne, die nun länger und leicht gebogen sind. Oh man… Ich hab mich ja schon oft so gesehen, aber jedes Mal haut es mich wieder um. Mit einem wissenden Blick drehe ich den Kopf und bewege leicht die Muskeln in meinem Rücken, die sonst nicht genutzt werden und schon richtet sich ein langer, fein gegliederter Schwanz neben mir auf. Tja… und nun? Kopfschüttelnd gehe ich zur Dusche hinüber und stelle das warme Wasser an. Fuck! Brian, beruhige Dich, konzentrier dich einfach und dann geht das wieder weg. Wenigstens kann ich es kontrollieren. Eigentlich. Wie gut das heute Nacht geklappt haben muss sehe ich ja. Also schliesse ich meine Augen und konzentriere mich, während ich mich einseife voll und ganz auf meine menschliche Form.

Als ich die Augen wieder öffne, und langsam, nachdem der ganze Schaum wieder ab ist aus der Dusche stapfe und einen prüfenden Blick in den Spiegel werfe bin ich wieder der Alte. `Danke George. Wenigstens hast du mir gezeigt, wie ich das wieder in den Griff kriege.”

Ich sehe mich im Loft um. “Ich muss was essen.” Also steuere ich den Kühlschrank an. Leer, wie immer, bis auf Bier. Klasse. Na dann, ab ins Diner. So ein Sandwich ist bestimmt nicht die schlechteste Idee.






Im Diner grübelte Debbie währenddessen darüber nach, was wohl mit Justin los sein könnte. Ihre Gedankenwelt war heute eh nicht die schönste. Den ganzen Tag ging ihr nicht aus dem Kopf, wie sie gestern nach ihrer Schicht nach Hause gekommen war. Im Haus hatte Licht gebrannt und wie immer hatte sie sich aufgeregt, weil sie gedacht hatte, dass Vic etwas passiert war.

“Vic? Vic! Wo bist du Schätzchen, Vic!!!” Verdammt wo war dieser kleine Sack nur, was wenn… Debbie wollte gar nicht drüber nachdenken. Sie eilte in die Küche in der Licht brannte und stand vor einem gedeckten Tisch mit einer Haselnuss-Buttercreme-Torte darauf und einem eingenickten Vic auf einem Stuhl sitzend.

“Hey Vic…” Als sie ihn leicht anstuppste wurde er wach. “Hey Baby.”
Müde sah er sie an. “Hey Deb´. Ich hab auf Dich gewartet” kurz wischte er sich mit einer Hand über die Augen. “Wir… wir müssen reden.”

Langsam liess sie sich auf einen Stuhl fallen. Das war ja klar, eigentlich hätte es ihr bei der Torte auffallen müssen. Schnell atmete sie tief durch. “Ja, ich muss dir auch was erzählen. Da war heute so ein Typ im Diner… aber ich wollte Dich nicht..” “Nein schon gut, erzähl Süße” wurde sie von Vic unterbrochen..

Nachdem sie sich einen Tee eingegossen, und einen Schluck getrunken hatte, setzte sie wieder an.
“Also im Diner war heute ein Typ, Ende zwanzig würde ich sagen. Ein echtes Leckerchen. Der war die Tage schon mal da und hat unseren Sonnenschein angezickt. Unser Sonnenschein war ganz schön irritiert und ist ziemlich schnell abgezischt.” Vic schaute sie die ganze Zeit ziemlich gelangweilt an während sie redete und sie überlegte schon, ob sie es einfach dabei belassen sollte. Ach was solls. Sie entschied sich, weiter zu sprechen. “Heute war er wieder da. Hat Emmett angesehen als wäre der von einem anderen Stern. Und als die Jungs sich dann weiter unterhielten hat er sich über sie lustig gemacht. Da hab ich natürlich nicht zugesehen und hab ihm eine gegeben. Kennst mich ja. Ich kann ja eh meine große Klappe nicht halten.” “Ja ja, die bringt dich noch mal ins Grab Schwesterchen” lachte Vic. “Sehr witzig! Auf jeden Fall hab ich ihn mir genauer angesehen. Bin richtig erschrocken. Er sah - jemandem verdammt ähnlich, den ich - wir - ziemlich gut kannten Vic. Er hatte die Augen von Joan…”

Sie merkte gar nicht, wie Vic´s Augen sich auf einmal weiteten als sie ihm davon erzähle. “Ich kann mir das nicht erklären Vic. Ich meine, das Kind - es ist tot. Schon lange… Es..” “Aber ich kann.” hörte sie leise Vic´s Stimme. “Was hast Du gerade gesagt?” “Ich kann, sagte ich.” “Wie, Du kannst. Willst Du mich verarschen?”

Und was dann kam, war die wohl unglaublichste Geschichte, die sie je gehört hatte. Immer wieder schüttelte sie ihren Kopf. Sie konnte nicht glauben was Vic gerade erzählte. Er sagte, dass das Kind noch lebt und unter welchen - Umständen es aufgewachsen war. Während des Gespräches liefen ihr die Tränen die Wange herunter. Vic erzählte ihr, dass ein guter Freund von ihm den Jungen zu sich genommen hatte. Er hatte sogar einen Abschluss und sei nun in der Stadt, da Vic wollte, dass er weiss, wer er ist und wohin er gehört.





Die Klingel des Diners reisst Debbie aus den Gedanken. Kurz schüttelt sie den Kopf und schaut zur Tür. Was sie da sieht, lässt ihr fast das Blut in den Adern gefrieren. Da ist er. Hoch erhobenen Hauptes schreitet er durchs Diner und setzt sich an den Tisch ganz in der Ecke. Kurz sortiert sie ihre Gedanken und geht dann zu ihm, um seine Bestellung aufzunehmen.

“Pute auf Vollkorn, ohne Mayo und ein Kaffee.” kommt es knapp als sie an seinen Tisch tritt. Mein Gott ist das ein arroganter Kerl, geht es Debbie durch den Kopf. Seine gesamte Haltung lässt erahnen, dass er keine Lust auf große Konversation hat, das eine Bein halb auf dem Sitz, den rechten Arm lässt er lässig auf der Kopflehne ruhen. Gerade als sie siech umdreht, hält er sie noch einmal auf. “Gibt’s hier ne Zeitung?”
Sie zeigt kurz auf das Board an der Wand, an dem die Zeitungen hängen, und kümmert sich dann um seine Bestellung.





Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass jemand das Diner betreten hatte. Ich hatte mich zurückgelehnt und biss nun auf einem Zahnstocher vor mich hin und überlegte ob ich wirklich allein ins Babylon gehen sollte, als ich unsanft von einem Ellbogen im Nacken getroffen wurde. Ohne mich umzudrehen schubste ich den Ellbogen weg und raunzte sauer: “Kannst Du Spinner nicht aufpassen, wen du mit deinen Körperteilen belästigst?!” Mein Cheeseburger ist mittlerweile kalt. “Debbie? Kann ich nen neuen bekommen bitte?” Sie nickt mir zu, wenigstens etwas klappt noch.

Kaum fange ich wieder an auf dem Zahnstocher herumzukauen und zu überlegen, hab ich auch schon wieder den Ellbogen im Nacken. Jetzt reichts! Wütend drehe ich mich um. Der Typ hat ja Nerven. Sieht nicht mal hin, wenn er wen anrempelt. Ich stoße ihn am Arm an. “Hey… hast Du keine Ohren? Bist du Taub? Ich hab dir vorhin schon gesagt Du sollst…” Mehr bekomm ich nicht heraus. Der Typ dreht seinen Kopf und ich erstarre. Glaube ich zumindest. Ich starre in die Haselnussbraunen Augen von vor ein paar Tagen. Wieder dieser Typ. Ohne es verhindern zu können werde ich leicht rot. Dann lehnt er sich zurück und mustert mich cool. Oh man. Der Mann ist der Wahnsinn.

“Du willst also mit mir diskutieren?” Er spricht mich an und hebt dabei eine seiner Augenbrauen. Immer noch unfähig mich zu bewegen schaue ich ihn einfach nur an. Er beugt sich zu mir rüber und schaut mir direkt in die Augen. “Dann sag ich Dir mal was… Wo ich meinen Arm hinlege, ist meine Sache und kann dir so ziemlich egal sein, wenn ich ihn nicht grad auf dich lege, oder?” Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, bringe aber immer noch kein Wort über die Lippen. Diese Augen, sie scheinen zu brennen. Ist er einfach nur sauer? Oder ist da was anderes?

Während mich diese Augen noch immer in ihren Bann ziehen spüre ich wie sich ein Finger unter mein Kinn legt und mir dann mit einem sanften Ruck den Mund wieder schliesst. “Tut mir leid, aber es zieht!” So ein Arsch. Macht sich hier im Diner über mich lustig. Aber ein hübscher Arsch. Oh man, weisst Du wie gut du aussiehst? Mit letzter Kraft gebe ich ein mehr als unzufriedenes Brummen von mir als er sich schon wieder umdreht und seinen Arm lässig wieder auf die Lehne legt.

Während er schon wieder unbeteiligt in seiner Zeitung blättert sitze ich immer noch da als wäre ich gerade irgendwo vor gelaufen. Und nun ignoriert er mich wieder? So haben wir nicht gewettet. Ich stehe auf, deute Debbie an, dass sie mir meinen Cheeseburger an seinen Tisch bringen soll und setze mich ihm gegenüber. Keine Reaktion. Nun wird mir das zu bunt. Aber auch wenn ich gerade mega nervös bin, muss ich mich jetzt trauen. Wer weiss ob ich ihn sonst noch mal wiedersehe? Ich habe eine Aufgabe und meine schlechte Laune ist schon vergessen. Das hier ist interessanter als das Babylon…

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 10   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:33 pm

Natürlich lasse ich mir nicht anmerken, dass ich gemerkt habe, dass dieser kleine blonde Spinner sich gerade an meinen Tisch gesetzt hat. Der hat ja Nerven. Erst will er mit mir diskutieren und dann setzt der sich auch noch ganz dreist zu mir. Genervt rolle ich einmal kurz die Augen und starre weiter in meine Zeitung. Hoffentlich bleibt er wenigstens ruhig, wenn er schon hier an meinem Tisch sitzen darf. Ziemlich dreist ist das ohnehin.

Es dauert keine fünf Minuten. Das blonde Etwas mir gegenüber räuspert sich hörbar. `Nein, ich hör dich gar nicht` Ich schaue weiter in meine Zeitung und warte ab was passiert. Unbemerkt strenge ich meine Nase an. Der Junge riecht nach purer Unsicherheit mit einer Spur von Wut.

So ungefähr nach dem zehnten Räuspern hat der Bengel immer noch nicht aufgegeben. Genervt rolle ich erneut die Augen und lasse dann meine Zeitung sinken. Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaue ich ihn genervt an. “Was willst Du?” Ich blicke direkt in zwei strahlend blaue Augen, die seine Unsicherheit noch mehr widerspiegeln und mir entringt sich ein süffisantes Grinsen. Es gefällt mir, so einen Eindruck auf Andere zu machen, immer kurz nachdem ich mich - verwandelt habe. Ich weiss nicht woran es liegt aber ich scheine dann auf andere unnahbar zu wirken. Und das ist definitiv ein Zustand, den ich voll auskoste. “Nun?” sage ich in kaltem, desinteressiertem Ton. “Ich…” `Ja was Du.` fährt es mir durch den Kopf. Dann scheint sich seine Mine zu festigen. “Spinnst Du eigentlich?! Du meinst auch, Du kannst den Leuten hier einfach deinen Ellbogen ins Genick hauen, ohne Dich auch nur mit einem Wort entschuldigen zu müssen, wie?!” Äh, bitte was? Nochmal von vorne bitte. Ellbogen in den Nacken hauen? Entschuldigen? Sauer funkle ich ihn an.

Gerade atme ich tief durch die Nase ein und will dann eigentlich meinen Mund öffnen um ihm ein paar “Nettigkeiten” um die Ohren zu hauen, als ich mich fühle als würde ein Stromschlag durch meinen Körper ziehen. Ach Du Scheisse! Was hat denn dieser blonde Pimpf nur an sich, dass mich hier fast der Schlag trifft? Anstatt etwas zu sagen sitze ich regungslos da und starre in seine blauen Augen und versuche, mich von seinem wütenden Blick loszureißen. Aber als wenn ich Beute vor mir habe, konzentrieren sich all meine Sinne auf den blonden Bengel vor mir. ´Fuck! Doch nicht am helllichten Tag und - vor allem nicht hier! Nicht mitten im Diner!´ denke ich noch , als mir schon das Wasser im Mund zusammenläuft und ich merke, wie sich meine Reisszähne immer weiter aus meinem Kiefer drücken. `Nicht jetzt! Nicht HIER!´

Nervös flackern meine Augen, als ich den Blickkontakt weiter aufrechterhalte und spüre, wie meine Eckzähne sich nun schmerzhaft von innen in meine angespannte Unterlippe bohren. Kurz darauf spüre ich schon den metallenen Geschmack meines eigenen Blutes in meinem Mund. `Scheisse Kinney! Wenn das so weiter geht, und du dich hier vor allen Leuten mit deiner wahren Identität zeigst, bist du am Arsch!´ Ich werde zunehmend nervöser, lasse mir aber nichts anmerken, während mich meine “Beute” immer mehr in seinen Bann zieht.

Unter Aufbringen meiner letzten mentalen Kräfte, reisse ich mich von seinem Blick los und stehe langsam auf. Nachdem ich ihm noch einen wütenden, aber leicht gierigen Blick zugeworfen habe, drehe ich mich um und gehe so ruhig wie möglich Richtung Toiletten und widerstehe gerade noch dem Drank mich gierig auf ihn zu werfen.

Als ich endlich die Tür der kleinen Kabine hinter mir zugezogen habe, atme ich tief durch. Alles in mir schreit danach, wieder in den Gastraum zu gehen und mir einfach zu nehmen was ich will. Nein Verdammt! George hat mir immer wieder eingebläut, dass mir so was wie jetzt NIE passieren darf!
“Brian, verwandle Dich nie in der Öffentlichkeit, hörst Du? NIE! Die Menschen würden es nicht verstehen. Sie würden Dich jagen, finden und töten!” Georges Worte hallen in meinen Gedanken, während ich mich mit dem Rücken an die Wand lehne und mich daran heruntergleiten lasse, bis ich auf den harten Fliesen sitze.

So plötzlich, wie sich der Hunger nach Beute vorhin am Tisch breit gemacht hatte, genau so schnell bemächtigt sich nun die pure Verzweiflung meines Geistes. Ich lege den Kopf in meine Hände und versuche mich zu beruhigen, muss aber immer wieder hart schlucken.

Ich zucke zusammen, als ich ein Klopfen an der Kabinentür und kurz darauf eine Stimme höre. “Hey, alles in Ordnung?” Eine einzige Frage schiesst mir in dem Moment durch den Kopf. `Wie lange sitze ich hier schon?´

Ich gebe nur ein missbilligendes Knurren von mir. `Verschwinde!´denke ich. Aber der Idiot denkt gar nicht daran. Plappernd steht er vor der Tür und erklärt mir, was für ein ignorantes Arschloch ich doch bin, ihm meinen Ellbogen in den Nacken zu hauen und mich noch nichtmal zu entschuldigen. Vor allem aber mich dann auch noch zu verpissen, wenn er sich zu mir setzt um mir seine Meinung zu sagen.

Verdammt, kann sich dieser kleine Penner nicht einfach umdrehen und verschwinden? Weiss er nicht, dass er ernsthaft mit seiner Gesundheit spielt, wenn ich wirklich noch die Kontrolle über mich verliere? “Mann, verschwinde doch endlich!” Ich presse diese Worte leicht zischend zwischen den Zähnen hervor und spüre wie sich mein Blick verändert- Meine Augen bohren sich starrend in die Tür, starren dann auf die Turnschuhe, die unter der Tür zu sehen sind. Lange halte ich nicht mehr durch. Auch wenn ich tief in mir drin gar nicht will, dass er verschwindet, hoffe ich, dass er es tut, solange er noch kann. Immer wieder frage ich mich, warum ich so heftig auf den blonden Bengel reagiere. Ich will meine Finger in seinen Körper krallen, dann schiesst mir wieder durch den Kopf, dass ich ihm gar nicht weh tun will.

Einen kurzen Moment herrscht Stille vor der Tür. Dann schreit er laut. “Arschloch!” und verschwindet. Ruhe, endlich Ruhe. Zeit wieder runter zu kommen. Doch dann höre ich erneut das Geräusch der sich öffnenden Tür und seufze auf. Ruhige Schritte nähern sich der Kabine, in der ich immer noch auf dem Boden sitze.

Ich starre unter der Tür durch und erwarte eigentlich, wieder die selben Turnschuhe wie vorhin zu sehen, blicke aber auf ein gepflegtes Paar italienischer Slipper. “Such Dir ´ne andere Kabine, die hier ist voll!” knurre ich und bemerke erschrocken das leichte Grollen in meiner Stimme. `Man! Warum kann es nicht einfach aufhören?´ Längst überkommt mich ein Gefühl von Verzweiflung mit einem leichten Anflug von Panik. Der Typ steht weiter vor der Kabinentür. Hastig schaue ich mich um. Kein Fenster!

“Unpassender Zeitpunkt Kleiner, hm?” Was zum…, häh? Wieder starre ich auf die Slipper. Was hatte er gerade gesagt? Schweigend hocke ich weiter auf dem Boden. Bestimmt habe ich mich verhört. “Das mit der Kontrolle solltest Du noch ein wenig üben Kleiner, und jetzt komm da raus, ich bring Dich nach Hause.” Eigentlich will ich widersprechen, aber aus meiner Kehle löst sich nur ein dunkles Knurren.

“Du brauchst mich gar nicht so anknurren, ich weiss was mit Dir los ist, und gerade deshalb sollten wir hier schleunigst verschwinden, und das nicht durch die Vordertür.” Höre ich eine Stimme, die mich seltsamerweise beruhigt. Ich spiele mit dem Gedanken ob ich hier sitzenbleiben soll, bis ich mich wieder beruhigt habe, oder ob ich mit dem Kerl mitgehen soll. Immerhin scheint er zu wissen, was mit mir ist. Langsam, ganz langsam richte ich mich auf und drehe den Schlüssel im Schloss der Kabinentür.

Ich brauche auch nicht lange zu warten, da öffnet sie sich und ein älterer Mann, etwa so groß wie ich, schlank mit leicht ergrauten Haaren und einem Gesichtsausdruck, der mir sagen will wie dämlich ich bin, schaut mich an. Stumm greift er nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her zum Personaleingang. Gerade als wir durch die Tür verschwinden wollen, werden wir von der Rothaarigen aufgehalten. Ihre Augen funkeln mich wütend an. “Wenn du meine Wohnung verwüstest Freundchen, kannst Du dich schon mal an den Gedanken gewöhnen, nicht mehr lange auf dieser Welt zu sein.” Dann richtet sie ihren Blick auf den neben mir stehenden, lachenden Mann, während ich einfach nur den Kopf senke. Ich habe gerade so ziemlich gegen alles verstoßen, das George mir beigebracht hat.

“Meinst Du, Du bringst ihn wieder runter Schätzchen?” Der Mann neben mir nickt, noch immer lachend und zieht mich dann mit zu seinem Wagen. “Einsteigen.” Mehr sagt er nicht und ich lasse mich neben ihn auf den Beifahrersitz fallen.

Während der Fahrt schweige ich und konzentriere mich darauf, wieder klar im Kopf zu werden, was mir auch gelingt. Puh. Erleichtert atme ich auf, als ich merke wie sich meine Eckzähne wieder zurückbilden und dieses komische Gefühl verschwindet, dass ich vorhin im Diner gegenüber diesem blonden Bengel noch hatte. Ich schaue stur aus dem Fenster, spüre aber zwischendurch immer wieder die Blicke des Fahrers auf mir. Wer ist dieser Typ? Und vor allem, woher weiss er von mir?

Er hält vor einem Reihenhaus und steigt aus dem Wagen. “Los, komm schon. Wir sind da.” Ich steige aus und folge ihm über eine kleine Veranda ins Innere des Hauses. Hier sieht es irgendwie, kitschig aus. Ich sehe mich nicht weiter um, sondern folge ihm in die Küche und setze mich an den Küchentisch, nachdem er mich dazu aufgefordert hat.

“Was wollen Sie von mir?” Er setzt in Ruhe eine Kanne Kaffee auf und geht zum Kühlschrank. “Torte?” Ich schüttle den Kopf. “Ich will jetzt keine Torte, ich will wissen, was Sie von mir wollen.” “Nun gut.” Er nimmt sich einen Stuhl und setzt sich mir gegenüber. “Sieh mich nicht so an. Ich habe einem guten Freund versprochen, ein Auge auf Dich zu werfen, während Du in Pittsburgh bist, und das werde ich auch tun.” “Und wer ist dieser `gute Freund`?” “George.” Mir bleibt fast der Schluck Kaffee im Hals stecken, sofern das überhaupt möglich ist und starre ihn an. “Sie kennen George?” Ein Nicken. Automatisch greife ich zu meinem Handy. Ich muss wissen, ob das wahr ist. Wobei, eigentlich kann ich mir das auch denken, woher soll der Kerl sonst seinen Namen wissen? Ich beschließe, erstmal weiter zuzuhören. “Also George hat mir von Dir erzählt. Wir sind gute Freunde und das schon seit einer sehr langen Zeit. Er erzählte mir, dass er Dich aufgenommen hat, dass Du einer von uns bist und nun hier in Pittsburgh arbeiten willst um Dir Dein Studium zu ermöglichen.” Ich kann nicht anders und starre ihn einfach an, während er weiter davon spricht, was George ihm alles über mich erzählt hat. Er solle aufpassen, dass ich keinen Mist baue. Ha, da hat er mich ja grad im richtigen Moment kennengelernt. Klasse…

Nach weiteren zwei, gefühlten zehn Stunden weiss ich, dass er und die Rothaarige Geschwister sind. George einer seiner besten Freunde ist, und dass er selbst so ist wie ich. Ich weiss nicht, warum ich so lange Zeit da saß und zuhörte, aber irgendwie war es beruhigend zu wissen, dass da jemand ist, der so ist wie ich. Jemand, zu dem ich Vertrauen hatte, zu dem ich gehen konnte wenn mal etwas schief lief. Nicht dass das oft wäre, denn eigentlich läuft ja nichts schief, aber dennoch. Man sollte sich diese Möglichkeit offen halten. Am Ende des Abends brachte er mich zurück ins Loft, und ich liess mich nur noch müde ins Bett fallen.










Justins PoV


Hmm… Soll ich nun noch länger hier warten, ob er jemals aus diesem Klo wieder rauskommt? Nein, es ist spät, ich bin müde und ich will ins Bett. Also stehe ich auf und zahle.

“Debb? Ich mach mich dann mal auf die Socken. Ist schon spät” Sie lächelt mich an. “Fahr vorsichtig Sonnenschein.” “Immer Debb.”

Als ich in die Dunkelheit hinaustrete, muss ich noch mal über die Situation im Diner nachdenken und unwillkürlich muss ich lächeln. So auf die Palme gebracht hatte mich schon lange niemand mehr. Als er mich so ignoriert hat, dachte ich wirklich im ersten Moment, ich würde platzen. Aber als ich dann am Tisch bei ihm saß und er mich sprachlos anstarrte, als ich ihm die Meinung sagte fand ich ihn äußerst attraktiv. Während ich darüber nachdenke legt sich ein weiteres Lächeln auf meine Lippen. Mann, der Kerl ist echt sexy, aber warum ist er so ein arroganter Mistkerl? Am liebsten hätte ich ihn geküsst, als er so verbissen seine Lippen zusammengepresst hat und mich anstarrte, aber ich habe mich nicht getraut. Tja, wenn es drauf ankommt traue ich mich nicht. Klasse.

Dann ist er auf die Toilette verschwunden und nun? Meine Gedanken kreisen immer noch um ihn und warum? Verdammt. Ich muss ihn wieder sehen. Aber wie? Ich will noch mal in diese Augen sehen, und ich will, dass sie mich dann nicht böse anfunkeln, sondern ich will sie strahlen sehn. Justin Taylor. Nun spinnst Du völlig, aber es ist egal. Längst ist mir klar, dass ich diesen Kerl anziehend finde und ich bemerke auch dieses leichte Kribbeln in meinem Körper. Ich muss ihn wieder sehen, koste es, was es wolle.

Dann parke ich den Wagen in der Einfahrt, gehe hinein, rauf in mein Zimmer, lasse mich auf mein Bett fallen und schlafe mit diesen wunderschönen braunen Augen in meinen Gedanken ein…

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 11   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:33 pm

Nach dem klärenden Gespräch vergingen die nächsten Tage wie im Flug. Oft verbrachte ich die Abende im Haus der Novotnys und bekam auch mit, dass das rothaarige Ungeheuer aus dem Diner Vic´s Schwester Debbie war. Zuerst war ich ihr und ihrer plötzlichen Freundlichkeit mir gegenüber recht skeptisch eingestellt, aber sie scheint echt in Ordnung zu sein, je besser ich sie kennenlerne.

Allerdings gibt es auch etwas, auf das ich in ihrer Gegenwart ganz arg aufpassen muss. Meine Figur! Jedesmal, wenn ich bei ihnen zu Besuch bin, oder sie unangemeldet vor meiner Tür steht, gibt es irgendwas an Pasta. Obwohl ich kein Fan von so kalorienreichem Essen bin, kann ich zum Beispiel bei ihrem Maccharoni - Thunfisch - Auflauf nicht widerstehen. Meistens gehe ich dann am nächsten Tag stundenlang ins Gym, damit sich das nicht auch noch auf meine Hüften legt.

Die meisten meiner Abende verbringe ich im Babylon. Ich mag den Club und es vergeht kein Abend, an dem ich nicht mit irgendeinem Kerl im Backroom verschwinde. Also, ich muss sagen, im Großen und Ganzen geht es mir gut. Wenn, - ja wenn ich nur nicht immer an diesen blonden Bengel denken müsste. Ich verstehe absolut nicht, warum er mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Vor allem finde ich es leicht beunruhigend, dass ich, immer wenn ich an ihn denken muss, so ein komisches Kribbeln in meinem Bauch habe. Ich meine, es fühlt sich gut an, aber ob es auch was Gutes ist? Fragen werde ich garantiert niemanden. Ich werde einfach versuchen, nicht mehr an ihn zu denken. Eigentlich habe ich dazu sowieso keine Zeit. Viel wichtiger, als der Bengel, ist das Praktikum in der Werbeagentur, das mir echt Spass macht. Und die Uni hat auch wieder angefangen. Die Freizeit, die mir nach dem Lernen noch bleibt, verbringe ich bei Vic und Debbie oder im Babylon.

Nachdem ich es mir auf meiner weissen Ledercouch gemütlich gemacht habe und mir nun erstmal eine Zigarette anzünde, denke ich über meine heutige Abendplanung nach. Es ist Wochenende. Zeit, sich wieder auf der Liberty Avenue blicken zu lassen und einen Haufen heisser Kerle zu beglücken. Bei dem Gedanken an eine Nacht voller Sex huscht ein zufriedenes Grinsen über meine Lippen. Seit meinem ersten Besuch im Babylon ist das so was wie mein Hobby geworden. Doch gerade beschäftige ich mich mit der mehr als wichtigen Frage, was ich heute Abend anziehe um besonders sexy auszusehen. Da fällt mir siedend heiß ein, dass ich bei Debbie zum Essen eingeladen bin. Na, dann geht’s wohl heute später in den Club. Wenn ich bei Deb´s Essen nicht auftauche reisst sie mir was ab, ohne das ein Abend im Babylon schwer wird.

Wieder grinse ich kurz, drücke dann die Kippe im Aschenbecher aus und verschwinde unter der Dusche. Etwa eine viertel Stunde später stehe ich vor meinem Schrank, und ziehe mir eine ausgewaschene Armani-Jeans (ein Geschenk von George) und ein schwarzes Hemd ohne Ärmel an. Dann noch einen schwarzen Ledergürtel, schwarze Lederschuhe und meine schwarze Lederjacke. Fertig. Nachdem ich fertig gestylt noch einen Blick in den Spiegel werfe und mir zufrieden zunicke, greife ich mir noch schnell das kleine Päckchen, das mir mein sogenannter Discopharmakologe gegeben hat, lasse es in meiner Jackentasche verschwinden und mache mich auf den Weg zu den Novotnys.

Da ich keine Lust habe zu laufen, rufe ich mir an der Strasse ein Taxi, und etwa fünfzehn Minuten später stehe ich auf der Veranda und drücke auf den Klingelknopf. Keine zwei Minuten später öffnet Debbie die Tür und drückt mir ihren schon obligatorischen Kuss auf die Wange. Mit einem “Hey Süßer.” zieht sie mich mit ins Haus. Drinnen duftet es unverkennbar nach Maccharoni - Thunfisch - Auflauf und ich muss Grinsen. “Debbie, ich bin eh schon zu dick, kann es nicht einfach mal ein Salat sein?” Kaum habe ich das ausgesprochen, trifft ihre Hand auch schon unsanft auf meinen Hinterkopf. “Erstens junger Mann, ist es meine Sache, was ich koche. Zweitens weiss ich, dass Du meinen Auflauf liebst und drittens bist Du nicht zu dick Du Hungerhaken.” Leise brumme ich unzufrieden vor mich hin, hänge meine Jacke auf und stapfe in die Küche. “Hey Vic.” Ich klopfe ihm freundlich auf die Schulter und schwinge dann lässig ein Bein über die Rückenlehne meines Stuhles und setze mich.

Gerade als ich mit den Fingern eine Nudel aus dem Auflauf klauen will, höre ich ein warnendes “Denk nichtmal dran!” Schnell ziehe ich die Hand zurück und warte, bis Deb´zu uns kommt. Ihr Blick fällt immer wieder auf die Tür und ich schaue mich leicht gelangweilt um. “Sag mal Deb´ kommt noch wer? Oder warum stehen für uns drei insgesamt sechs Gedecke auf dem Tisch?” Von Vic höre ich nur ein gelachtes “Schlaues Bürschchen!” Debbie sieht mich durchdringend an. “Mr. Kinney, ich erwarte, dass du dich heute Abend benimmst!” Fragend schaue ich sie an. “Huh?” “Mein Sohn und seine Freunde kommen auch zum Essen, also. Wehe..!” Meine Augen weiten sich und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. “Schande, dieses bunte Etwas etwa auch? Oh Gott, ich glaube ich muss weg Deb´. Danke trotzdem für die Einladung.” Schon will ich mich erheben, denn auf diesen Freak habe ich so gar keinen Bock, als mich Debbie ziemlich unsanft wieder auf meinen Stuhl drückt. Au! “Hinsetzen! Du wirst Deinen süßen Arsch nicht von diesem Tisch wegbewegen, bevor ich es nicht sage!” Leicht überrascht schaue ich zu ihr auf, will auch grade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, lasse es aber, als ihre Augen mich böse anfunkeln. Schliesslich nicke ich nur und bleibe sitzen. `Verdammt! Ich habe keinen Bock auf den Typen! Und auf die anderen beiden Langweiler auch nicht.´

“Debbie, ich geh noch schnell im Garten eine rauchen, bevor die kommen, okay?” Erstmal die Wogen glätten. Sonst wird der Abend nervig. “Du hast zehn Minuten” Sie lacht mich an. Geht doch. Alles wieder okay.

Gerade als ich durch die Hintertür auf die Veranda im Garten trete, und mir eine Zigarette anzünde, höre ich die Türklingel und direkt danach ein aufgeregtes Plaudern. Tief ziehe ich den Rauch in meine Lunge, schaue kurz in den Himmel und schliesse dann die Augen. Ein leises Geräusch lässt mich aufhorchen, aber ich halte die Augen geschlossen. Jemand ist zu mir auf die Veranda getreten.

“Pass mal auf.” Eine leise Stimme dringt an mein Ohr. Ohne auf eine Reaktion zu warten, spricht er weiter. “Ich weiss, dass Du uns nicht leiden kannst, und soweit es mich betrifft, beruht das auf Gegenseitigkeit. Du bist unhöflich, arrogant und selbstverliebt. Aber trotzdem. Debbie hat uns alle eingeladen und ich für meinen Teil habe nicht vor, ihr den Abend zu versauen. Wenn das heute einer tut, ist das Dein Job, Schätzchen!” Die Augen weiter geschlossen, nehme ich einen weiteren tiefen Zug an der Zigarette und zeige keine Reaktion.

Erst als ich höre, dass er wieder reingegangen ist öffne ich die Augen und schaue Richtung Tür. Wie hat der grade gesagt? Unhöflich, arrogant und selbstverliebt? Das hab ich nun nicht zum ersten Mal gehört. Warum halten mich alle nur für ein Arschloch? Keiner fragt sich auch nur annähernd warum ich so bin. Nein, es wird einfach verurteilt. Kurz schüttle ich den Kopf und spüre kurz darauf wieder den Rauch der Zigarette in meiner Lunge. Am liebsten würde ich da jetzt rein gehen und ihnen in das Gesicht schreien, dass ich mich nur so verhalte, wie alle Anderen mir in meinem Leben bisher begegnet sind. Aber das geht nicht. Was soll ich denn sagen, dass ich mich verdammt noch mal so verhalte, weil ich mein halbes Leben in einem stinkenden Loch zugebracht habe? Mehr als mein halbes Leben? Nein! Den Gefallen tue ich Euch nicht. `Brian Kinney! Du gehst da jetzt rein, isst mit denen und hast danach deinen Spass im Babylon!` schelte ich mich selbst, kann aber nicht verhindern, mich für den Bruchteil einer Sekunde so zu fühlen, wie damals in diesem Loch.

Ich drücke die Kippe aus, schlucke noch einmal und gehe dann, ohne mir etwas anmerken zu lassen, wieder rein und setze mich schweigend zu den Anderen an den Tisch…




Emmetts PoV

Frag mich mal einer, was mich geritten hat, zu diesem Typen auf die Veranda zu gehen. Ich weiss es auch nicht. Wenn ich allein von dem höre, stellen sich mir die Nackenhaare auf und in mir stellt sich alles auf Abwehr. Irgendetwas stimmt mit dem nicht, aber was? Will ich das wirklich wissen?

Jedenfalls hab ich ihm jetzt gesagt, dass es eine schlechte Idee ist, Debbie den Abend zu versauen. Obwohl, wenn er es täte, dann wäre er wieder von der Bildfläche verschwunden. Und uns würde viel Ärger erspart bleiben. Ich kann förmlich spüren, dass es mit ihm noch viel Ärger geben wird. Aber frag mich bloß keiner, warum.

Natürlich weiss ich, warum Debbie uns alle eingeladen hat. Sie will ihn in unsere Clique integrieren. Aber warum nur? Der Typ hat rein gar nichts mit uns gemeinsam, außerdem passt er nicht zu uns. Punkt! Aber bitte, ich werde mich wegen dem garantiert nicht bei Debbie in Ungnade fallen lassen. Aber ich werde ihn spüren lassen, dass ich ihn nicht leiden kann. Vielleicht verschwindet er dann ja irgendwann von selbst von unserer Bildfläche.

`Emmylou, Du bist ein Genie!´ sage ich zu mir selbst und widme mich dann der Unterhaltung am Tisch.











Während bei den Novotnys drinnen gelacht, geredet und gegessen wird, bemerkt niemand die drei dunklen Gestalten, die sich auf der Veranda vor dem Haus in den Schatten drücken und durch das Fenster spähen. Nachdem sie die Person erblickt haben, die sie suchen, steigen zwei von ihnen in einen, an der Strasse geparkten, dunklen Lieferwagen, während der dritte, ein ziemlich großer aber schlanker Mann Anfang Fünfzig in einen nahegelegenen Part verschwindet. Er dreht sich noch mal um und zückt dann sein Handy.

Schnell und mit zitternden Fingern tippt er eine Nummer ein und hält sich das Gerät an sein Ohr.
“Ja, ich bin es… ja Sir, wir haben ihn gefunden, er… ja… was?!… nein, natürlich nicht Sir…. Ja Sir, werden wir. Wir lassen ihn nicht aus den Augen… ja Sir, danke Sir!” Immer noch zitternd schaut er einen Moment auf das Display des Handys und geht dann langsam zu dem Lieferwagen und setzt sich hinein.

“Der Boss sagt, wir sollen ihn vorerst observieren. Er meldet sich wieder, wenn wir ihn uns schnappen sollen.” Dann herrscht Stille im Wagen und drei Augenpaare richten sich stur auf das Haus der Novotnys.

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 12   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:34 pm

So schlimm, wie meine Befürchtungen über den Abend zuvor noch gewesen waren, ist der Abend dann doch nicht. Debbies Auflauf ist wie immer einsame Spitzenklasse, und selbst dieser Emmett wechselt noch ein oder zwei Worte mit mir, auch wenn ich darauf absolut keinen Wert lege.

Nach dem Essen und ein paar Gläsern Wein stehe ich auf, und gehe noch mal in den Garten, um mir in Ruhe noch eine Zigarette zu gönnen. Die Nacht ist nicht sehr kalt, und die Vorfreude auf den Darkroom heizt mich sowieso schon an. Schon den ganzen Abend verspüre ich zwischendurch dieses, mir mittlerweile sehr bekannte Ziehen in der Lendengegend. Leicht grinse ich vor mich hin und bin in Gedanken schon bei dem einen oder anderen Blowjob für heute Abend, als jemand neben mich tritt.

“Willst Du mir schon wieder auf die Eier gehen?” Dieser Satz rutscht mir einfach so raus, als mir ein erstauntes “Huh?” zu verstehen gibt, dass es sich bei der Person neben mir gar nicht um Emmett handelt. “Uhm, eigentlich wollte ich nur wissen, ob du nachher Bock hast, mit uns ins Babylon zu fahren. Ted ist mit dem Wagen da und Vic meinte, dass du da sowieso nachher noch hin willst.” `Der gute, alte Vic. Wenigstens einer, der weiss, was ich will.´ Ich drehe den Kopf und schaue in zwei dunkle Augen. “Michael, richtig? Kannst Du mir verraten, warum ausgerechnet Du mich das fragst? Eigentlich habt Ihr doch gar keinen Bock, mit mir da hin zu gehen, oder?!” Lässig ziehe ich an meiner Zigarette und hebe automatisch eine Augenbraue an. Mein Gegenüber schaut kurz erschrocken, schüttelt dann aber leise auflachend den Kopf. “Du hattest einfach einen schlechten Start mit Emmett. Der beruhigt sich schon wieder. Brian, ich würde nicht fragen, wenn ich keinen Bock auf dich hätte. Also, kommst Du mit?” Nun schaut er mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Tja, nun habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder sage ich ihm, dass er sich mit seinen Freunden verpfeifen soll, oder ich gehe auf sein Angebot ein. Zweiteres hätte klar den Vorteil, dass ich mir das Geld für das Taxi spare, und ich muss ja nicht den ganzen Abend mit ihnen verbringen. Na gut, nach kurzer Überlegung willige ich ein und ernte ein breites Grinsen. Na klasse, hätte ich doch bloß Nein gesagt.

Etwa eine Stunde später verabschieden wir uns von Debbie und Vic, und fahren unter Emmetts lautstarken Protesten zum Babylon. Ohne ein Wort zu sagen, starre ich aus dem Fenster und versuche Emmett so gut es geht zu ignorieren. Erleichtert atme ich auf, als Ted endlich den Wagen vorm Club abstellt, und wir uns in die Schlange am Eingang einreihen. Ein paar, mittlerweile bekannte Gesichter schauen mich an und leises Getuschel über mich stellt sich ein.

Als wir endlich rein können, verschwinde ich erstmal auf der Toilette um meinem Discopharmakologen zu huldigen.


Als ich endlich die Wirkung des weissen Pulvers spüre, das einige meiner Sinne benebelt, aber andere wiederum schärft, verlasse ich den Toilettenraum und gehe erstmal zur Bar. Wenn ich nicht gleich was trinke, verdurste ich. Ja ja, ich weiss, ich übertreibe maßlos. Während ich betont lässig die Treppen hinauf und an der Tanzfläche vorbei zur Bar gehe, sehe ich dort auch schon die Anderen stehen. Einen Moment bleibe ich stehen und überlege, ob ich an eine der anderen Bars rüber gehen soll, als Michael mich schon heranwinkt.

Lustlos stapfe ich auf ihn zu und halte mich aus der Unterhaltung heraus, die sie gerade führen. Da ich eh nicht zuhöre, worüber es geht, lehne ich mich an die Bar und bestelle mir erst mal einen doppelten Scotch und ein Bier. Nachdem ich den Scotch genüsslich herunter gekippt habe zieht mich die Musik in ihren Bann. Ich deute Michael an, einen Moment auf mein Bier zu achten und scanne kurz die Tanzfläche nach einem hübschen Trick für heute Abend. Da, der ist es! Mein Blick mustert gerade einen hochgewachsenen, schlanken Kerl mit schwarzen Stoppelhaaren und ich bewege mich zielstrebig auf ihn zu. Nach einer Weile tanzen, flüstere ich ihm den Satz in´s Ohr, der bisher bei jedem gewirkt hat. Fragend sehe ich ihn an, und als er grinsend nickt, ziehe ich ihn an seinem Gürtel langsam hinter mir her. Mit einem triumphierenden Blick führe ich ihn zum Darkroom…







Während Brian sich an der Bar seinen Scotch gönnte, und die anderen sich unterhielten war Justin gerade dabei, am Türsteher vorbei in den Club zu gehen. Nachdem er sich umgesehen und ein paar Bekannte gegrüßt hatte ging er zur Bar, holte sich ein Bier und ging mit diesem in der Hand dann auf eine der Emporen, um einen besseren Überblick über die Tanzfläche zu haben.

Er war schon öfters in diesem Club, die Musik war gut, die Leute nett und hier konnte er sich so verhalten, wie er war. Schwul. Nicht dass er rumtucken würde, nein, aber hier waren alle schwul und er brauchte sich nicht zu verstellen. Er kam gern her und tanzte bis in die frühen Morgenstunden. Es gab nur einen Ort, den er hier im Club noch nie von innen gesehen hatte. Den Darkroom. Wie hätte er da auch hineingehen sollen, war er doch gänzlich unerfahren in diesen Sachen. Sicher, geküsst hatte er schon, auch schon mit dem Einen oder Anderen gefummelt, das blieb nicht aus. Sein erstes Mal allerdings hatte er noch nicht gehabt. Seufzend lehnte er an dem Geländer der Empore. Wie gern würde er auch sagen können, dass er sein erstes Mal gehabt hätte und nicht mehr Jungfrau war. Jedoch wollte er auch nicht diesen Moment mit irgendeinem der Typen hier im Darkroom verbringen. Nein, zwar erwartete er auch keine pure Romantik für diesen Moment, aber er wollte ihn geniessen. Es sollte halt kein One Night Stand werden. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und liess den Blick über die Tanzfläche schweifen.

Als er seine Freunde Michael, Emmett und Ted an der Bar stehen sah, traute er seinen Augen nicht. Dieser dunkelhaarige Kerl aus dem Diner stand bei ihnen und drückte grade Michael seine Flasche Bier in die Hand um dann auf die Tanzfläche zu gehen. Justin nutzte die Gelegenheit und musterte ihn von oben bis unten. Er sah heute Abend verdammt heiß aus. Ausgewaschene Jeans und ein ärmelloses schwarzes Hemd, das bis fast zum Bauchnabel aufgeknöpft war. Ganz auf diesen Anblick konzentriert leckte er sich unbewusst über seine Lippen. Klar, bisher hatte er mit diesem Kerl nur Pech gehabt, aber dennoch fand er ihn mehr als interessant. Warum konnte der Typ nicht auch ein wenig netter sein? Er hatte einfach eine Ausstrahlung an sich, die Justin in seinen Bann gezogen hatte. Stolz aber doch mit geschmeidigen, eleganten Bewegungen ging er über die Tanzfläche auf einen anderen Kerl zu, der schon ausgelassen zur Musik tanzte. Dann fing der Dunkelhaarige an zu tanzen. `Mein Gott´ dachte Justin. `Dem könnte ich stundenlang beim Tanzen zusehen.´ Mit leicht verklärtem Blick verfolgte er jede der Bewegungen, die der Dunkelhaarige beim Tanzen machte.

Dann sah er, wie er sich zu dem Kerl vor sich hinüberbeugte und ihm irgendetwas ins Ohr flüsterte. Von hier oben aus konnte Justin natürlich nicht erkennen, was er ihm sagte, aber der Schwarzhaarige Typ grinste ihn nur an und nickte. Kurz darauf konnte Justin dann sehen, wie der Mann aus dem Diner den Anderen an seinem Gürtel fasste und mit sich über die Tanzfläche zog. Kurz wunderte er sich, wohin die Beiden wohl verschwanden und dann fiel ihm auf, dass sie auf den Darkroom zusteuerten. Kurz dachte Justin nach, aber die Neugier siegte und er ging hinab, über die Tanzfläche und folgte den Beiden in den Darkroom. Dort drückte er sich in eine dunkle Ecke und hoffte nur, dass ihn der Dunkelhaarige nicht entdecken würde. Von seiner Position aus konnte er genau sehen, wie die beiden Männer sich mit ihren Köpfen näherten und dann gemeinsam in einem heissen, leidenschaftlichen Kuss verschmolzen. Justin spürte ein Ziehen in seiner Lendengegend und wünschte sich, dass er anstelle dieses Typen vor dem Dunkelhaarigen stehen würde. Kurz schüttelte er den Kopf, sollte er nicht eigentlich noch immer sauer auf den Kerl sein? Immerhin hatte dieser sich noch immer nicht entschuldigt, wegen seiner Ellbockenattacke im Diner. Aber daran konnte und wollte er momentan auch gar nicht denken. Wieder schaute er den Beiden zu und sah gerade noch, wie der Schwarzhaarige sich vor dem Anderen auf die Knie fallen liess, während er mit seinen Händen unter dessen Hemd fuhr und mit den Lippen über seinen Bauch küsste, und dann kurz darauf seine Hose öffnete. Justin schloss für einen Moment die Augen, und stellte sich an der Stelle des knienden Mannes vor, wie er langsam die Hose des Dunkelhaarigen öffnen würde, und mit den Augen auf dessen voll erigiertes Glied schauen konnte. Langsam würde er seinen Mund öffnen, mit der Zungenspitze sanft über die Spitze des Gliedes lecken und den Geschmack in sich aufnehmen. Dann würde er, so wie der Schwarzhaarige es nun tat die Lippen um die Eichel legen und genüsslich daran lecken und saugen.

Fast schon konnte er die Eichel des Dunkelhaarigen in seinem Mund spüren, als er sich abermals über die trockenen Lippen leckte. Justin hob den Blick an und schaute in Brians Gesichtszüge. Wie wunderschön er war. So wie er da an der Wand lehnte, den Kopf leicht in den Nacken gelegt, die Lippen leicht geöffnet. Die Augen hielt er geschlossen und Justin konnte einen leisen Laut der Erregung in seinen Ohren vernehmen. Seine Hose wurde immer enger und er schwor sich, dass es besser sein würde zu gehen, bevor er noch entdeckt wurde, aber er konnte nicht. Konnte nicht die Augen von dem Dunkelhaarigen nehmen, der nun immer wieder den Kopf leicht hob um ihn gleich darauf wieder erregt in den Nacken zu legen….






Oh Fuck! Den ganzen Abend habe ich darauf gewartet und ich muss sagen, dass der Typ gar nicht mal so schlecht bläst. Mein Kopf legt sich wie von selbst in den Nacken, als diese Zunge meinen Schaft gekonnt umspielt, er meinen Schwanz immer tiefer in seiner feuchten, warmen Mundhöhle verschwinden lässt. Langsam bewege ich meine Hüften vor und zurück und dringe so immer wieder tief in seinen Mund ein. `Jaaa… hör bloß nicht auf´ Mit einer Hand stütze ich mich an die Wand hinter meinem Rücken während ich leise aufstöhnen muss, da er gerade zusätzlich mit einer seiner Hände meine Hoden massiert und meine Erregung steigt. Ich könnte schwören, dass in irgendeiner Ecke ein Augenpaar auf mir ruht, aber erstens macht mich das nur noch heisser und zweitens, wir sind in einem Darkroom, da ist man nicht alleine. Immer wieder stoße ich mit meinem harten Schwanz in den Mund des Kerls vor mir und spüre wie sich dessen Rachen immer mehr dehnt.

Die leise Musik, die im Darkroom läuft, ist genau passend zu diesem Blowjob. Ich lege den Kopf weiter in den Nacken, und als er mit seiner Zunge dann meine Spitze umkreist und sie in die kleine Spalte in meiner Eichel steckt, kann ich nur noch das leichte Drücken in meinem Kiefer spüren, als sich wieder mal meine Eckzähne leicht in meine Lippe bohren. Angeturnt durch diesen leichten Schmerz und den anschliessenden leicht metallischen Geschmack in meinem Mund, stöhne ich laut auf, und vergesse alle Anderen um mich herum. Nur noch wir zwei sind in meinen Gedanken da, und meine Hand legt sich hart an den Hinterkopf des vor mir knienden Mannes. Nun gebe ich den Rhythmus an, hart und intensiv ziehe ich seinen Kopf vor, nur um ihn im nächsten Moment wieder nach hinten zu rücken, damit er mich erneut tief in sich aufnehmen kann. Meine Lider flattern, leise grollend stöhne ich auf, öffne leicht die Lippen und vergesse für einen Moment meine Eckzähne, die sich nun vollständig aus meinem Kiefer geschoben haben. Während ich weiter den Kopf des Mannes vor und zurück bewege, fahre ich mit meiner zweiten Hand durch seine Haare und lecke mir über die Lippen. Oh man, genau das habe ich gebraucht. Die Erregung in meinem Körper wächst in ein Unermessliches, während er weiter intensiv an meinem Schwanz saugt und seine Zunge an der vollen Länge entlanggleiten lässt.


Als ich spüre, dass mein Höhepunkt nicht mehr lange auf sich warten lassen wird, öffne ich den Mund weiter und stöhne laut auf. Immer intensiver wird das Gefühl in meinem Inneren, ich treibe immer weiter auf der Welle der Erregung, und umfasse seinen Kopf fester. Als ich spüre, dass ich kurz davor bin, ziehe ich seinen Kopf so nah an mich heran, dass ich seine Nasenspitze an meiner Haut spüren kann. Bestimmt, aber geschmeidig schiebe ich die Hüften vor und als ich über die Klippe springe und mich tief in seinen Mund versenke, um meinen heissen Samen in seine Kehle zu spritzen, öffne ich die Augen und starre intensiv in die dunkle Ecke, aus der mich anscheinend ein paar interessierter Augen beobachtet. Während ich noch laut aufstöhne, kann ich die Anspannung im Raum steigen spüren, während die Anspannung in meinem Körper sich von Sekunde zu Sekunde verringert.

Ich atme noch ein paar Mal tief durch, schliesse dann meine Hose, werfe dem Kerl der noch vor zwei Minuten mein Glied zwischen seinen Lippen hatte einen kurzen Blick zu, und spüre wie meine Eckzähne sich wieder in meinen Kiefer versenken, während ich den Darkroom verlasse und wieder in das von Emmett erwähnte Thumpa Thumpa eintauche….




Unbeweglich stand Justin in der dunklen Ecke, und war bis ans Übermass erregt, aber genau so verwundert. Was er da eben gesehen hatte, verschlug ihm die Sprache und liess ihn nun heftig ausatmen. Hatte er genau hingesehen? Hatte er sich das nur eingebildet? Das konnte doch nicht sein. Gerade als der Dunkelhaarige den Kopf ganz in den Nacken gelegt, und sich beim überspringen der Klippe dem Anderen entgegengebäumt hatte, hatte er genau in seine Richtung gesehen. Aber er sah nicht die haselnussbraunen Augen, die er bereits im Diner gesehen hatte. Nein, diese Augen waren erfüllt von einem geheimnisvollen Leuchten. Es war so intensiv, dass ihm glatt die Spucke weggeblieben war und er den Atem anhalten musste. Diese Augen, dieses intensive dunkle Leuchten, das in ihnen zu sehen war. Es war einfach so magisch und anziehend, dass er fast seine Deckung aufgegeben hatte. Kurz darauf, als der Mann dann doch wieder den Kopf zu einem leisen Schrei in den Nacken gelegt hatte, hatte er gedacht für eine Sekunde auch noch verlängerte Eckzähne erblicken zu können. Das war der Wahnsinn gewesen und genau in dem Moment, in dem der Mann seinen Schrei losgelassen hatte, hatte Justin gefühlt, wie sich in seiner Unterhose eine verräterische Feuchte breit gemacht hatte. Er war nur durch den Anblick des Mannes, erfüllt von dessen Orgasmus gekommen.

Immer noch wagte er nicht zu atmen, schüttelte benommen den Kopf, um das sich ihm eben dargebotene Bild aus dem Sinn zu bekommen, und räusperte sich dann leise. Er brauchte nun dringend etwas zu trinken. Und dann musste er schnellstens auf die Toilette, und die Feuchte in seiner Unterhose beseitigen, zumindest wenn er noch nicht nach Hause wollte. Schnell fuhr er sich mit der Hand über den Schritt und ging dann aus dem dunklen Raum hinaus und in Richtung der Toiletten. Dort angekommen liess er sich in einer Kabine nieder und atmete tief durch. Er benötigte etwa fünf Minuten um sich zu säubern und wieder zu Sinnen zu kommen. Schnell wusch er sich die Hände und riss fast enthusiastisch und mit einem leichten Grinsen um die Lippen die Tür auf und warf noch einen Blick in den Spiegel, als er mit einer anderen Person zusammenstieß…






Währenddessen sitzen an der Theke in der Nähe der Tanzfläche drei ziemlich finster dreinschauende Männer, die sich in dem Club alles andere als wohl zu fühlen scheinen. Einer der drei, ein ziemlich kleiner, untersetzter Mann, mit wenig graublonden Haaren auf dem Kopf, und einem Schnäuzer, gibt immer wieder verächtliche Geräusche von sich. “Klasse… musste der Kleine nun auch noch schwul sein? Der Boss wird nicht gerade begeistert sein.” “Beruhige Dich Marty, der Boss wird ihm die Flausen schon austreiben, wenn er erst wieder unter seinen Fittichen ist.” Lachte ein recht großer, gut trainierter Mann mit dunkelblonden Haaren. “Du hast gut reden. Apropos, weisst Du schon, was er mit ihm vor hat?” “Nicht hier! Das erklär ich Euch draußen.” Suchend fährt sein Blick über die Tanzfläche. “Scheisse! Ich hab ihn aus den Augen verloren! Oh man, Marty! Lenk mich noch mal ab und ich werde Dir zeigen, was ich mit dem Kleinen machen würde!” Wütend kippt er seinen Drink runter und geht dann los. “Los, kommt, wir müssen ihn finden!” Doch der Dritte von Ihnen, der bisher ruhig da gesessen hatte, mischte sich nun ein. “ Wir werden am Ausgang warten, da wird er uns sowieso wieder über den Weg laufen.” Von seinen Begleitern erntete er ein zustimmendes Nicken und sie gingen hinaus.

Als sie vor der Tür in ihrem Wagen sitzen schweifen sie ab und diskutieren angeregt darüber, was den Kerl wohl erwarten wird, wenn sie ihn zurückgebracht haben. Er wird den Weg zu seinem Vater schon nicht leiden können. Zu lange müssen sie wegen Ihm in der Kälte sitzen, zu lange müssen Sie sich die Launen des Herrschers anhören. Grausam lachend sehnen Sie den Moment herbei in dem Sie sich seiner bemächtigen können. Sie werden ihm zeigen, was er für Sie ist. Was er für alle zu sein hat! Er sollte es endlich verstehen, dass ihm dieses Leben, das er gerade kostet nicht vergönnt ist….





Ja, der Blowjob war gut, der Kerl hatte sogar einiges drauf mit seiner Zunge. Zufrieden gehe ich zurück zu den Anderen und schnappe mir mein Bier. Nun muss ich erstmal zur Toilette. Nein, nicht um mich zu erleichtern, viel mehr, um noch mal meinen Tribut an meinen Discopharmakologen zu zollen. Grade als ich die Tür öffne rennt irgendwer in mich rein. “Wa.! Verdammt pass auf wo Du hinrennst!” Ich trete einen Schritt zurück und schaue zornig zu dem jungen Kerl. Das ist doch… diese blauen Augen, die mich nun erschrocken anblicken. Den trifft man aber auch überall. Eigentlich sollte ich nun an ihm vorbei gehen und in einer Kabine verschwinden, aber ich kann nicht. Momentan bin ich nicht fähig mich vom Fleck zu lösen. Unwillkürlich muss ich an den Vorfall im Diner denken und hoffe nur, dass mir das nun nicht schon wieder passiert, aber anscheinend tut es das Gott sei Dank nicht. Ich stehe einfach nur da und schaue in diese Augen. Wie von selbst strecke ich meine Hand nach ihm aus und lasse meine Fingerspitzen kurz über seine Wange und seinen Hals gleiten. Scheiss drauf! Meinem inneren Drang nachgebend lege ich meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn langsam aber entschlossen näher an mich heran, beuge den Kopf und lege meine Lippen auf seine, während ich weiter in seine Augen starre, in denen ich zu ertrinken drohe. Gerade als sich unsere Lippen berühren, komme ich wieder zu Sinnen und lasse ihn abrupt los, und löse auch meine Lippen einen Moment später von seinen. Ich muss hier weg. Etwas zu schnell schiebe ich mich an ihm vorbei und verschwinde wortlos in einer der Kabinen. `Fuck! Was war das jetzt wieder?´ Schnell ziehe ich das kleine Tütchen hervor und fühle einen kurzen Moment später wie sich der angenehme Nebel wieder über meine Sinne legt. Meine Lippen brennen, als ich mit der Zunge darüber streife kann ich seinen süßen Mund noch schmecken.

Obwohl ich gerade erst aus dem Darkroom heraus bin, entfacht allein der Gedanke daran meinen Hunger nach einem knisternden Abenteuer erneut, und schon spüre ich, wie sich der Stoff meiner Jeans wieder enger um meine Lenden schmiegt. Ich trete aus der Kabine und er steht immer noch da und starrt in meine Richtung. “Ist Dir ein Geist begegnet?” lache ich, als ich mich erneut an ihm vorbeidrücke. Vielleicht hätte ich mir den spitzen Kommentar sparen sollen, denn als ich mich, für mich unüblich, noch mal nach ihm umsehe lassen seine Augen erkennen, dass ich ihn verletzt habe.

Wütend auf mich selbst trinke ich mein Bier aus und anstatt in den Darkroom zu gehen, verlasse ich den Club und mache mich auf den kurzen Weg zu meinem Loft. Auf den dunklen Lieferwagen, der in der Strasse steht achte ich gar nicht…

Tbc.
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BeitragThema: Chapter 13   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:34 pm

Hals über Kopf verliess Justin das Babylon. Er musste hier raus, konnte einfach nicht länger hier bleiben auf Grund der Situation, die sich gerade ereignet hatte. Schnellen Schrittes verliess er das Babylon und rannte, draußen angekommen, blindlings in die Nacht. Erst als er einen Moment verschnaufen musste, und stehen blieb um tief durchzuatmen, nutzte er die Gelegenheit und sah sich um.

Als er erkannte, dass er sich in einem Park befand, ging er ein Stück den groben Kiesweg entlang und liess sich auf einer Parkbank nieder. Langsam hob er den Kopf und sah hinauf in den Himmel. Es war eine klare Nacht, die Sterne waren deutlich erkennbar und einzelne Wolken verhüllten den Mond. Immer noch ein wenig außer Atem lehnte er sich zurück und liess seinen Gedanken freien Lauf.

Wieder dachte er an den Mann, von dem er in den letzten Tagen so einiges gehört hatte. Brian, wie ihn die meisten nannten, war der angesagteste Typ auf der Liberty Avenue. Wieder sah er diesen Mann vor sich. Sein Anblick raubte ihm den Atem. Er war einfach so wunderschön. Er war bestimmt schon Ende Zwanzig, aber trotzdem, er hatte nichts von seiner jugendlichen, unheimlich anziehenden Ausstrahlung verloren.

Als sie auf den Toiletten ineinander gelaufen waren, blieb Justin einfach nur stehen und starrte wie gebannt auf Brian. Sein ganzer Körper kribbelte. Ein wunderbares Gefühl schlich sich in sein Herz, ein Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Liebe. Er hatte die Augen geschlossen, und hätte dieses Gefühl am liebsten fest in sich gehalten. Leider hatte dieser Moment nicht lange angehalten, und kurz darauf hatte es sich angefühlt als würde ihm jemand ein Messer in die Brust jagen, als Brian ihn von sich gestoßen und einen Moment später auch noch verhöhnt hatte.

Zu gerne hätte er den Kuss, den ihm der Dunkelhaarige gegeben hatte, noch mehr ausgekostet, hätte weiterhin dieses unglaublich gute Gefühl gespürt, als Brian sein Gesicht sanft zwischen seinen Händen gehalten hatte. Als sich die weichen Lippen sanft auf seine gelegt hatten, hätte er am liebsten die Zeit angehalten. Langsam strich er sich mit der Zunge über die Lippen. Er konnte ihn immer noch schmecken. Wieder spürte er die Wärme die von den Lippen des älteren Mannes ausgegangen war, und für einen Moment verschwanden die dunklen Gedanken. Nur zu gern hätte er den Kuss fortgeführt, seine Lippen für ihn geöffnet und seiner Zunge Einlass geboten.

Doch nun? Nun saß er hier, und wusste nicht mehr wohin mit seinen Gefühlen. Noch nie war er so wütend auf jemanden gewesen, wie in den vergangenen Tagen, aber auch noch nie hatte er so für jemanden empfunden, sich so von jemandem angezogen gefühlt wie von diesem Brian. Es war, als würde er durch ein unsichtbares Band immer wieder zu diesem Mann hingezogen, und er wusste nicht einmal ob er das überhaupt wollte. Einiges in ihm wehrte sich gegen die Vorstellung, diesen Kerl zu wollen, anderes aber deutete unumwunden darauf hin, dass er nichts mehr als ihn wollte.

Wieder starrte er hinauf in die Sterne, als glaubte er, dort oben eine Antwort auf seine Fragen zu bekommen. Doch der Mond schien weiter in seinem kalten Licht und wurde von den Wolken sanft umarmt, während die tausend kleinen Lichter ihnen in der Ewigkeit Gesellschaft leisteten.

Je länger er dort hinaufstarrte, desto mehr verfestigte sich das Gefühl in ihm, diesen Mann zu wollen, und der Zorn verflüchtigte sich von Minute zu Minute mehr.

Irgendwann kroch die Kälte weiter in seinen Körper hinein und mit dem Gedanken an Brian stand er auf, und ging langsam den Weg wieder hinunter um zu seinem Wagen zu gelangen. Er musste sich in den nächsten Tagen etwas überlegen, um diesen Kerl kennen zu lernen. Leicht nickte er sich selbst zu und ein Lächeln entstand auf seinen Zügen, als er sich wieder den Lichtern der Strasse näherte…





“~*~”


Stundenlang hatten sie dagesessen und auf den Eingang des Clubs gestarrt. Marty hatte gar nicht mehr darauf geachtet, wie viel Zeit vergangen war. Er sah hinüber zu seinen Begleitern. Die waren mittlerweile auf den Sitzen eingeschlafen und nun war es an ihm, die Tür weiter im Auge zu behalten. Immer wieder waren junge Kerle hinein und wieder hinausgegangen. Der bullige Türsteher am Eingang hatte immer wieder einzelne Personen aus der Schlange nicht eingelassen, und diese waren meist nach langem Hin und Her lauthals protestierend abgedampft.

Er konnte seinen Herrscher immer besser verstehen, warum er diesen Jungen nicht gewollt hatte. Er war so etwas wie die Verkörperung sämtlicher schlechter Eigenschaften seiner Art, und eine wirkliche Gefahr für Seinesgleichen. Er hatte damals von Anfang an die Weisheit in der Entscheidung seines Meisters gesehen, das Kind töten zu lassen. Aber dann war dieses kleine Miststück seinem Plan in die Quere gekommen.

Sein Herr hätte niemals eine menschliche zur Frau nehmen sollen. Niemals auch nur ein Kind mit ihr zeugen sollen. Aber sie hatte ihn verführt. Aus reinem Egoismus hatte sie sich ihm dargeboten, ihm die Gedanken verdreht und sich so in die Kreise Ihresgleichen eingeschlichen. Er konnte sich ein leises Auflachen nicht verkneifen, als er an ihr tränenüberströmtes Gesicht dachte, als das Urteil über ihr Kind gefällt wurde. Sie hätte damals einfach sitzen bleiben und die Füße stillhalten sollen, dann wäre das, was er hier tat heute gar nicht nötig.

Innerlich lachte er noch immer, hatte die Szene vor Augen, als sich die vor Angst aufschreiende Frau zum Schutz über ihr Kind geworfen hatte. Sie hatte geschrien, man solle aufhören, solle ihr das Kind geben und sie würde für immer verschwinden, aber da war es schon zu spät. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie von der Axt getroffen wurde. Und mit eben diesem Gesichtsausdruck hatte man ihr den Kopf von den Schultern getrennt. Törichtes Weib, das Kind wäre ein viel geringeres Opfer gewesen. Mit ihrer Tat hatte Sie das Herz seines Herrschers in Stücke gerissen, so dass dieser ab dieser Nacht nur noch strenger und grausamer über sein Volk wachte.

Er war froh, wenn das hier endlich vorbei sein würde. Dann könnte er wieder zur Tagesordnung zurückkehren und sich ein schönes Leben machen. Gerade als er diesen Gedanken nachhing, nahm er wahr, dass Jack Kinneys Sohn die Diskothek verliess. Schnell sank er in seinem Sitz zurück um nicht entdeckt zu werden und wartete, bis sich der junge Mann ein gutes Stück entfernt hatte, und liess dann den Motor des Lieferwagens an.

`Ja, geh Du nur beruhigt nach Hause, solange das noch Dein Zuhause ist. Wenn er dich holen lässt, kannst du froh sein, wenn du wieder in deinem stinkenden Brunnen landest!` Dieser Gedanke brachte Marty erneut zum lachen. Oh ja, er freute sich bereits auf diesen Moment und auf die vor Schreck geweiteten Augen, wenn sie ihn wieder in Ketten legen würden und dafür sorgen würden, dass er nie wieder die Möglichkeit zur Flucht bekam. Und so fuhr er dem jungen Mann langsam hinterher und achtete akribisch darauf, dass dies von niemandem bemerkt wurde…



“~*~”



Auf den letzten Metern des Weges, ziehe ich die Lederjacke enger um mich. Es ist kalt geworden und das gefällt mir gar nicht. Ich gehe etwas schneller und atme auf, als ich durch das Treppenhaus in mein warmes Loft gehe. Schnell schliesse ich das Stahltor hinter mir und gehe auf den kleinen Tisch zu auf dem meine Spirituosen stehen. Ich nehme ein Glas, gieße mir einen Scotch ein und gehe dann zum Kühlschrank um Eiswürfel zu holen.

Mit dem Drink in der Hand setze ich mich auf die Couch und lasse den Abend noch einmal Revue passieren. An sich fing der Abend ja gut an, das Essen, der kleine Aufenthalt im Darkroom. Ich kann mir ein Nicken nicht verkneifen. Und direkt im Anschluss an das Nicken schüttle ich heftig den Kopf. Genau so gut wieder Abend angefangen hat, so scheisse hat er auch geendet!

Gerade als ich einfach nur in den Waschraum des Clubs wollte muss ich natürlich voll in diesen Jungen reinrennen. Bescheidene Situation, aber was mach ich? Anstatt ihn einfach zur Seite zu stoßen kriege ich wieder dieses Gefühl im Magen und “küsse” ihn auch noch. Verdammter Mist! Aber eines muss ich ihm lassen. Er schmeckt verdammt gut. Mit einem Grinsen um die Lippen nehme ich einen Schluck von meinem Scotch. Und schlecht geküsst hat er auch nicht. Okay, unerfahren scheint er zu sein, aber das ist ein Zustand, den man nur allzu leicht… Kinney! Was denkst du da überhaupt für einen Mist?

Je mehr ich darüber nachdenke was da heute Abend passiert ist, desto mehr wundere ich mich über die Bilder, die ich dabei im Kopf habe. In meinem Geist stehe ich wieder vor ihm und halte seinen Kopf in den Händen. Langsam lasse ich meine Zunge über seine leicht zitternden Lippen gleiten, ehe ich diese aufspalte und mich nach seiner Zunge vortaste.

Verdammt! Was hat dieser Bengel an sich, dass er sich so in meinen Gedanken festsetzt? Irgendetwas muss ich tun, sonst treibt mich das Bürschchen noch zum Wahnsinn. Und das ist etwas, das ich so gar nicht gebrauchen kann. Kopfschüttelnd leere ich das Glas und gehe rüber in den Schlafbereich.

Nachdem ich meine Sachen ausgezogen habe lege ich mich in mein Bett und zünde mir eine Zigarette an. Ich weiss noch nicht einmal wie der Kleine heisst. Und selbst wenn ich es wüsste, wäre die Chance, mich normal mit ihm zu unterhalten, um herauszufinden, was genau das Gefühl in meinem Magen auslöst, wohl eher mehr als gering. Er wird garantiert nicht mit mir reden wollen, warum auch. Erst hau ich ihm meinen Ellbogen in den Nacken, dann sitze ich auf den Fliesen und bin kurz davor ihn anzufallen und dann? Tja, dann küsse ich ihn, und hab kurz darauf nichts besseres zu tun, als mich über ihn lustig zu machen. Manchmal bin ich so ein Idiot.

Ich ziehe ein letztes Mal an der Zigarette und drücke sie dann im Aschenbecher aus. Dann lege ich mich zurück, drehe mich auf die Seite und starre in´s Leere. Langsam werden meine Augenlider schwer und ich drifte in einen unruhigen Schlaf.

In meinem Traum bin ich wieder in diesem dunklen, feuchten Schacht. Meine Hände und Füße werden wieder von Ketten gehalten und ich liege auf Stroh. Stundenlang habe ich darauf gewartet, dass man mir etwas zu essen brachte, aber man hat mich vergessen. Wie so oft. Ich spüre wie sich mein Magen zusammen zieht und der Schmerz sich wieder breitmacht. Zitternd liege ich da und lasse den Kopf ins Stroh fallen. Meine Augen brennen und die ersten Tränen rinnen über meine Haut durch die dreckigen Halme auf den Boden des Brunnen. `Warum…´ Immer wieder stelle ich mir diese Frage, doch ich komme zu keiner Antwort. Ich sehne mich danach, hier raus zu kommen, danach, wieder von dieser Frau im Arm gehalten zu werden, doch ist sie schon lange nicht mehr hier gewesen. Die Tränen rinnen weiter über meine Wangen und ich drehe langsam den Kopf um nach oben in den Himmel zu schauen. Der Tag bricht an. Mutlos sinkt mein Kopf wieder auf das Stroh zurück und ich starre in die Dunkelheit.

Nach und nach wird es heller in dem Schacht. Die Sonne ist aufgegangen und irgendwann höre ich, wie draußen Kinder spielen. Ich habe sie schon öfter gehört. Immer wieder lachen sie und schreien vergnügt herum. Wieder drehe ich den Kopf und schaue nach oben. Sie sprechen leise, aber ich kann auf Grund meines mehr als guten Gehörs genau verstehen, was ein älterer Mann anscheinend seinem Sohn erklärt.
“…also hör besser auf mich und deine Mom, sonst landest Du irgendwann noch da unten und kommst nie wieder raus. So wie…” Dann bricht er ab. Ich strenge meine Augen an und sehe dank des Schattens den ein Baum wirft einen blonden Schopf, der neugierig versucht in den Schacht zu spähen. “Dad, was ist da unten?” höre ich ihn sagen. “Nichts, da landen nur Leute, die man hier oben nicht haben will.”

Das saß, schnell drehe ich mich wieder und drücke mich näher an die Wand. Ich fühle mich mies, ungewollt, verachtet. Ob man sich irgendwann an diese Gefühle gewöhnt? In dem Moment schwöre ich mir, dass die, die da oben stehen mich noch kennenlernen werden. Kurz bevor ich immer noch weinend einschlafe höre ich noch eine Frauenstimme rufen. “Craig! Was erzählst Du dem Jungen schon wieder für Gruselgeschichten!”


Heftig atmend sitze ich in meinem Bett und schlage auf die Decke ein, die meinen Körper umhüllt. Wieder bin ich schweißgebadet aufgewacht und spüre die Nässe auf meinen Wangen. Diese Bilder, mein altes “Leben”, ich will sie nicht mehr sehen. In der Zeit, die ich bei George gewohnt habe, hatte ich immer seltener diese Träume. Aber jetzt, wo ich wieder alleine bin, nehmen sie wieder zu. In der letzten Zeit allerdings hab ich sie verdammt oft! Ich brauche jetzt einen Scotch. Nachdem ich mir ein neues Glas Scotch eingegossen habe und mich wieder auf das Sofa gesetzt habe, denke ich mir, dass ich eigentlich gern jemanden um mich herum hätte. Jemanden, mit dem ich hier einfach Zeit verbringen kann aber das geht einfach nicht. Wer würde es schon mit mir aushalten? Ich bin nun mal kein Mensch. Was wenn derjenige mein wahres Ich sehen würde? Ja, was dann? Schnell trinke ich das Glas aus und es folgen noch ein paar andere. Kurz bevor ich vom Alkohol betäubt auf dem Sofa einschlafe bin ich mir wieder so sicher wie sonst, dass eine Beziehung einfach nichts für mich ist. Erstens würde es niemand lange genug mit mir aushalten um es eine Beziehung zu nennen, und zweiten wäre ich gar nicht fähig, die dafür notwendigen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Genau das ist es. Also ergebe ich mich in den Nebel, den der Alkohol um meine Gedanken und Sinne legt, und schlafe auf dem Sofa liegend wieder ein…. Während ich einschlafe sehe ich aber noch einmal diesen blonden Schopf und die in dem Gesicht darunter liegenden blauen Augen vor mir….



“~*~”


`So so, Du alter Hurenbock bist also wieder auf der Bildfläche, wie? Hast ja ziemlich lange auf dich warten lassen…´ Auch wenn die Anderen den dunklen Lieferwagen den ganzen Abend über nicht bemerkt hatten, so tat ich das sehr wohl. Unbemerkt setzte ich mich so ins Wohnzimmer, dass ich den Wagen im Auge hatte. Zuerst dachte ich, dass meine alten Sinne mich täuschen, als ich die Personen sah, die ausstiegen und sich auf machten um die Strasse zu überqueren. Marty, Craig und Jonas. Wie sollte ich diese Visagen je vergessen. Sie waren diejenigen, die am lautesten geschrien haben, als es um wichtige Entscheidungen ging. Und sie waren auch die, die Jack damals in seinen engsten Kreis aufgenommen hatte, um über das Schicksal Brians zu entscheiden. Er musste sie geschickt haben. Keine andere Möglichkeit, warum sie nun hier auftauchten war auch nur annähernd plausibel.

Wie hatte Jack herausbekommen, dass Brian lebte und aus seinem engen Verliess entkommen war? Woher wusste er, dass wir ihn gefunden hatten? Woher, dass er hier in Pittsburgh ein neues Leben anfangen sollte? Stundenlang zermarterte ich mir den Kopf darüber, welche Beweggründe Jack haben konnte, seine Bluthunde nach ihm auszusenden. Oh, spät erkannte Vaterliebe war es mit Sicherheit nicht. Es musste etwas anderes sein.

Erst als ich in meinem Bett lag überkam mich die Erkenntnis. Unwillkürlich krampfte sich alles in mir zusammen und ich nahm mir vor, mich direkt am nächsten Tag hinzusetzen und einen Plan auszuklügeln, wie ich das schlimmste verhindern konnte. `Du willst ihn dir also wiederholen Bruder? Denkst Du wirklich, dass wir ihn so einfach wieder ins Verderben laufen lassen? Dir noch ein weiteres Mal die Chance geben ihn zu töten? Nein, niemals. Der Junge gehört zur Familie, zu UNSERER Familie Jack! Ich werde nicht zulassen, dass Du ihm das wieder nimmst, was er sich hier erarbeitet hat. Lass uns und ihn in Ruhe. Vor allem, lass Ihn endlich das Leben leben, das er verdient!´ Ich nahm mir vor, alles daran zu setzen, dass Brian in Sicherheit war. Gleich am nächsten Tag, nahm ich mir vor, würde ich alle die kontaktieren, auf die ich vertrauen konnte. Es waren vielleicht nicht halb so viele, wie er aufbringen würde nur um seinen Sohn wieder sicher verschlossen zu wissen, aber sie waren mindestens doppelt so loyal wie seine Lakeien…

`Oh nein Jack, wenn Du ihn willst, komm her um ihn zu holen. Aber sei auf der Hut, ich werde nicht kampflos aufgeben.´ Mit dem Gedanken, dass ich schon bald etwas werde unternehmen müssen um den Jungen nicht an ihn zu verlieren, schlief ich doch noch irgendwann ein….


“~*~”


Währenddessen saß ein untersetzter, grauhaariger Mann mit eiskaltem Blick in seinem Sessel und trank einen Scotch. Jeder seiner Untergebenen wusste, dass es besser war ihn einfach nur in Ruhe zu lassen und so umgab ihn in der heutigen Nacht vollkommene Einsamkeit.

Das Gesicht des Mannes war eine einzige Maske, ausdruckslos, gefühllos, kalt. Seine trüben Augen bohrten sich in die dunklen, samtenen Vorhänge vor seinen Fenstern. Seine gesamte Haltung gab ein Bild von Stolz, Überheblichkeit, Grausamkeit und Wut ab. Seine Hand klammerte sich um das Glas und er bewegte sie nur, wenn er das Glas an seine Lippen setzen wollte, um das gewohnte Brennen in seinem Rachen zu spüren. Sein Herz war ihm schon vor langer Zeit gebrochen worden und seit dem Tod seiner Frau war er nicht mehr fähig wärmende Gefühle zu spüren. Er wollte es auch gar nicht. Alles was ihn in den letzten Jahren am Leben gehalten hatte, war das Gefühl der Rache und die Gewissheit, dass derjenige, der Schuld am Tod seiner Frau, und somit Schuld an all seinen Problemen hatte, hinter verschlossenen Türen und in Ketten sein Dasein fristete.

Doch genau dieser Mann war vor ein paar Jahren entkommen. Seitdem suchte er ihn. Er hatte sich geschworen, dass er ihn finden und wieder an den für Ihn bestimmten Ort zurück bringen würde, koste es, was es wolle.

Die Nachricht, dass seine Leute ihn gefunden hatten, hatten ihn Genugtuung fühlen lassen. Nur durfte er nun nicht unbedacht handeln. Die Leute, mit denen sich sein Sohn umgab waren mächtig. Einer von Ihnen genau so mächtig wie er selbst. Wenn er selbst nicht dabei drauf gehen wollte, musste er langsam und überlegt handeln. Und das würde er, wenn er eines hatte, war es Zeit.

“Ich werde Dir das geben, was du verdienst Bastard… Du nahmst mir die Frau, nahmst mir mein Leben. Die Wunden die dir bisher zugefügt worden sind, sind nichts im Vergleich zu denen, die ich Dir noch zufügen werde… Brian…!” Mit diesen Worten stellte er das Glas zur Seite und starrte weiter regungslos auf die Samtvorhänge an seinen Fenstern….

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 14   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:35 pm

Marty war gerade eingenickt als sein Handy ihn unsanft wieder aus seinem leichten Schlaf riss. Wer wollte denn jetzt was von ihm? Langsam stieg er aus dem Wagen, vertrat sich kurz die Füße und atmete die kühle Nachtluft in seine Lungen, bevor er den Anruf annahm. Ziemlich genervt knurrte er ein leises “Ja?” in den Hörer und wunderte sich über die nun eintretende, kurze Stille am anderen Ende der Leitung. Als er dann die leise, bedrohlich wirkende Stimme auf der anderen Seite identifizieren konnte, stand er wie festgefroren auf dem Gehweg und zuckte kurz zusammen.

“Marty… schau gefälligst auf dein Handy, um zu wissen WEN du da so anraunzt!” “Ja Boss.” Das war alles was er erwidern konnte. Regungslos folgte er den Worten des Alten und liess geschockt seine Hand sinken, als das Telefonat beendet war. Schande! Der Boss hatte ihm soeben eröffnet, dass er beschlossen hatte, in den nächsten Tagen selbst herzukommen und sich der Sache anzunehmen. Er hatte nur noch zwei, höchstens drei Tage Zeit, alles in die Wege zu leiten.

Sein Herz begann zu rasen. Wie sollte er das schaffen? In den vergangenen Jahren war der Brunnen zugewachsen. Es würde allein Tage in Anspruch nehmen, ihn auch nur halbwegs “bewohnbar” zu machen. Dann musste er noch für ein Zimmer sorgen, das den Ansprüchen des Bosses entsprach, und auch die Ketten mussten erst noch irgendwoher besorgt werden. Sie mussten diesmal fester sein, als die, die Brian schon einmal zerrissen hatte. Wie sollte er das nur alles schaffen? Er warf einen Blick auf seine noch schlafenden Komplizen. Sollten die doch die Drecksarbeit übernehmen, den Brunnen reinigen und die Ketten besorgen. Er hatte besseres zu tun. Er musste das Domizil des Herrschers finden und dann alles für seine Ankunft vorbereiten.

Innerlich begann er zu zittern, wusste er doch, wie sein Boss reagieren konnte, wenn nicht alles zu seiner Zufriedenheit arrangiert war. Er stieg wieder in den Wagen. “Jungs, Aufstehen! Wir haben Arbeit! Der Boss wird bald hier eintreffen und wir müssen alles vorbereiten. Craig, du kümmerst dich um den Brunnen, und du Jonas siehst zu, dass du die stärksten Ketten auftreibst die du finden kannst. Wir haben zwei, maximal drei Tage. Der Boss will ihn innerhalb von drei Tagen gut verwahrt wissen! Wenn wir das hier vermasseln, können wir schon mal unser letztes Gebet sprechen! Also los!”

Mit diesen Worten liess er den Motor des Lieferwagens an, liess die Anderen aussteigen, und machte sich dann auf den Weg in die nahen Wälder. Er wusste genau dass das alte, zerfallene Herrenhaus noch stand. Zwar wusste er nicht, in welchem Zustand es sein würde, aber er wusste genau, dass dies das richtige Domizil für seinen Herrn und dessen Vorhaben war…


“~*~”


Justin war inzwischen nach Hause gefahren, fand aber keine Ruhe. Er musste reden, über das, was heute Abend passiert war, über seine Gefühle und vor allem musste er sich Rat holen, wie er am besten an Brian ran kommen konnte.

Kurz entschlossen wählte er Daphne´s Nummer. Sie wusste Rat, war sie doch seine beste Freundin, und die einzige, die wirklich alles über ihn wusste. Es dauerte eine kleine Weile, bis sich eine ziemlich verschlafene Daphne meldete. Er wartete nicht erst ab, sondern sprach sofort los. “Daph, sorry dass ich dich wecke, aber ich brauche deine Hilfe.” “Justin? Weisst du wie spät es ist? - Was ist passiert?” “Daph, ich habe jetzt keine Zeit für große Erklärungen, ich brauche Dich! Also, ich würde es bevorzugen, wenn du deinen Hintern aus dem Bett bewegst und her kommst. Ja, tut mir leid wenn ich dich geweckt habe, aber es ist ein Notfall. - Du kommst? Danke, also bis gleich.” Ja, er war sich bewusst, dass er maßlos übertrieben hatte, aber er konnte nicht noch länger nur rumsitzen und grübeln. Und da er immer da war, wenn Daphne ihn gebraucht hatte, so konnte sie nun auch durchaus mal eine Nacht für ihn opfern.

Schnell zog er sich etwas bequemeres an und ging dann hinunter in die Küche. Er wusste, dass seine Mutter nicht im Haus war, sondern den Abend bei Tucker verbrachte. Er war froh darüber. Er hatte Tucker zwar nie wirklich gemocht, weil er einfach zu jung für seine Mom war, aber heute war er froh, dass sie ihn hatte. Er holte den Kaffee aus dem Schrank und setzte eine Kanne davon an. Die Nacht würde noch lang werden und wenn sie wach bleiben wollten, war Kaffee ein Muss. Als er Tassen bereit stellte und den Rest der Lasagne aus dem Kühlschrank nahm um sie im Ofen zu wärmen, fragte er sich, wie er Daphne wohl am besten in die Situation einweihen konnte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte es an der Tür und er liess Daphne herein. Diese schaute ihn ziemlich müde und verschreckt an. “Justin! Was ist passiert, ist irgendjemand verletzt? Geht es dir gut?” Sie musterte ihn schnell von oben bis unten, als er leise auflachte. “Daph, mir geht’s gut und die Anderen leben auch noch alle. Ich brauche deinen Rat.” Sie sah ihn mit offenem Mund an. “Du - Du weckst mich, mitten in der Nacht nur um mich hierher zu holen, weil du meinen Rat brauchst?” Justin nickte. “Sag mal, hast du noch alle Tassen im Schrank? Weisst du, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich bin so hierher gerast, ich hab bestimmt drei rote Ampeln mitgenommen!” Vorwurfsvoll sah sie ihn an, als er nun beschämt zu Boden sah.

Nachdem sie das geklärt hatten, gingen sie in die Küche und setzten sich. “So dann leg mal los, wenn ich nun schon hier bin, will ich auch wissen, was dich so beschäftigt.” Sie nahm ihre Tasse und trank einen großen Schluck Kaffee und wartete darauf, dass Justin ausspuckte was passiert war. Sie kannte ihn gut genug, als dass sie sofort erkannte, dass ihn irgendetwas wichtiges beschäftigte und sie war froh, dass er ihr so vertraute, dass er sie in seine Gedanken einweihte.

“Daph, ich hab dir doch von dem Kerl aus dem Diner erzählt, oder? Also den hab ich dann ja noch mal im Diner getroffen, und er hat sich total mies verhalten. Heute Abend war er im Babylon. Ich hab ihn gesehen, und es hat mich fast umgehauen. Man der ist so sexy. Naja, auf jeden Fall hab ich ihm dann im Darkroom zugeschaut…” “Du hast was? Justin bist du wahnsinnig? Du kannst doch nicht einfach irgendwen bei… na du weisst schon… beobachten!” Ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit und er erkannte dass sie es keineswegs so vorwurfsvoll gemeint hatte, wie sie es ausgesprochen hatte. Er musste grinsen. “ Egal, ich bin dann danach zur Toilette gegangen und auf dem Rückweg voll in ihn reingelaufen. Ich sag dir, ich war total perplex. Er sieht nicht nur verboten gut aus, nein er riecht auch noch toll. Ich wollte mich dann schnell von ihm lösen, aber auf einmal hat er mein Gesicht genommen und mich geküsst. Daph, geküsst! Das Gefühl war der Hammer. Ganz anders als bei denen, die ich bisher geküsst habe. Es war, als wenn irgendjemand die Zeit anhalten würde und tief in mir ein Feuer entfachen würde.” Daphne entging natürlich nicht der schwärmende Blick ihres besten Freundes, als dieser ihr von dem Kuss berichtete und innerlich freute sie sich schon für ihn. Sie liess ihn in Ruhe ausreden und sah ihn dann lange durchdringend an.

“Justin…” Sie fand ihre Worte wieder und nahm Justins Hand. “Dir ist schon klar, dass du auf dem besten Weg bist, dich zu verlieben? Oh man, dass ich das noch erleben darf. Justin Taylor hat sich verknallt.” Sie sah ihn an und bemerkte, dass er rot wurde und den Blick auf seine Tasse richtete. “Wehe du lachst. Naja, ich hab dich nun hergeholt weil ich wissen muss, was ich anstellen kann um ihn wieder zu sehen. Und das vielleicht diesmal ohne unliebsame Zwischenfälle…” Er sah sie an und verdrehte leicht die Augen. Sie überlegte. Na gut, den besten Start schienen die Beiden nicht gehabt zu haben. Aber das bedeutete ja nicht, dass es nicht besser werden konnte. Sie hatte beschlossen den Beiden auf die Sprünge zu helfen, schließlich konnte sie Jus nicht hängen lassen. Er hätte das selbe auch für sie getan. Als sie ihn wieder ansprach hatte sie sich im Kopf schon einen Plan zusammen gereimt.

Nachdem er die Lasagne aus dem Ofen geholt hatte und sie nun dasaßen und aßen, ergriff sie das Wort.
“Weisst Du, wo er abends hingeht?” “Daph er ist der Hengst der Liberty Ave. Angeblich trifft man ihn jeden Abend im Woody´s oder im Babylon.” “Gut! Dann gehen wir morgen abend ins Babylon. Wär doch gelacht, wenn wir ihn nicht überzeugen, dass du das Beste bist, was ihm je passiert ist.” Justin sah sie fragend an. “Pass auf, wir schlafen nachher erstmal aus, und gehen dann morgen früh in die Stadt zum Shoppen. Du wirst umwerfend aussehen.” Als Justin noch immer nicht so recht überzeugt schien und nur mit einem abschätzenden Blick an sich herunter sah, fing Daphne leicht an zu lachen. “Justin, wirst schon sehen, dass es klappt. Spätestens morgen Abend, wird er dich nicht mehr aus dem Kopf kriegen und alles daran setzen, dich kennenzulernen. Glaub mir, das ist quasi mein Spezialgebiet.” Dann lachten sie Beide auf und saßen noch lange zusammen, bis sie von der Müdigkeit übermannt wurden.

Als sie schließlich im Bett lagen dachte Justin noch einmal an Brian und hoffte, dass Daphne Recht behalten würde….


“~*~”


Als Justin wieder wach wurde sah er sich um. Daphne war wohl schon aufgestanden, und so quälte er sich auch aus seinem Bett und ging in das Bad. Nachdem er geduscht, und sich angezogen hatte, ging er hinunter in die Küche, wo Daphne schon am Küchentisch saß und mit dem Frühstück auf ihn wartete.

“Guten Morgen.” Sie lächelte ihn an. “Bereit für unsere kleine Shoppingtour?” Justin nickte nur und nahm sich ein Toast, bestrich es mit Butter und Marmelade, und ließ es sich dann schmecken. Sie frühstückten in Ruhe und fuhren dann mit dem Wagen in die Mall.

In dem großen Einkaufszentrum war einiges los und sie hatten einige Angebote, die sie durchforsten mussten. Zuerst gingen sie in einen Jeansladen. Hier herrschte ein ziemliches Treiben und Justin hatte Mühe, sich durch die vielen Jeans zu wühlen. Doch schließlich wurde er fündig und sie konnten in den nächsten Laden gehen. Auf einmal zog ihn Daphne in einen Laden, in dem es Designerklamotten gab. Justin sah sich um und wenn er an die Preise dachte, wurde ihm schlecht. Er schloss kurz die Augen und überdachte angestrengt wie viel Geld er dabei hatte. Sicher, er hatte auch schon während des Studiums einige seiner Bilder verkauft und hatte einiges an Geld auf die Hohe Kante gelegt, aber wollte er das nun wirklich in Klamotten investieren, nur um diesen Brian aufzureißen? Ja, er wollte. Also ging er nun mit Daphne durch die Regale und entdeckte ein Hemd, das ihn sofort interessierte. Er nahm den Bügel von der Stange und hielt es sich an. Der silbergraue Stoff fühlte sich weich und anschmiegsam an. An der rechten, sowie der linken Brust waren Taschen abgesetzt. Die Ärmel waren bereits gekrempelt und wurden von etwas breiteren Stoffstreifen gehalten. Das Hemd sah einfach klasse aus. Er nahm es mit und betrat eine der Umkleiden. Schnell hatte er sein Shirt über den Kopf gezogen und zog das Hemd nun auf seiner nackten Brust an. Es saß wie angegossen, und er drehte sich, während sein Blick prüfend auf dem Spiegel ruhte. Daphne hatte inzwischen noch zwei schwarze Hemden rausgesucht, die ihm, wie sie fand, ausgezeichnet stehen würden. Als sie die Kabinentür öffnete, um ihm die Hemden rein zu reichen, blieb ihr der Atem weg. “Justin, das sieht klasse aus!” Mehr brachte sie in dem Moment nicht über die Lippen, und schon traf sie dieses einzigartige Lächeln von Justin. “Das, und die dunkelblaue Jeans, die vorne an den Schenkeln und Knien ausgeblichen ist, und ein paar schwarze Lederschuhe werden klasse zusammen aussehen.”

Justin probierte noch die Hemden, die Daphne ihm gereicht hatte, entschied sich dafür alle vier Hemden zu nehmen, und marschierte schon kurz darauf mit einer weiteren Tüte und einem zufriedenen Grinsen aus dem Laden. Was war das überhaupt für ein Laden gewesen? Schnell warf er nochmals einen Blick zurück. Armani. Okay, die nächsten Monate konnte er das Shoppen definitiv knicken. Noch war aber der Einkaufsbummel nicht vorbei. Er brauchte noch Schuhe. Schliesslich konnte er nicht schon wieder in Turnschuhen in dem Club auftauchen. Er wollte nicht mehr wirken wie ein Teenie, nein, er wollte anziehend wirken. Also gingen sie noch zu einem Herrenausstatter und fanden dort auch die richtigen Schuhe zu dem Outfit. Nicht zu fein, aber auch nicht abgerissen.

Sie verbrachten noch einen schönen Nachmittag in der Mall, tranken Kaffee und gingen eine Kleinigkeit essen, bis sie sahen, dass es draußen dunkel wurde. Sie hatten beschlossen, dass sie erst bei Daphne vorbei fahren würden, damit sie sich für heute Abend ein paar Klamotten mitnehmen konnte, und sich dann bei ihm zuhause in Schale schmeissen würden. Innerlich spürte Justin die ganze Zeit eine gewisse Aufregung, wollte er doch wissen, wie Brian auf ihn reagierte wenn sie sich sahen.

Gut gelaunt standen sie also ein paar Stunden später im Bad, hörten laute Musik und bereiteten sich auf einen großartigen Abend vor…


“~*~”


Vic war bereits früh am Morgen aufgestanden und hatte sich, bis Debbie endlich aufstand, das Hirn zermartert, wie er ihr das was er gestern Abend in Erkenntnis gebracht hatte, am schonensten beibringen konnte. Sie würde es mit Sicherheit nicht so einfach aufnehmen, dass ihr der Ziehsohn, der doch gerade erst der Familie beigetreten war, schon wieder genommen werden sollte. Dennoch wusste er, dass er mit ihr reden musste. Debbie kannte einige einflussreiche Mitglieder Ihrer Gesellschaft und hatte, wenn sie wollte, einige ziemlich gute Ideen. Als sie endlich aufstand, hatte Vic bereits das Frühstück bereitgestellt und bestrich sich selbst ein Brot.

“Guten Morgen Schwesterchen.” “Morgen Vic” Sie lächelte. `Noch´ dachte Vic und lächelte zurück.
“Ich muss mit dir reden…” Als hätte sie eine innere Uhr, die ihr vorgab, wann etwas im argen lag, schaute sie ihn mit großen Augen an. “Was ist passiert?” “Er ist zurück. Er hat seine Meute ausgesandt um Brian zu finden. Deb´ er wird nicht eher Ruhe geben, bis er ihn hat und wieder sicher verwahrt.” Es entstand eine kurze Pause ehe er fortfuhr. “Gestern abend, als die Jungs hier waren, hat draußen ein dunkler Lieferwagen geparkt. Zuerst habe ich mich gewundert, aber dann habe ich genauer hingesehen. Aus diesem Wagen sind drei Leute ausgestiegen und haben sich auf unserer Veranda rumgedrückt. Ich habe sie sogar erkannt, Deb´. Es waren Marty, Craig und Jonas…” Leicht schüttelte er den Kopf, während sich Debbies Augen schreckvoll weiteten, als sie die Namen hörte. Das waren Jacks engste Vertraute. Marty hatte Joan nie gemocht, und würde sich sicher freuen, diesen Auftrag zu erledigen. Jonas war einfach nur ein sehr guter Freund von Jack und immer auf dessen Seite, egal um was es ging. Aber sie wunderte sich, was Craig bei der Geschichte machte. Hatte der nicht Angst, seinem Sohn über den Weg zu laufen? Es war schon eine Weile her, dass Craig seine Familie verlassen hatte um Jack zu folgen. Der kleine Sonnenschein war damals gerade 15 gewesen. Wie konnte Craig das Risiko eingehen, ihm über den Weg zu laufen? `Darum geht es jetzt nicht!´ schalt sie sich selbst und sah wieder zu Vic.

“Was meinst Du, was er mit ihm macht, wenn er ihn bekommt?” Ihre Stimme zitterte leicht bei den Worten, die ihr schwer genug über die Lippen kamen. “Was weiss ich. Im schlimmsten Fall wird er ihn töten lassen. Aber ich schätze Jack so ein, dass er sich erstmal am Leid des Jungen sattsehen wird, bevor er ihn dann “erlösen” würde. Und glaub mir, wenn es so weit kommt, ist es eine Erlösung.” Bei den Worten schüttelte Vic verächtlich den Kopf. Die Art, wie sich sein Bruder verändert hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. “Vic!” Debbie schrie fast auf. “Wir dürfen das nicht zulassen - hörst Du? Brian gehört zur Familie, wahrscheinlich eher als Jack. Wir müssen irgendetwas tun. Ich werde nun als erstes Jennifer anrufen und ihr sagen, dass wir uns treffen müssen. Danach werde ich Michael herkommen lassen und noch mit ein paar anderen Freundinnen telefonieren. Jack wird den Jungen nicht kaputt machen, das schwöre ich. Und wenn es das letzte ist was ich tue.” Vic sagte nichts. Er sprach den Gedanken, dass es durchaus das letzte sein könnte was sie taten nicht aus; und nickte ihr stattdessen nur zu.

Auch er hatte sich vorgenommen, seine Freunde zu kontaktieren. Sie würden viele brauchen um sicher zu gehen dass dem Jungen nichts passierte. Jedoch würde das Wochen dauern, alle zusammen zu trommeln. Würden sie die Zeit haben, sich gründlich vorzubereiten? Er hoffte es, und dennoch war er sich nicht sicher…


“ ~*~”


Die drei Freunde saßen in der Zwischenzeit in der WG von Emmett und Michael, und lachten vergnügt vor sich hin. Heute Abend, so hatten sie sich vorgenommen, würden sie es richtig krachen lassen. Michael hatte auf der Arbeit Aussicht auf eine bessere Stelle, als die, die er momentan bekleidete. Ted hatte beschlossen, nicht mehr bei dem alten Worcafter zu arbeiten, sondern sich in der Internetbranche selbstständig zu mache. Und Emmett sollte sein neuer Star werden. Alles lief gut für die Drei und das wollten sie feiern.

“Sagt mal,” sagte Emmett, der gerade in seinem neuesten Outfit den Raum betrat. “ Das hier? Oder ist das zu dunkel?” Die Beiden staunten nicht schlecht, als er durch die Tür trat. Er trug eine schwarze Lederhose, einen breiten Nietengürtel und ein hautenges schwarzes, leicht glänzendes Shirt ohne Ärmel. An seiner Seite baumelte lässig eine kurze Kette, die nach hinten zu den Hosentaschen führte. Um sein Outfit abzurunden hatte er auf die Bikerboots zurückgegriffen, die ihm Michael mal geschenkt hatte. Anerkennend nickten sie ihm zu. “Du siehst toll aus Emmett.” Dieser strahlte nun über das ganze Gesicht, und machte sich auf den Weg in das Bad um sich den letzten Schliff zu geben.

Michael und Ted legten da nicht ganz so viel wert auf ihr Outfit. Sie hatten es schon lange aufgegeben, im Babylon Typen kennen zu lernen. Also trug Michael, wie immer, eine Jeans, Boots und ein weites T-Shirt. Ted hatte sich für ein khakifarbenes Hemd und eine schwarze Hose mit bequemen Slippern entschieden. Sie würden zwar nicht herausstechen, aber sie sahen dennoch gut aus. Da Ted fahren musste, hatte er nichts von dem Sekt getrunken, den Emmett geöffnet hatte. Dieser jedoch brauchte nun Stunden im Bad und kam dann frisch gestylt mit dunkler Schminke um die Augen wieder in das Wohnzimmer. “So ihr Süßen, ich wäre dann fertig. Von mir aus können wir los.” “Wartet mal.” Michael hielt sie auf. “Lasst uns noch mal kurz warten.” Er setzte sich an den Tisch und wartete darauf, dass auch seine Freunde Platz nahmen.

“Sagt mal, was haltet ihr davon, wenn wir Brian mitnehmen?” Für einen Moment herrschte Stille am Tisch, und Emmett´s Mund stand sperrangelweit offen. “Du - willst - was? Bist du wahnsinnig Mikey? Wieso sollten wir diesen Spinner mitnehmen?” Ja, Emmett gab sich nicht die leiseste Mühe, seine Abneigung gegen Brian Kinney zu unterdrücken. Michael schüttelte den Kopf. “Em´ ich weiss nicht, was du hast. Er hat sich doch den ganzen Abend bei Mom gut benommen. Hat er dich da auch nur noch ein Mal angepflaumt? Nein. Hat er sich in irgendeiner Art über dich lustig gemacht? Auch nicht. Warum gibst du ihm nicht einfach eine Chance? Er kennt hier niemanden außer Debbie, Vic und Uns. Debbie und Vic können wir sicher nicht mit ihm los schicken. Und ganz ehrlich. Brechen wir uns einen Zacken aus der Krone, wenn wir den Abend mal mit ihm verbringen?” Fragend sah er seine Freunde an, und diese schienen angestrengt nachzudenken. Selbst Emmett hatte anscheinend für einen Moment seine Abneigung gegen den Dunkelhaarigen vergessen, und lehnte nun nachdenklich sein Kinn auf eine Hand. “Meinst du, wir haben ihm Unrecht getan Mikey? Ich meine - an dem Tag im Diner, ich war so wütend auf ihn. Aber was, wenn er wirklich keine Freunde hat? Er muss sich unendlich einsam vorkommen.” Emmett hatte nun einen Tonfall an sich, den Mikey nur zu gut kannte. Sein bester Freund war einfach zu gut für diese Welt und sobald man an seine Hilfsbereitschaft appellierte konnte man sicher sein, dass man ihn auf seiner Seite hatte, und dafür liebte ihn Mikey einfach.

“Also, nehmen wir ihn mit Jungs?” Als er das zustimmende Nicken von Ted und Emmett sah strahlte er sie an. “Na dann los, zufällig hat Mom mir verraten, wo wir ihn finden.” Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, waren sie auch schon aus der Wohnung, in Ted´s Wagen eingestiegen und auf dem Weg in die Tremont Street, wo Brians Loft war…


“~*~”


Brian hatte es sich auf seiner Couch bequem gemacht, und hatte einen Scotch vor sich auf dem Wohnzimmertisch stehen. Da es ihm, nach der vergangenen Nacht, nicht gerade besonders ging, hatte er sich vorgenommen erst einmal zu Hause zu bleiben. Nicht ins Babylon zu gehen. Auch der Gedanke daran, dass er dort “vielleicht” den kleinen Blondschopf wiedersehen könnte, heiterte ihn nicht auf.

Als es dann an seiner Tür klopfte, reagierte er zuerst gar nicht. Wer sollte das schon sein. Irgendwelche Bettler, die wieder Spenden für irgendein Event sammelten? Davon hielt er erstens nichts, und zweitens würde er sein Geld bestimmt nicht für so etwas zum Fenster rauswerfen. Als das Klopfen nicht nachliess, stand er doch genervt auf und ging zur Tür. “Was?!” brüllte er hinaus und griff sich gleich darauf an seinen schmerzenden Kopf. Er hatte gestern wohl doch zuviel Scotch getrunken.

“Wir sind´s Brian, mach auf!” Die Stimme kannte er. Dieser Michael. Woher wusste der denn wo er wohnte? Und seine Freunde hatte er wohl auch mit gebracht. Brian war ganz und gar nicht begeistert. Mürrisch schloss er auf und zog dann die Tür auf. “Was wollt ihr denn hier?” Gerade noch fröhlich lachend, starrten die drei Ankömmlinge entsetzt in die Wohnung. “Ist hier eine Bombe eingeschlagen?” Emmett fasste sich als erster, und trat einfach an Brian vorbei in das Loft. “Hier sieht´s ja aus, als hätte der dritte Weltkrieg getobt.” Er hielt sich die Hand vor den Mund, und liess seinen Blick über die leeren Scotch-Flaschen, und die Spur von Kleidung am Boden gleiten. Dann zuckte er die Schultern. “Das kriegen wir schon wieder hin, und dich auch.” Er drehte sich zu Brian um und schaute diesen vielsagend an.

Die anderen waren mittlerweile auch in die Wohnung gekommen, und ließen den verdutzten Brian an der Tür stehen, während sie die Flaschen einsammelten und die Klamotten vom Boden aufhoben. Unfähig etwas zu sagen, schloss Brian die Tür wieder und liess sich auf sein Sofa fallen. “Seid ihr zum Sightseeing hier? Mal schaun, wie kaputt der Hengst der Liberty Ave. in Wirklichkeit ist?” Er konnte nicht verstehen, was sie von ihm wollten. Warum konnten sie nicht einfach wieder gehen, und ihn in Ruhe lassen?

Den Gefallen taten sie ihm jedoch nicht, und Brian schrak fast hoch, als Emmett ihn bestimmt auf die Beine zog, und dann in das Bad bugsierte. “Du stinkst wie ein halber Schnappsladen. Los, dusch dich erstmal. Wir kümmern uns solange um deine Bude. Und nein, du musst dich nicht bedanken. Wundern musst du dich übrigens auch nicht.” Seine Stimme wurde nun ein wenig überheblich, aber er lachte dabei. “Ich habe mich entschlossen, dir einen neuen Start zu geben, also versieb es nicht, verstanden?” Brian schaute ihn nur stumm an und zog eine Braue in die Höhe. “Und nun hopp hopp unter die Dusche Brian, das Thumpa Thumpa wartet nicht.” Dabei machte er leichtfüßig eine halbe Drehung, wedelte kurz mit den Armen und liess den immer noch verwirrten Brian im Bad zurück…


“~*~”


`Okay, ich habe keine Ahnung was hier läuft, aber eigentlich interessiert mich das gerade auch nicht wirklich´. Verwirrt über die Aussagen von Emmett stehe ich in meinem Bad und schaue in den Spiegel. Ich sehe wirklich schlimm aus. Mein Kinn ist von Stoppeln übersäht und meine Haare liegen in alle Himmelsrichtungen. Seufzend ziehe ich mich aus und trete in die Dusche. Das warme Wasser, das schon kurz darauf über meine angespannten Muskeln rinnt, erfüllt mich mit neuem Leben. Sie haben Recht. Ich kann nicht den ganzen Abend hier rumhängen und mich zulaufen lassen. Das macht nur schlechte Laune. Ich seife mich ein, wasche mich, und verharre dann noch einige Minuten mit geschlossenen Augen unter dem Strahl des warmen Wassers.

Nachdem ich mich abgetrocknet habe, schlinge ich das Handtuch um meine Hüften und rasiere mich erstmal. Wurde auch Zeit. Mit einem prüfenden Blick schaue ich auf mein nun wieder glattes Kinn, und gehe dann rüber in das Wohnzimmer. Hier haben die Drei schon ganze Arbeit geleistet. Es ist von dem vorherigen Chaos nichts mehr zu sehen. Sie haben es sich an meiner Kücheninsel bequem gemacht und trinken Prosecco. `Den haben sie sich wohl selbst mitgebracht, oder hab ich hier so ein Zeug rumstehen? Nein.´ Ohne sie weiter anzusehen gehe ich in mein Schlafzimmer und sehe, dass mir anscheinend schon einer von ihnen etwas zum Anziehen rausgelegt hat. Bestimmt Ted dieser Langweiler. Als wenn ich das in die Disco anziehe. Fein säuberlich hänge ich die Anzughose und das graue Hemd wieder in den Schrank, und greife zu meiner ausgefransten, ausgewaschenen Armani-Jeans und einem schwarzen Ledergürtel. Heute wähle ich mein Lieblingsoutfit. Nach dem beschissenen Tag brauche ich dringend gute Laune, und da laufe ich mit Sicherheit nicht wie eine Kopie von dem Buchhalter rum.

Auf die Unterhose verzichte ich heute und ziehe die Jeans so über meine Hüften. Als ich den Gürtel schliesse drehe ich mich wieder zum Schrank. Automatisch greife ich nach dem hautengen, schwarzen Hemd, dessen Nähte hell abgesetzt sind und das keine Ärmel hat. Ich lasse die obersten Knöpfe offen und setze mich dann auf das Bett um mir Socken und Schuhe anzuziehen. Als ich fertig angezogen bin, gehe ich wieder ins Bad und sorge dafür, dass meine Haare perfekt liegen. Ein Hauch von Kiton rundet das Bild ab, und ich schaue mich zufrieden an. `So würde ich dich auch vögeln Kinney!` Ich lache leise auf und gehe dann zu den anderen hinüber.

“Nehmt ihr mich so mit?” Ich muss bei dem Satz selbst lachen, und alle außer Ted fallen mit ein. Die Truppe scheint ja doch ganz nett zu sein, also geben wir uns gegenseitig eine neue Chance. Ich nehme mir einen Scotch und geselle mich wieder zu ihnen, während Ted mich noch immer kopfschüttelnd ansieht. Ich hoffe in dem Moment nur, dass er sich wieder fängt und mich nicht den ganzen Abend so anstarrt.

“Also, wollen wir los? Oder wollen wir erst noch was im Diner essen? Für viel Alkohol muss eine gute Grundlage her, hat meine Tante Lula immer gesagt.” Tante Lula? Wer ist das nun wieder? Ich schaue Emmett an, hüte mich aber etwas zu sagen. Ich will gar nicht so viel über seine Familie wissen, vor allem dann nicht, wenn die auch alle so drauf sind wie er. “Ich wäre auch für das Diner,” sage ich. “Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen und mein Magen hängt mir wenn ich ehrlich bin zwischen den Kniekehlen.” Die anderen nicken und wir machen uns auf den Weg.


“~*~”


Debbie, die inzwischen gemeinsam mit Vic in das Diner gefahren war, da sie noch arbeiten musste, blieb vor Erstaunen die Luft weg, als sie sah, wer da gerade das Diner betrat. Ihre starre Mine hellte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder auf. Sie ging direkt auf die vier Jungs zu, die gerade reingekommen waren und sich nun an einen der freien Tische setzten.

“Träume ich, oder seid ihr einer mehr als sonst?” Sie lachte Michael an und schaute dann auf Brian, der sich neben Michael gesetzt hatte, und direkt die Karte in die Hand genommen hatte. “Nein Mom, du träumst nicht. Brian kommt heute Abend mit uns ins Babylon.” “Und sieht er nicht umwerfend aus?” Emmett konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen und warf Brian einen schmachtenden Blick zu, den dieser aber gekonnt ignorierte. Debbie hingegen liess ihn nicht so einfach davon kommen. Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände, drehte es zu sich herum, und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. Dann richtete sie sich wieder auf und liess den verdutzten Brian einfach links liegen. Sie zückte Block und Stift und wartete darauf, dass sie ihre Bestellungen äußerten, während Brian sich erstmal vom Lippenstift auf seiner Wange befreite.

“Und Süßer? Was darf´s für Dich sein? Die Cheeseburger sind heute klasse.” “Danke, ich nehme ein Vollkorn-Putensandwich…” Debbie verdrehte die Augen. “Ohne Mayo, ich weiss. Du hasst Mayo. Kannst du nicht mal was anderes Essen? So bekommst Du bestimmt nichts auf die Rippen.” Als sie Brians ernsten Blick sah, hob sie aber beschwichtigend die Arme. “Okay, okay. Du bekommst deine Pute…”

Mit einem leichten Seufzen drehte sie sich um und gab die Bestellungen an die Küche weiter. Als sie an Vic vorbei ging zwinkerte sie diesem nur vielsagend zu.

Vic hatte die Truppe natürlich auch entdeckt, hatte sich aber entschieden, an der Theke sitzen zu bleiben, und sich nicht unter die jungen Leute zu mischen. Sollten die mal ganz alleine einen schönen Abend haben. Den hatten sie sich verdient. Es freute ihn, dass Brian mit den Jungs am Tisch saß, und sie sich offensichtlich blendend verstanden. Er hoffte nur, dass das auch so bleiben würde, und sie sich nicht in ein paar Tagen oder Wochen Sorgen um einen der Jungs machen mussten. So sehr er sich auch gegen diesen Gedanken wehrte, so kam er immer wieder in ihm hoch. Für ihn war Jack bereits allgegenwärtig. Und dieser würde alles daran setzen, das fröhliche Lachen wieder vom Gesicht seines Sohnes zu entfernen…


“~*~”


Marty, Craig und Jonas waren inzwischen jeder mit seiner eigenen Aufgabe beschäftigt. Während sich Craig und Jonas um die Aufräumarbeiten und die “Innenausstattung” kümmerten, war Marty an dem alten Landhaus angekommen und machte sich daran, es in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Die alten Möbel hatten sie damals vorsorglich abgedeckt, damit sie nicht verwitterten, und sie hatten sich genau so gehalten, wie man sie damals verlassen hatte.

Der Boss würde zufrieden sein. Das war alles, was für ihn momentan wichtig war. Sollte das Bürschchen doch die letzten Abende die ihm noch blieben geniessen. Das würde ihm eh nichts bringen. Er ging an eines der Fenster und zog die schweren Samtvorhänge zur Seite. Als er hinaus in die Nacht starrte, sah er, dass die Anderen schon an dem alten Brunnen angekommen waren, und sich im Schein von Scheinwerfern an die Arbeit gemacht hatten. Seine Erinnerungen an vergangene Tage kamen wieder hoch. Er wusste, dass man von hier aus die Schreie hören konnte, die in der Vergangenheit aus dem Brunnen gedrungen waren. Seinem Boss hatte das immer ein gewisses Mass an Genugtuung bereitet. Bald schon würde er wieder in diesen Genuss kommen, dachte Marty. Und diesmal wäre das sein Verdienst.

Innerlich freute sich Marty und machte sich weiter an die Arbeit, das Haus in seinen alten Zustand zu versetzen…


“~*~”


Als die Jungs am Babylon ankamen, stand draußen wie üblich eine ziemlich lange Schlange von Leuten. Das konnte dauern. Etwa eine halbe Stunde später betraten sie den Club und gingen zielstrebig an eine der Bars.

Auch Justin und Daphne waren mittlerweile in dem Club und standen mit ihren Drinks auf der Empore. Die Musik war laut und gut, und sie redeten angeregt über ihr Studium, und alles mögliche. Als Justin die vier Jungs an der Bar entdeckte, gab er Daphne einen leichten Wink. “Da ist er.” Er deutete auf Brian. “Das ist Brian? Oh mein Gott Justin, der sieht ja heiß aus!” Daphne quietschte fast, und freute sich innerlich für ihn. Da hatte er sich wirklich etwas sehr gut aussehendes ausgesucht. Sie konnte ihren besten Freund voll und ganz verstehen, dass dieser hin und weg von dem Dunkelhaarigen war. Um ehrlich zu sein, verspürte sie sogar einen kleinen Anflug von Eifersucht, und hätte es auch nicht schlecht gefunden, wenn der Typ hetero gewesen wäre. Aber das war er nun mal nicht und so hatte Justin jedes Recht auf diesen gutaussehenden Typen.

“Sollen wir tanzen? Oder wollen wir noch warten?” Sie richtete das Wort an Justin, der nervös an seinem Hemd herumnestelte. Dieser schüttelte den Kopf. “Lass uns noch warten, okay? Ich, ich will erst wissen, was er macht.” Daphne musste grinsen und trank dann noch einen Schluck von ihrem Cosmo. Sie fand es niedlich, wie schüchtern Justin sein konnte, aber sie wollte ihm alle Zeit der Welt lassen, den Abend zu geniessen.


“~*~”


Langsam gleitet mein Blick durch den vollen Club. Ziemlich voll heute. Ich bin wirklich gespannt, ob er auftaucht. Meine schlechte Laune vom Nachmittag ist längst verflogen, und als mir der Barkeeper meinen Scotch rüberschiebt, nehme ich genüsslich einen Schluck. Ich könnte mich daran gewöhnen mit den anderen hierher zu kommen.

Bevor ich mich jedoch weiter mit den Gedanken beschäftigen kann, fällt mir das kleine Päckchen in meiner Jeanstasche wieder ein. “Ich bin mal schnell pinkeln.” Sage ich zu den anderen und verschwinde in Richtung der Toiletten. Dort schliesse ich eine Kabinentür hinter mir, und geniesse kurze Zeit später die Wirkung des Mittels. Jetzt kann der Abend beginnen.

Ich trete aus der Kabine und wasche mir die Hände. Kurz schaue ich in den Spiegel, keine verräterischen Spuren zu erkennen. Gut. Damit gehe ich wieder in den Clubraum, und lasse mich vom Thumpa Thumpa auf die Tanzfläche ziehen. Ausgelassen bewege ich mich im Takt der Musik, und spüre die gierigen Blicke der Leute um mich herum, die meinen Körper abscannen. Tut mir Leid Jungs, aber für Euch ist heute Abend nichts drin, ich habe andere Pläne.

Mein Blick schweift wieder über die Tanzfläche, und als ich dort nichts entdecke, schaue ich hoch zu den Emporen. An den Geländern stehen Typen und schauen angeregt auf die aufgeheizte Meute auf der Tanzfläche herunter. Und dann sehe ich ihn. Er ist nicht alleine da. Irgendein Mädchen steht neben ihm, und sie scheinen sich prächtig zu amüsieren. Kurz überlege ich, ob ich nach oben gehen soll, entscheide mich aber dagegen. Ein Brian Kinney, läuft niemandem hinterher. Das wäre ja noch schöner, und ich schwöre mir innerlich, dass ich mich nicht in ein Weichei verwandeln werde. Geschmeidig bewege ich mich im Takt der Musik und fixiere den Blonden mit meinem Blick. Wieder macht sich dieses Gefühl in mir breit, das ich in letzter Zeit schon sooft in seiner Gegenwart verspürt habe. Ein Gefühl von Hunger, gepaart mit einer unbeschreiblichen Sehnsucht danach, ihn zu berühren, seine Haut zu spüren, und mich in ihm zu verlieren. Letzteres kann man auch halbwegs wörtlich nehmen. Ich schaue weiter zu ihm auf, während ich tanze und spüre leichte Lust in mir aufkeimen….


“~*~”


Justin stand inzwischen da, und hatte Brian auf der Tanzfläche entdeckt. Der Blick, den ihm der Dunkelhaarige zuwarf, hatte etwas animalisches und liess ihm die Knie weich werden. Doch noch würde er diesem lockenden Blick noch nicht nachgeben. Er trank in Ruhe sein Bier, aus und sah Daphne dann vielsagend an. Die grinste nur und wünschte ihm viel Spass, dann schaute sie wieder auf die Tanzfläche. Von hier hatte sie doch den besten Blick über die ganze Situation. Dann spielten sie ein Lied, das einfach nur der Hammer war. Glitzernde, silberne Schnippsel fielen von der Decke auf die Tanzenden herunter, und dann sah sie Justin.

Er sah atemberaubend aus. Das Hemd hatte er ausgezogen, in seinen Hosenbund gesteckt und ging nun selbstbewusst und langsam auf den Dunkelhaarigen zu. Die silbernen Schnipsel legten sich auf seine nackte Haut und er versprühte förmlich Sexappeal. Ohne einen der anderen auch nur anzusehen, näherte er sich Brian und versuchte sich nichts von seiner Nervosität anmerken zu lassen.

“Na? Auch hier?” sagte er mit fester Stimme als er bei Brian angekommen war. Dann drehte er sich um und begann förmlich mit der Musik zu verschmelzen. Er bewegte seinen Körper mit solch einer Beherrschung, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er wurde eins mit der Musik und war sich seiner Ausstrahlung in diesem Moment gar nicht bewusst.

Brian, der ihn immer noch mit diesem Blick ansah, hing an seinen Bewegungen und fragte sich, wieso ihm das früher noch nie aufgefallen war. Der Anblick machte ihn ziemlich an und bevor er überlegen konnte, ob er den Blonden nicht besser auf der Tanzfläche stehen liess, setzten seine Sinne aus. Immer näher tanzte er an Justin heran und war schließlich dicht vor ihm. Sie gaben ein Bild ab, dass den Beobachter erahnen liess, dass zwischen ihnen die Funken förmlich sprühen mussten. So als wären sie sich schon ewig vertraut tanzten sie nah aneinander, jedoch ohne sich zu berühren. Dann sahen sie sich in die Augen und schienen ein leichtes Gefecht mit ihren Blicken auszutauschen. Einen Moment lang wirkten sie unsicher ob sie das richtige taten, aber die Anziehungskraft des jeweils anderen siegte. Langsam ging Brian noch näher an Justin heran, legte einen seiner Arme um dessen Schulter, und zog ihn nah zu sich heran. Wieder sah er ihm in die Augen, und beugte dann den Kopf herunter, hörte aber keinen Moment auf sich im Takt der Trance Musik zu bewegen. Dann, nach einer Weile legte er seine Hand in Justins Nacken und zog ihn langsam aber bestimmt zu sich heran. Er legte seinen Mund dicht an dessen Ohr und raunte ihm ein leises. “Mach die Augen zu” zu.

Justin schloss die Augen und spürte ein paar Momente später das, wonach er sich in der letzten Zeit gesehnt hatte. Er fühlte Brians Lippen sanft auf seinen liegen, und hatte als er dessen Zunge in seinen Mund gleiten spürte, das Gefühl als würden sie mit der Musik und miteinander verschmelzen. Der Kuss dauerte eine halbe Ewigkeit und als sie sich wieder voneinander lösten um Luft zu holen, fragte Justin sich, ob Brian ihn nun gleich wieder stehen lassen würde. Doch ein Blick in die Augen des Dunkelhaarigen verrieten ihm, dass das nicht passieren würde. Er legte die Arme um Brians Hüften und genoss das Gefühl dieses wundervollen Körpers an seinem. Sie nahmen nichts mehr um sich herum wahr und genossen stumm die Musik. Immer wieder versanken sie in leidenschaftlichen Küssen und das Feuer zwischen ihnen knisterte unaufhörlich weiter.

Eine Weile später schauten sie sich in die Augen und wussten, dass zwar das Babylon bald die Tore für heute schliessen würde, aber ihre Nacht noch lange nicht vorbei war. Brian zog Justin mit sich zur Bar, bestellte zwei Scotch und stellte einen vor Justin. Ungeachtet der sprachlosen Blicke von Emmett, Michael und Ted tranken sie aus und gingen dann zielstrebig zum Ausgang, um den Rest der Nacht für sich allein zu haben. Beide wussten, dass sie die Nacht nicht allein verbringen würden und Justin war überzeugt, dass diese Nacht etwas besonderes war und einiges in seinem Leben ändern würde.

Im stummen Einverständnis schlugen sie den Weg zum Loft ein. Den Weg in Brians Wohnung, und den Weg in eine ungewisse Zukunft…

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 15   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:36 pm

Die Reise nach Pittsburgh war lang. Eine ganze Weile habe ich geschlafen, doch je näher wir dem Ort kommen, an dem ich soviel Zeit verbracht habe, desto wacher werde ich. Mein Blick schweift über die Landschaft, die an uns vorbeizieht. Dann als wir in den alten, unbefestigten Waldweg einbiegen, öffne ich das Wagenfenster ein Stück, und atme die Luft tief ein.

Mein Blick schweift hinauf in die Baumwipfel. Dunkel setzen sie sich von dem schwarz-blauen Himmel ab, der nur vom Schein des Mondes und der Sterne erhellt wird. Das Mondlicht schimmert unheimlich auf den Blättern der stummen Riesen, die schon lange diesen Wald beherrschen. Wieviele Nächte habe ich zwischen den Bäumen hier verbracht, vieviele Nächte war ich auf Beutezug und habe die Schatten zwischen Ihnen genutzt, um nicht von meiner Beute gewittert zu werden.

Je weiter der Wagen in die Dunkelheit des Waldes eindringt, desto besser fühle ich mich. Ich spüre, wie sich mein Herzschlag beschleunigt, wie das Blut durch jede meiner Adern gepumpt wird. Ich weiss, es ist Zeit… Ich lehne mich zurück, schaue weiter in die Wipfel der Bäume und lasse es geschehen. Ich spüre, wie meine Hörner sich durch die Haut meiner Stirn bohren und das erleichternde Gefühl, als sie endlich vollständig aus ihr herausgetreten sind. Langsam hebe ich eine Hand gegen den schwachen Schein des Mondes.

Ich sehe, wie sich meine Fingernägel in Klauen wandeln, und die Male meines Blutes sich über meine Haut ziehen. Ich geniesse das Gefühl der Wandlung, spüre meine Macht von Sekunde zu Sekunde wachsen und lehne mich weiter zurück, um mich in das, was seit Jahrhunderten Meinesgleichen vorbestimmt ist, zu ergeben. Wir sind diejenigen, deren Macht eines Tages unsere Widersacher im Staub vergehen lassen wird, und wenn es soweit ist, werden meine Nachfahren wissen, dass ich den Grundstein dafür gelegt habe, durch das, was ich hier in Pittsburgh tun werde.

Als der Wagen vor dem Haus hält und Marty meine Tür öffnet, ist meine Wandlung vollkommen vollzogen. Während ich langsam aus der Limousine steige, spüre ich Martys erschrockene, ängstliche Blicke auf mir. Ich geniesse das Gefühl der Angst, das sich in seinen Augen widerspiegelt. Eine Angst, die mir immer wieder zeigt, wie weit meine Macht reicht.

Ohne Marty eines Blickes zu würdigen richte ich mich langsam auf und schaue mich um. Wie lange war ich schon nicht mehr hier. Lange ist es her, dass ich auch nur an diesen Ort gedacht habe. Meine Erinnerungen beginnen langsam, aber sicher zurück zu kommen und bestärken mich noch in meinem Vorhaben.

“Marty, zeig mir das Haus!” Ich sehe, wie sich die ängstliche Gestalt erhebt und mich in das Haus führt. Als ich über die Schwelle trete, frage ich mich noch, ob ich gleich im Staub ertrinken werde, aber Marty überrascht mich. Das Haus ist sauber, fast wohnlich, aber daran will ich gar nicht denken. Ich werde nicht länger hierbleiben als notwendig. Nachdem Marty mein Gepäck nach oben gebracht hat, entlasse ich ihn in die Räume für Bedienstete, und nehme dann in dem alten roten Ledersessel im Wohnzimmer platz, nachdem ich mir einen Scotch aus dem Regal neben dem Kamin genommen habe.

“So, dann wollen wir mal sehen, wie lange es dauert, bis ich Dich wieder zurückgebracht habe.” Meine Gedanken schweifen in meine Vergangenheit. Wieder sehe ich sie vor mir, dieses wunderschöne, ebenmäßige Gesicht, die damals blonden Haare, ihre treuen, braunen Augen. Sie war alles, was mir im Leben etwas Wert war, nach dem Erhalt unseresgleichen. Langsam merke ich, wie mein Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels gleitet. Die Erinnerungen an ihr schönes Gesicht verblassen, und geben nun einen Blick frei, auf ihre vor Schreck geweiteten Augen, als sie spürte, dass sie ihren letzten Atemzug getan hatte. “Du hättest dich nie für Ihn entscheiden dürfen Joan! Nie. Du hättest mir treu sein sollen, wie die Jahre zuvor. Wir hätten einen anderen Sohn bekommen und Du hättest ihn vergessen.” Wieder spüre ich diesen unbändigen Zorn in mir aufsteigen. Ich weiss genau, was ich zu tun habe.

Schnell stehe ich auf und gehe hinauf in das Schlafzimmer. Dort angekommen greife ich nach einem länglichen Kasten im Schrank und hole ihn hervor. Langsam und ehrfürchtig öffne ich ihn. Mit leicht zitternden Fingern hole ich einen Dolch hervor. “Ein wunderschönes Stück, und doch voll grausamer Vergangenheit.” Viele von uns hat das Artefakt in meinen Händen schon getötet. Einige darunter sind durch meine Hand gestorben. Ein leichtes Lächeln huscht über meine Lippen. Ich spüre Zufriedenheit in mir aufsteigen, als ich vor meinem geistigen Auge sehe, wie dieser Dolch diesen Bastard dazu bringen wird, seinen letzten Atemzug zu tun. Voller Genugtuung setze ich mich auf das breite Bett und beginne mit dem Schleifstein, der sich ebenfalls in dem Kasten befindet, die Schneide des Dolches zu schärfen. Ich will nicht, dass sie stumpf ist und vielleicht ihren Auftrag nicht erfüllt. Dieser Dolch wird das Herz des Mannes, der mein Sohn hätte sein sollen, inzwei reissen, und wenn es das letzte ist, was ich tue. Das bin ich meinen Ahnen schuldig…


“~*~”


Schweigend folge ich ihm durch die Strassen zu seiner Wohnung. Was auch immer mich dort erwartet, es verursacht einen Kloß in meinem Magen. Wird er mich heute Nacht wieder abweisen, wie bei unserem letzten Zusammentreffen im Babylon?

Als ich ihm stumm die Stufen hinauf folge wandert mein Blick über seinen Körper. Seine geschmeidigen Bewegungen lassen erahnen, wie gut er aussehen muss, wenn nichts als das schwache Mondlicht seinen Körper bedeckt.

Meine Nervosität steigt, je näher wir dem Eingang in sein Reich kommen. Zögernd stehe ich da, als er die Tür zu seinem Loft öffnet. Soll ich wirklich mit hineingehen? Was genau wird mich in dieser Nacht erwarten. Ich komme nicht dazu, diesen Gedanken zu beenden, denn schon spüre ich, wie mich seine Hände bestimmend und sanft zugleich, in die Wohnung ziehen. Während er das schwere Tor hinter uns schliesst, entlässt er mich nicht einen Moment aus seinen starken Armen. Dann plötzlich zieht er mich näher zu sich heran und schaut mir in die Augen.

In seinen Augen erkenne ich das Feuer der Leidenschaft, erfüllt von unermesslicher Lust. Aber da ist noch etwas anderes. Etwas dunkles, mystisches, wie eine uralte Kraft, die ich mit Worten nicht beschreiben kann. Es ist, als würden seine Augen von innen heraus leuchten. Ein Leuchten, das mich immer tiefer in seinen Bann zieht, mir für diesen Moment einen Blick in seine Seele erlaubt. Und genau das, was ich dort sehe, lässt mir fast das Blut in den Adern gefrieren.

Als wären seine Augen ein Spiegel seiner selbst, trete ich ein in eine längst vergangene Zeit.

Ich befinde mich in einem dunklen und nassen Raum. Während ich weiter hinein gehe, entdecke ich eine in die Dunkelheit gehüllte Gestalt am Boden. Ich spüre, wie sich bei diesem Anblick mein Herz schmerzhaft zusammenzieht, und halte den Atem an. Gespannt warte ich auf die Enthüllung der Wahrheit, die sich zwar schon tief in meinem Herzen befindet, deren Existenz ich aber noch nicht wahrhaben will. Doch als das zitternde Wesen den Blick hebt, erkenne ich IHN. Ich hole tief Luft, und kann die nach Erde und Moder riechende Luft fast schmecken. Unwillkürlich schlucke ich hart, denn diese Erkenntnis brennt sich tief in mein Herz.

Zitternd vor Kälte liegt sein geschundener Körper vor mir auf dem nassen Stroh. Die schweren Eisenketten, von denen er gehalten wird, haben auf seinem Körper schon tiefe Wunden hinterlassen. In seinem Blick liegt so viel Einsamkeit und Traurigkeit. Fast flehend sieht er mich an. Dann, als hätte er mich entdeckt, öffnet sich sein Mund zu einem stummen Schrei, der sich tief in mein Herz eingräbt.

Schnell beende ich den schmerzhaften Blick in seine Seele und schaue ihn wieder an. Er hat von alledem nichts mitbekommen. Ich spüre, wie er mich näher an sich heranzieht. Etwas in mir rät mir, dass ich gehen sollte, ihn einfach stehen lassen sollte, bevor es zu spät ist. Aber zu spät wofür?

Einen Moment lang schliesse ich die Augen und verdränge diesen Gedanken. Die Wärme seines Körpers, die ich von Sekunde zu Sekunde intensiver spüre, je näher er mich an sich heranzieht, lässt mich bis ins Tiefste erzittern. Ich spüre, wie sich die feinen Härchen auf meiner Haut langsam aufrichten und geniesse das Gefühl der Wärme, das Gefühl seiner Hände, die fordernd über meinen Körper streichen. Dann plötzlich legen sich seine Lippen auf meine, und seine Zunge fordert gierig Einlass. Der Kuss, den wir nun teilen zieht sich scheinbar endlos dahin.

Während unsere Zungen in ein heisses Duell verstrickt sind und unsere Hände unsere Körper von der störenden Kleidung befreien, finde ich mich plötzlich auf seinem Bett wieder.

Mein Blick wandert über seine bronzefarbene Haut, die leicht im Schein des Mondes schimmert. Seine Muskeln sind wohl definiert und alles in mir sehnt sich danach, ihn zu berühren. Ich lege meine Hand auf seine Brust und spüre ein leichtes Beben. Sein Atem auf meiner Haut, seine intensiven Berührungen und dieses knisternde Gefühl zwischen uns bringen mich dazu mich völlig in diesem Moment zu verlieren. Ich lege den Kopf in den Nacken und schaue hinauf zur Decke. Nur wir zwei teilen diesen Moment, unser einziger Zeuge ist der Mond, der den Raum um uns herum in ein weiches, geheimnisvolles Licht taucht…


“~*~”


Sanft lasse ich meine Hände über seine nackte Haut streifen. Er fühlt sich so weich an, so sinnlich und verwundbar zugleich. Mit meinen Lippen streife ich über seine pochende Halsschlagader, während ich seinen Geruch tief durch meine Nase einatme. Dieser Moment ist atemberaubend.

Sein Geruch ist betörend und während ich weiter mit den Händen seinen Körper erforsche, lasse ich meine Lippen folgen. Ich will ihn spüren, schmecken und riechen. Diesen Moment will ich voll und ganz auskosten. Gerade als meine Finger seine Brustwarzen ertasten, entringe ich ihm nur durch diese winzige Berührung einen Laut, der direkt durch meine Ohren in meine Lenden zieht.

Für einen Moment lasse ich meine Finger weiter um seine Brustwarzen streifen, während ich mich vorsichtig zwischen seine Schenkel dränge und nun mit der Zunge den Weg hinunter zu seinem Bauchnabel erforsche. Als er tief einatmet spüre ich, wie sein Glied sich pochend an meinen Brustkorb drückt. Ich senke meinen Brustkorb etwas und reize ihn somit weiter durch die Reibung unserer Körper während meine Zunge ihren Weg fortsetzt. Immer wieder stöhnt er leise auf, was auch mich dazu bringt, hart zu werden. Wie von selbst finden meine Lippen seine Mitte und während ich seinen Geruch erneut tief in mich aufsauge, beginne ich, ihn zärtlich mit der Zunge zu verwöhnen.

Wie von selbst beginnen sich seine Hüften zu bewegen, doch ich halte ihn sanft fest, während meine Zunge an seiner vollen Länge entlang streift. Dann lasse ich meine Zunge über seine bereits feuchte Spitze gleiten, bevor ich ihn ganz in meinen Mund aufnehme. Langsam beginne ich meinen Kopf vor und zurück zu bewegen, ihn immer wieder bis zur Spitze aus meinem Mund heraus gleiten zu lassen, nur um ihn im nächsten Moment wieder tief in meinen Rachen aufzunehmen. Sein Geschmack reizt meine Nervenenden bis zum zerspringen, und weckt in mir den Hunger nach mehr. Ein Hunger, der durch jede Faser meines Körpers zieht, bis zu meiner Mitte, die schon fast schmerzhaft pocht. Ich fühle mich wie verloren in diesem süßen Geschmack der Unschuld.

Plötzlich spüre ich sanfte Hände, die zärtlich über meinen Kopf streichen. Und obwohl ich mich kaum von seinem Körper lösen kann, blicke ich dennoch auf. Der Anblick der sich mir nun bietet raubt mir für einen Augenblick den Atem. Seine Haut ist von einem leichten Schimmer überzogen und scheint fast zu glühen. Während ich ihn weiter verwöhne, schweift mein Blick gierig über diesen wunderschönen Körper, dessen Glanz fast etwas überirdisches hat.

Gebannt lasse ich meinen Blick über seinen vor Lust zitternden Körper wandern, während meine Zunge noch immer an seiner vollen Länge entlanggleitet. Seine Augen sind geschlossen und er scheint jede meiner Berührungen in sich aufzunehmen. Immer wieder entfährt ihm ein Stöhnen und er zieht leicht die Unterlippe zwischen die Zähne, während er mich langsam zu sich heraufzieht. Sanft gleitet mein Körper an ihm aufwärts. Als er die Augen öffnet, schaue ich in zwei tiefeblaue Seen, in denen ich zu ertrinken drohe.

Ich spüre die Wärme seines Körpers, spüre das erhitzte Rauschen seines Blutes in seinen Adern. Die Lust in mir steigert sich immer weiter, während meine Hände über seinen Körper wandern und ich mit der Zunge erneut seine bebende Halsschlagader liebkose.

Während ich mich in seiner Gegenwart verliere, begibt sich mein Geist auf eine lustvolle Jagd. Eine Jagd, die alle Grenzen niederreisst und von deren Leidenschaft ich mitgerissen werde. In dieser Nacht, so schwöre ich mir, wird er allein mir gehören.

Ich hebe meinen Kopf und verfolge mit hungrigen Augen jede Bewegung seines Körpers. Während mir kein noch so leichtes Beben entgeht, ist es, als würde pures Adrenalin durch meine Venen gepumpt. Atemlos ruht mein Blick auf seiner hellen Haut, die noch immer dieses Schimmern zeigt.

Langsam beuge ich mich vor und flüstere ihm ins Ohr. “Ich will dich…” Sein erregtes Stöhnen lässt mich wissen, dass es ihm nicht anders geht.

Nur widerwillig löse ich mich von ihm, von seinem erhitzten Körper unter mir, aber wenn wir Beide uns so nah sein wollen, wie es nur geht, bleibt mir nichts anderes übrig. Ich richte meinen Oberkörper auf und greife neben das Bett. Schnell lege ich das Gleitmittel neben mich und nehme die kleine knisternde Verpackung zwischen die Zähne, reisse sie auf und nehme das Kondom heraus. Ungeduldig ziehe ich es mir über, denn ich will ihn so schnell wie möglich wieder spüren.

Dann träufle ich etwas von dem Gleitgel auf meine Finger und lasse einen von ihnen langsam in ihn gleiten. Während meine Lippen seinen Mund gierig verschliessen, bewege ich den Finger langsam in ihm und nehme nach einem Moment einen zweiten Finger dazu. Immer gieriger pressen sich unsere Lippen aufeinander, und als ich ihn schließlich mit drei Fingern weite, kann ich nicht länger warten. Doch bevor ich in ihn eindringe, blicke ich ihm noch einmal in die Augen.

Wie von unsichtbarer Macht gezogen, sinke ich immer tiefer in die Unendlichkeit dieser blauen Stille, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Für einen kurzen Augenblick blitzen in meinem Gedächtnis Bilder auf. Bilder aus einer längst vergessenen Zeit, die mich für einen kurzen Moment all meiner Kraft berauben. Doch gleichzeitig spüre ich ein wundervolles Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Immer tiefer sinke ich in diese Unendlichkeit und fühle nichts als tiefe Zuneigung,

Justins Stimme holt mich sanft in das Hier und Jetzt zurück. “Ich will dich in mir spüren.” Leise flüsternd dringen seine Worte in mein Ohr ein, und nun kann ich mich nicht mehr zurückhalten. Kurz ziehe ich ihn ein bisschen näher an mich heran, und dringe dann sanft in ihn ein. Stück für Stück schiebe ich mich in ihm vor, doch als er sich verkrampft und sich auf die Unterlippe beisst, halte ich inne. Oh Fuck! Er ist so verdammt eng! Erst als ich merke, dass er sich wieder entspannt, dringe ich tiefer in ihn ein.

Während ich nun tief in ihm verharre, studiere ich mit hungrigem Blick seine Gesichtszüge. Ich merke wie er sich verspannt und ein leises, durch die Zähne gepresstes “Scheisse tut das weh….!” lässt mich stocken. Mir ist genau bewusst, wie sich der Junge fühlen musste. Dass er noch nicht viel Erfahrung hatte, oder um es genau zu sagen KEINE, konnte ich bereits bei meinem Eindringen spüren. Der kurze Moment, in dem er sich schmerzhaft unter mir wand, entging mir nicht “Schhhhh… das lässt gleich nach….” Erst als er sich entspannt, beginne ich mich wieder langsam zu bewegen. Mit jedem Stoß, wird der Hunger in mir größer und lüstern erobert meine Zunge erneut seine warme, feuchte Mundhöhle.

Während sich unsere Zungen zärtlich berühren, scheinen wir immer mehr in unseren Bewegungen zu verschmelzen. Lüstern wandern meine Hände über seinen Körper, während ich den Kopf in den Nacken lege. Als wir einen gemeinsamen Rhythmus gefunden haben schliesse ich die Augen und öffne meine Lippen. “Brian…” Seine kehligen Worte bringen mein Blut zum Kochen. Ich intensiviere meine Bewegungen und dringe mit jedem Stoß tiefer und fester in ihn ein. Stöhnend wirft er den Kopf in den Nacken und zieht meinen Kopf zu sich heran. Doch anstatt ihn zu küssen, beuge ich den Kopf und nehme seine erregt erhärtete Brustwarze zwischen meine Zähne. Lasziv bewegen sich meine Lenden weiter und meine Zunge neckt seine Brustwarze. Ich schliesse die Augen und lasse den Augenblick auf mich wirken.

In einem Anflug von reiner Wollust habe ich das Gefühl, dass meine Lenden bersten. Zu eng legt sich sein zuckender Leib um mich. Ein leises Grollen entrinnt meiner Kehle, als ich erneut mit einer schnelleren Bewegung in ihn dringe. Die Welt um mich herum verschwimmt und ich lasse mich von meinen Instinkten leiten. Ein Stück weit begleite ich meinen Geist auf seiner lüsternen Jagd. Ein Gefühl von Freiheit breitet sich in meinem Inneren aus und das lässt mich sämtliche Berührungen nur noch intensiver aufnehmen. Wieder überkommen mich die gleichen Gefühle, wie damals als ich die Ketten sprengte, nur unterscheiden sie sich von diesen in der Intensität.

Erneut bäume ich mich auf, spanne jeden Muskel meines Körpers an und lasse meine Lenden vorschnellen. Immer und immer wieder tauche ich tief in ihn ein, während mein Kopf in meinen Nacken schnellt und ich laut meine Lust herausschreie. Dann, in einem letzten Stoß presse ich mich tief in ihn hinein, beuge den Rücken und spüre alle geistigen Fesseln nachgeben. Die Wellen der Lust, die meinen Körper nun durchfluten, sind mitreissender als je zuvor und meine Hand, die schon lange um seine Härte geschlossen ist, bringt mit sanftem Druck auch ihn an den Rand der Extase.

Während ich all meine Fesseln hinter mir lasse und mich schwer atmend auf seinem Körper niederlasse, bewege ich meine Hand ein letztes Mal und spüre auch gleich darauf, wie er sich verspannt und mit einem lauten “Brian…” auf den Lippen seine warme Feuchte zwischen unseren Körpern verteilt.

Unter leichtem Kraftaufwand hebe ich meinen Kopf, rutsche an seinem Körper entlang etwas höher und verschliesse erneut seine Lippen mit einem zärtlichen Kuss. Ich spüre, wie er seine Arme um mich legt und seine Hände sanft über meinen Rücken wandern lässt. Diese Hände, sie haben eine so beruhigende Wirkung auf mich, dass ich es mir selbst nicht erklären kann. In seinen Armen fühle ich mich anders. Sicher und geborgen. Nachdem ich dieses Gefühl noch eine Weile geniesse, drifte ich langsam ab und gebe mich einfach nur noch der Zärtlichkeit unserer beiden schweissnassen Körper hin, während ich seine Nähe und seinen Geruch geniesse….

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 16   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:36 pm

Als Vic an diesem Mittag nach Hause kam, war er gut gelaunt und bester Dinge. Er hatte einige wichtige Anrufe getätigt, und er war sich sicher, dass einige Ihresgleichen zur Stelle sein würden, wenn es soweit war. Mittlerweile war er sich auch sicher, dass Jack selbst auftauchen würde, da er sich das Leiden seines Sohnes sicher nicht entgehen lassen würde. Er hatte damals den unbeschreiblichen Schmerz und den Hass in Jacks Augen gesehen, und er wusste, zu welch abscheulichen Taten er fähig war. Vic jedoch lachte in sich hinein, da er ihn erwarten würde. Jack bräuchte sicher noch einige Zeit, bis er hier auftauchen würde und in der Zeit wären sie längst vorbereitet.

Er hatte viel trainiert in den letzten Tagen, war jeden Tag im Keller des Hauses verschwunden und hatte seinen Körper auf Fordermann gebracht. Auch wenn er lange nicht mehr trainiert hatte, so fiel es ihm doch nicht so schwer, wie er befürchtet hatte. Sicher, es war anstrengend, wieder Leben in seine alten Muskeln zu bekommen, jedoch hatte er keine andere Wahl. Er konnte Jack nicht schwach entgegentreten. Wenn er auch nur eine geringe Chance gegen seinen Bruder haben wollte, so musste er geistig und körperlich perfekt vorbereitet sein. Neben seinem körperlichen Training nahm er auch das Training seiner geistigen Fähigkeiten wieder auf. Er übte sich in Konzentration und darin, den einen oder anderen Fluch für den Kampf zu perfektionieren. Bisher war er mit seiner Arbeit ganz zufrieden.

Debbie und ein paar ihrer Freundinnen hatten sich ebenfalls an den Vorbereitungen beteiligt. Sie wälzten in alten Unterlagen, lasen stundenlang die alten Formeln durch und suchten in der Geschichte ihrer Vorfahren.

“Und eines Tages wird sich die Flamme Uriels erheben und niederbrennen die Macht des Bel´Akor.”
Debbie riss die Augen auf und schaute noch einmal auf den Bucheinband. Das Buch hier war mindestens ein paar hundert Jahre alt. Eigentlich hätte sie das abgetan, aber der Name des Dämons, der in diesem Buch angesprochen wurde, liess sie stutzig werden. Sie kannte den Namen Bel´Akor und mit einem Mal hatte sie es eilig nach Hause zu kommen um auf dem Dachboden nach der alten Schriftrolle zu suchen, die sie und Vic dort aufbewahrten. Den Stammbaum ihrer Familie. Sie nahm das Buch mit und machte sich auf den Heimweg. Hoffentlich war Vic da. Er musste wissen, was los war. Irgendetwas sagte ihr, dass die Prophezeiung die sie soeben gelesen hatte schon bald eintreten sollte. Das durfte nicht sein, das konnte einfach nicht. Nein!

In ihrem Inneren wusste sie genau worauf das hinauslaufen würde. Der Junge hatte keine Chance. Die Mächte die hier im Spiel waren, waren einfach zu groß, als dass er mit ihnen fertig werden würde. Oh ja, sie hatte gespürt, dass er stark war, sehr stark sogar. Aber gegen Das, was hier im Spiel war, konnte er nicht ankommen. Während sie im Taxi saß, versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Immer wieder musste sie an die beiden Namen in dem Buch denken.

Schnell zahlte sie und eilte dann die Stufen zum Haus hinauf. “Vic!” Aufgebracht öffnete sie die Tür und schrie nach ihm. “Vic! Verdammt komm runter!”

Sie atmete auf, als sie seine Schritte auf den Stufen hörte. Schnell zog sie ihn mit sich in die Küche. “Vic, wir haben ein Problem. Unsere Vergangenheit holt uns ein. Nichts, mit dem wir je gerechnet haben, reicht auch nur annähernd an das heran, was sich hier abspielen wird. Wir würden schon ein Wunder brauchen um ihn zu retten.” Als sie seinen fragenden, verwirrten Blick sah, nahm sie stumm das Buch aus ihrer Tasche und schlug es auf der Seite auf, auf der die Prophezeiung stand. Dann legte sie den Kopf in die Handflächen und begann zu schluchzen. “Wir haben verloren, noch ehe der Kampf begonnen hat… Vic… er wird sterben.”

Fassungslos las Vic die Zeilen und starrte danach noch einige Zeit auf das schon ziemlich vergilbte Papier. Dann schüttelte er den Kopf. “Deb wenn das hier wirklich eintrifft, dann… Wir müssen etwas unternehmen.” Schon war er auf dem Weg zum Dachboden und suchte das alte Papier hervor. Er lief wieder nach unten. “Du musst noch mal zurück, versuch soviel über Uriel herauszufinden, wie du kannst. Ich versuche, unsere Familiengeschichte zu durchforsten. Uns wird nicht mehr viel Zeit bleiben.” Mit diesen Worten liess er Debbie sitzen und beugte sich über die Schriftrollen und Bücher, die er mit hinunter gebracht hatte.


“~*~”


Als er den alten, verrotteten Brunnen betreten hatte, atmete Jack durch. Alles war zu seiner Zufriedenheit erledigt worden. Die Ketten, die nun in der Wand verankert waren, waren stärker als die, die damals nicht vermocht hatten, diesen Bastard zu halten. Direkt unter den Ketten war eine Matte Stroh ausgebreitet. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre das Stroh nicht notwendig gewesen. Aber er hatte sich breitschlagen lassen. Die Wände des Brunnens waren noch immer feucht und der Boden ebenso. Zufrieden nickte er sich selbst zu. Langsam strich seine Hand über die kalten Mauern. Er schloss die Augen und lauschte in die Dunkelheit. Er konnte das Blut und den Schmerz des Bastards förmlich noch wittern und ihm lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Er genoss dieses Gefühl, sog tief die Luft ein und liess seinen Gedanken freien Lauf. Vor seinem inneren Auge sah er noch einmal die Bilder von damals. Das Kind lag unter dem Körper seiner Mutter und schrie fürchterlich. Er wollte nicht hin sehen, konnte es nicht. Er konnte noch immer nicht glauben, dass sie es getan hatte. Er hatte es kurz in Erwägung gezogen. Wusste sie denn nicht, wie viel sie ihm bedeutete? Er war sich so sicher gewesen, dass sie an seiner Seite bleiben würde. Und nun das.

Er ließ ihren toten Körper fortbringen. Sie sollte eine vernünftige Bestattung bekommen. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Irgendeinen Friedhof würden sie schon finden. Hatten sie bisher immer. Er stand da und starrte hinauf in den wolkenverhangenen Nachthimmel. Er hatte soeben das Wichtigste in seinem Leben verloren. Doch wofür?

Sein Blick glitt wieder hinab auf das schreiende Bündel am Boden. Er hatte ein Versprechen abgegeben kurz bevor seine Frau starb. Wenn es jemanden gäbe, der Liebe für dieses Kind empfinden konnte, sollte es leben. Und diesen Jemand hatte es gegeben. Am liebsten hätte er das Kind sofort töten lassen. Aber er konnte nicht. Er hatte es schließlich seiner toten Frau versprochen. Aber irgendetwas musste geschehen. Kurz zögerte er, wollte fast einen Schritt auf den Säugling zugehen, als er sich eines besseren besann.

Er drehte sich damals auf dem Absatz um und starrte in die Menge. “Bringt ihn fort. Aus meinen Augen mit ihm.” Ihm war der Blick von Jennifer Taylor nicht entgangen. Sie hielt sich schon eine ganze Weile die Hände vor den Mund und unterdrückte die Tränen. Aber ihr Blick sagte alles. Sie empfand Mitleid für das schreiende Kind. Auch wenn es ihm missfiel, dass er dieses überhaupt tun musste. Er hatte sein Wort gegeben, dass das Kind leben würde.

Würde er es nun wegbringen lassen, wäre das Schicksal des Kindes besiegelt. Aber dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er wollte das Leiden seines Sohnes sehen. Er wollte es auskosten. Dieses Kind war für den Tod seiner Frau verantwortlich und er wollte, dass er dies sein Leben lang spürte.
Er ging zu Jennifer herüber und griff sie am Arm. Sich dazu zwingend, ruhig zu sprechen, sagte er leise zu der zitternden Frau: “Jennifer, ich sehe Mitleid in deinen Augen. Das gefällt mir nicht, aber…..Kümmer dich um ihn, bis er alt genug ist, für das gerade zu stehen, dessen Schuld er heute auf sich geladen hat. Bring ihn zu mir, wenn er alt genug ist um seine Strafe antreten zu können.”

Er wusste, dass die Frau nun am liebsten zu dem Kind gestürmt wäre um es in ihre Arme zu schliessen, aber er hielt sie zurück. Dann richtete er das Wort an seine Gefolgsleute.

“Ich gab mein Wort, dass er leben würde. Doch den Verlauf seines Lebens bestimme ich. Also habe ich entschieden, dass er bis zu seinem zehnten Lebensjahr bei meinen treuen Freunden Craig und Jennifer bleibt.” Dann richtete er das Wort wieder an Jennifer. “Ich erwarte von Euch, dass ihr ihn zu mir bringt, an seinem zehnten Geburtstag. Das Geschenk, dass er dann bekommt, wird er nie wieder vergessen!” Jennifer hatte ihn nur angesehen, zitternd, wissend, dass das, was er vorhatte nichts gutes sein konnte. Sie schien etwas zu unterdrücken, nickte dann aber nur und ging hinüber zu dem kleinen Wesen, dass immer noch vor Angst schrie.

Er sah zu, wie sie es in ihre Arme schloss und bevor sie gehen konnte, zog er sie noch einmal zu sich heran. “Ich will nicht, dass er erfährt was Liebe ist, denn die Liebe in mir hat er für immer zerstört. Jedoch weiss ich, dass Du dich nicht daran halten wirst. Sei dir jedoch gewiss, dass ich Mittel und Wege habe, und diese auch nutzen werde, um ihm dieses Gefühl für immer zu verwehren. Nun geh, bring ihn mir aus den Augen!” In dem Moment als Jennifer das schreiende Kind nahm und sich mit ihm entfernte, riss ihn der warnende Ruf eines Kauzes aus seinen Gedanken. Noch einmal sog er tief die schmerzgeschwängerte Luft in seine Lungen und öffnete dann die Augen.

Er drehte sich um, ging hinaus und schloss die schwere Stahltür hinter sich. Im dunklen Vorraum des Brunnens hatten Sie verschiedene Folterwerkzeuge bereitgelegt. Auch hier war alles vorhanden, was sie brauchen würden. Langsam strich seine Hand über die kalten Mauern, als ihm noch etwas wichtiges einfiel.

Sie mussten sich bestens vorbereiten. Er wollte sein Fleisch und Blut unter seine Kontrolle bringen. Das würde nicht einfach werden, wenn der Bastard auch nur einige seiner Fähigkeiten geerbt hatte. Schnellen Schrittes lief er hinauf zum Haus und begab sich dort auf direktem Weg in den Keller. Sie würden es tun müssen. Auch wenn sein Vater ihm geraten hatte, nie dieses Ritual gegen einen Ihresgleichen zu nutzen. Aber es ging nicht anders und er war sich sicher, sein Ahn würde ihn verstehen.

Schnell hob er das weisse Tuch von dem steinernen Altar, der schon Jahrzehnte nicht mehr genutzt worden war. Er war nur genutzt worden, wenn einer ihrer Widersacher in Gewahrsam genommen werden sollte und dieser hergebracht werden musste, ohne großes Aufsehen zu erregen. Liebevoll strich er über das Schwarze seidene Tuch, das den Altar bedeckte. Die Stickereien auf dem Tuch waren noch immer so, als wären sie gerade erst gestickt worden. Er fuhr die Linien des Pentagramms nach und seufzte leise auf. Dann drehte er sich zu dem alten Holzschrank herum und öffnete ihn.

Andächtig entnahm er dem Schrank ein Gefäß. Fast liebevoll schlossen sich seine Finger um das Metall. Während die angenehme Kälte seine Haut durchströmte, bahnten sich noch einmal seine Gedanken einen Weg in sein Bewusstsein. Wieder liess er die Finger sanft über das Metall gleiten, während er sich den Bildern vor seinem inneren Auge hingab.

Er war im Wald, an dem Ort, an dem sie seine Frau begraben hatten und strich liebevoll über das Gras, das über ihrem Grab gewachsen war. Immer wieder schüttelte er leicht den Kopf und immer wieder stellte er sich die selbe Frage. Warum! Er legte den Kopf in den Nacken und summte leise ein irisches Lied vor sich hin, während er eine einzelne Träne spürte, die seine Wange hinunterlief. Er weinte nicht oft, dazu war er zu stolz. Doch gerade in Momenten wie diesen, als er sie wieder vor sich sehen konnte, ihr langes Haar, das vom Wind aufgeweht wurde und ihre strahlenden Augen, die in seine schauten, während sich ihre Arme um seinen Nacken schlossen und sie ihm leise zuraunte, wie sehr sie ihn liebte, konnte auch er einzelne Beweise seiner Gefühle nicht zurückhalten.

Langsam liess er sich in das Gras sinken und strich weiter über das Grab seiner Frau. Plötzlich riss ihn Kinderlachen aus dem Moment mit seiner geliebten Frau. Er grollte etwas unverständliches vor sich hin, als das Lachen immer näher kam und dann jäh verstummte. Jack wandte den Kopf und wollte eigentlich wütend aufbrüllen, als er in ein fragend schauendes Gesicht sah. Der Junge der nun fast unmittelbar vor ihm stand, hatte braunes Haar und haselnussbraune Augen. Er mochte vielleicht acht oder neun Jahre alt sein. Stumm saß Jack da und starrte den Jungen an.

Der Junge seinerseits hatte nur unsicher geschaut und dann eine Frage gestellt. “Warum streichelst du die Erde?” Jack saß nur stumm da. Als er gerade antworten wollte, hörte er Jennifers Stimme durch den Wald hallen. “Brian! Wo bist du?” Brian - Er zuckte zusammen und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Das Gefühl, dass nun in ihm hochbrodelte musste sichtbar gewesen sein, denn der Junge starrte ihn nun aus leicht ängstlichen, verwirrten Augen an. Jacks Gedanken überschlugen sich. Brian, seine Frau hatte ihr Kind Brian nennen wollen. In seiner Heimat bedeutete dieser Name der Starke, und er war damals stolz auf diese Entscheidung gewesen. Den Namen hatten sie damals ausgesucht, als sie schwanger war. Die Erkenntnis traf ihn hart. Vor ihm, am Grab seiner Frau stand sein… dieser Bastard! In Sekundenschnelle war er auf den Beinen und baute sich vor dem Jungen auf.

Als er nun langsam auf den Jungen zutrat, wich dieser langsam zurück. Erst als er stolperte und auf dem Boden saß, immer noch ängstlich zu Jack aufschauend, hielt dieser inne. Er schaute sich um und als er Jennifer atemlos zwischen den Bäumen hervortreten sah, knurrte er dem Jungen nur noch drohend zu. “Mach dass du verschwindest! DU hast hier nichts verloren. Lass dich hier nie wieder blicken!” Dann drehte er sich um und verschwand zwischen den Bäumen. Nach einer Weile drehte er sich noch einmal um und schaute auf das Grab. “Ich werde mein Wort nicht brechen, aber ich werde nicht zulassen, dass er diesen Ort entweiht!” Mit diesen letzten Worten an seine tote Frau ging er davon und sah nicht mehr zurück. Dies war das letzte Mal, dass er ihr Grab besuchte.


“~*~”


Es ist bereits früh am Morgen als ich erwache. Leicht blinzelnd öffne ich die Augen, und spüre die ersten Sonnenstrahlen auf meinem Körper. Langsam richte ich mich auf und drehe mich auf die Seite, als ich ein leises Seufzen höre. Ich bin noch immer in seinem Loft, bin gestern nicht mehr heimgegangen. Die Erinnerungen an die letzte Nacht, lassen mich lächeln. Noch immer kann ich seine Berührungen auf meinem Körper fühlen, seine sanften Küsse, dann wieder diese animalischen Laute hören, die unser Spiel ihm entlockt hat. Ich lasse meinen Blick über seinen Körper schweifen, der sich entspannt neben mir befindet. Langsam hebe ich meine Hand und streiche mit den Fingerspitzen über seine Stirn.

Sanft lasse ich meine Finger weitergleiten und berühre vorsichtig seine Augenlider, denn ich will ihn nicht wecken. Seine Augen. Diese wunderschönen braunen Augen, die mir gestern seine Lust gezeigt haben, sind noch fest verschlossen. Dennoch ist es, als könne ich direkt in seine Augen blicken.

Wieder sehe ich vor mir, was mir gestern fast das Blut hatte in den Adern gefrieren lassen. Was musste dieser Mann schon alles mitgemacht haben? Ich wollte es mir nicht vorstellen, zu viel hatte ich schon gesehen. Denn das was ich gesehen hatte, erzeugte in mir immer noch ein Gefühl des Ekels, des Mitleids.

Aus dem Bedürfnis heraus, ihm zu zeigen, dass all dies, das ich mir noch nicht erklären konnte hinter ihm lag, beuge ich mich zu ihm vor und hauche einen Kuss auf seine Augenlider. Ein leises Murmeln lässt mich innehalten, als er einen Moment später die Augen öffnet und mich verwirrt und verschlafen anschaut. Ich lege mich näher zu ihm und lege meine Lippen auf seine. Als er den Kuss erwidert, schliesse ich meine Augen und lasse meine Hände über seinen Körper gleiten. Ich wundere mich über mich selbst, frage mich, warum ich diesem Kerl so nah sein will. Dann, als meine Hand seinen Bauch hinuntergleitet, versteift sich sein Körper und er schiebt mich sanft, aber bestimmt von sich.

Seine Augen, die gestern noch ein offenes Buch für mich waren, scheinen nun vor mir verschlossen. Etwas in ihm hat sich geändert, aber was ist es? Warum zieht er sich von mir zurück? “Brian, was ist?” Verwirrt schaue ich ihn an, ziehe mich dann langsam von ihm zurück, als er nicht reagiert und einfach nur an mir vorbei starrt.

Er schaut hinüber zur Uhr und setzt sich dann auf. Einen Moment lang sitzt er nur da, dann steht er auf und geht zum Bad. In der Tür dreht er sich noch einmal zu mir um. “Es tut mir leid, aber du musst gehen.” Wie angewurzelt sitze ich auf dem Bett. “Ich habe noch einen wichtigen Termin und bin eh schon spät dran.” Er lächelt. “Willst du noch ins Bad bevor du dich auf den Weg machst?” Ich schüttele leicht den Kopf und strecke mich noch einmal, bevor ich aufstehe und mich anziehe. Ich will ihn nicht aufhalten, wenn er noch etwas wichtiges zu erledigen hat. Ausserdem bin ich mir sicher, dass wir uns wiedersehen werden, auch wenn ich noch nicht weiss, wann. Als ich fertig angezogen bin, warte ich bis er wieder aus dem Bad kommt und gehe auf ihn zu. “Also, dann werde ich mal gehen. Man sieht sich, hoffe ich.” Ich grinse ihn an und drücke ihm noch einen letzten Kuss auf die Lippen, bevor ich mich abwende und einen Moment später die Strasse nach einem Taxi absuche.


“~*~”


Ich weiss nicht warum, aber es tut weh, ihm nachzusehen. Als er zur Tür hinaus ist, hätte ich ihn am liebsten zurückgehalten. Aber warum? Was war es, das mich auf diesen Gedanken brachte? Ich hatte eine nette Nacht gehabt, hatte sie mit ihm verbracht. Eigentlich sollte alles bestens sein, aber als sich die Tür hinter ihm schliesst fühle ich mich, als hätte mir jemand ins Gesicht geschlagen. Ich gehe in den Schlafbereich und lasse mich auf das Bett fallen. Hier haben wir noch vor ein paar Stunden zusammen gelegen. Ich habe die Nähe und die Wärme seines Körpers genossen und als ich ihm in die Augen sah, hatte ich noch eine andere Wärme gespürt. Eine Wärme, wie sie mir so schon lange nicht mehr begegnet war. Ich kann mich noch nicht einmal mehr an den Zeitpunkt erinnern, an dem ich dieses Gefühl schon einmal gespürt hatte. Aber alles in mir schreit nun danach, es wieder spüren zu wollen.

Was ist los mit mir? Ich sollte es besser wissen, sollte mir darüber bewusst sein, dass es einfach nicht vorbestimmt war, jemanden näher an mich heran zu lassen. Nicht bei meiner Vergangenheit.

Kurz bevor er ging, war er noch einmal auf mich zugekommen und hatte mich geküsst. Ich hatte das Gefühl seiner Lippen genossen. Eine ganze Weile hatte ich ihm nachgestarrt und nun? Nun sitze ich hier auf dem Bett und wünschte, ich wäre ehrlich gewesen. Hätte nicht einen wichtigen Termin vorgeschoben, nur um ihm nicht sagen zu müssen, wie ich mich gerade fühlte. Als ich wach geworden war, war ich froh gewesen, nicht alleine aufgewacht zu sein. Es hat so gut getan, ihn neben mir zu spüren. Sanft lasse ich meine Hand über das Laken streifen, auf dem er vor noch nicht allzu langer Zeit gelegen hat. Ich lege mich darauf und ziehe die Decke eng um meinen Körper. Ich starre kurz an die Decke und fühle eine schmerzende Leere in mir. Dann lasse ich den Kopf auf sein Kissen fallen und ziehe seinen Geruch in mich hinein. Wieder sehe ich unsere eng umschlungenen Körper vor mir und schliesse die Augen.

Warum, warum ist es mir nicht möglich. Warum kann ich nicht einfach so sein, wie die anderen auch. Er würde es nie verstehen, daher ist es besser, dass ich ihn fortgeschickt hatte. Wie sollte ich ihm je erklären, wie ich einen Großteil meines Lebens verbracht hatte. Es ging nicht. Es würde ihn verletzen und ihn dann schlussendlich doch vertreiben.

Ich spüre wie sich meine Kehle zusammenzieht und ich das erste mal seit langem den Tag verfluche, an dem ich geboren worden bin. Mein Vater hat ganze Arbeit geleistet. Er hat mich tief in meinem Inneren zerstört, an einer Stelle, an der man die Wunde niemals würde entdecken können. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mein Leben mit jemandem zu teilen. Jemanden zu haben, dem ich vertrauen kann, bei dem ich einfach sein kann wie ich bin. Stattdessen bin ich der Hengst der Liberty Avenue, der nie einen Trick zweimal mit nach Hause nimmt. Aber er ist kein Trick. Er ist anders. Ohne es zu wissen, hat er etwas in mir ausgelöst, das ich nun nicht mehr aufhalten kann.

Ich ziehe die Knie an und liege stumm da. Könnte ich noch weinen, glaube ich, dies wäre ein Moment in dem ich es täte. Doch meine Tränen sind schon lange versiegt, waren vergossen worden an einem Ort, der mich gebrochen hat. Oh nein, ich habe nichts gemein mit diesem starken, selbstbewussten Brian Kinney, den ich auf der Liberty Avenue gebe. Meine Glanzrolle. Ein ironisches Lachen entweicht meiner Kehle und ich ziehe sein Kissen noch enger an mich heran.

Ich kann ihn nicht lieben, auch wenn ich es will. Ich kann einfach nicht. Mit zitternder Stimme flüstere ich in die leere Stille des Lofts. “Mutter, hilf mir. Sag mir was ich tun soll… ” Doch ein paar Minuten später entweicht mir erneut ein Gedanke, der mein Herz schmerzhaft umklammert und mich innerlich zu zerreissen droht. “Es ist zu spät… Er hat gewonnen….” Dann öffne ich die Augen wieder und starre regungslos in den Raum.

(tbc.)
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 17   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:37 pm

Langsam und vorsichtig betrat Marty den Raum und sah sich um. Der Herrscher war nirgendwo zu sehen und dennoch konnte er ihn spüren. Allein der Gedanke, dass er jeden seiner Schritte aufs genaueste überprüfen würde, trieb ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Marty zwang sich, nicht weiter nachzudenken und trat weiter in den Raum. Sein Blick fiel auf den Tisch, der von einem weinroten Tischtuch bedeckt wurde. Auf diesem Tisch lagen ein Umschlag und eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit.

Beim nähertreten sah Marty, dass der Brief an ihn adressiert war. Zögernd und mit zittrigen Händen nahm er den Brief und öffnete ihn, nachdem er sich noch einmal im Raum umgesehen hatte. Langsam las er die Zeilen und grinste dann in sich hinein. Es sollte also heute noch so weit sein. Ein leichtes Hochgefühl überkam ihn. Der Herr hatte ihm freie Bahn gelassen. Lediglich die Utensilien, die sie brauchen würden hatte er im Vorraum bereitgelegt. Er hatte sogar geschrieben, dass sie nicht zu zimperlich mit dem Bastard umgehen sollten. All das was er las, liess sein Herz höher schlagen.

Der Gedanke der sich nun in seinem Hirn bildete liess ihn laut auflachen. Oh ja, er würde es geniessen und er wusste, dass er Brian damit brechen konnte, wenn er wollte. Hatte er es doch schon ein paar mal getan und sich beim Anblick des schmerzverzerrten Jungen nur noch besser gefühlt.

Seine Gedanken wanderten zurück. Wieder sah er sich auf der Wiese sitzen, auf der er immer die Sonnenstrahlen genossen hatte. Er war damals etwa sechzehn Jahre alt gewesen und gerade in die Dienste des Herrschers getreten. Dieser hatte Vertrauen zu ihm entwickelt und hatte ihm den Auftrag erteilt nach dem Jungen im Brunnen zu sehen. Sein Herz hatte damals gepocht, als würde es aus seiner Brust herausbrechen wollen. Aufgeregt ging er zum Brunnen und verharrte, nachdem er die Treppen hinabgestiegen war vor der schweren Stahltür. Er spitzte die Ohren und vernahm von drinnen ein leises Wimmern. Kurz schauderte er, wusste er doch nicht, was ihn erwarten würde. Alles was man ihm gesagt hatte, war, dass der Junge hinter dieser Tür ein Verbrechen begangen hatte, das nicht wieder gut zu machen war und er deswegen nun hier drin hockte. Langsam griff Marty zum Knauf der Tür und öffnete sie. Dann trat er in den Raum und versuchte krampfhaft seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Automatisch zuckte sein Kopf in eine Richtung, als ein lautes Klirren ertönte. Was er da sah, verschlug ihm einen Moment lang die Sprache. Der Junge, der dort angekettet auf einer Lage Stroh kauerte drückte sich ganz eng an die Wand, so als wolle er mit ihr verschmelzen. Marty sah ihn an. Der Junge wirkte, als hätte er schon länger nichts mehr zu essen bekommen, davon abgesehen, dass er bestimmt auch lange schon kein Wasser mehr an seinem Körper gespürt hatte. Kurz drehte sich Marty um und schloss die Tür hinter sich. Er wusste, dass er lediglich den Krug Wasser, den er schon die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte absetzen sollte und dann schleunigst wieder seine anderen Aufgaben erledigen sollte aber er konnte nicht anders. Er setzte den Krug ab und ging auf den jungen Mann zu, der sich immer weiter an die Wand drückte, je näher er kam.

Er kniete sich vor ihn und sah ihm in die Augen. Der Dunkelhaarige hatte braune Augen, die so scheu blickten, wie die eines Rehs. Zweifellos erwartete er wohl eine Tracht Prügel, oder etwas anderes. Aber Marty hatte zu dem Zeitpunkt nichts dergleichen vor. Er wollte lediglich wissen, was dieser junge Mann angestellt haben mochte um hier zu landen. “Wie heisst du?” Keine Antwort. “Hey, wie heisst du?” Wieder keine Reaktion. Marty schüttelte den Kopf. Dann betrachtete er den Körper des jungen Mannes genauer. Er war hübsch und ziemlich dürr. Er hatte keine Ahnung, was ihn dazu bewegt hatte, aber er streckte den Arm aus und wollte die Haut des Gefangenen berühren. Er wollte einfach nur darüber streichen. Als seine Fingerspitzen die Brust des Dunkelhaarigen berührten, durchfuhr ihn ein gutes Gefühl. Er spürte, dass der junge Mann unter seinen Berührungen zitterte aber er liess die Hand tiefer wandern. Jede Warnung, dem Gefangenen nicht zu nahe zu kommen erlosch in seinem Gedächtnis, als seine Finger über den Bauch des Gefangenen glitten und dann seinen Oberschenkel berührten. Marty war hin und weg von diesem Körper. Noch nie hatte er so etwas gespürt. Noch nie war er einem anderen Mann so nahe gewesen und er genoss es. Er schloss für einen Moment die Augen, wodurch ihm entging, dass sich etwas im Blick des Gefangenen veränderte.

Als Marty die Augen wieder öffnete, blickte er in tiefschwarze, lauernde Augen. In ihnen lag nichts menschliches mehr und geschockt war er nicht fähig, sich zu bewegen. Er liess noch einmal den Blick über den Körper des anderen wandern und erkannte, dass sich auf diesem nun eindeutig die Male zeigten, die Ihresgleichen am Körper trug. Er war einer von ihnen. Noch immer unfähig zurückzuweichen, haftete sein Blick nun am Mund des Dunkelhaarigen, aus dem ihm nun spitze Reisszähne entgegenblitzten. Gerade als sich seine Starre löste und er sich zurückziehen wollte, geschah es. Der Dunkelhaarige stürzte sich auf ihn und schlug seine Reisszähne in Martys Schulter.

Marty verzog das Gesicht vor Schmerzen und schrie auf, so laut er konnte, um die Wachen vor der Tür zu alarmieren, die auch sofort hereinstürmten. Gerade als er dachte, er würde diesem Verrückten entkommen schlug dieser nun auch seine Klauen in seinen Körper. Das Reissen seiner Haut, das er nun spürte liess alles um ihn herum schwarz werden. Der Schmerz liess ihn hinwegdriften in eine Dunkelheit, in der er keine Schmerzen mehr spürte und erst als er wieder aufwachte entwich ihm ein weiterer Schrei. Hände legten sich auf seine Schultern und versuchten ihn zu beruhigen, doch die Panik liess nicht zu, dass er erkannte, dass er schon lange nicht mehr in dem Brunnen war.

Es hatte lange gedauert, bis er genesen war. Doch die schrecklichen Narben, die der Gefangene auf seinem Oberkörper und seinen Armen hinterlassen hatte, würden für immer bleiben. Er war entstellt und jeder Mann den er danach kennenlernte, verzog sich, sobald er diese Narben entdeckte. Die Wut über seine eigene Inkompetenz und diesen verrückten Dunkelhaarigen steigerte sich von Jahr zu Jahr und bald schon hatte sich in seinem Verstand der Gedanke gefestigt, dass er sich eines Tages an dem Bastard rächen würde. Langsam kehrte er ins Hier und Jetzt zurück, das Gefühl der Rache stärker als je zuvor. Man hatte ihm seine Chance auf dem Silbertablett serviert und er brauchte nur noch zugreifen. Martys Augen schimmerten in einem gefährlichen Glanz. Er strich sich über die narbenbedeckte Brust unter seinem Hemd und legte dann den Brief zur Seite. Endlich würde er sich für all das, was er seit dieser Nacht erleiden musste revanchieren können. Das teuflische Grinsen, das sich nun auf seinem Gesicht spiegelte, hätte jeden Feind erzittern lassen.

Fast andächtig nahm er die Ampulle in die Hand. Diese Dosis dürfte ihm lange genug die Möglichkeit geben, zu tun was er wollte. Laut lachte er auf, dann ging er hinaus zu den Anderen, die bereits am Lieferwagen warteten.

Marty sah hinauf in den Himmel. Die Nacht würde bald hereinbrechen und er wusste, wo Brian zu finden war. Dort wo sich dieser sicher wähnte, an einem Ort, den er immer wieder aufsuchte. Das Babylon. Genau dieses Gefühl der Sicherheit würde sich heute zu seinem Verhängnis wandeln. Sollte er doch die letzten Stunden Freiheit die er hatte geniessen.

Er ging zu Craig und Jonas hinüber. “Bereitet den Wagen vor. Ich will dass er fixiert wird. Das Risiko, dass er abhauen will ist zu hoch und ich habe nicht vor, mir vom Boss den Kopf abreissen zu lassen, weil wir mit leeren Händen kommen.” Die Beiden nickten und machten sich daran, den Wagen vorzubereiten. Währenddessen ging Marty noch einmal in das Haus und holte Leinentücher, Chlorophorm und einen kleinen Jutesack, den er ihm im Notfall über den Kopf ziehen würde.

Als er alles gepackt hatte, ging er mit einem selbstgefälligen Grinsen wieder hinaus. “Craig du wirst heut Abend fahren. Jonas, Du bist vorne bei Craig. Aber falls ich dich rufe, erwarte ich, dass du sofort nach hinten kommst. Ansonsten werde Ich mich um unseren `Besuch´ kümmern. Wir wollen doch sicher gehen, dass es ihm an nichts fehlt, oder?” Wieder lachte er auf und stellte dann den Koffer im hinteren Teil des Wagens ab.

“Leute, nehmt euch noch ein oder zwei Stunden Schlaf, den werdet ihr brauchen. Es wird eine lange Nacht. Nachher brechen wir auf. Wir fahren in das Babylon.” Dann sah er in zwei überraschte Gesichter und zog die Ampulle mit der durchsichtigen Flüssigkeit aus seiner Jackentasche. “Wir müssen heute noch ein Vögelchen einfangen und danach haben wir etwas zu feiern!” Bei seinen Worten, die voll waren von Ironie konnte er sich ein weiteres lautes Auflachen nicht verkneifen.

Als er sah, wie seine beiden Komplizen sich entfernten, Craig sagte er wolle die Zeit noch nutzen, etwas zu erledigen und Jonas wollte sich hinlegen, machte er es sich auf der Ladefläche des Lieferwagens gemütlich und strich versonnen über die alte Matratze, die den kompletten hinteren Teil ausfüllte.
Bald schon, war er überzeugt, konnte er sich das nehmen, was ihm schon so lange Jahre verwehrt war…


“~*~”


Craig stieg in seinen Wagen und fuhr los. Als er sich weiter von dem alten Anwesen entfernte, atmete er auf und schloss für einen Moment die Augen, bevor er sich wieder auf die Fahrbahn konzentrierte. Er öffnete das Handschuhfach seines Wagens und holte das alte Amulett heraus, das sich darin befand. Fest schloss er seine Faust um das Amulett und seufzte. “Gott, was verlangst du nur von mir.”

Gedankenverloren fuhr er weiter und merkte kaum wie er die Grenzen der Stadt passierte und sich dem Haus näherte, das er schon vor langer Zeit verlassen hatte. Er war ein ziemlich passabler Geschäftsmann geworden. Um Geld brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Auch seiner Familie liess er jeden Monat einen Check zukommen um die Ausbildung seines Sohnes zu finanzieren. Wusste er doch, dass seine Frau als Maklerin zwar gut, aber nicht zu gut verdiente. Lange war es her, dass er seine Familie verlassen hatte.

Er hatte einfach nicht mit der Schuld leben können, die er auf sich geladen hatte. Immer wenn er in Jennifers Augen gesehen hatte, hatte er dort nichts als Verachtung und Wut gelesen. Wusste Sie doch nicht, warum er das alles hatte tun müssen. Sein Sohn hatte heute Geburtstag und er hatte sich vorgenommen, ihm das zu bringen, was ihm zustand. Kurz schaute er auf das Amulett um das sich immer noch seine Finger schlossen und parkte dann seinen Wagen vor dem Haus.

Als er für einen Moment die Augen schloss und tief einatmete, sah er noch einmal vor sich, wie ihm sein Vater damals dieses Amulett gegeben hatte.

Damals war er so alt geworden wie Justin jetzt. Sein Vater hatte ihn zu sich gerufen und er war in den großen Saal getreten, wo sein Vater ihn erwartete. Er schritt durch die großen Bögen, die sich zur Kuppel des Saales hinzogen, vorbei an den Soldaten in ihren goldenen Rüstungen, mit den Schildern vor ihren Körpern. Der Anblick allein erfüllte Craig damals mit Ehrfurcht und zögernd ging er weiter auf seinen Vater zu. Das war nun schon so lange her. Er hatte sich vor seinem Vater auf die Knie fallen lassen und ihn kurz mit gesenktem Haupt gegrüßt. Dann war er aufgestanden und auf seinen Vater zugetreten. Sein Blick ruhte auf diesem Mann und Craig fragte sich, warum all die Jahre, Jahrzente, nein Jahrhunderte, die sein Vater schon hier verweilte, hatten ihn kein bisschen gezeichnet hatten.

Das lange, weissblonde Haar umschmiegte seine Schultern. Sein Vater gab ein wunderbares Bild ab. Er saß da, den schmächtigen, aber wohl trainierten Körper in ein langes Gewand gekleidet und sah seinen Sohn lange an bevor er die Stimme erhob, die für einen Mann seiner Statur so ungewohnt erschien. Seine Stimme donnerte durch die Halle und er sah ihn eindringlich an. “Mein Sohn, dies ist das Feuer unserer Familie. Einzig und allein dazu gedacht, SEINEM Willen zu entsprechen. Dieses Amulett gebe ich hiermit an Dich weiter, da ich weiss, dass mein Weg bald zu Ende ist. Craig, ich bin mir sicher, dass Du es in Ehren halten wirst und nie vergessen wirst, was unsere Aufgabe hier ist. Auch wenn du sie jetzt noch nicht genau kennst, so wirst Du eines Tages wissen, worum es sich handelt. Du wirst dieses Amulett an deinen Sohn weitergeben, wenn er so alt ist, wie du jetzt. Und du wirst ihm schützend zur Seite stehen!” Er verlieh seinen Worten durch einen weiteren eindringlichen Blick Nachdruck und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes, bevor er weitersprach. “Es kommen schwere Zeiten auf Euch zu Craig, und du wirst gezwungen sein, alles was Du liebst und was dir teuer ist zu verleugnen. Aber ihr werdet diese Zeiten überstehen. Du musst stark sein, und ich weiss, dass du es bist. Du bist mein Sohn, der Sohn Uriels, der Sohn des Feuers GOTTES! Folge dem Pfad, den ich Jahrhunderte lang beschritten habe und erweise Dich meines Erbes würdig! Werde Du die Flamme Gottes und gib sie, wenn es so weit ist, an Deinen Sohn weiter!” Damit hatte Uriel seinen Thron verlassen und stand nun auf den Stufen der großen Halle. Jeder der Anwesenden schien in diesem Moment den Atem anzuhalten und Craig trat, weiter auf seinen Vater starrend, ein wenig zurück, als dieser von einem unheimlichen Leuchten umgeben wurde und bald darauf seine mächtigen rein weissen Schwingen entfaltete. Wieder grollte seine Stimme durch die Halle und um seine Handfläche begannen nun vereinzelte Flammen zu tanzen.

Craig blieb der Mund offen stehen. Noch nie hatte er seinen Vater in seiner wahren Gestalt gesehen, auch wenn er es schon lange gewusst hatte. “Mein Herr, erfülle dieses Amulett mit all meiner Macht und gib ihm deinen Segen. Möge es von deinem Willen erfüllt sein und der Flamme Gottes helfen, gegen das Dunkle auf dieser Welt anzustehen.” Dann kniete sein Vater sich hin, breitete die mächtigen Schwingen auf dem Boden aus und hielt das Amulett in die Höhe. “Ich weiss, mein Sohn wird viele Gefahren durchstehen müssen, und erst Sein Sohn wird die Mächte dieses Amulettes wieder ins Leben zurückrufen, aber hiermit gebe ich die Flamme weiter, auf dass Dein Wille geschehe. Amen!” Nach diesen Worten waren die Flammen um die Hand seines Vaters erloschen und ein gleissendes Licht erfüllte den Raum für einen Moment. Dann war auch dieses, sowie die Schwingen seines Vaters verschwunden und der Ältere erhob sich lächelnd und trat auf ihn zu. Mit leicht zittrigen Händen hatte er Craig das Amulett um den Hals gehangen, bevor er sich erschöpft wieder in den Thron fallen liess. Die Minuten die vergangen waren, schienen seinen Vater mehr Kraft gekostet zu haben, als es die letzten Jahrhunderte getan hatten. Craig wusste es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber die Tage seines Vaters waren schon damals gezählt gewesen und er hatte seine Unsterblichkeit aufgegeben, um seinen Platz bei Gott einzunehmen und endlich zur Ruhe zu kommen…

Ein Motorengeräusch riss Craig aus seinen Gedanken und er sah sich um. Er sah, wie Jennifer gerade ihren Wagen in der Einfahrt parkte, schluckte einmal und stieg dann aus. Schweren Herzens ging er auf seine Frau zu und blieb dann kurz vor der wie versteinert wirkenden Frau stehen.

“Ich bin gleich wieder weg. Ich möche nur, dass du Justin das hier von mir gibst.” Mit den Worten hielt er ihr das goldene Amulett unter die Augen. “Gib es ihm und sag ihm, dass es ein Familienerbstück ist. Auch wenn er mich hasst, er soll wissen, dass ich dieses Gefühl keinesfalls erwidere.” Stumm nickte Jennifer ihm zu. “Craig… was..” Der ausgebrannte Ausdruck auf seinem Gesicht war ihr wohl nicht entgangen. “Jennifer ich muss gehen! Sag Justin, dass ich ihm einen Brief schreiben werde, in dem alles erklärt ist. Und, egal was geschieht, bring ihn dazu, diesen zu lesen!” Auf dem Weg zu seinem Wagen drehte er sich noch einmal um. Er wusste, dass er nun einen Fehler begehen würde, aber er konnte nicht Gefahr laufen, dass seiner Familie etwas zustieß. “Bleib heute Abend zuhause und pass auf den Jungen auf. Bleibt einfach Alle zuhause!” Mit diesen Worten drehte er sich endgültig zu seinem Wagen um und ignorierte Jennifers Frage, die sie ihm noch stellen wollte. Als er anfuhr, warf er noch einmal einen Blick in den Rückspiegel und was er sah, trieb ihm Tränen in die Augen. Jennifer stand weinend und verwirrt in der Einfahrt und drückte das Amulett an ihre Brust….


“~*~”


Brian lag währenddessen auf seiner Couch im Wohnbereich und trank einen weiteren Whisky. Den ganzen Nachmittag hatte er hier auf dem Sofa verbracht und seine Gedanken mit Alkohol betäubt. Immer wieder glitt sein Blick zum Schlafbereich des Lofts und er schluckte hart. Noch am Morgen hatte er neben ihm gelegen und seine Nähe genossen und dann? Dann hatte er ihn rausgeworfen, wie ein Arschloch hatte er sich benommen. Dem Jungen irgendeinen Scheiss aufgetischt und dann hatte er einfach zugesehen, wie dieser gegangen war.

“Kinney, Du bist ein Arsch!” Als er spürte, dass diese Leere, die er seit dem Morgen immer wieder spürte, erneut Besitz über ihn nehmen wollte, trank er seinen Whisky aus und ging dann ins Bad. Eine Dusche würde helfen. Langsam zog er sich aus und trat in die Duschkabine. Während das heisse Wasser seine schmerzenden Muskeln entspannte und er sich einseifte, wünschte er sich wieder die Hände des Jungen auf seine Haut. Wie gern würde er nun mit ihm hier unter der Dusche stehen und einfach nur die Zeit geniessen. Bei diesem Gedanken spürte er erneut den Druck in seinem Kiefer und in seinem Rücken. Er liess es zu, alles war ihm egal, auch dass er sich gerade wandelte. Er konnte Justins Hände fast an seinem Körper spüren, sein Lachen hören und seinen Geruch in seiner Nase riechen. Kurz öffnete er die Augen und sah traurig ins Leere. Tja, das hatte er nun selbst verbockt.

Nachdem er sich rasiert und sich auch sein Körper wieder in seine normale Form begeben hatte, ging er in den Schlafbereich. Da stand er nun vor seinem Schrank und fragte sich was er heute Abend anziehen würde. Er liess die Kleiderbügel über die Stange gleiten und zog schließlich eine schwarze Cargohose, mit leicht ausgestelltem Bein und sein ärmelloses schwarzes Hemd heraus. Dann drehte er sich um und zog die schwarzen Retros an, die er schon auf das Bett geworfen hatte. Als er fertig angezogen war, schnappte er sich noch einen schwarzen Ledergürtel und schwarze Boots und ging dann noch einmal ins Bad um sich zu Ende zu stylen.

Er brauchte heute Abend einfach das Babylon. Er brauchte die Musik, die gierigen Blicke der Tricks und den einen oder anderen Blowjob im Darkroom. Auch der eine oder andere Drink und ein bisschen was von seinem Discopharmakologen würden helfen, dieses leere Gefühl aus seinem Inneren zu vertreiben.

Nachdem er fertig gestylt war und kurz mit Michael telefoniert hatte zog er sich seine Lederjacke an und verliess das Loft. Auf dem Weg zum Babylon genoss er die kühle Nachtluft und schon bald schaltete er ab und ging sicheren Schrittes auf den Eingang des Clubs zu.


“~*~”


Das Babylon ist voll und kaum den Eingang passiert, umfängt mich auch schon das Thumpa Thumpa und meine Laune bessert sich ein wenig. Als ich den großen Raum betrete, sehe ich mich um und mein Blick fällt auf Michael, Emmett und Ted die schon an der Bar stehen und sich über irgendeinen Typen unterhalten. Ich steuere auf sie zu und lehne mich lässig an die Theke. Als Michael einen Arm um meine Taille legt zucke ich kurz zusammen. Okay, wir verstehen uns gut, aber so gut? Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaue ich ihn an. “Alles klar?” Er grinst mich an und nickt. “Sicher, bei dir auch? Wir haben schon auf dich gewartet. Wie war dein Tag?” Kurz erzähle ich ihm etwas, das ich mir gerade aus den Fingern sauge, und bestelle mir dann einen Chevas Regal.

Ich stelle mich zu ihnen und verfolge desinteressiert das Gespräch, das sie führen. Emmett prahlt mit seiner letzten Eroberung, und dass dieser wunderbar im Bett gewesen wäre. Ted steht wie immer mit weit offenen Augen da. Meine Güte, muss ewig her sein, dass der nen Schwanz hatte. Als mir dieser Gedanke durch den Kopf schiesst muss ich grinsen. Michael, dem das Grinsen nicht entgangen ist, schaut mich an und lächelt. Wenn ich es ja nicht besser wüsste, würde ich sagen, der himmelt mich an. Aber nein, wir sind Freunde geworden, und Freunde lächeln sich halt ab und zu mal an, oder?

Mein Blick schweift über die Tanzfläche und schon sehe ich mein erstes “Opfer”. Ein großgewachsener Typ, blonde Haare und ein gut trainierter Body. Ich drücke Michael meinen Drink in die Hand und steuere auf ihn zu. Im Takt der Musik ziehe ich ihn näher an mich heran und als ich in seinen Augen die Gier nach meinem Körper sehe, beuge ich mich vor und flüstere ihm ins Ohr, was er hören will. Ein leichtes Grinsen gibt mir ein unausgesprochenes Zeichen und ich ziehe ihn an seinem Gürtel hinter mir her in den Darkroom.

Naja, ich habe schon besseres erlebt aber ich konzentriere mich einfach auf mich und als es vorüber ist schaue ich in seine strahlenden Augen. “Danke, du warst wunderbar. Hier… meine Nummer. Meld dich mal.” Ich nehme die Karte, die er mir hinhält, lasse sie lässig in meiner Hosentasche verschwinden und verlasse dann mit einem “Sicher…” den Darkroom.

Wieder an der Theke angekommen nehme ich Michael meinen Drink ab und klinke mich dann doch in das Gespräch ein. Meine Laune ist besser als am Nachmittag und die nächsten Stunden verbringe ich abwechselnd auf der Tanzfläche oder an der Bar, während ich mich zwischendurch mit ein oder zwei Tricks vergnüge.

Die Zeit vergeht und kurz nachdem ich mir einen weiteren Drink an der Bar bestellt habe, entweicht mir ein leises Gähnen. Nun wird es Zeit zu handeln, schließlich habe ich noch nicht vor, schon nach Hause zu gehen. Ich stelle den Drink auf die Theke und begebe mich zu den Toiletten, wo ich mich in eine Kabine einschließe und dann das weisse Pulver in meine Nase einziehe, das auch schon nach ein paar Augenblicken wirkt. Ein paar Minuten später bin ich hellwach und gehe zurück zu den Anderen.

Emmett und Michael sind auf der Tanzfläche und ich stehe da mit Ted. Na klasse, eine langweiligere Unterhaltung als die mit dem Buchhalter kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Und schon fängt er an. Er erzählt mir von irgendwelchen Kerlen, an die er eh nicht rankommt, die ich aber bestimmt ohne Probleme haben könnte und dann noch, dass er eine neue Pornoseite im Internet gefunden hat. Ich hoffe nur, dass man mir nicht anmerkt, wie mich das eigentlich nervt und greife zu meinem Glas, das noch immer auf der Theke steht…


“ ~*~”


Zufrieden lehnte Marty an der Bar und schaute auf den dunkelhaarigen Kerl neben sich. Hatte doch bisher alles geklappt. Als der Typ auf die Toiletten verschwunden war, waren die anderen noch so vertieft in ihr Gespräch, dass niemand auf sein Getränk geachtet hatte. Diesen Moment hatte Marty ausgenutzt und die Hälfte der durchsichtigen Flüssigkeit aus der Ampulle in das Glas geschüttet. Das dürfte erstmal reichen. Den Rest konnte er ihm dann immer noch einflössen. Nun würde er nur noch warten müssen, bis die Wirkung einsetzte.

Innerlich hoffte Marty, dass der Bastard noch nie was von dem Zeug genommen hatte, denn dann würde die Wirkung eher und stärker einsetzen, aber darauf wollte er nun auch nicht warten. Es war an der Zeit den Abend noch ein wenig zu geniessen. Gerade als Brian das Glas an seine Lippen setzte und trank grinste er selbstgefällig in sich hinein und verschwand dann auf die Tanzfläche.

Den Körper im Rhythmus der Musik bewegend, liess er den Dunkelhaarigen keine Minute aus den Augen. Sobald die Wirkung einsetzen und der Kerl gehen wollte, würde er rausgehen und draußen auf seinen Einsatz warten.

Wieder breitete sich diese Hitze in seinem Inneren aus. Die Hitze der Vorfreude auf den Blick, auf den er schon so lange gewartet hatte. Den Blick der erschütternden Erkenntnis in den Augen des Mannes, der noch immer an der Theke stand und seinen Drink genoss. Dann konzentrierte er sich vorerst wieder auf die Musik und liess den Rhythmus durch seine Glieder wandern…


“~*~”


Es dauerte noch eine ganze Weile und ein paar Drinks, bis Brian ausgelassen mit seinen Freunden feierte. Seine Laune war gut und seine Gedanken drifteten nur noch zwischendurch zu dem Blonden, mit dem er eine heisse Nacht verbracht hatte. Allerdings dachte er nun nicht mehr traurig daran zurück, sondern wurde davon heiß. Zum wiederholten Mal an diesem Abend ging er auf die Tanzfläche und schnappte sich einen Trick, mit dem er im Darkroom verschwand. Da er nicht in Richtung Eingang blickte, bekam er auch nicht mit, wie ein junger blonder Kerl am Rande der Tanzfläche stand und ihm schluckend hinterhersah.

Brian nahm die Ketten zur seite, die den Darkroom von der Tanzfläche abtrennten und begab sich mit seinem Begleiter durch den dunklen, engen Gang zu einem der alten Ledersessel, die hinter einem Tarnvorhang aufgestellt waren. Dieser Bereich war in ein schummriges, blaues Licht getaucht und er liess sich auf den Sitz fallen. Auch bei diesem Trick hatte er keinen Glanzgriff gemacht, und während sich der Trick mit ihm beschäftigte, war er in Gedanken bei der letzten Nacht.

Irgendwie konnte er sich nicht auf das, was der Kerl da mit ihm veranstaltete konzentrieren und er schüttelte leicht den Kopf, als ihn ein Schwindelgefühl erfasste. `Shit, ich hab zu viel getrunken.´ Dann schloss er wieder die Augen und legte den Kopf in den Nacken, nachdem er tief durchgeatmet hatte und hoffte, dass das Gefühl verschwinden würde. Als sich wieder alles drehte, stieß er den Trick leicht von sich und schloss seine Hose. “Sorry, aber ich brauch mal frische Luft.”

Der Kerl vor ihm sah ihn verwirrt an und wollte gerade etwas sagen, als ihm auffiel, dass der Dunkelhaarige vor ihm ziemlich blass war. Also nickte er ihm nur kurz zu und machte sich dann wieder auf den Weg zur Tanzfläche.

Brian saß noch einen Moment da und versuchte sich zu sammeln. Was war denn los mit ihm? Er vertrug doch einiges und an seinem Limit war er heute mit Sicherheit noch nicht angekommen. Vorsichtig stand er auf und wollte gerade zurück zu Michael und den anderen gehen, um ihnen zu sagen, dass er kurz raus wollte, als er sich an der Wand festhalten musste. Sein Magen krampfte sich zusammen und er musste leicht würgen. So schnell es ging machte er sich auf zu den Toiletten und schloss hektisch die Kabinentür hinter sich.

Gerade rechtzeitig schaffte er es, seinen Kopf über dem WC zu positionieren, als er auch schon wieder würgen musste. Verdammt, was war denn los? So viel hatte er doch auch nicht getrunken. Immer und immer wieder würgte er, bis sein Magen vollends geleert war. Dann ließ er sich erschöpft vor der Toilette auf die Knie sinken und wischte sich kurz über den Mund. Scheisse, so hatte er den Abend nicht geplant. “Hey Mann, alles in Ordnung da drin?” Die Stimme drang nur wie durch Watte an seine Ohren und er gab ein kurzes “Ja, alles okay.” zurück. Ok? Nichts war okay. Es drehte sich immer noch alles und er hatte das Gefühl, dass er sich immer noch übergeben musste. Verdammte Scheisse! Hatte er sich so gehen lassen? Er betätigte die Spülung und rappelte sich vom Boden auf, stolperte leicht zum Waschbecken, und wusch sich mit dem kalten Wasser einmal durch das Gesicht. Dann schaute er in den Spiegel und was er sah, gefiel ihm nicht. Er musste nach Hause. Aber vorher würde er noch Michael und den anderen Bescheid geben. Also ging er, sich den Magen haltend zu den anderen zurück und tippte Michael an der Schulter an. “Hey, ich geh nach Hause, mir ist schlecht. Ich leg mich hin.” Michael drehte sich um und starrte ihn besorgt an. “Ach du Scheisse, du siehst schrecklich aus. Alles okay?”

Brian, dessen Magen sich schon wieder zusammenkrampfte, und der nun leicht verschwommen sah, schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. “Alles okay, ich hab nur zuviel getrunken.” Mit diesen Worten ging er zu der Garderobe und holte seine Jacke. Den Mann, der ihm unauffällig folgte bemerkte er nicht.

Als er draußen angekommen war, lehnte er sich noch einmal gegen die Hauswand und zog die frische Luft in seine Lungen. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding und er stieß sich leicht von der Wand ab. Er wollte nur noch so schnell wie möglich nach Hause. Sich weiter die Hand auf den Magen pressend, bog er in die Seitengasse ein, die eine Abkürzung zu seinem Loft darstellte und stolperte vorwärts. Verdammt, es war dunkel in der Gasse und er konnte nur noch verschwommen sehen. Die Schritte, die sich näherten, nahm er nicht mehr wahr, da seine Besinnung immer mehr wich. Als sich der komisch riechende Lappen auf seine Nase und seinen Mund presste, zuckte er nur kurz zusammen, bis ihn eine vollkommene Dunkelheit umfing und er in den Armen des Unbekannten zusammensackte…


“~*~”


Marty hatte seine liebe Mühe, ihn bis zum Ende der Gasse zu schleppen, wo der Lieferwagen auf ihn wartete. Verdammt, das hatte er sich einfacher vorgestellt. Bis vorhin war alles gut gelaufen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn das Gewicht des Dunkelhaarigen so anstrengen würde.

Mit einigem Kraftaufwand und ein paar leise ausgestoßenen Flüchen schaffte er es dann allerdings den Bewusstlosen in den Lieferwagen zu zerren und auf die Matratze zu hiefen. Kurz atmete er auf und schloss dann die Fesseln um die Hand- und Fußgelenke des ruhig daliegenden Mannes. Sein Blick glitt noch einmal prüfend durch die Gasse um zu sehen, ob ihn auch wirklich niemand beobachtet hatte. Dann schloss er die Türen und schlug dreimal gegen das Metall, um Craig das Zeichen zum losfahren zu geben.

Nachdem sich der Wagen in Bewegung gesetzt hatte wurde Marty ruhiger. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss die Ruhe. Er hatte seinen Auftrag erledigt. Als er die Augen wieder öffnete schaute er wieder auf den ruhig daliegenden Körper des jungen Mannes. Er war noch immer hübsch, keine Frage. Aber etwas fehlte Marty noch um den Blick auf ihn zu geniessen. Er riss dem jungen Mann das Hemd auf, strich mit den Fingern über die glatte Haut. Bald schon würde er den Anblick wieder geniessen können. Und dann würde er sich nicht mehr zurückhalten müssen. Damals hatte Jack verboten, etwas in dieser Art mit ihm zu machen, nach seinem Ausbruch jedoch, war sich Marty sicher, würde dieses Verbot nicht mehr gelten.

Alles würde erlaubt sein, um diesem Bastard zu zeigen, was er sich eingebrockt hatte. Weiter strichen seine Hände über den muskulösen Oberkörper des jungen Mannes und er liess seine Zunge genussvoll über seine Lippen gleiten…


“~*~”


Justin war den Tag über gut gelaunt gewesen. Seine Geburtstagsfeier war klasse und sie hatten ausgelassen gefeiert. Dann hatte er sich entschieden, noch ins Babylon zu gehen und dort etwas weiter zu feiern. Vielleicht würde er dort ja auch auf Brian treffen. Das Amulett, das er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, trug er um den Hals. Es war ein sehr altes, schönes Schmuckstück, und die Tatsache, dass er es von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, freute ihn. Die ganzen letzten Jahre hatte er geglaubt, dass sein Vater nichts für ihn übrig hatte. Hatte immer gedacht, dass es ihn störte, dass sein Sohn schwul war. Aber anscheinend hatte er sich geirrt, und darüber war er froh.

Als er ins Babylon trat war er in Feierlaune. Er ging hinüber zur Tanzfläche und sah aus dem Augenwinkel Brians Freunde. Als sein Blick über die Tanzfläche glitt, sah er gerade noch wie Brian mit irgendeinem Kerl im Darkroom verschwand. Dieser Anblick versetze ihm einen Stich und er ging noch einmal hinaus um frische Luft zu schnappen.

Mist, erst heute morgen hatte er noch seinen warmen Körper an seinem gespürt, hatte gedacht, dass Brian etwas für ihn empfinden würde und nun? Nun war der schon wieder mit irgendeinem Trick im Darkroom unterwegs. Er schüttelte den Kopf. Na gut, dann eben nicht. Der Versuch, den Gedanken an Brian, die Enttäuschung von sich zu schieben, missglückte gründlich, und schon kurz darauf spürte er die ersten Tränen auf seiner Wange.

Weinend machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen und fuhr wieder nach Hause. Dort angekommen, stürmte er in sein Zimmer und warf sich auf sein Bett. Dieser Mistkerl. War er nur ein weiterer Trick für ihn gewesen? Hatte er lediglich mit ihm spielen wollen? Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten und schloss die brennenden Augen.

Wieder dachte er an gestern Nacht. Die Augen, in denen er so viel gesehen hatte. Sie hatten ehrlich ausgesehen. Warum zum Teufel musste der Kerl dann heute im Babylon irgend einen geifernden Spinner abschleppen? Warum?! Es hatte ihm weh getan, mit anzusehen, wie die Beiden im Darkroom verschwunden waren, aber warum? War es, weil ihn nun das Gefühl beschlich nur ein Trick für Brian gewesen zu sein? Oder war es, weil Brian nicht ihn mit in den Darkroom genommen hatte? Verdammt!

Er wollte nicht wahrhaben, dass er für ihn nur ein Trick gewesen war, aber genau so wenig wollte er glauben, dass er am liebsten selbst mit ihm im Darkroom verschwunden wäre. Traurig seufzend atmete er noch einmal tief ein und fasste bevor er einschlief den Entschluss, morgen zu Brians Loft zu fahren.
Er musste ihn wiedersehen, auch wenn ihn der Dunkelhaarige abweisen würde. Aber wenigstens würde er dann wissen, woran er war.

Während Justin einschlief und in einen wirren Traum driftete, begann das Amulett um seinen Hals leicht zu leuchten. Es war, als würde eine uralte Energie in das Amulett zurückkehren und von dort aus direkt in den schlafenden Körper ziehen. Kurze Zeit später war Justins Körper von dem gleichen Leuchten umgeben, und als es langsam erlosch schlief der Junge fest und sein Atem beruhigte sich…


“~*~”


`Verdammt, mein Schädel brummt als wäre ein Lastwagen darüber gefahren.´ Was ist denn hier los? Das Rütteln unter mir lässt mich vorsichtig die Augen öffnen. Es ist ziemlich dunkel. Verwirrt drehe ich den Kopf zur Seite als ich bemerke, dass ich nicht in meinem Loft bin. Verdammt, was hab ich denn alles eingeworfen? Ich versuche mich auf die Seite zu drehen, aber der Versuch scheitert. Entweder bin ich noch so zugedröhnt, dass ich mich einfach nicht bewegen kann, oder…

Mein Kopf ruckt rum. `Fuck!´ Schon wieder dieser stechende Schmerz hinter meinen Schläfen. Ich versuche meine Hand zu heben, um mir über die Stirn zu fahren, aber auch das gelingt nicht wirklich. Nachdem ich den Arm ein Stück angehoben habe, geht es nicht mehr weiter. Langsam drehe ich nun den Kopf und schaue auf mein Handgelenk. Was zum…

Die Bilder ziehen in Sekundenschnelle an meinem Auge vorbei. Alles ist wieder da. Der Brunnen, die Ketten, die Schmerzen. All diese Bilder prallen mit einer Wucht auf mich ein, die mich fast auseinanderreisst. Nein! Das.. Das kann einfach nicht sein. Das ist ein scheiss Trip auf dem ich bin. `Kinney, lass die scheiss Drogen ausm Kopf!´ Verdammte Scheisse.

Ich schliesse noch einmal die Augen und schüttle trotz des stechenden Schmerzes den Kopf. Wieder drehe ich ihn zur Seite und öffne die Augen. Durch das kleine Fenster sehe ich nach draußen auf die Bäume, an denen wir nun vorbei fahren. Fahren? Ich liege in einem Auto. Okay, so weit so gut, aber wo fahren wir hin? Und wer auch immer mich hier fährt, was wollen die von mir?

Wieder wird mir schwindlig und ich merke, wie sich mein Magen erneut zusammenzieht. Ich kann nicht klar denken. “Na? Wach geworden?” Die Stimme mit dem amüsierten Unterton lässt mich herumfahren. Ich starre in ein teuflisch grinsendes Gesicht. Die Bastarde machen sich noch nicht mal die Mühe, unerkannt zu bleiben. Was hat das zu bedeuten. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber meine Zunge will mir nicht gehorchen. Dann ergreift der Unbekannte wieder das Wort.

“Tja, kannst dich nicht erinnern, wie? Naja, nicht weiter schlimm. Später werde ich deiner Erinnerung schon auf die Sprünge helfen. Jetzt bringen wir dich erstmal dahin, wo du hingehörst.” Der drohende Ton in seiner Stimme lässt mich zusammenzucken. Wohin wollen sie mich bringen? Fuck! Wäre ich bloß nicht ins Babylon gegangen heute abend. Wäre ich doch bloß zuhause geblieben.

Der Mann neben mir spricht nun kein Wort mehr, lediglich seine Hände gleiten über meinen Brustkorb und das verschlimmert das Ekelgefühl in meinem Magen nur noch. Ich spanne sämtliche Muskeln an und konzentriere mich vollkommen auf die Fesseln, die mich halten. Mein Körper ist schwach, doch wenn ich mich nun wandle habe ich vielleicht eine Chance.

Ich werfe mich, meine Schmerzen ignorierend herum und spüre kurz darauf das bekannte Stechen in meinem Kiefer. Ja, noch ein bisschen. `Konzentrier dich Kinney!´ Ich atme heftig und spanne weiter sämtliche Muskeln in meinem Körper an, spüre wie sich dieser verändert. Etwas keimt in mir auf, etwas, das mich dazu bringt mit eisernem Willen weiter gegen meine Fesseln zu kämpfen. Ich will hier raus, koste es, was es wolle.

Ich bin schon einmal über Leichen gegangen um frei zu sein. Bei Gott, ich hatte mich dafür gehasst, tat es noch immer, aber es war nicht anders möglich. Ich hatte lange gegen die Beiden kämpfen müssen und einiges abbekommen. Aber mein Willen hatte mir dabei geholfen, die Schmerzen zu unterdrücken und schließlich hatte ich sie überwältigt und sie sackten leblos vor mir zusammen. Auch dieses Mal werde ich, sofern notwendig über Leichen gehen. Ich habe nicht vor, mich verschleppen zu lassen.

Gerade als ich den erlösenden Druck in meinem Rücken spüre, da sich mein Schwanz von meiner Wirbelsäule aus durch meine Haut presst, spüre ich wie mein Kopf zurückgerissen wird und nehme gerade noch diesen stechenden Geruch war, während sich Etwas auf meine Nase und meinen Mund drückt und ich wieder von einer Schwärze umgeben werde, als ich ohnmächtig zusammensinke…


“~*~”


“Heilige Scheisse!” Debbie fuhr hoch und setzte sich mit weit aufgerissenen Augen in ihrem Bett auf. Sie hatte schlecht geträumt. Hatte geträumt von einem dunklen Lieferwagen und einer gefesselten, sich wehrenden Person.

Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. “Komm altes Mädchen, du hattest einen Alptraum, alles in Ordnung!” Aber war wirklich alles in Ordnung? Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag langsam wieder beruhigte, aber das komische Gefühl in ihrer Magengegend liess sie einfach nicht los. Sie schloss noch einmal die Augen und lehnte sich zurück. Irgend etwas stimmte nicht, ganz und gar nicht.

Zwar hatte sie keine Ahnung, was nicht stimmen sollte und woher dieses Gefühl auf einmal kam, aber sie war sich sicher, dass etwas geschehen war. Und das was geschehen war, war bestimmt nichts Gutes. Sie schwang die Beine aus dem Bett und überlegte kurz. Sollte sie ihn wirklich wecken? Was wenn das Gefühl falsch war, was wenn sie sich irrte? Letzteres hoffte sie inständig, als sie langsam in ihre bereitstehenden Hausschuhe trat und sich ihren Morgenmantel um die Schultern zog. Langsam ging sie durch ihr Zimmer, öffnete die Tür und ging dann hinüber in Vic´s Schlafzimmer.

Er schlief noch tief und fest, als sie sich zu ihm ans Bett setzte. Leicht berührte sie ihn am Arm. “Vic? Werde wach Schätzchen. Irgendetwas ist passiert. Ich habe keine Ahnung was geschehen ist, jedoch bin ich mir sicher, dass wir schnell handeln müssen. Vic… was wenn…” Sie sprach nicht aus, führte den Gedanken nicht weiter.

Ihr Bruder war zwischenzeitlich aufgewacht und sah sie verschlafen an. Dann, vom einen auf den anderen Moment weiteten sich seine Augen. “Meinst Du, dass Jack…” Vic schüttelte den Kopf. Er lächelte ihr zu, aber das Lächeln in seinem Gesicht strafte ihn Lügen. Sie wusste genau, dass er ihr zustimmte. Es wurde Zeit, dass sie etwas unternahmen. Aber heute war es zu spät dafür. Zumal sie noch nicht einmal wussten, was genau geschehen war und ob etwas geschehen war.

Debbie nahm sich vor, gleich morgen Früh bei Brian vorbei zu fahren. Nur zur Sicherheit. Schaden konnte es nicht und wenn ihr der Dunkelhaarige die Tür öffnen würde, würde sie wissen, dass alles in Ordnung war. Dennoch, sie konnte sich nicht beruhigen. Sie sah Vic verwirrt in die Augen und dieser nickte ihr zu. Er hatte sie verstanden. Er hatte sie immer verstanden und auch dieses Mal war es so.

Wortlos hob Vic die Decke an und rutschte zur Seite. Erst als sie sich neben ihn legte und den Arm ihres Bruders auf ihrem Arm spürte, konnte sie sich etwas beruhigen und schlief langsam wieder ein. Kurz bevor sie einschlief schickte sie noch ein Stoßgebet zum Himmel, dass sich die ganze Sache aufklären würde. Dann umfing sie ein traumloser Schlaf.


“~*~”


Mein gesamter Körper schmerzt, als wieder Gefühl in meine Glieder zieht. Es ist kalt, sehr kalt. Und es riecht komisch, irgendwie nach… Wie ein Blitz schiesst die Erinnerung in meine Gedanken. Intensiv rieche ich nun den Gestank nach Moder und Verfall. Was?!?

Meine Arme schliessen sich um meinen Körper, ich bin nackt. Durch die Berührung spüre ich einen vertrauten Untergrund und wieder zucken Erinnerungen durch meine Gedanken. Damals war ich auch nackt, ich lag da… auf… Der Untergrund war weich, genau wie dieser hier, nur… Nein!

Etwas schweres zieht meine Hände nach unten, liegt während meine Arme meinen Körper umschlingen auf meiner nackten Haut und ist noch kälter als die Luft die mich umgibt. Das kann nicht… darf nicht. Ich schüttle mich, vor Kälte zitternd als mich ein Geräusch aus der Vergangenheit vollständig aufschrecken lässt. Von einer auf die andere Sekunde stütze ich mich auf meine Unterarme, zum Aufsetzen oder Aufstehen, bin ich momentan nicht in der Lage. Dazu ist mein Körper zu schwach. Ich zwinge mich einen Moment die Augen nicht zu öffnen. Zu groß ist die Angst vor meiner Vergangenheit. “Bitte… bitte lass es ein Traum sein.” Die Worte hallen in der Stille noch einen Moment nach. Dann, langsam, ungläubig, hoffend, öffne ich die Augen und starre auf alte, feuchte, moosbewachsene Steinplatten, die von einer Schicht Stroh bedeckt werden, an der Stelle an der ich liege. Ich schlucke und spüre wie sich alles in mir zusammenzieht. Mit weit aufgerissenen Augen liege ich da. Mein Blick wandert über den nassen, kalten Boden hin zu den Wänden. Immer weiter nach oben richte ich den Blick, ihn nicht einen Moment von den Steinen abwendend und blicke durch die mir allzu bekannte lange Röhre hinauf in den Nachthimmel, der nur durch den Mond und die Sterne erhellt wird.

Einzelne Wolken umgeben den Mond und lassen sein Licht dadurch fahl und weich erscheinen. Sofort ist mein Geist wieder hellwach. Ich richte mich leicht auf und kann nicht anders. Meine Vergangenheit hat mich eingeholt. Ich war frei und jetzt? Nun liege ich wieder hier und weiss nicht ob es einen Ausweg gibt.

Die Verzweiflung, die nun meinen Körper durchflutet ist unbändig. Ich richte mich auf, soweit es geht und als ich die Augen schliesse, mein Geist kurz alles um mich herum ausschliesst, kann ich nicht anders. Ich öffne den Mund und die Laute verlassen wie von alleine meine Kehle…


“~*~”


Die Nacht ist dunkel und kalt. Vereinzelt hört man das leise Schuhu eines Kauzes durch die Stille dringen. Hier und da huscht ein Kaninchen durch die dichten Büsche am Boden des Waldes. Ein Schwarm Vögel hat sich auf einem uralten Baum niedergelassen um die Nacht zu verbringen. Ein Reh wacht unruhig über ihr Kitz und auf einer Lichtung labt sich ein Fuchs an seiner Beute.

Der Mond ist heute Nacht durch vereinzelte Wolken verhangen. Die Sterne funkeln hell und der ganze Wald wird in ein fahles Licht getaucht. Der Wind der durch die Blätter fährt lässt den Eindruck entstehen, als würden sich die alten Bäume zuflüstern.

Gerade als auch die Rehmutter sich neben ihr Kitz legt um zu ruhen, da sie keine Gefahr mehr wittert durchreisst ein Schrei die Stille der Nacht. Ein so verzweifelter Schrei, so voller Angst und Wut, dass selbst die Vögel die ihre Schnäbel schon in ihrem Gefieder eingebettet hatten aufschrecken und laut kreischend durch die Nacht fliegen. Schliesslich kreisen sie über einer Wiese, in deren Mitte ein alter Brunnen wie ein Schlund aus der Erde ragt. Schon lange hatten sie keine Schreie mehr aus diesem Loch gehört. Lange hatten sie gewartet. Die Raben kreisten weiter um das Loch im Boden und einige ließen sich auf dem Brunnenrand nieder.

Ob es vielleicht diesmal etwas zu fressen gab? Ob dieses Mal etwas für sie übrig bleiben würde, nachdem das letzte Tier, vor vielen Jahren aus dem Brunnen entkommen war?

Ein weiterer Schrei durchriss die Nacht, als solle er weit vom Wind getragen werden. Doch die Blätter der Bäume nahmen nach und nach dem Schrei die Kraft und ließen ihn nicht über die Grenzen des Waldes hinausdringen.

Jedoch vernahm ein Mann wohl diesen Schrei. In einem kleinen, verfallenen Herrenhaus saß ein alter Mann in seinem roten Ohrensessel und strich sanft mit den Fingern über ein Glas das er in den Händen hielt. Als er den Schrei hörte, breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus und er nahm einen Schluck von seinem Scotch.

Nachdem er getrunken hatte, schaute er weiter auf die samtenen Vorhänge und flüsterte leise vor sich hin. “Willkommen zuhause, mein Sohn…” Kurz darauf wurde das Haus von einem dämonischen Lachen erfüllt… Ein Lachen, dass erst früh am Morgen verstummte, als der Mann zufrieden in seinem Sessel eingeschlafen war.


(tbc.)
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 18   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:38 pm

Die Nacht war unruhig für Justin. Immer wieder wachte er auf und wälzte sich herum, bevor er einschlafen konnte. Als er dann endlich die Augen schloss und wegdämmerte, fiel er in einen mysteriösen Traum. Es war, als würde er einen großen Thronsaal betreten. Überall in diesem Saal standen Wachen in golden glänzenden Rüstungen mit großen wappenbesetzten Schilden vor den Körpern.

Während Justin weiter in den Saal hinein trat, senkte Wache für Wache den Kopf und präsentierte die Lanze die sie hielt vor dem Körper. Justin nahm das alles nur am Rande mit, denn sein Blick glitt nach oben und er bewunderte die hohe Deckenkonstruktion des Saales, die auf ein Gewölbe schliessen liess. Überall an den Säulen und Deckenabschnitten sah er Blattgold und Fresken. An den Seitenwänden des Saales waren große Fenster eingelassen, durch die die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen den Raum erfüllte. Dann sah er wieder geradeaus und seine Augen weiteten sich.

Vor sich sah er nur zwei riesige weisse Schwingen, die von einem geheimnisvollen Glanz umgeben waren. Jede einzelne Feder strahlte in so einem reinen Weiss, dass man fast hätte denken können, dass auch das Licht, das von diesen Federn reflektiert wurde, den Raum erhellte. Justin blieb stehen und öffnete den Mund in stiller Bewunderung. Das, was da vor ihm stand, war das ein…. Er schüttelte den Kopf, das konnte nicht sein.

Die Gestalt wandte sich nicht um, aber er konnte sehen, wie sich die Muskeln der Schwingen verhärteten, als auch schon eine sanfte Stimme den Raum durchflutete. “Justin… du bist also zu mir gekommen. Ich habe Dich schon erwartet. Die Rufe, die ich nach dir aussandte, heute Nacht haben sie dich hergeleitet.” Justin traute seinen Ohren nicht. Er, das konnte er anhand der Stimme ausmachen, kannte seinen Namen? Er hatte nach ihm gerufen? Wie konnte das sein? Ungläubig starrte er weiter auf die Gestalt, die ihm den Rücken zugekehrt hatte. Tausend Fragen gingen ihm durch den Kopf, doch war er nicht fähig auch nur eine davon zu stellen.

“Ich hätte dich besser vorbereiten müssen auf unser Zusammentreffen.” Wieder durchfloss diese sanfte Stimme den Raum. “Doch dazu bleibt uns nun keine Zeit mehr. Justin, komm her zu mir.” In den Worten lag so viel Gefühl, dass es Justin fast umwarf. Während er langsam und zögernd auf die Gestalt zuging, bildete sich ein nervöser Knoten in seinem Magen und er schluckte einmal hart.

Dann, als er nahe bei der Gestalt ankam, drehte diese sich langsam um. Wie in Zeitlupe vergingen die Momente, in denen sich die weissen Schwingen langsam von ihm entfernten und dann hinter der Person lagen, die ihn nun mit einem sanften Lächeln musterte. Justin hielt den Atem an. `Mein Gott! Er sieht aus wie Dad!´ Dieser Gedanke drang durch seinen Kopf als er in das lächelnde Gesicht vor sich sah.

“Wer bist du?” Er kam sich vor, wie ein dummes Kind, als er diese Frage stellte, anstatt etwas anderes zu sagen. Er wollte wissen, was hier los war, warum dieser Traum ihm so real erschien, brachte aber nur diese eine Frage über die Lippen. Das Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers wurde breiter und es war, als würde es das Strahlen der Sonne widerspiegeln. Dann fand auch der ältere Mann seine Stimme wieder und räusperte sich kurz.

“Mich wundert, dass dein Vater dir nichts über mich erzählt hat. Kennt ein Kind nicht normalerweise seine Großeltern?” Justin zuckte zusammen. Großeltern? Er war verwirrt. “Dad, er… er wohnt schon lange nicht mehr… er hat mich und meine Mom…” Die Traurigkeit in Justins Stimme war dem Anderen nicht entgangen. Er trat vor und legte seine Hand auf Justins Schulter. Alle anderen Anwesenden im Raum hatten den Atem angehalten, wussten sie doch, was nun geschehen würde. Keiner sagte ein Wort oder wagte auch nur, sich zu bewegen. Den Wachen war nur zu gut bewusst, dass ihr Herr keinerlei Störung billigen würde.

“Justin. Dein Vater hat euch verlassen, um Euch zu schützen. Und um den Willen der Ältesten auszuführen. Ich weiss, das kannst Du nun nicht verstehen. In deinen Gedanken hätte er für Euch da sein sollen, euch beschützen… Aber er musste gehen, um dies zu können. Er hatte keine Wahl. Kurz bevor er Euch verliess hat er mich hier aufgesucht. Er hat gefleht, gebettelt um bei seiner Familie bleiben zu können, bei dem was er mehr liebt als alles andere. Ich… ich konnte das nicht zulassen. Justin, ich habe deinem Vater einen Auftrag gegeben. Und ich konnte nicht zulassen, dass er durch euch angreifbar wurde.” Die Worte des älteren Mannes klangen wirr in Justins Ohren. Wollte er ihm etwa gerade sagen, dass Er es war, der seinen Vater von ihnen weggezerrt hatte? Dass er Schuld daran war, dass seine Mutter sich nachts die Augen aus dem Kopf weinte? Dass er niemanden hatte, mit dem er über Probleme reden konnte, die er mit seiner Mutter nie hatte besprechen können?

Wütend trat Justin einige Schritte zurück. Seine Augen durchbohrten den Mann, der ihm den Vater genommen hatte und er rang mit seiner Fassung.

“Du… Du hast ihn von uns ferngehalten? Du? Was für ein Großvater willst Du sein, wenn du einer bist, der seinem Enkel den Vater nimmt? Der eine Familie entzweit? Du bist ein mieser, gemeiner Heuchler. Warum zum Teufel holst Du mich hierher, nur um mir das zu sagen? Dann wäre das hier ja erledigt, fein! Du hast gesagt was du sagen wolltest! Ich gehe jetzt! Und lass dir eins gesagt sein. ICH HASSE DICH!”

Gerade als Justin sich auf dem Absatz umgedreht hatte und einige Schritte Richtung Tür machte, donnerte eine Stimme durch den Raum, die so laut in seinen Ohren war, dass er sich leicht zusammenkrümmte.

“JUSTIN! Ich habe Dich nicht auf Grund eines simplen Gespräches herkommen lassen! Und ich erwarte, dass Du dir anhörst was ich zu sagen habe. Ob es dir nun gefällt oder nicht!” Dann herrschte für einen Moment Stille im Raum. Justin gab ein verächtliches Lachen von sich und setzte zu einem weiteren Schritt an.

“BLEIB STEHEN!” Die Worte und der Ton der in ihnen lag, ließen darauf schliessen, dass sie keine Weigerung duldeten. Verdammt, wer war dieser Kerl und warum wollte er ihm noch mehr weh tun? Reichte es nicht, dass er seine Familie zerstört hatte? Musste er auch noch in den Wunden herumbohren?

Die Worte die nun folgten, ließen Justin erschaudern. Die Stimme die nun zu ihm sprach, hatte wieder den sanften Ton von vorher angenommen. In dem Moment, als Justin sich umdrehte und wie in Trance auf den Mann zuging hatte er das Gefühl in weiter Ferne einen Jungen singen zu hören. Je näher er an den Mann herantrat, desto größer wurde die Wärme die sich nun in seinem Körper breit machte, dort, wo eigentlich tiefster Hass und Schmerz hätte sein sollen.

“Justin. Hör mir zu. Ich weiss, dass es schwer zu glauben ist, aber es ist von enormer Wichtigkeit, dass Du weisst, was vor sich geht. Hör mir zu, und wenn du dann immer noch nichts als Groll gegen mich hegst, kannst Du gehen und mich nie mehr wieder sehen.” Wie automatisch nickte Justin, das was er hörte klang plausibel und er konnte danach noch immer verschwinden. “Sprich!”

Als hätte der Mann auf diese Antwort nur gewartet, legte er seine Schwingen an und nahm auf einem großen, prunkvollen Thron platz. Dann schloss er kurz die Augen und schüttelte den Kopf.
“Ich verstehe, dass du wütend bist. Nichts kann ich besser verstehen als das, aber ich musste es tun. Ich musste… ich fange einfach von vorne an. Aber manchmal ist es besser, wenn man sieht, was passierte anstatt es zu hören. Setz dich Justin und schliesse die Augen.” Er deutete bei seinen Worten auf die Stufen vor dem Thron und wartete, bis Justin sich gesetzt hatte.

Er stand auf und nahm neben dem Jungen platz. Als er seine Hand auf Justins Stirn legte, durchfuhr es diesen wie ein Blitz. Vor seinen Augen spielte sich eine Szene ab, die wundervoll, unglaublich und bösartig zugleich war.

Er fand sich auf einer Einöde wieder. Nichts außer ein paar vertrockneten Bäumen und Büschen war zu sehen. Der Mond stand weit am Firmament und tauchte die Szene in ein gespenstisches, angsteinflössendes Licht. Dann sah er wie zwei Personen aufeinander zugingen. Als sie dicht voreinander standen, sah er, dass sie offensichtlich miteinander stritten. Er sah sich die beiden Personen genauer an. In einer Gestalt konnte er die Person erkennen, mit der er hier saß. Die helle, schimmernde Haut, die langen, glänzenden blonden Haare, die das engelsgleiche Gesicht umspielten und die blauen Augen, die seinen so ähnlich waren. Nur waren diese Augen noch weitaus klarer und leuchtender als seine. Die andere Person kannte er nicht, aber er konnte eine gewisse Ähnlichkeit mit jemandem ausmachen. Die dunklen Haare, die strähnig in das Gesicht der Person hingen und dessen braunen Augen leicht verdeckten. Dieser bronzene Teint, der der Person eine Aura verlieh, die so anziehend war, dass er den Blick nicht abwenden konnte.

Dann veränderte sich etwas. Der Disput der beiden Männer wurde schärfer und der Dunkelhaarige deutete in den Himmel. Wild gestikulierend sprach er auf den blonden Mann ein. Dann auf einmal konnte Justin alles hören, was sie sprachen.

“Uriel, bist Du es nicht langsam leid, sein Schoßhund zu sein? Eine lächerliche Figur im Schatten Gottes?” “Nicht einen Schoßhund hast Du vor Dir Bel A´Kor! Sieh mir tief in die Augen. Du hast deine Hand einmal zu oft gegen ihn erhoben. Dem Willen Gottes kannst auch Du dich nicht entziehen. Zu viel Leid habt ihr über die Menschen gebracht, Du und deine Brut! Und sei dir gewiss, dass sein Zorn dich treffen wird.”

Ein heiseres Lachen beendete das Gespräch der beiden Männer und etwas an dem Dunkelhaarigen veränderte sich, das Justin das Blut in den Adern gefrieren liess. Die eben noch so gleichmäßigen Züge des Mannes änderten sich und aus seiner Stirn wuchsen gewundene Hörner. Der eben noch bronzefarbene Teint der Haut nahm ein dunkles violett an und schwarze Male zogen sich über die sichtbaren Hautpartien. Dann rissen die Kleider des Mannes und er erkannte, dass sich die Male über dessen gesamten Körper hinzogen. Das Lachen nahm nun dämonische Züge an und er sah, wie der Schwanz der nun vor ihm stehenden Kreatur aufgeregt hinter seinem Rücken zuckte. Die Hände hatten sich zu Klauen gewandelt und diese glühenden Augen fixierten den blonden Mann vor sich, der anscheinend nicht schnell genug reagieren konnte.

Die Kreatur war in Sekundenbruchteilen direkt vor dem blonden Mann und die Klaue schnellte vor und vergrub sich tief in dessen Brust. “Mein Lieber Uriel. Du hast soeben einen Krieg hervorgerufen. Einen Krieg zwischen uns Beiden und allen, die noch nach uns kommen werden. Ich werde Euch alle vernichten. Sowahr ich Bel A´Kor bin, die rechte Hand des Höllenfürsten! Ich werde dich vernichten, Flamme Gottes. Dein Feuer wird ausgelöscht werden und wenn die letzte Flamme versiegt, werden wir auch deinen Gott vernichten. Die Menschen sind unser und ihr werdet uns nicht daran hindern. Die Bosheit im Menschen war schon immer stärker ausgeprägt, als die, Gutes zu tun, das solltest du wissen Uriel. Hat dir dein Herr gar nichts beigebracht?” Wieder lachte der Dämon auf und grub seine Klaue noch fester in den Brustkorb des schreienden Mannes.

Gerade als Justin dachte, dass der Blonde sterben würde, wurde dieser von einem Schimmern umgeben, das erst ganz leicht war und von Sekunde zu Sekunde an Intensität zunahm. Der Rücken des Mannes öffnete sich und aus ihm heraus traten zwei riesige Schwingen, die ebenfalls von diesem Leuchten umgeben waren. Dann, plötzlich wandelte sich das Leuchten in tausende von kleinen Flammen, die den verletzten Körper umgaben. Der Kopf des Blonden hob sich an und die blauen Augen bohrten sich in sein Gegenüber.

Bel A´Kor, der das ganze nur überrascht verfolgt hatte, wich kurz zurück, bevor er sich wieder gefangen hatte und erneut zum Angriff auf sein Gegenüber ansetzte. Doch diesmal kam er nicht an seinen Gegner heran. Dieser hob eine Hand und hielt ihm die Handfläche entgegen. Der Dämon wurde wie durch Magie zurückgeschleudert, doch war er schnell wieder auf den Beinen und stürzte sich wie ein Tier auf der Jagd auf den Blonden. Seine Klauen bohrten sich tief in dessen Fleisch und schon hatte er den Kopf gesenkt um seine Zähne tief in dessen Körper zu schlagen. Er wollte seinem Gegner den Rest geben, sich an seinem Opfer laben und diesen Kampf für sich entscheiden.

Der Mann am Boden schrie auf, als sich die Klauen in ihn bohrten, aber dieser Schrei hatte nichts ängstliches, nichts, außer reiner Wut. Die Flammen um den schlanken Körper nahmen an Größe zu und umhüllten bald beide Gestalten. Einen Moment lang herrschte eine tödliche Stille, dann wurde diese durch einen Schrei zerrissen, der sich in Mark und Bein fraß. Eine in Flammen gehüllte Gestalt wich mit einem Sprung von dem Engel zurück und kauerte am Boden. Doch gleich darauf erloschen die Flammen und der Dämon zog sich getroffen zurück. Von ihm hörte man nur noch ein: “Diese Runde hast Du gewonnen, aber den Kampf wirst Du verlieren Uriel! Wir sehen uns wieder und dann wirst Du die Wahrheit in meinen Worten spüren!” Damit verschwand der Dämon im Dunkel der Nacht und liess einen noch immer am Boden liegenden Uriel zurück, der sich nur langsam aufrappelte und sich dann ebenfalls zurückzog. Jedoch konnte Justin noch genau die Worte vernehmen, die dieser bei seinem Weggang nur zu flüstern schien.

“Den Kampf werden nicht wir entscheiden Bel A´Kor, denn er wird lange nach unserer Zeit geschehen, aber er wird alles verändern. Alles! Eines Tages wird der Gerechte kommen und die Macht der Flamme Gottes wird auf ihn übertreten. Er wird deine Brut nicht suchen, er wird auch keine Rache spüren, aber er wird schützen was er liebt! Die Liebe war schon immer die größte Macht auf Erden und sie wird deine Brut vernichten Bel A´Kor! Doch der, den ihr nicht wollt, weil er anders ist als Ihr! Der fähig ist, reine Liebe zu fühlen, wird weiter leben und auch deine Linie für immer verändern. Höre meine Worte geliebter Feind, denn sie sind die Wahrheit, sowahr mir Gott helfe!” Noch ein einziges mal sah Uriel sich um und dem schon längst verschwundenen Dämon hinterher, bevor er sich mit feuchten Augen umwendete und weiter seiner Wege zog…

Dann war das Bild vor Justins Augen verschwunden und er war in einem dunklen feuchten Raum. Er blinzelte und erlaubte seinen Augen, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Als er fähig war, etwas um sich herum zu erkennen, trat er weiter in den Raum ein. Aus einer Ecke hinter sich, hörte er ein leises Wimmern und drehte sich dorthin um. Er erkannte eine am Boden kauernde Gestalt, fast komplett eingehüllt in die Dunkelheit. Unter der Gestalt konnte er ein Lager aus Stroh erkennen, das nicht mehr wirklich frisch zu sein schien. Er atmete tief ein und musste bei dem Geschmack der Luft fast würgen. Es lag so viel Angst, Moder und Blutgeruch in der Luft, dass er den metallenen Geschmack des Blutes fast auf der Zunge schmecken konnte. Dann, als hätte die Gestalt am Boden ihn gehört hob sie den Kopf. Als Justin die Gestalt erkannte wich er zurück, seine Hand presste sich vor seinen Mund und als er aufschrie und die Augen öffnete, fand er sich wieder in seinem Zimmer, auf seinem Bett.

Es war ein Traum gewesen. Ein so schrecklicher Traum, der ihm ein Zittern nach dem anderen durch den Körper trieb. Er atmete schnell und heftig und seine Hand griff automatisch nach dem Amulett um seinen Hals. Das Metall fühlte sich warm an und er hatte das Gefühl, als würde eine darin verborgene Energie pulsieren. Er starrte auf das Amulett in seinen Händen und legte sich zurück. Er wusste, dass das, was er gesehen hatte, nur ein Traum war, aber er konnte auch die Wahrheit darin spüren.

Mit der Gewissheit, dass etwas schreckliches passieren würde, legte er sich wieder hin und starrte in die Dunkelheit. Er hatte das Gefühl, als sei jemand ernsthaft in Gefahr und bedarf seiner Hilfe. Gerade als ihn die Müdigkeit dennoch übermannte nahm er sich vor, herauszufinden, was es mit seinem Traum auf sich hatte…


“~*~”


Vic saß seufzend am Küchentisch, während sich Debbie um das Frühstück kümmerte. Sie hatte sich in der Nacht neben ihn gelegt und war ziemlich neben der Spur gewesen. Letztlich hatte sie ihm von dem Traum erzählt den sie hatte und er hatte seitdem die Zeit damit verbracht, sie etwas zu beruhigen. Natürlich hatte er nicht zugegeben, dass ihn ihr Traum mehr aufgeregt hatte, als vielleicht sie selbst. Seitdem er aufgewacht war beschäftigten sich seine Gedanken mit keinem anderen Thema mehr.

Er sah zu Debbie hinüber, die ziemlich übernächtigt aussah. “Komm schon Süße, setz dich hin und lass mich das machen. Trink du einfach deinen Kaffee und ich mach Frühstück. Einverstanden?” Schon war er aufgestanden und hatte Debbie sanft auf einen der Stühle manövriert, während er Toast und Butter bereitstellte.

Als Debbie auf die Uhr sah, schrak sie zusammen. “Frühstück fällt aus Vic! Ich muss ins Diner, in zwanzig Minuten fängt meine Schicht an. Fährst du mich?” Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, nickte ihr aber zu.

Knappe zwanzig Minuten später betreten beide gerade noch rechtzeitig zu Debbies Schichtbeginn das Liberty Diner. Da es noch früh am Morgen ist, sind nicht viele Gäste da. Ausser ein paar, vom Vorabend übrig gebliebenen, ziemlich müde dreinschauenden Jungs sitzt nur noch ein Gast an der Theke und hypnotisiert seine Kaffeetasse. “Hey Sunshine, welche Laus ist Dir denn über die Leber gelaufen?” Sie versucht ihn anzugrinsen, als sie hinter die Theke tritt und sich ihre Weste und ihre Schürze umbindet. Justin schaut kurz auf und grüßt sie flüchtig. “Hey Deb.” Debbie schaut ihn eindringlich an. “Süßer, du siehst aus, als wärest Du heute morgen nicht in deinem Bett, sondern irgendwo in der Pampa aufgewacht und unter uns, du riechst auch so.” Mit einem breiten Grinsen beobachtet sie Justin dabei, wie er verstohlen an sich riecht. Leise lachend stellt sie ihm einen neuen Kaffee vor die Nase. “Okay, das war geflunkert, aber ganz im Ernst, du siehst miserabel aus. Na los, erzähl.” Schnell giesst sie sich einen eigenen Kaffee ein und lehnt sich an die Theke, während Vic neben Justin Platz nimmt.


“~*~”


Schon als Debbie und Vic herein kamen seufzte Justin hörbar auf, aber dass sie ihn nun noch fragte, was los sei, und dabei diesen Blick in den Augen hatte, der einen Widerspruch nicht zuliess, wusste er, dass er nicht drum herum kommen würde, ihr von seinem Traum zu erzählen. Jedoch war er darauf bedacht, nichts von der wahren Handlung des Traumes zu berichten, lediglich von dem Kampf dieser beiden Wesen und dass das einfach zuviel gewesen war. Er sah, wie Debbies Blick sich veränderte während er erzählte. Sie musste ihn für komplett übergeschnappt halten. Immer wieder tauschte sie Blicke mit Vic aus, und dieser schien einfach nur angestrengt auf seinen Kaffee zu achten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht. Er beschloss, ein etwas weniger heikles Thema aufzugreifen und erzählte von dem Geburtstagsgeschenk, das er von seinem Vater bekommen hatte. Als Debbie aufgeregt in die Hände klatschte und ihn bat, ihm die Kette zu zeigen, zog er das Amulett unter seinem Shirt hervor und hielt es ihr hin.

Debbie schien einen Moment wie angewurzelt dazustehen, was er sich damit erklärte, dass sie das Amulett genau so schön fand, wie auch er. Dass das Amulett eine gewisse Wärme ausstrahlte und in bestimmten Situationen von einem geheimnisvollen Leuchten umgeben war, verschwieg er. Debbie indes betrachtete mit wachsendem Interesse das Amulett und die Inschrift, die darin eingraviert war. “Vic, sieh mal. Ist das nicht wunderschön? Sunshine, du kannst dich echt darüber freuen. Dein alter Herr muss ein kleines Vermögen dafür ausgegeben haben.” Wieder lächelte sie und sah dann zu Vic herüber.

Nachdem sie noch eine Weile geplaudert hatten, wollte Justin sich verabschieden und war fast schon auf dem Weg zur Tür als Debbie ihm noch etwas hinterherrief. “Hey, Sunshine. Ich koche heute Abend und für Vic und mich ist es eh zuviel. Michael geht mit Emmett und Ted essen und naja, magst Du zum Essen vorbei kommen?” “Klar Deb, gern, wann?” “So um sieben?” Justin nickte und verliess dann das Diner.

In seinem Kopf drehte sich neben dem Traum alles um Brian, der ihn gestern aus seinem Loft herauskomplimentiert hatte. Er wollte Antworten. Unbewusst wollte er aber auch wissen, wie viel Wahrheit in seinem Traum vorhanden war. Also lief er das kurze Stück zur Tremont Street und fand sich vor dem Gebäude wieder, in dem Brians Loft lag. Die untere Haustür war nur angelehnt und so war er einen Moment später auch schon mit dem Aufzug an Brians Wohnungstür angekommen.

Er drückte auf die Klingel. Nichts regte sich. Er klingelte erneut, aber wieder blieb es still. Verdammt! Im Diner war er nicht gewesen und der einzige Ort wo er ihn noch vermutet hatte, war dieses verdammte Loft. Nachdem er einen kurzen Moment überlegte, kam ihm ein Gedanke. Vielleicht hatte Brian ja die Klingel ignoriert und würde vielleicht aufmachen, wenn er wüsste, dass der Besuch schon vor der Tür stand. Daraufhin klopfte er an und rief nach ihm. “Brian? Brian! Mach die Tür auf, ich muss mit dir reden! Brian!” Wieder keine Reaktion. Offensichtlich war der Dunkelhaarige nicht zuhause. Frustriert seufzend ging Justin die Treppe hinunter und fragte sich, wo er Brian finden könnte. Ein Gedanke der ihm nicht gefiel, nahm in seinem Kopf Gestalt an. Was, wenn an seinem Traum doch was wahres dran war? Was, wenn Brian seine Hilfe brauchte? Warum sonst hätte er davon träumen sollen? Aber er konnte sich nicht erklären warum. Warum sollte gerade Er für den Dunkelhaarigen eine Hilfe darstellen? Er war doch nichts besonderes… Wobei, gerade als er dies dachte fiel ihm der Teil des Traumes mit Uriel wieder ein. Sollte es wahr sein? Langsam schloss er seine Hand um das Amulett an seiner Brust. Die Wärme, die es ausstrahlte, das Gefühl, das von ihm Besitz ergriff, wenn er diese Wärme spürte, sollte es wahr sein? Er schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht wahr sein, so etwas gab es nicht. Oder doch?

Weiter seinen Gedanken nachhängend und immer mehr die Wahrheit aus seinem Traum realisierend schlenderte er hinüber in einen nahen Park und setzte sich in die Sonne auf eine Parkbank. Er musste herausfinden, was los war und so saß er lange da und grübelte…


“~*~”


Seine Schritte knirschten auf den alten, schmutzig-feuchten Stufen, als er tiefer in die Dunkelheit hinabstieg. Je weiter er hinunter ging, desto tiefer brannte sich das Gefühl der nahenden Vergeltung in sein narbenumwirktes Herz. Ein Herz, das schon vor langer Zeit zu einem gefühllosen Klumpen in seiner Brust zusammengeschmolzen war, und einzig und allein auf das erlösende Gefühl der Rache wartete. Sollte es nun endlich soweit sein? Sollte er, Marty, nun die Möglichkeit bekommen, demjenigen, der ihn entstellt hatte nun seinerseits Schmerzen auf ewig zuzufügen?

Seine Hand in seiner Manteltasche ballte sich zu einer Faust und er lachte leise in sich hinein. Er hatte sich genau zusammengereimt, wie er vorgehen würde, wie er ihn langsam zermürben und mit einem geschickten Zug gänzlich brechen würde. Langsam stieg er Stufe für Stufe tiefer und als er endlich vor der großen Stahltür angekommen war, hielt er für einen kurzen Moment den Atem an.

Hinter der Tür war nichts zu hören, was Marty darauf schliessen liess, dass der Gefangene schlief. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass dieses durchaus möglich war. Die Wirkung der KO Tropfen, die er ihm im Babylon in seinen Drink gekippt hatte, war mit Sicherheit noch nicht komplett verflogen und auch die Nacht war schon relativ weit vorangeschritten. Langsam legten sich seine Finger um die Türklinke, während er die andere Hand an den Schlüssel legte und diesen schließlich in dem alten Schloss drehte. Ein leises Quietschen ertönte, gefolgt von einem klicken, das Marty mitteilte, dass die Tür nun geöffnet werden konnte.

Ein letztes Mal atmete Marty den Geruch des alten Gemäuers ein bevor er mit pochendem Herzen die Klinke drückte und die Tür langsam öffnete. In ihm überschlugen sich die Gefühle. Er wusste, dass ihm dieser Dämon, der sich in dem Raum befand mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war. Allerdings hinderten ihn die Ketten daran, irgendetwas wirklich schlimmes machen zu können und das gab Marty eine Art Hochgefühl. Er fühlte sich in diesem Moment überlegen und das wollte er dem Wesen da drin auch zeigen. Er wollte ihn spüren lassen, dass er damals, als er ihn so zugerichtet hatte einen schweren Fehler begangen hatte. Er wollte, dass er genau das einsah und Marty um Vergebung anflehte. Das Lächeln, das Martys Züge in diesem Moment umspielte hatte etwas so furchteinflößendes, das sich ihm in diesem Moment niemand entgegenstellen würde. Die Kälte seiner Gefühlswelt spiegelte sich deutlich in seinen Augen wieder, als er nun langsam die Türe aufschob und in den vom Mondschein erleuchteten Brunnen trat. Bedacht darauf, sein Opfer noch nicht zu wecken, schloss er die schwere Tür leise hinter sich und schaute sich dann im Brunnen um.

Die Wände, sowie der Boden des Raumes waren feucht und teilweise von Moos bedeckt. Er liess seinen Blick weiter durch den Raum gleiten und traf schon bald auf die, auf dem feuchten Stroh kauernde Gestalt. Er schien wirklich zu schlafen. Bedacht darauf, kein Geräusch zu verursachen trat Marty näher an den nackten Körper heran. Als er sich neben ihn kniet und ihn betrachtet widersteht er der Versuchung, dem schlafenden Mann mit Hilfe seiner Klauen die Kehle zu zerfetzen. Das wäre zu einfach. So legt er einfach seine Hand auf den nackten, unterkühlten Körper und zeichnet die Linie seiner Wirbelsäule mit den Fingern nach.

Je tiefer seine Finger am Körper des nackten Mannes entlang glitten, desto größer wurden die Gefühle in Marty. `Heute Nacht wirst du mir gehören, du und dein wundervoller Körper… und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du weiterhin mein sein, denn niemand wird dich jemals wieder betrachten wollen.´ Bei diesem Gedanken zog sich ein leichtes Kribbeln über dessen Körper und fand wie von selbst den Weg in seine Mitte. Ein leiser Seufzer entfuhr ihm, der schon fast unheimlich von den Wänden des Brunnens widerhallte. Während Martys Blick weiter über den Körper vor sich glitt und jedes Stück der nicht bedeckten Haut in sich aufsaugte spürte er plötzlich eine Regung unter seinen Fingerspitzen.

Er strich noch ein letztes mal über die Wirbelsäule des Dunkelhaarigen und erhob sich dann um diesen leicht mit einem Fuß anzustoßen. “Aufwachen Schneewittchen… Zeit für Spass!” Das Lachen das daraufhin erklang brachte wieder Leben in den bis dahin reglos auf dem Stroh liegenden Körper…


“~*~”


Eine sanfte Berührung lässt meine Rückenmuskulatur leicht zucken. Noch öffne ich die Augen nicht, da ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt aufwachen will. Ich weiss nicht, ob die Person, deren Finger gerade über meinen Körper gleiten, Freund oder Feind ist und ich will mir noch ein paar Minuten den Wunschtraum erhalten, nicht wieder in diesem stinkenden Loch zu sein. Obwohl ich weiss, dass ich mich dort befinde, versuche ich meinen Geist davor zu verschliessen und lasse meine Gedanken zurück zu meinem Loft reisen. Ich wehre mich mit allem, das mir zur Verfügung steht gegen die Realität, die mich nach den wenigen Stunden Schlaf die ich irgendwann erschöpft gefunden hatte, wieder unaufhaltsam einholt.

Der Tritt kommt ohne Vorwarnung. Ich spüre, wie das harte Leder des Schuhes unsanft auf meine Haut und meine darunterliegenden Rippen prallt und krümme mich automatisch zusammen. “Aufwachen Schneewittchen… Zeit für Spass!” Diese Worte stossen wie die Spitze eines Dolches direkt in mich hinein. Ich bin wach, und das löst in mir ein Gefühl aus, das ich schon lange in den dunklen Mauern meines Unterbewusstseins verschlossen hatte. Dieses Gefühl, das ab diesem Moment Besitz von mir ergreift, verstärkt sich nur noch, als ich die Stimme wiedererkenne, die da gerade eben zu mir spricht. Marty! `Fuck!´

Gerade als ich versuche die Schotten meiner Seele wieder zu verschliessen und die Angst wieder dorthin zu sperren wo ich sie Jahrelang unter Verschluss gehalten hatte, trifft mich der nächste Tritt. Diesmal werde ich tiefer getroffen, unterhalb der Rippen. Ein Ächzen entfährt mir und automatisch schliessen sich meine Arme um meinen schmerzenden Körper. Auch wenn es mir schwer fällt, auf den nächsten Tritt bin ich vorbereitet. Gerade als sein Fuß kurz davor ist, auf meinen Körper zu treffen hebe ich mich an und umfasse sein Fußgelenk mit den Armen. Anscheinend war er darauf nicht gefasst, denn als ich nun meine Arme nah an mich heranziehe, zieht es ihn von den Beinen und er landet ´hoffentlich´ recht unsanft auf dem feuchten Brunnenboden.

Auch wenn ich ihm in diesem Moment unterlegen sein mag, so habe ich nicht vor, aufzugeben. Instinktiv konzentriere ich mich auf mein Innerstes, auf meinen Zorn, den ich gegenüber Marty empfinde in diesem Moment und darauf, dass ich nichts sehnlicher will, als hier wieder raus zu kommen. Ich weiss nicht was es ist, aber irgendetwas sagt mir, dass ich hier schnellstens verschwinden muss, wenn ich hier je wieder rauskommen will. Meine Gedanken konzentrieren sich einzig und allein auf meinen Körper und ich warte gespannt auf das Ziehen in meinem Kiefer, das Anspannen meiner Muskeln und das erlösende Gefühl der Wandlung, doch… es bleibt aus?!? Was zum…!

Mein Kopf ruckt herum, ich atme kurz durch und versuche es noch einmal. Wieder bleibt die erhoffte Reaktion meines Körpers aus und genau in diesem Moment befreit Marty seinen Fuß aus meiner Umklammerung, steht auf und fängt an zu lachen. “Tja, das hast du dir nun einfacher vorgestellt, wie? Meinst Du allen Ernstes, dass wir dich noch einmal so entkommen lassen, wie damals? Die Ketten die dich halten, sind etwas besonderes. Aus dem stärksten Stahl den wir auftreiben konnten und versehen mit diesen wundervollen alten Schriftzeichen, die dich daran hindern, deine wahre Gestalt anzunehmen. Hast Du wirklich gedacht, dass wir so blöd sind?” Ruckartig öffne ich die Augen und schaue zu ihm auf, bevor ich auf die Fesseln schaue, dich mich halten. Marty hat Recht, ich kann die Schrift nicht lesen, die die Ketten ziert, jedoch spüre ich sehrwohl die Macht, die von diesen alten Lettern ausgeht.

Ungläubig schüttle ich den Kopf, während ich nun mit ansehe, wie Marty seinerseits seine wahre Gestalt annimmt und sich über mich beugt. Nicht wissend, was nun auf mich zukommt schliesse ich die Augen, als ich auch schon den ersten Schlag spüre. “Sieh mich an. Ich sagte. Sieh. Mich. An!” Seine Klauen umgreifen meinen Kopf wie eine Schraubzwinge und langsam öffne ich die Augen. Er hat sich über mich gekniet und mich so auf den Rücken gedrückt. Ich schaue zu ihm auf, verdammt, ich will das nicht sehen, ihn nicht sehen. Ich will einfach nur hier raus!

“Schau mich genau an. Siehst du? Das hast du mir damals angetan.” Er streift sich mit den Krallen über seinen Brustkorb und schaut mich dabei eindringlich an. Wieder will ich wegschauen, aber seine andere Hand ruht nun an meinem Kinn und hält mich in Position. “Mein Andenken an dich. Egal wohin ich gehe, oder was ich tue, du bist immer dabei.” Er beugt sich tiefer und tiefer, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt ist. Ich muss hart schlucken und mein Atem geht ein wenig schneller, als ich kurz darauf seine Zunge über meine Lippen gleiten fühle. Ich versuche meinen Kopf zu befreien, was mir nicht geling. Ich kann nicht anders, mir bleibt keine Wahl, außer mich für diesen Moment geschlagen zu geben. Ich habe keine Chance seinem eisernen Griff zu entkommen, nicht, wenn ich nicht meine Gestalt wandeln kann und so bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten, was er vor hat.

Seine Zunge gleitet weiter über meinen Hals herunter bis zu meinem Brustkorb, dann löst sie sich von mir und Martys Stimme dringt wieder an mein Ohr. Der Klang der in ihr liegt ist kalt und unberechenbar, so wie er. “So schön… und du warst so wild…” Ich spüre, wie sich seine Reisszähne langsam in meinen Oberkörper bohren und unterdrücke ein leises Aufschreien. “Zu schade, dass dich niemand mehr für schön halten wird, wenn ich mit dir fertig bin. Aber ich werde dich immer für wunderschön halten, weisst du das? Ich werde immer wissen, dass meine Krallen die Schönheit deiner Haut zerstört haben. Dass dies MEIN Werk ist…”

In meinem Inneren überschlagen sich die Gefühle. Verdammt, warum tut er das? Ich hatte damals keine andere Wahl, ich dachte er… er wäre genauso wie die Anderen. Ich kannte es nicht besser. Alle, die damals zu mir kamen hatten mir nur weh getan. Woher sollte ich wissen, dass seine Intention eine andere gewesen war? Ich war damals wie ein Tier, verdammt. Wusste er das denn nicht? Verdammt, wie hätte ich denn auch reagieren sollen damals. Man hatte mir schließlich immer gezeigt, dass ich nichts wert war und als er sich damals neben mich kniete, habe ich wer weiss was erwartet. Ich habe damals aus reinem Instinkt heraus gehandelt und nicht darüber nachgedacht, dass ich ihn damit für immer entstellt habe.

Im nächsten Moment reisst mich auch schon ein stechender Schmerz aus meinen Gedanken. Meiner Kehle entfährt ein überraschter Laut und ich schaue in Martys Augen. Sein Blick der auf mir ruht ist kalt, so kalt, dass es die Feuer der Hölle im Bruchteil einer Sekunde einfrieren lassen könnte. In ihm liegt so viel Böses, wie es mir noch nie vorher begegnet ist. Wieder versuche ich mich zu wandeln, mich gegen die Ketten, die mich halten, aufzulehnen aber auch dieser Versuch bleibt ohne Erfolg. Shit! Was nun? “Marty, ich… verdammt Marty, was soll der Scheiss?”


“~*~”


Meine Augen ruhen auf dem sich windenden Körper unter mir. Es tut gut, in seinen Augen zu erkennen, dass doch eine Spur von Angst ihn ergriffen hat. Die Ungewissheit, was jetzt mit ihm passieren wird, macht ihm wohl am meisten zu schaffen . In mir jedoch, löst gerade diese aufkeimende Angst etwas aus, das ich schon jahrelang nicht mehr gespürt habe. In höchstem Masse erregt lasse ich meine Krallen weiter über seinen Brustkorb wandern und sehe, wie sich dünne, von Blut gefüllte Schnitte in seiner ansonsten so makellosen Haut bilden. Kurz lege ich den Kopf in den Nacken und lasse einen tiefen kehligen Seufzer aus meinem Mund entfahren, während ich nun etwas mehr Druck auf die Haut meines Gegenübers ausübe.

Den Blick wieder auf seinen zuckenden, sich vor Schmerz windenden Körper gerichtet, hebe ich meine Hände an und setze genau auf den bereits gemachten Schnitten wieder an. Ich will ihn leiden sehen, ihn schreien hören, während ich mir Genugtuung verschaffe. Nur ganz kurz durchfährt mich ein leichter Schauer, als ich daran denke, dass Jack Befehl gegeben hat, dass dem Bastard niemand ein Haar krümmen darf, dass es allein sein Recht ist, ihm Schmerz zuzufügen. Aber warum zum Henker sollte ich nicht wenigstens das Recht der Vergeltung haben? Ich weiss genau, dass ich mich damit einem gewissen Risiko aussetze, aber das gehe ich ein. No Risk No Fun! Und ich plane hier noch ganz viel Fun zu haben. Wieder schaue ich ihm in die Augen, labe mich an dem größer werdenden Anteil von Angst in seinem Blick und drücke tiefer in sein Fleisch. Als meine Krallen seine Haut durchstoßen und sich tief in sein Fleisch graben fühle ich mich besser als bei jedem Orgasmus, den ich in meinem Leben bisher hatte.

Das teuflische Grinsen auf meinen Lippen verstärkt sich und ich stöhne laut auf, als er einen lauten, schmerz- und hasserfüllten Schrei nicht mehr zurückhalten kann. “Ja… schrei du nur. Ist nicht schön, wenn man dem wehrlos ausgeliefert ist, nicht wahr? Komm… Schrei für mich!” Noch einmal drücke ich meine Krallen tiefer in sein Fleisch, sein Schrei klingt wie Musik in meinen Ohren. Alles um mich herum habe ich vergessen, nichtsahnend, dass genau dies zu meinem Verhängnis werden wird.


“~*~”


Der Schrei, der in der Nacht widerhallt lässt den alten Mann, der bis dahin gemütlich in seinem Sessel gesessen hatte zusammenzucken. “Was zur Hölle… Brian?!” Schnell ist er auf den Beinen und stürzt aus dem Haus, nicht darauf achtend, dass er noch immer seine Hausschuhe trägt und überbrückt schleunigst den Weg bis zu den Stufen, die hinunter in das Verliess seines Sohnes führen. Dann, kurz bevor er die schwere Stahltür erreicht hält er abrupt in seiner Bewegung inne. “….schrei für mich!” Die Stimme lässt unbändige Wut in ihm hochkochen. Gerade von Marty hatte er nicht erwartet, dass sich dieser seinen eindeutigen Befehlen widersetzt. Hatte er nicht klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass niemand Hand an seinen Sohn legen dürfte, außer ihm? War er nicht zu deutlich gewesen, mit dem, was er gesagt hatte? Die Wut, die in ihm hochkochte wurde immer unbändiger und brachte ihn schließlich dazu, sich zu wandeln.

Noch während sein Menschlicher Körper sich in seine dämonische Form wandelte, die großen Hörner auf seinem Kopf prangten und die Reisszähne nur darauf warteten, sich in das Fleisch dessen zu bohren, der sich so frevelhaft seinen Befehlen widersetzt hatte, stieß er die Tür auf und stürzte in den Raum. Das Bild das sich ihm nun bot, war erschütternd. Marty, der selbstgefällig und offensichtlich sehr erregt über seinem Sohn kniete und seine Krallen in dessen Brust gerammt hatte. Jack hatte sich vorgenommen Marty mit seinen Handlungen zu überraschen und da ihn die zwei Männer bisher nicht bemerkt zu haben schienen, drückte er sich langsam und lautlos im Schatten der Wände näher an die Beiden heran, bis er dicht hinter Marty stand.

Ohne auch nur den Hauch einer Vorwarnung zu geben schlug er seine Krallen in Martys Rücken und zog ihn daran auf die Beine. Der Schrei, den der gepeinigte Mann nun von sich gab, während ihn Jacks Krallen daran hinderten sich von ihm zu lösen war ohrenbetäubend und erschrocken zugleich. Eben so schnell, wie er seine Krallen in Martys Körper geschlagen hatte, zog er sie nun wieder zurück und beförderte den überraschten Mann mit einem mächtigen Stoß an die andere Seite des Brunnens.

“DU!…. Du wagst es! Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, als ich sagte, dass niemand Hand an ihn legen darf? NIEMAND außer MIR?” Ohne auch nur die Antwort des Anderen abzuwarten war er schon dicht vor ihm und schlug ihm erneut die Krallen in den Körper. Nun sprach er mit leiser, fast entschuldigender Stimme zu dem wimmernden Mann vor sich, fast so, als wolle er sich für seine Tat entschuldigen. Aber jeder der Jack kannte, wusste, dass gerade dieser ruhige Ton in seiner Stimme nichts gutes zu verheissen hatte. “Marty, warum konntest du deine Finger nicht bei dir behalten und dich einfach an meine Regeln halten? Das was nun geschehen wird, hast du allein dir zuzuschreiben. Ich nehme an, du weisst, dass mir keine andere Wahl bleibt. Oder?” Sein durchdringender Blick traf Martys Augen und dieser konnte nicht anders als seinen Boss anzuflehen. “Sir, bitte… ich… tut das nicht, ich kann euch weiterhin von Nutzen sein… es war doch nur ein einziges Mal. Einmal, dafür das er mich entstellt hat. Diese Vergeltung wird mir doch gegeben sein, oder?”

“Du hast Recht Marty, diese Vergeltung war dir gegeben. Du hast mein Vertrauen ausgenutzt. Hättest du mich darum gebeten, ich hätte deiner Bitte nachgegeben. Aber dich einfach meinen Befehlen zu widersetzen, das kann ich nicht dulden.”

Jack stellte noch einmal sicher, dass die Tür fest verschlossen war, bevor er sich in der Mitte des Brunnens aufbaute und die Arme gen Himmel hob, ebenso wie sein Gesicht. Ein unheimliches, bläuliches Leuchten durchflutete nun den Raum in dem sich die drei Männer aufhielten und mit einer fremden Stimme und in einer fremden, uralten Sprache erhob Jack das Wort, den Blick die ganze Zeit über auf Marty gerichtet.

“Du, der es gewagt hat, seine Hand gegen mein Eigentum zu erheben, ich entziehe dir hiermit das Recht auf der Welt der Lebenden zu weilen. Hiermit verbanne ich dich. Zurück in die finsteren Untiefen des Reiches der Schatten mit Dir. Auf dass Du dort leidest… bis ich komme, um deinem Dasein ein Ende zu bereiten!”

Das bläuliche Leuchten im Raum wurde immer stärker und wurde schließlich zu einer Art Portal, dass sich unaufhörlich auf den immer noch flehenden Marty zubewegte. Gleissende Blitze durchzogen den nun intensiven blauen Schimmer des Portales und schienen schließlich nach dem überraschten Marty zu greifen. Immer tiefer zogen sie den vor Wut und Angst tobenden Mann in das Portal hinein, bis er nicht mehr zu sehen war und nur noch seine Stimme in der Stille des Brunnens widerhallte. “Das wirst du mir büßen Jack, Du und deine Brut! Ich werde einen Weg finden wiederzukehren und dann werde ich euch finden und vernichten! Hörst Du Jack? Ich werde euch vernichten!”

Dann war das blaue Leuchten verschwunden und im ganzen Brunnen gab es keinen Beweis mehr dafür, dass Marty ihn je betreten hatte. Keinen, außer dem am Boden kauernden, nackten, verletzten Brian, der sich nun auf dem Stroh zusammenkrümmte und die Arme schützend vor seine Brust presste.

Jack drehte sich langsam zu seinem Sohn um. “Das hätte nicht passieren sollen. Das war allein mein Recht und ich lasse nicht zu, dass dich dieser Taugenichts zeichnet. Das ist allein mein Vergnügen!”
Immer noch in seine dämonische Gestalt gewandelt, trat er auf Brian zu und drehte ihn unsanft wieder auf den Rücken. Was dann geschah, kann niemand genau erklären. Nicht das Wie und schon gar nicht das Warum aber Jack legte seine Hände über den verletzten Oberkörper seines Sohnes und sprach erneut ein paar uralte Formeln. Dann trat er zurück und verliess mit den Worten “Allein mein Recht!” den Raum.

Die Wunden auf Brians Oberkörper waren fast gänzlich verschwunden, nur ein paar schmale, nicht allzutiefe Schnittwunden waren als Beweis für Martys Tat zurückgeblieben. Das, und ein zutiefst verwirrter Brian Kinney…

Tbc.
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BeitragThema: Chapter 19   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:38 pm

Es war bereits viertel nach sieben, als Justin bei Debbie und Vic ankam. Ein wenig zögernd drückte er auf den Klingelknopf und schon kurz darauf öffnete ihm Debbie die Tür. “Sunshine. Schön, dass du da bist. Komm rein, das Essen wartet schon.” Wieder war es ihr entwaffnendes Lächeln, dass alle Befürchtungen, dass sie ihm die Verspätung übel nehmen würde, beiseite schob. Er folgte ihr ins Haus und hing seine Jacke an einen der Garderobenhaken. Dann begab er sich hinüber in die Küche, in der Vic bereits wartete und ihn angrinste. “Mann, und ich dachte schon, ich müsste noch ewig warten, bis ich endlich was zwischen die Kiemen bekomme.” “Oh alter Mann, dann ist es ja gut, dass ich doch relativ schnell hier war, oder? Nicht dass du uns noch vom Fleisch fällst.” Justin liebte es, diese Scherze mit Vic zu machen. Die beiden verstanden sich prima und da sie sich in der letzten Zeit selten gesehen hatten, war Justin froh, dass sie mal wieder gemeinsam zu Abend aßen.

Sie hatten beschlossen erst zu essen und danach über Justins Äusserungen im Diner zu sprechen. So sehr Debbie und Vic auch wissen wollten, was passiert war, sie wussten, dass sie ihn zu nichts drängen durften. Die Lasagne die Debbie gezaubert hatte war köstlich und Justin genoss jeden einzelnen Bissen. Als er sich endlich mit ziemlich vollem Magen zurücklehnte lächelte er. “Genau das habe ich jetzt gebraucht. Danke Deb, es war köstlich.” “Freut mich, dass es dir geschmeckt hat Sunshine… Ich räume nur schnell das Geschirr weg und dann setzen wir uns ins Wohnzimmer und sprechen über das ein oder andere, okay? Ich will wissen, was da heute im Diner mit dir los war Honey.” Noch während sie ihn angesprochen hatte, war sie aufgestanden, hatte das benutzte Geschirr in der Spülmaschine verstaut und den Rest der Lasagne abgedeckt in den Kühlschrank gestellt. Dann nahm sie Justin mit in den Wohnbereich und liess sich neben ihn auf das Sofa fallen. “Also, dann erzähl mal.”

Vic der noch schnell einen Wein aus dem Keller geholt hatte, gesellte sich dann zu den beiden und füllte den Wein in die Gläser. Dann nahm er sich sein Glas und liess sich im Sessel nahe des Fensters nieder und wartete gespannt, dass Justin anfing zu erzählen. Justin, dem erst jetzt klar wurde, dass er nicht nur zum Essen eingeladen worden war, fühlte sich auf einmal nicht mehr ganz so wohl in seiner Haut. “Was soll ich denn da erzählen? Deb, da ist nichts, außer, dass ich mich wirklich über Dad´s Geburtstagsgeschenk freue.” Bei den Worten sah er hinunter auf sein Glas, das er mittlerweile in den Händen hielt und seufzte. Seine Hoffnung, dass Debbie und Vic genau dieses Seufzen überhört hatten, schwand genau in dem Moment, als Debbie ihre Hand auf seine Schulter legte. “Hör mal Herzchen, ich weiss, dass irgendetwas nicht stimmt. Du sahst so aufgewühlt aus heute morgen. Und nun erzähl mir nicht, dass das einzig und allein an dem Amulett lag, dass dir dein alter Herr geschenkt hat. Du weisst, so schnell macht man mir nichts vor. Also los, raus mit der Sprache, was bedrückt dich.”

Dann begann Justin zu erzählen. Zuerst erzählte er nur von seinen ersten Begegnungen mit Brian, dann davon, dass sie sich im Babylon wiedergetroffen hatten und dass sie bei ihm zuhause gelandet waren. Er war so mit seinen Erzählungen beschäftigt, dass er gar nicht merkte, wie breit sein Lächeln bei der Erzählung von der Nacht in Brians Loft war und wie Vic und Debbie sich vielsagende Blicke zuwarfen.

Nach einer Weile unterbrach Vic ihn sanft. “Ist dir an ihm vielleicht irgendetwas aufgefallen in der Nacht? Irgendetwas, was du für ein wenig… naja, komisch halten würdest?” Justin sah auf und direkt in Vics Augen. Sein zuerst überraschter Gesichtsausdruck wich dem einer leisen Ahnung, auf was der ältere Mann anspielte. “Naja, er war, anders als alle die ich vorher kannte. Verstehst du was ich meine?” Während er das sagte umfasste seine Hand unbewusst das Amulett und drückte es. Vic sah ihn an und nickte. “Er hatte etwas animalisches, oder? Etwas fast überirdisches, hm?” Justin nickte nur. “Es war… ich konnte… ich meine. Seine Augen, sie… und dann…” Die Gefühle übermannten ihn und eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über seine Wange. Debbie der das nicht entgangen war, schloss ihn in die Arme und zog ihn näher an sich heran. Dann sah sie Vic fragend an, und dieser bedeutete ihr nur mit einem Nicken, dass es an der Zeit war, dem Jungen die Wahrheit zu sagen. Spätestens, nachdem sie am Morgen das Amulett um seinen Hals gesehen hatten, wussten sie, dass er ein Nachfahre Uriels war. Alles was sie noch nicht wussten, war, wie Justin ihre Offenbarung aufnehmen würde.

Langsam, Justin immer noch in ihrem Arm haltend, setzte Debbie an. “Hör mal Justin. Ich weiss, das hört sich alles ziemlich wirr an was ich dir nun erzählen werde, aber ich möchte, dass du mir zuhörst. In Ordnung?” Sie wartete auf Justins Nicken, ehe sie fortfuhr. “Nun, ich muss ziemlich weit in der Geschichte ansetzen, und ich weiss nicht genau, ob ich das auf die Reihe bekomme. Also, wie wäre es, wenn du mir erst einmal sagst, was du schon über dich herausgefunden hast. Ich meine, dein Vater hat dir das Amulett nicht umsonst geschenkt. Du weisst, dass es das Amulett des Uriel ist?” “Ja, das weiss ich, und ich hab von ihm geträumt, von diesem Uriel.” Er erzählte von seinem Traum und wie er vor Uriel gestanden hatte. Er wusste, dass dieser Traum nicht nur fiktiv war, sondern dass das, was in ihm vorkam stimmte und Sinn machte. “Gut,” fuhr Debbie fort. “Also. Uriel ist einer der Erzengel Gottes. Kaum einer kennt ihn und kaum einer nimmt besondere Notiz von ihm. Er ist bekannt als die Flamme oder das Feuer Gottes. Er ist laut einigen Quellen dazu bestimmt, die Verstorbenen vor das jüngste Gericht zu geleiten. Auch wird in einigen Büchern von ihm als Wächter des Höllentores gesprochen. Jedoch ob etwas, und welches schlussendlich Wahrheiten über ihn sind, werden wohl nur wenige wissen. Ich weiss es leider nicht. Uriel ist einer der imposantesten Engel, die ich je gesehen habe. Sein Haar ist aschblond und von einem Glanz, der nah an den Glanz der Sonnenstrahlen herankommt. Er ist von schlanker Natur und wer die Wertschätzung erhält, seine Schwingen zu sehen, dem werden diese den Atem rauben.” Leise seufzend schloss Debbie für einen Moment die Augen. “Schwesterchen, du weichst vom Thema ab. Eigentlich geht es doch darum, dass Uriel einer deiner Vorfahren ist Justin. Das Amulett, das du um deinen Hals trägst, enthält die pure Energie Uriels, und diese, Justin, wird auf dich übergehen und dich zu seinem Wahren Erben machen, sobald du einsiehst, dass es notwendig ist, sein Vermächtnis weiterzuführen. Justin, ich will dir hier keine Angst machen.” Ihm war das plötzliche ängstliche Aufflackern in den Augen des Blonden nicht entgangen. “Justin, du wirst die Schwingen deiner Urahnen tragen, sobald es Zeit dazu ist. Ich weiss nicht, warum man dieses Amulett gerade jetzt an dich weitergegeben hat, aber es wird einen Grund haben. Justin, das was auf dich zukommt, wird nicht einfach werden, aber ich versichere dir, dass es von größter Bedeutung für die weitere Entwicklung deines Lebens sein wird. Ich bitte dich allerdings, dass du niemandem außer uns davon erzählst. Die Leute werden es im Normalfall nicht verstehen. Und nun aber zu Brian. Was genau hast du in seinen Augen gesehen? Ich verwette meinen alten Hintern darauf, dass du etwas gesehen hast, als du hineinsahst, oder?”

Justin nickte nur und erzählte Vic von dem Blick in Brians Seele. Er erzählte von dem dunklen, feuchten Raum in dem eine Gestalt auf dem Stroh lag. Und dann von seiner bitteren Erkenntnis, dass es sich um Brian handelte, als die angekettete Gestalt mit einem flehentlichen Blick den Kopf gehoben hatte. Die Erinnerung an dieses Bild trieb Justin einen eiskalten Schauer über den Rücken. Was zum Teufel war los mit Brian? Er kannte ihn nicht wirklich, schon gar nicht nur von dem einmaligen Treffen aber er fühlte sich, als würde ihn mit Brian ein unsichtbares Band verbinden. Vic hatte einfach nur ruhig zugehört, und dann schließlich hatte er Justins Hand gegriffen und ihn hinab in den Keller geführt, der sein Reich war. Hier hatte er in den letzten Tagen trainiert und seine mentalen Kräfte wieder gefunden, hier verwahrte er die alten Schriften, seitdem Debbie sie vom Dachboden geholt hatte.


“~*~”


Nachdem Vic ihn im Keller allein gelassen hatte und ihm erklärt hatte, dass er sich alle Zeit der Welt nehmen sollte, um sich seiner selbst bewusst zu werden, hatte sich Justin erst mal im Raum umgesehen. Er hatte die alten Schriftrollen betrachtet und sich dann im Schneidersitz auf einer schwarzen Matte niedergelassen, die in der Mitte des Raumes stand. Die Kerzen, die um diese Matte herum standen zündete er an und schloss dann seine Augen um sich wieder an seine Träume zu erinnern. Er konzentrierte sich auf seinen Atem, hörte seinen eigenen Herzsschlag in seiner Brust hämmern und liess sich von seinem körpereigenen Rhythmus immer tiefer in sein Unterbewusstsein ziehen.

Im Raum um ihn herum war es still, und nur das fortwährende Klopfen seines Pulses liess ihn schließlich die Realität ausblenden. Er sah sich wieder in dem großen, beeindruckenden Saal. Er kniete in mitten des Saales, die Hände über sein Gesicht gelegt und ein leichtes Beben durchlief seinen Körper. Seine Gedanken drifteten zu Brian. Warum konnte er ihn nirgends finden, und warum hatte er all diese schrecklichen Bilder gesehen?

Während er so dasaß, bekam er nicht mit, wie jemand von hinten an ihn herantrat. Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter und zog ihn sanft an eine beruhigende Brust. “Du musst stark sein Justin. Du machst dir Sorgen um deinen Freund und ich würde mir vorkommen wie ein elender Lügner, wenn ich dir nun sagen würde, dass diese Sorge nicht berechtigt ist. Sie ist berechtigt, er ist in Gefahr. Aber es liegt an dir, stark genug zu sein, um ihn aus dieser Situation zu befreien. Justin, ich muss dir etwas erzählen, aber das kann ich nicht, solange du nicht akzeptierst wer du bist. Justin, werde eins mit deinem Geist und akzeptiere, dass du meines Blutes bist. Ich verspreche dir, du wirst eine Möglichkeit finden, ihm zu helfen, aber du musst es zulassen.” Er wurde näher an die beruhigende Brust gezogen und liess seine Verzweiflung aus sich heraus. Langsam bahnten sich die Tränen einen Weg durch seine Tränenkanäle in seine Augen und flossen schließlich über die letzten Dämme, die seine Lider bildeten. “Was ist hier los. Warum ist er nicht da? Warum hat er mich weggeschickt, und warum ist er in Gefahr?”

Uriel zog ihn fester an sich. “Ich kann dir deine Frage leider nicht beantworten, aber ich kann dir helfen, deinen Weg zu finden, dann wirst du auch früher oder später eine Antwort auf diese Frage erhalten. Vertrau auf dich und auf das was du bist. Gehe tief in deinen Geist hinein. Entdecke meine Macht, die durch das Amulett auf dich übertragen wurde. Lerne mit dieser Macht umzugehen, akzeptiere sie in deinem Inneren. Lasse sie zu.” Justin hörte genau auf Uriels Worte, während er sich weiter an dessen Brust drückte. Dann drückte ihn Uriel ein Stück zurück um ihm in die Augen sehen zu können. “Justin, all meine Macht ist bereits auf dich übertragen worden. Meine Zeit ist verstrichen und du wirst mein Erbe antreten. Ich kann diesen letzten Kampf nicht führen. Aber du bist jung, du bist stark und du hast die Kraft dem ganzen ein Ende zu setzen. Wenn du tief in dich hinein gehst, wirst du die Liebe Gottes spüren. Lasse diese Liebe auf dich wirken und konzentriere dich ganz auf das, was du am meisten liebst.”

Justin lehnte sich noch einmal an Uriels Brust und zog sich dann von ihm zurück. Kurz sah er ihm in die Augen, die ihm aufmunternd zulächelten. In diesem Moment erkannte er, dass Uriel mit all dem was er ihm offenbart hatte, Recht hatte. Er, Justin war ein Nachfahre des Mannes, den er nur in diesem Saal in seinen Träumen sehen konnte. Er spürte, dass er eine Aufgabe zu bewältigen hatte und schloss dann seine Augen. Er dachte an Brian, an diese unvergessliche Nacht, die sie miteinander verbracht hatten. An ihre schwitzenden Körper, die so viel Nähe spüren wollten, dass sie am liebsten miteinander verschmolzen wären. Er spürte Brians heissen Atem auf seiner Haut und urplötzlich wurde er von einem so intensiven Gefühl ausgefüllt, dass er dachte, sein Körper würde jeden Moment bersten. Unwillkürlich legten sich seine Arme um seinen Körper, als die Intensität dieser Energie in seinem Inneren noch weiter zunahm, und legte den Kopf in den Nacken. Mit leicht geöffneten Lippen und nach Atem ringend, spürte er, wie sich all diese Energie in seinem Rücken sammelte. Er warf den Oberkörper vor, lehnte seinen Kopf auf die kalten Fliesen des Saales, und konzentrierte sich weiter auf seine Gedanken an Brian. Er sah Brian vor sich, blickte in dessen wunderschöne braune Augen und legte nun auch noch all seine Sehnsucht mit in diese, ihm innewohnende Energie, die nur aus purer Liebe, Hingabe und Sehnsucht zu bestehen schien. Doch langsam gesellte sich zu all diesen Gefühlen auch noch der Schmerz hinzu. Der süße Schmerz, als er Brian das erste mal in sich gespürt hatte, der wunderbare Schmerz, als er sich unter dem Dunkelhaarigen aufbäumte und einen wunderbaren Höhepunkt erlebte, und der ernüchternde Schmerz, als Brian ihn am nächsten Morgen aus seinem Loft komplimentiert hatte. Seine Arme fest um den eigenen Körper geschlungen, konnte er der Intensität der Energie nicht länger standhalten. Weiter den Kopf auf die Fliesen lehnend öffnete er den Mund und schrie seine Empfindungen hinaus.

Der Schrei der den Saal erfüllte, war so voller Gefühl, dass sich auf Uriels Lippen ein leichtes Lächeln bildete. Es war soweit. Uriel stand auf und trat ein paar Schritte zurück. Seine Augen ruhten auf seinem Enkel, der sein wahres Wesen erkannt und akzeptiert hatte, und nun den letzten Schritt über die Schwelle trat. Er würde vollkommen sein. Schöner als jeder in seiner Ahnenreihe zuvor, mächtiger als seine Ahnen, da er von dem Gefühl der reinen Liebe ausgefüllt war. Der ältere Mann schloss die Augen und dankte Gott im Stillen für diesen wunderbaren Jungen.

Justin schrie weiter, warf, den Oberkörper noch immer gebeugt haltend den Kopf in den Nacken, als er einen zuerst dumpfen Schmerz in seinen Schulterblättern spürte. Er spürte, wie seine Haut über diesen Knochen immer weiter gedehnt wurde, und als sie schließlich aufbrach, war es als würde etwas freigelassen, das schon zu lange darauf gewartet hatte. Langsam bahnten sich zwei reinweisse Schwingen den Weg durch Justins Haut. Die Welle der Erlösung, die in diesem Moment durch seinen Körper fuhr liess ihn aufatmen. Langsam stand er auf, hielt die Augen geschlossen und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Zu viel ging ihm in diesem Moment durch den Kopf. Er fragte sich, ob er nur träumte, oder ob er nun wirklich ebensolche Schwingen wie Uriel trug. Er konzentrierte sich auf seine Rückenmuskeln und breitete seine Schwingen aus.

Das Bild, das sich dem Betrachter nun darbot war atemberaubend. Justin stand da, die Schwingen weit ausgebreitet und die weissen Federn leuchteten im Glanz der Sonne, die durch die oberen Fenster fiel. Uriel stand ihm gegenüber, breitete nun seinerseits seine Schwingen aus und wurde urplötzlich von einem gleißend weissen Licht umgeben. Wieder sang die Stimme, die Justin schon bei seiner ersten Zusammenkunft mit Uriel gehört hatte. Uriel hob die Hände in den Himmel und sang einen uralten Psalm. Während er sang, bildeten sich zwischen seinen Händen kleine Flammen, deren Intensität zunahm, je länger Uriel betete. Die Sprache, die aus seinem Mund drang war uralt und niemand aus der heutigen Zeit konnte sie verstehen, aber Justin hörte aufmerksam zu und verstand jedes einzelne Wort.

Als Uriels Gesang endete nahm er die Arme ausgestreckt vor seinen Körper und trat langsam auf Justin zu. “Dein Geist ist eins mit deinem Körper, du präsentierst nun dein wahres Ich. Die Macht die von dir ausgeht ist noch jung, aber sobald der letzte Funke meines Feuers auf dich übergegangen ist, wirst du machtvoller sein, als ich es je war. Deine und meine Macht gebündelt, die Liebe Gottes in unserer beider Herzen. Sein Wille, der uns antreibt das Unheil vom Antlitz dieser Welt zu entfernen. Du wirst vollkommen sein. Du bist der Gerechte, Du bist die FLAMME GOTTES!” Mit diesen Worten schritt er weiter auf Justin zu, der nun seinerseits seine Arme vor seinem Körper ausgestreckt hatte, dann blieb er stehen.

Die Flammen, die um Uriels Hände tanzten wuchsen heran zu einem großen Feuer, dass sich wie ein Ball auf Uriels Händen drehte. Justin hielt die Hände ausgestreckt, als sich eine dünne Flammenspur, umgeben von Uriels Leuchten, zu Justins Händen schlängelte. Das Feuer sprang über und mit ihm all die Energie die noch in Uriels Körper war. Justin wusste in diesem Moment, dass mit der Energie, und Macht die er gewann, der Körper seines Gegenübers seine letzte Kraft aushauchen würde. Aber er wusste, dass dies nicht nur Gottes Wille, sondern auch der Wille Uriels war. Sein Ahne würde nun seinen rechtmäßigen Platz in den Hallen Gottes einnehmen. Je mehr Flammen auf seine Hände übersprangen, desto schemenhafter wurde Uriels Erscheinung. Die Kraft schwand aus seinem Körper und mit einem letzten, kaum noch erkennbaren Lächeln auf den Lippen des Erzengels sprang die letzte Flamme über und Justin sah zum Himmel auf. Er war die Flamme Gottes und er würde dieses Erbe in Ehren halten. Er schickte Uriel ein stummes Danke in die Stille und hob die Arme in den Himmel. Das Feuer auf seinen Händen nahm an Intensität zu und das Leuchten um seinen Körper war nun intensiver als vorher am Körper seines Ahnen. Die Macht die ihn erfüllte liess ihn schwanken.

Als Justin leise die letzten Verse des Gebetes sprach, das er schon lang in seinen Gedanken formuliert hatte, ging der ganze Raum in Flammen auf. “Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlickeit in Ewigkeit. Amen!” Und im nächsten Moment erlosch das Feuer, das Leuchten verschwand und als Justin die Augen wieder öffnete, sah er in die verwunderten, weit aufgerissenen Augen von Vic, zu dessen Füßen ein Tablett mit einem zerborstenen Glas Milch und einem gesplitterten Teller mit einem Sandwich lag, und der nun zwei Worte über seine Lippen brachte, während er geistesabwesend auf Justins Schwingen starrte. “Heilige Scheiße!”

Tbc.
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BeitragThema: Chapter 20   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:39 pm

Jack hatte seinen “Schützling” am gestrigen Tag völlig sich selbst überlassen. Er hatte weder darüber nachgedacht, dass dieser Schmerzen hatte, noch verschwendete er einen Gedanken daran, dass ihm etwas zu essen oder zu trinken gebracht wurde. Zu sehr machten ihm die Erinnerungen an Marty´s Verrat zu schaffen. Dieser hatte sich immer als sehr loyal ihm gegenüber gezeigt und daher konnte er diese plötzliche Wendung nicht verstehen. Er selbst hatte Marty doch ausdrücklich gesagt, dass nur er seinen Sohn berühren durfte. Hätte Marty ihn gebeten, sich an Brian rächen zu dürfen, Jack hätte es ihm gestattet. Aber diesen Ungehorsam und die Respektlosigkeit gegenüber seinen Worten konnte er nicht billigen. Ihm war keine andere Wahl geblieben, als Marty zu verbannen.

Langsam liess Jack den Kopf in den Nacken sinken. War es richtig, was er getan hatte? Er wusste es nicht. Wieder dachte er an den Augenblick zurück, als er die Wunden seines Gefangenen soweit geheilt hatte, dass dieser weder durch sie sterben, noch entstellt werden würde. Er wollte nicht, dass der Bastard jetzt schon starb. Es war zu früh. Wenn er starb, dann sollte es durch seine Hand sein. Langsam trank er den letzten Schluck Scotch und stellte dann das Glas auf den kleinen runden Tisch neben seinem Ohrensessel. Er erhob sich und schritt langsam durch das Haus, über den Hof, hin zu den, in einer kleinen Hütte verborgenen Stufen, die hinunter zum Grunde des Brunnens führten. Während er die Stufen hinab schritt, war er darauf bedacht, keinen einzigen Laut zu machen. Stattdessen spitzte er die Ohren, als er aus dem Inneren des Brunnens leise Schmerzenslaute zu vernehmen glaubte.

Mit jedem leisen Ächzen, das in seine Ohren drang, schlug sein Herz schneller in freudiger Erwartung, und als er unten angekommen war, verharrte er einen Augenblick vor der Tür und genoss die gequälten Laute, die wie Musik in seinen Ohren klangen. Sich selbst zur Ordnung rufend und sich kurz räuspernd, drehte er den Schlüssel in dem alten Schloss und öffnete dann langsam, die laut gegen diese Bewegung protestierende Tür. Der Anblick, der sich ihm nun bot, hätte jedem anderen Betrachter einen Ausdruck blanken Entsetzens ins Gesicht getrieben, aber auf Jacks Lippen bildete sich nur ein mildes Lächeln und er genoss den Anblick sichtlich.

Brian lag vor ihm, zusammengekrümmt, auf dem feuchten Stroh, das an vielen Stellen mit seinem Blut bedeckt war und zitterte am ganzen Körper. Der Magen des jungen Mannes liess ein deutliches Knurren vernehmen und als Jack näher trat, wich er langsam immer weiter an die Brunnenwand zurück. Brian hielt den Kopf gesenkt, wollte ihn offenbar nicht ansehen, was Jack erzürnte. Er wollte den Ausdruck des Leidens in den dunklen Augen sehen, wollte sich am Schmerz seines Gefangenen laben und dieser wagte es, ihm seinen Blick zu entziehen?

Kurz blieb er stehen und schloss die Augen, tief sog er dabei den Geruch der Angst in seine Lungen. Alles in ihm verzehrte sich nach diesem Moment und er wollte ihn möglichst lang auskosten.

Als sich seine Lippen immer mehr zu einem Lächeln verzogen, das zu einem schallenden Lachen wurde, wich Brian an die Brunnenwand zurück und schlang seine Arme schützend um seine eng an den Körper gezogenen Knie. Den Kopf hatte er gesenkt und seine Stirn ruhte auf seinen Knien während er reglos verharrte. Jacks Lachen brach abrupt ab, und er stellte sich nah vor seinen Sohn und schaute auf ihn herab. “Freust du dich gar nicht, wieder zuhause zu sein?” Der Sarkasmus, der aus diesen Worten nur so zu triefen schien, sorgte für ein leichtes Beben in dem zusammengekauerten Körper.

Zufrieden liess Jack seinen Blick über den nackten Körper vor sich gleiten. Er sog jede noch so kleine Regung des zitternden Mannes genießend in sich auf, liess dann seinen Fuß vorschnellen und trat seitwärts gegen Brians Beine und fegte diese somit zur Seite. Dann sah Jack wie er sich seitlich abstützte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als hätte er nur darauf gewartet, fegte Jack ihm nun auch die Arme weg und trat dieses mal etwas fester zu. Alles in ihm verlangte danach, den verhassten jungen Mann am Boden zu sehen. Da Brian von den Schmerzen in der vergangenen Nacht noch leicht benommen war, reagierte er nicht schnell genug, und schlug unsanft mit dem Kinn auf dem Boden neben dem Stroh auf. Der ältere Mann erwartete eigentlich einen Schmerzenslaut, aber dieser Wunsch wurde ihm verwehrt. Seine Wut stieg und er hatte nicht vor, sie zu zügeln. “Sag schon! Freust du dich nicht, wieder zuhause zu sein? An einem vertrauten Ort?” Wieder lachte Jack auf und riss Brian unsanft an den Haaren auf die Füße. “Hast du deinen alten Dad nicht vermisst?” Brians Augen waren fest verschlossen und er schwieg, worauf hin ihm Jack, vor Wut fast kochend, mehrmals hart, aber mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. “Tritt man so seinem Vater gegenüber? Huh?” Wieder traf Jacks Hand auf die Wangen seines Gegenübers und durch die Wucht seiner Schläge platzte seine Unterlippe leicht auf. Ein dünnes, blutiges Rinnsal bahnte sich seinen Weg zum Kinn des jungen Mannes und tropfte von dort auf den nackten, verschmutzten Oberkörper.

Der Anblick des Blutes liess Jack zufrieden aufseufzen. Er legte seinen Zeigefinger sanft auf die blutende Stelle und hielt sich diesen dann vor die Augen. Nachdem sein Blick lange genug darauf verweilt hatte, säuberte seine Zunge den Finger, und er liess das Blut seines Sohnes langsam durch seine Kehle gleiten. Oh ja, der süße Geschmack des Leidens gefiel ihm. Er sah Brian ins Gesicht. Dieser hatte die Augen noch immer geschlossen und zwang sich offensichtlich ruhig zu atmen, und sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Aber das war nicht das, was Jack wollte. Er wollte die Angst dieses Bastards nicht nur riechen, nein! Er wollte sie riechen, fühlen, schmecken, sehen und voll und ganz auskosten.


“~*~”


Ich weiss genau, was er vor hat. Er will mir Schmerzen zufügen um sich hinterher in meinem Leiden zu suhlen, ähnlich wie ein gewöhnliches Hausschwein im Dreck. Dreck, nichts anderes bin ich für ihn. Mein Leid ist sein Vergnügen, so war es immer und wird es immer sein. Wenn, ja wenn ich mich nicht gegen ihn auflehne. Damals, bei meinem ersten Aufenthalt in diesen Mauern hat er genau das bekommen was er wollte. Ich wusste nicht, wer oder was ich bin. Ich habe still gelitten und ihm dadurch die ganze Zeit über genau das gegeben, was er wollte. Das wird mir dieses Mal nicht passieren. `Du willst, dass ich vor dir zittere alter Mann? Dann verdiene es dir! Nicht ein Laut wird über meine Lippen kommen, nicht ein einziger!´

Mir ist bewusst, dass er den Anblick meines verletzten Körpers geniesst, erwartet, dass ich aufgebe, dass ich weiter die Augen geschlossen halte, um ihm so ein Zeichen von Angst zu zeigen, Angst ihm entgegenzusehen. Aber das werde ich nicht tun. Ich atme ruhig weiter, auch wenn ich aufgewühlt bin, und bin wieder einmal dankbar, dass ich meinen Körper so gut unter Kontrolle habe. Dann straffe ich mich innerlich und öffne die Augen. Ohne darauf zu achten, dass seine Hand noch immer hart auf meine Wange trifft, starre ich mit einem kalten Blick in seine Augen und weiss, dass ihn das für einen Moment irritiert. Er rechnet nicht damit, dass mein entschlossener, kalter Blick ihn trifft, ihm sagt, dass egal was er mir antun will, was auch immer er mit mir vor hat, ich ihm den gewünschten Erfolg nicht gebe. Mein Blick hat nur eine Botschaft, die unausgesprochen bleibt aber dennoch ankommt.

“Du kannst mich Schlagen, mich treten oder mit mir machen, was immer du willst. Ich werde nicht wieder winselnd vor dir liegen!”

Seine Hand trifft mich immer wieder hart, aber nicht so hart, als dass es mir auch nur einen einzigen Laut des Schmerzes entlocken könnte. Innerlich koche ich vor Wut, aber das werde ich mir mit Sicherheit nicht anmerken lassen. Er wird von mir nicht das bekommen, was er will. Meine Haut wird wahrscheinlich Spuren seiner `Behandlung´ aufweisen wenn er mit mir fertig ist, aber mein Inneres wird hart sein und widerstehen. `Nein Alter Mann, mich kriegst du nicht so schnell klein! Nicht, wenn ich es verhindern kann!´

Für einen Moment bleiben seine Schläge aus, außer unser beider Atem ist in dem alten Gemäuer nichts zu hören. Lange währt diese Pause nicht, denn kurz darauf spüre ich, wie sein Griff in meinen Haaren fester wird, meine Kopfhaut schmerzhaft dehnt. Gleich darauf nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, wie seine Faust zurückschnellt und nur einen Sekundenbruchteil später restlos die Luft aus meinen Lungen peitscht. Ich kann das Ausstoßen der Luft nicht verhindern, jedoch bleibt mein Blick starr, weiter direkt in seine Augen gerichtet. Was ich dann sehe, wundert mich nicht im geringsten.

In seiner menschlichen Gestalt nicht stark genug um mir ernsthaft zu schaden, sehe ich zu, wie sich seine Pupillen verengen, die Farbe seiner Iris komplett durch ein tiefes Schwarz ersetzt wird und seine Haut eine dunkle, dreckigbraune Farbe annimmt. Kurz darauf sehe ich in die abstoßende, furchterregende Fratze seines wahren Antlitzes und schlucke kurz, wende aber dennoch meinen Blick nicht ab.

Dann hebt er seine knochige Hand und drückt mir eine seiner langen, gebogenen Krallen unter mein Kinn, genau in die Beuge, an der das Kinn zum Hals übergeht. Als er wieder keine Regung von mir erblickt, bohrt sich diese Kralle unsanft in mein Fleisch. Es schmerzt, aber es ist auszuhalten. Nicht ein Laut kommt über meine Lippen. Dann dreht er seine Hand und reisst meine Haut auf einer Länge von ungefähr zwei bis drei Zentimetern auf. Die einzige Reaktion die er von mir bekommt ist das Verengen meiner Augen, die ihn weiter anstarren…


“~*~”


Brians kalter Blick, der direkt in Jacks Augen traf, entfesselte seine unermessliche Wut und barg eine schmerzhafte Erinnerung an die rehbraunen Augen seiner toten Frau. Genau diese Erinnerung an seine geliebte Frau, die sich schützend über das schreiende Bündel geworfen hatte, war auch der Anlass gewesen, dass er sich letztendlich gewandelt hatte und nun langsam, den Moment auskostend die zarte Haut unter dem Kinn des Mannes aufriss, der ihn so sehr an seine Frau erinnerte. Die sich öffnende Wunde wirkte auf ihn wie Balsam auf den noch nicht verheilten Wunden in seiner Seele, und kurz darauf zog er seine Hand zurück, sah auf seine Krallen und setzte sie auf Brians Brustkorb erneut an.

Jacks Krallen hinterließen vorerst nur dünne, weisse Druckspuren auf Brians nackter Haut, aber dennoch hielt der junge Mann den Atem an. Die Spannung zwischen den beiden war deutlich spürbar. Für einen Augenblick bewegte sich keiner von ihnen, nur stumme, hasserfüllte Blicke wurden ausgetauscht. Jack erhöhte den Druck seiner Krallen solange, bis sich die ersten Blutstropfen auf dem angespannten Körper seines Sohnes zeigten. Brians Körper spannte sich mehr und mehr an, bis er plötzlich in einer schnellen, unvorhersehbaren Bewegung nach hinten auswich und ausholte, um sich gegen Jack zu wehren. Gerade als seine geballte Faust auf Jacks Gesicht aufzuprallen drohte, streckte dieser den Arm aus, und wie von unsichtbarer Hand getroffen wurde Brian zurück an die kalten, nassen Wände des Brunnens geschleudert. Durch den harten, überraschenden Aufprall seines Kopfes an die alten Steinmauern sackte der Körper des jüngeren Mannes leblos zusammen und als er auf dem Stroh aufkam, vernahm man nur ein leises Ächzen.

Bereits in der nächsten Sekunde war Jack über ihm und sah lachend auf die reglose Gestalt hinab. „Du hast gedacht ich sei auf Gegenwehr nicht vorbereitet?“ Jack griff rücksichtslos in die Haare seines am Boden liegenden Sohnes und zog ihn wieder auf die Beine. Er grollte vor Wut und aus seiner Kehle drangen Geräusche, die unheimlicher nicht hätten sein können. Er hielt Brian an den Haaren aufrecht, während er wieder seine Krallen über die glatte Haut streifen liess. Jede einzelne von ihnen hinterließ eine dünne rote Blutspur, und unterbrach die Makellosigkeit der gebräunten Haut.

Langsam liess er die rote Spur tiefer wandern, darauf bedacht, die Haut nur leicht zu verletzen, kurz fester aufdrückend, was seinen Sohn die Augen aufreissen liess. Er überquerte nun Brians Bauch und seine Hüfte, den hasserfüllten, schmerzverzerrten Blick seines Sohnes mit seinen Augen aufsaugend. Dann passierten seine Krallen die Hüfte des jungen Mannes, setzten ihre unerbittliche Reise über dessen Körper fort bis hin zu seinem Oberschenkel. Dort hielt er für einen Moment inne. “Du wirst für ihren Tod büßen, oh ja! Du wirst dir wünschen, niemals geboren worden zu sein!” Damit führte er seinen Arm bis hinter seinen eigenen Körper zurück und liess ihn dann vorschnellen, sodass sich seine Krallen tief in Brians rechten Oberschenkel bohrten und diesem nun endlich den ersehnten Schmerzensschrei entlockten.

Dann, ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen, öffnete er den Griff seiner Hand und liess seinen Sohn, noch immer schreiend, achtlos zu Boden sacken. Als er den Raum verliess wandelte er sich zurück in seine menschliche Form und wisperte leise. “Home sweet home…” Er lachte auf, durchschritt die schwere Eisentüre und liess seinen Sohn in der Dunkelheit allein.


“~*~”


Kurz werfe ich noch einen zufriedenen Blick auf die am Boden liegende, wimmernde Gestalt und schliesse dann die schwere Tür hinter mir. Nun mache ich mich auf den Rückweg und steige bedacht langsam die Treppe hinauf, doch kein Schmerzenslaut, auf den ich hoffe, dringt an meine Ohren.

Gerade als ich die Tür der kleinen Hütte öffne, die die Stufen überdacht, kommt mir Craig entgegen. Er trägt ein Tablett mit frischem Brot und einer Schüssel Wasser in den Händen. Mit einer Handbewegung halte ich ihn auf. “Heute nicht!” Nach diesen Worten will ich meinen Weg zurück ins Haus fortsetzen, als ich Craigs Worte höre. “Aber Sir. Das Wasser, das in seiner Zelle steht ist schmutzig und abgestanden. Er braucht etwas zu essen, um nicht…”

“GENUG!” Ich muss mich zusammenreissen, um ihm nicht auf der Stelle seine vorschnelle Zunge herauszureißen. Schnell schlage ich ihm das Tablett aus den Händen und umfasse seinen Hals mit einer Hand. “Ich sagte Heute nicht! Das ist ein einfacher Befehl Craig. Was genau hast Du daran nicht verstanden?” Wütend blicke ich ihm in die Augen und erkenne nichts als Angst in ihnen. Oder ist da noch etwas anderes? Kurz schüttele ich den Kopf. Nein, da ist nichts. Dort hatte auch nichts anderes zu sein. “Morgen kann er Wasser bekommen. Heute wirst du ihm nichts mehr bringen. Hast du mich nun verstanden?” Die Worte die sich meiner Kehle entringen klingen kalt und genau so sollen sie sein. Erst als Craig nickt und sich windet, lasse ich ihn los. Kurz sehe ich ihm zu, wie er das Tablett und die nun leere Schüssel aufhebt und davon geht, dann setze ich meinen Weg fort. Ich trete in das Haus ein und schliesse die Tür hinter mir. Ich will allein sein, allein mit dem süßen Gefühl meiner Macht. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu dem Bild von der nackten Gestalt im Brunnen. Eine Gestalt, mehr ist er für mich nicht. Jeder andere Vater wäre wahrscheinlich auch noch stolz auf ihn. Welchen Grund habe ich schon stolz zu sein? Weder verkörpert er das, was unsere Rasse ausmacht, noch ist er der Sohn, den ich mir immer gewünscht habe. Er ist dafür verantwortlich, dass ich hier allein sitze… allein, anstatt mich mit meiner über alles geliebten Frau in der oberen Etage dieses Hauses zu vergnügen. Zu gern würde ich nun ihre braunen Augen vor mir sehen, ihre zarten Lippen spüren, oder einfach nur die Berührungen ihrer warmen, zierlichen Hände spüren. “Du Bastard hast mir alles genommen. Aber genau das werde ich nun auch bei dir tun. Ich werde dir nach und nach alles nehmen. Zuerst deine Würde, die hast du schon halb verloren. Danach deine Selbstachtung. Bald schon wirst du wissen, dass du nichts wert bist. Und wenn ich dir deine Würde und deine Selbstachtung genommen habe, werde ich dir deinen Willen nehmen. Du wirst ein willenloses Etwas sein, das sich nichts sehnlicher wünscht, als Erlösung. Und die wirst du auch erhalten, irgendwann. Jedoch nicht in der Form die du dir wünscht… Nein! Du wirst dir wünschen Frei zu sein, wieder bei deinen “Freunden” zu sein. Doch ich werde dir klar machen, dass du keine Freunde verdienst… und dann, wenn ich dich da habe, wo ich dich haben will, werde ich dich töten. Langsam, quälend.”

Mit diesen Worten gehe ich in den Ritualraum, direkt auf den alten Schrank zu, in dem auch die kleine Schatulle mit meinem wertvollsten Besitz liegt. Der alte Dolch ist nur dazu gemacht worden, zu töten und Leid zuzufügen. Er ist so erfüllt von negativer, bösartiger Energie, dass es mich fast zum Zittern bringt, je näher ich ihm komme. Langsam und bedächtig öffne ich die gläserne Tür des Schrankes und nehme die Schatulle heraus. Dann drehe ich mich um und verlasse schweigend die Ritualstätte und gehe hinauf in das alte Wohnzimmer des Hauses. Mein alter Ledersessel steht genau da, wo ich es gewohnt bin. Ich lasse mich leise seufzend hineinfallen und lege die Schatulle auf meine Knie. “Du wirst dir einen schnellen Tod wünschen, aber den werde ich dir nicht gewähren… Du wirst viel davon haben.”

Mit zitternden Fingern öffne ich die Schatulle, entfalte den dunkelroten Samt, und nehme den Dolch heraus. Glänzend und schwer liegt die Klinge in meiner Hand. “Zuerst werde ich dir die Zunge herausschneiden… Das könnte ich eventuell auch schon vorher machen… Ja, der Gedanke gefällt mir…” Ich weiss genau, dass ich in diesem Moment ein bösartiges Grinsen auf den Lippen habe und freunde mich tatsächlich immer mehr mit dem Gedanken an. Vielleicht morgen schon? Wir werden sehen. Wieder ruht mein Blick auf der Waffe in meinen Händen. “Danach werde ich dir die Male unserer Art langsam aus dem Körper schneiden, du verdienst es nicht, sie zu tragen… “ Oh ja, die Gedanken verfestigen sich immer mehr vor meinem geistigen Auge und ich kann das Ergebnis dieser “Behandlung” schon vor mir sehen. Es wird nicht lange dauern, bis er um seinen Tod bettelt, mit den Mitteln, die ihm dann noch übrig bleiben, aber ich werde ihm diesen verwehren. Ich werde dafür sorge tragen, dass er durch diese “Behandlung” noch nicht sterben wird, sondern werde ihn erst ein paar Tage später töten, dann, wenn ich seiner überdrüssig geworden bin.

Meine Augen ruhen auf dem kalten Metall. Langsam hebe ich die Hände und führe es immer näher an meine Lippen. Dann schliesse ich die Augen und seufze erregt auf, als das kalte Metall meine Lippen berührt und ich für einen Moment alles um mich herum vergesse…


“~*~”


Wie angewurzelt stand Vic noch immer in der Tür und traute seinen Augen nicht. Das was er da vor sich sah war einfach unglaublich. Langsam, Schritt für Schritt trat er näher an Justin heran und liess seinen Blick über den schlanken Körper des jungen Mannes streifen. Justin, der bis dahin reglos, den Kopf in den Nacken gelehnt, dort gestanden hatte senkte nun den Kopf und atmete lang aus. Als er langsam die Augen öffnete, hatte er das Gefühl, dass das blau seiner Augen noch viel intensiver geworden war. Langsam streckte er die Hand aus und betastete noch immer überwältigt die Schwingen, die an den Schulterblättern des jungen Mannes entsprangen und ihn im ganzen um gut einen Kopf überragten. Bei der leichten Berührung begannen die Flügel leicht zu beben und Justin entzog sich ihm für einen Moment.

“Justin, das ist… du bist… ich…wow.” Mehr brachte er in diesem Moment nicht heraus. Der junge Mann vor ihm hatte sich verändert mit dieser Wandlung. Seine Züge wirkten nun weicher, seine Muskeln waren wohl definiert und seine Haut makelloser als je zuvor. Ausserdem schien auf seiner Haut ein leichter Schimmer zu liegen, der ihm einen anziehenden, geheimnisvollen Anblick verlieh. Die Haare des Blonden waren durch die Vereinigung mit Uriel länger geworden und reichten ihm nun bis zur Hüfte. Der Glanz der Haarpracht war unbeschreiblich schön. Vic konnte seinen Blick einfach nicht abwenden. Es war, als wäre der Blonde umgeben und durchflutet von einer Energie, die positiver nicht hätte sein können.

Als Justin sich schließlich zu ihm umwandte, hielt er den Blick gesenkt und schwieg. Für einen Moment stand er reglos da, wobei ihm die langen Strähnen seiner Haare auf den Brustkorb fielen. Dann, langsam, fast wie in Zeitlupe hob er den Kopf. Als er die Augen öffnete und Vic ansah, schimmerten sie feucht. Die aufsteigenden Tränen brachten einen Kontrast zu seinen blauen Augen, so dass es aussah als würden diese Seen überlaufen.

Für einen weiteren Moment schwiegen sich die beiden Männer an, ehe Justin mit leicht bebender Stimme das Wort erhob. “Uriel, Ahne meines Blutes übergab mir all seine Macht bevor er von uns ging. Er öffnete mir die Augen über Vorkommnisse in der Vergangenheit und sandte mich zurück in die Gegenwart um Bel A´Kor zu richten, und ihn mit der Flamme Gottes für immer zu bannen… Brian, er… er ist in Schwierigkeiten und ich denke, ich weiss nun, wer ihm etwas antun will. Nur weiss ich nicht wo wir ihn finden, und was man ihm antun wird. Vic… wir müssen ihn finden…” Leise aber bestimmt sprach er diese Worte und Vic hörte genau zu. Es war also wahr.

Justin war ein Nachfahre Uriels und hatte soeben das Feuer der Flamme Gottes in sich aufgenommen. Er war die Vereinigung des jungen, starken Mannes mit dem alten, weisen Erzengel, und nun selbst einer von Ihnen…


“~*~”


Der Schmerz der durch meinen Oberschenkel zieht, den Jack gerade mit seinen Krallen durchbohrt hat, ist unerträglich. Und diese Worte die er ausgesprochen hat “Home sweet Home” in ihnen lag purer Sarkasmus. `Nein, ich werde hier nicht verrotten, auch wenn du dir das wünschen würdest alter Mann.´ Langsam versuche ich mich aufzurichten, falle aber bei der kleinsten Bewegung meines rechten Beines wieder auf das feuchte Stroh zurück. Verdammt. `Los Kinney, mach schon, Du bist doch kein Weichei!´

`Oder bin ich das doch? Bin ich nicht gerade deswegen noch immer in dieser scheiss Situation? Verdammt! Ich hätte irgendetwas tun sollen, aber was? Und vor allen Dingen wann? Auf dem Weg vom Babylon nach Hause? Da war ich schneller weg, als ich bis drei zählen konnte… Im Van? Da war ich bereits gefesselt und viel zu weggetreten um irgendwas zu machen, und als ich dann hier wach wurde und etwas tun wollte, konnte ich mich nichtmal wandeln… Warum eigentlich nicht?´

Langsam schweift mein Blick zu den Fesseln, die sich um meine Gelenke schlingen. Auf ihnen kann ich uralte Schriftzeichen entdecken, die ich nicht kenne. Es scheint irgendetwas zu sein, was meinen Körper daran hindert seine wahre Gestalt anzunehmen. Anscheinend hat mein “Vater” an alles gedacht. Allmählich werde ich mir der ausweglosen Situation in der ich mich befinde bewusst, und mein Blick schweift hinauf zum Rand des Brunnens in dem ich mich befinde. `Wenn ich mich doch nur wandeln könnte… dann wär ich hier schneller draußen als ihr denken könnt…´ Der Gedanke schleicht sich einfach so in meinen Kopf, aber ich kann mich nicht wandeln, keine Chance zu entkommen. Keine…

Meine Gedanken reisen zurück zu den letzten Tagen. Ich habe sie genossen, habe auch die Nacht mit diesem blonden Bengel genossen, auch wenn ich es nicht wahr haben will. Und dann habe ich ihn am nächsten Morgen rausgeschmissen, ganz Kinney das Arschloch. Dabei habe ich mich danach gesehnt, dass er noch bleibt und ich noch einmal neben ihm aufwache. Aber wie ich nun mal bin, hab ich ihm davon natürlich nichts gesagt. Ich habe mir hinterher als ich allein war meine Gedanken darum gemacht. Wie immer…

Justin… ohne es zu merken, blende ich den Schmerz in meinem Körper aus und denke an ihn. Ich denke an seine unendlich blauen Augen, die scheinbar in meinen lesen konnten, so intensiv war sein Blick. Ein leises Seufzen entfährt mir, als ich an seine Berührungen denke und ich bin mir sicher, dass aller Schmerz vergessen wäre, könnte ich ihn jetzt spüren.

Draussen wird es bereits dunkel und ich starre noch immer hinaus in den wolkenverhangenen Himmel, der hier unten mein einziger Begleiter ist. Meine Augen schliessen sich und ich lasse den Kopf ins Stroh sinken. Dann drifte ich in einen unruhigen Schlaf und sehe ziemlich wirre Bilder vor meinen Augen. Eine schemenhafte Gestalt, die vor mir in der Dunkelheit des Brunnens steht und auf mich herabsieht. Anders als mein Vater scheint diese Gestalt nicht die Absicht zu haben mir noch mehr Schmerzen zuzufügen, ihre Haltung ist ruhig und als sie weiter auf mich zukommt, scheint ein sanfter Blick auf mir zu liegen, der mir die Angst nehmen will. Immer weiter bewegt sie sich auf mich zu und kniet sich schließlich neben mich, und ihre Hand streift beruhigend über meine Haare. Als ich versuche zu erkennen, um wen es sich handelt, löst sich die Szenerie im Nichts auf und ich bin zurück in meinem Loft. Es ist dunkel und nur das Atmen einer zweiten Person ist zu hören. Ich liege in meinem Bett und drehe mich nun langsam auf die Seite, um die Person neben mir zu betrachten. Es ist Justin. Ruhig liegt er da und wie automatisch lasse ich meine Hand nach vorn wandern und streiche sanft über seine Wange, berühre seine vollen Lippen und zeichne ihre Konturen nach. Er fühlt sich so weich an, sieht so friedlich aus, während er neben mir liegt. Langsam rücke ich näher und dränge meinen Körper gegen seinen. Meine Hand findet ihren Weg in seine Haare, und als ich langsam durch sie hindurch streiche, öffnet er die Augen.

Diese Augen, wie dunkle, blaue Seen liegen sie vor mir und ich möchte nichts anderes tun, als in sie hineingleiten und auf ewig in ihnen treiben. Der Blick den er mir zuwirft ist intensiv und so liebevoll, dass es mich alles um mich herum vergessen lässt. Was würde ich dafür geben, diese Augen wieder vor mir zu sehen, mich an seinen Körper drücken zu können und zu spüren, dass es doch jemanden gibt, der mich nicht wegstößt oder behandelt als wäre ich nicht mehr wert als der Dreck unter seinen Schuhen… Justin…

Ein plötzlicher Schmerz zerrt mich aus meinen Träumen wieder zurück in die Wirklichkeit. Meine Hände pressen sich wie von selbst auf die tiefe Wunde an meinem rechten Oberschenkel und ich spüre Tränen über meine Wange laufen. Nein, ich bin nicht traurig, aber Schmerz übermannt auch mal den stärksten Bullen. Wobei ich mich lieber als Hengst bezeichne, aber lassen wir das. Hart presse ich meine Lippen aufeinander um jeden Laut, der mir entringen will im Keim zu zerstören und krümme mich zusammen. “Fuck!” Noch einen Moment fühlt es sich an, als würde man mir bei lebendigem Leib, ohne irgendeine Betäubung, das Bein abreissen, als der Schmerz genau so plötzlich wieder verschwindet, wie er aufgetreten ist und nur noch die Kälte der Nacht hinterlässt, die sich langsam in meine Glieder frisst. An dieser Wunde werde ich noch ein wenig länger zu knacken haben, denke ich…

Wieder gleitet mein Blick hinauf in den Himmel, am Rande die Kronen der Bäume rings um mein Verliess betrachtend. Langsam richte ich ihn auf den Mond, der nun in meinem Blickfeld auftaucht, und wie von selbst öffnet sich mein Mund und Tränen treten in meine Augen. Ich will meinen Gedanken nicht aussprechen, aber dennoch finden die Worte wie von selbst den Weg über meine Lippen. “Bitte… wenn da irgendjemand ist, der weiss wo ich bin, hol mich hier raus… Ich möchte ihn wieder sehen, ihn spüren und mit ihm zusammen sein… Ich will wieder Sonnenschein in meinem Leben… Justin…”

Für einen Moment ist es, als würden die uralten Bäume um mich herum anfangen zu flüstern, meine leise Bitte weitertragen, und im nächsten Moment schliessen sich meine Augen wieder. Erneut denke ich an meine erste Nacht mit ihm, so lange, bis mich die totale Finsternis umfängt und ich ruhig atmend auf meinem nassen, kalten Lager liege…

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 21   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:40 pm

Nachdem sie sich noch eine Weile schweigend angesehen hatten, fand Vic zuerst seine Worte wieder. “Justin, wir… wir sollten wieder nach oben gehen. Debbie fragt sich mit Sicherheit schon, was wir hier so lange machen und außerdem. Naja… kannst du die…” er deutete auf Justins Schwingen “irgendwie wieder - uhm, einfahren?” Justin sah ihn nur aus großen, ungläubigen Augen an, verstand dann aber, schaute skeptisch über seine Schulter zur Seite, und schien sich dann einen Moment lang zu konzentrieren. Es dauerte eine kleine Weile, und dann bebten die strahlend weissen Schwingen die seinem Rücken entsprangen und schienen sich langsam anzulegen, bis sie komplett hinter seinem Rücken verschwunden waren. Als Justin wieder zu Vic schaute, lag ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen. “Lass uns raufgehen.” Damit ging er an dem älteren Mann vorbei und verliess den Kellerraum. Vic sah ihm nur mit großen Augen nach und fragte sich einen Moment lang, wohin denn die Flügel nun verschwunden waren. Kurz schüttelte er den Kopf. “Heilige Scheisse!” murmelte er noch einmal und folgte dem Blonden dann die Stufen hinauf.

Debbie saß währenddessen oben im Wohnzimmer und sah aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Ihre Gedanken kreisten um Brian, den sie vor kurzem wieder getroffen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie immer geglaubt, dass Jack ihn als Baby ermorden liess, kurz nachdem seine Frau ihr Leben für das Kind opferte. Sie fragte sich, was er wohl in seinem Leben schon alles hatte durchmachen müssen. Neunundzwanzig Jahre war es nun her, dass Joan ihrem Sohn das Leben geschenkt hatte. Fast auf den Tag genau. In ein paar Tagen würde Brians Geburtstag sein, und sie hoffte inständig, dass sie ihn vorher finden würden. Sie wollte nicht, dass er diesen Tag ohne seine Familie verbringen musste. Sie bemerkte während all der Gedanken die ihr durch den Kopf gingen nicht, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie konnte einfach diesen Jungen nicht aus dem Kopf bekommen. Was war passiert, und wo steckte er? Was genau war passiert?!

Das leise Geräusch, das Justins und Vics Schuhe verursachten, als sie nun langsam das Wohnzimmer betraten und auf sie zukamen, liess sie herumfahren. “Ihr habt mich…” Dann fiel ihr Blick auf Justins lange Haare. “Waren die nicht als ihr hinunter gegangen seid noch kurz? Vic was wird das? Willst du nun auf Friseur umsatteln und dich auf Extensions spezialisieren?” Rasch wischte sie die Tränen aus ihrem Gesicht und grinste ihren Bruder an. Danach heftete sich ihr Blick wieder auf Justin, der nun so anders aussah. Seine Haare waren länger, die Züge weicher und in seinen blauen Augen lag so viel Weisheit, dass es ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Das konnte nur eines bedeuten, und im nächsten Moment war sie durch und durch von Stolz erfüllt. “Es ist also geschehen! Justin, das ist… ach komm her.”

Daraufhin zog sie den Jungen an sich und drückte ihn ganz fest. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter und erneut lief ein leises Beben durch ihren Körper. “Justin, ich weiss, es ist ihm was passiert. Ich kann es spüren. Du,… wir müssen ihm helfen. Wir müssen ihn finden. Das bin ich seiner Mutter schuldig.” Die Worte waren nur geflüstert und doch wusste sie, dass er sie verstanden hatte und ihr stumm zustimmte, als er seine Arme um sie schloss und sie etwas enger an sich drückte.


“~*~”


Ich weiss mittlerweile nicht mehr, wie lange ich hier liege. Ein paar Tage mit Sicherheit, oder ist es schon eine Woche her? Ich weiss es nicht, schließlich war ich zwischenzeitlich weggetreten. Ich weiss nur, dass mich diese feuchte Kälte langsam aber sicher von innen heraus aufzufressen droht.

Jeder Muskel, jede Sehne und jeder einzelne Nervenstrang sind so kühl und taub, dass es Bewegungen fast unmöglich macht. Und wenn ich eine Bewegung zustande bringe, raubt mir der Schmerz in meinem Oberschenkel fast die Sinne. Dabei will ich aufstehen, will mich wandeln, die langen, scharfen Krallen in die kalten, undurchdringlichen Mauern schlagen und nach oben, in den blauen Himmel und die Freiheit klettern.

Mein gesamter Körper ist gespannt wie eine Bogensehne, jedoch weiss ich, wird er mir seinen Dienst versagen. Also beschäftige ich mich mit anderen Fragen, die mir durch den Kopf gehen. Werde ich heute etwas zu essen und zu trinken bekommen? Wieder machen sich neben dem Schmerz, der durch Hunger und Durst ausgelöst wird, Zweifel breit.

Was, wenn wieder niemand kommt?

Doch bevor ich mich näher mit diesem Gedanken beschäftigen kann, höre ich das Geräusch schwerer Schuhe von der anderen Seite der Tür, und weiche so gut ich kann, soweit es geht an die Wand zurück. Dann höre ich das Geräusch des Schlüssels und starre misstrauisch auf die Tür, die sich nun Zentimeter für Zentimeter öffnet…


“~*~”


Noch während er sich auf dem Weg die Stufen hinunter befand, das Tablett fest in den Händen haltend, spürte er, wie der Kloß in seinem Magen immer größer wurde. Es war verdammt kalt hier unten. Wenn ihm schon kalt war, wie kalt musste es dann für Brian sein?
Es tat ihm weh, den jungen Mann, mit dem er so viel Zeit verbracht hatte, den seine Frau von Anfang an in ihr Herz geschlossen hatte, so zu sehen. Doch er durfte sich das nicht anmerken lassen. Man hatte ihm einen Auftrag erteilt und im Moment bestand dieser darin, dem Gefangenen das Essen zu bringen und etwas Wasser.

Je weiter er hinabstieg, desto mehr zog sich sein Magen zusammen. Zu gern wäre er nun in den Raum gegangen, hätte die Fesseln gelöst und Brian einfach laufen lassen, aber das durfte er nicht. Zum einen würde das bedeuten, dass er seine Befehle missachtete, und zum anderen würde er sich damit selbst in die größte Gefahr begeben, die er sich vorstellen konnte. Er wusste, dass der Junge stark war, vielleicht sogar ebenso stark wie sein Vater.

Als er unten angekommen war, hielt er einen Moment vor der schweren Tür inne und ordnete seine Gedanken. Sollte er wirklich so kalt zu Brian sein, wie sein Herr verlangte? Kurz schüttelte er den Kopf, das konnte er nicht. Er sah Brian wieder vor sich, wie seine Frau ihm die Windeln wechselte, das herzliche Lachen auf dem Gesicht des kleinen Kindes und erinnerte sich genau, wie er damals immer mit ihm über die Wiesen in diesem Wald getollt war. Nein, er brachte es nicht übers Herz, seinem Ziehsohn so kalt und gefühllos gegenüber zu treten. Das war er Joan schuldig, die bis zu ihrem Ende alles für ihren Sohn gegeben hatte, zuletzt sogar ihr Leben, als seines gerade erst begonnen hatte.

Nachdem er seine Entscheidung gefällt hatte, nahm er das Tablett mit einer Hand und drehte mit der anderen den Schlüssel im Schloss, bis er das Klicken hörte, was vernehmen liess, dass die Tür sich nun öffnen liess. Langsam öffnete er die Tür und es fröstelte ihn bei dem Gedanken, welcher Anblick ihn gleich erwarten würde.

Er hörte ein leises Klirren und ein Rascheln, was ihm bewusst machte, welches Gefühl den jungen Mann nun erfüllen musste. Dann trat er ein und sah auf ihn herab. Brian hatte sich ganz eng an die Wand gedrückt, und hielt mit seinen Armen die Knie eng am Körper, auf dem Craig noch Spuren von getrocknetem Blut erkennen konnte. Den Kopf hielt der junge Mann gesenkt und er atmete leicht rasselnd, was darauf schliessen liess, dass er garantiert krank werden würde, wenn man ihn noch länger hier unten liess. Es tat weh, ihn so zu sehen, aber er wusste genau, dass Jack nicht vor hatte, ihn jemals wieder hier raus zu lassen.

`Was hast du alles durchgemacht… Die letzten Jahre musst du besser gelebt haben, und nun hat dein Vater es fast wieder geschafft dich zu brechen… ´ Leise seufzend trat er, ohne es zu merken näher an Brian heran, der daraufhin leicht zusammenzuckte, aber nichts an seiner Haltung änderte. Konnte er es zulassen, dass Jack sein Vorhaben in die Tat umsetzte? Konnte er es zulassen, dass er ihm das, was er oben in dem alten Haus zusammenbraute, wirklich einflösste und damit Brians Leben unwiederbringlich verändern würde?

Kopfschüttelnd setzte er das Tablett ab und trat angespannt, aber mit einer gewissen Sicherheit vor den am Boden sitzenden Mann. Es kostete ihn einiges an Überwindung, aber dennoch fand er seine Stimme wieder und nachdem er einen prüfenden Blick auf die Tür hinter sich geworfen hatte, sprach er den Dunkelhaarigen an.

“Brian…” Erneut durchlief ein leichtes Zucken den nackten Körper. “Brian, sieh mich an.” Es war nur ein Flüstern und doch war er sich sicher, dass seine Worte ankamen. Er wartete einen Moment, und als Brian tatsächlich langsam den Kopf hob, sah er nichts als Schmerz, Angst und Resignation in den wunderschönen braunen Augen. Dann, nachdem wieder ein Moment verstrichen war, sah er Erkenntnis und Verwunderung in den Augen aufleuchten, gefolgt von einem erschreckten Ausdruck.

“Ich weiss, was Du nun denkst und ich weiss, dass Du mich erkennst… Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich bin nicht hier um dir weh zu tun.” Er bemerkte, wie sich der Körper vor ihm anspannte und alles sah danach aus, als würde Brian jeden Moment aufspringen und ihm an die Kehle gehen. “Brian. Ich bin nicht wie Jack. Ich bin hier um dir zu helfen und aufzupassen, dass nichts schlimmeres passiert.” Dann schloss er die Augen und seufzte.

Natürlich würde ihm sein Ziehsohn nicht ein Wort glauben, aber er hatte vorgesorgt. Entschlossen drehte er sich nach dem Tablett um und zog es näher. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er die Schüssel mit dem Wasser und hielt sie Brian hin. Dieser zögerte einen Moment, nahm aber dann vorsichtig die Schüssel und trank. Wieder ruhte sein Blick auf dem Dunkelhaarigen und am liebsten hätte er ihn in die Arme geschlossen. Kurz blinzelte er, um die aufsteigenden Tränen zu vertreiben, die hinter seinen Augen den Weg nach draußen suchten.

Dann hob er den Teller mit dem Brot an und zog ein eingeschweisstes, rechteckiges Blatt darunter hervor. “Ich dachte, das würdest Du vielleicht haben wollen.” Dann reichte er Brian das Blatt und dieser nahm es, sah es an, und kämpfte sichtlich mit den Tränen.

Er hatte gewusst, dass er wahrscheinlich diese Reaktion zeigen würde, aber er konnte nicht anders. Irgendwie musste er dem jungen Mann Halt geben um ihm wenigstens etwas zu geben, während er hier unten saß und darauf wartete, dass ihm wieder irgendjemand weh tat. Das Blatt, das er ihm gereicht hatte war ein Foto. Eine vor Glück weinende Frau hielt ein kleines Bündel mit haselnussbraunen Augen im Arm. Er wagte nicht, den Moment zu stören und verhielt sich ruhig, solange Brians Blick auf dem Foto ruhte.

“Wer… ist das?” Die Worte kamen zitternd, kratzend an sein Ohr und er musste unwillkürlich leicht lächeln. Dann näherte er sich Brian kurzentschlossen, setzte sich neben ihn an die Wand und zog den zitternden Körper an sich. “Das ist deine Mutter Brian. Joan. Sie war eine wunderbare Frau und die beste Freundin meiner Frau. Sie hat dich geliebt, vom ersten Moment an. Von dem Augenblick an, als sie wusste, dass sie mit dir schwanger ist, hat sie von nichts anderem mehr erzählt.” Als er merkte, wie der Körper in seinem Arm zu beben begann, und ein leises Schluchzen an sein Ohr drang, zog er ihn schließlich in seine Arme.

“Brian, du musst das Foto gut verstecken. Leg es unter das Stroh. Dort wird Jack es nicht finden. Ich bin nicht hier, um nach Jacks Launen zu tanzen und ihm dabei zu helfen, dich zu Grunde zu richten. Ich bin hier, um auf dich aufzupassen, damit dir nicht noch schlimmeres passiert. Hörst du?” Während er leise und beruhigend auf Brian einredete, strich seine Hand unmerklich durch die dichten Haare.

Kurze Zeit verweilte er so, bei Brian, bis er ihn sanft von sich schob, das leere Tablett wieder in die Hand nahm und sich erhob. Als ihm der Dunkelhaarige das Foto zurückgeben wollte schüttelte er den Kopf und lächelte. Dann drehte er sich um, verliess den Brunnen und schloss die schwere Tür mit einem Seufzen hinter sich. Nachdem er tief durchgeatmet hatte machte er sich daran, die Stufen wieder hinauf zu steigen und schickte in Gedanken ein Stoßgebet zum Himmel, damit alles gut gehen würde…


“~*~”


Die nächsten Tage verbrachten Debbie, Justin und Vic damit, nach Brian zu suchen. Doch egal wohin sie auch gingen, wen sie auch fragten, niemand hatte den Brünetten gesehen oder in den letzten Tagen etwas von ihm gehört. Frust machte sich in ihnen breit, wussten sie doch nicht einmal, wo genau sie mit ihrer weiteren Suche ansetzen sollten.

Angefangen hatten sie mit ihrer Suche am Loft, aber da sich dort nichts regte, machten sie auf der Liberty Avenue weiter. Doch auch dort hatte ihn niemand gesehen. Jetzt, da sie im Diner saßen, um sich mit einem Kaffee zu kräftigen und ihre Füße auszuruhen, sahen sie sich an und jeder von ihnen hatte einen sorgenvollen Ausdruck auf dem Gesicht.

“Langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen. Was, wenn Jack ihn schon gefunden hat?” In Debbies Worten schwang eine gewisse Angst vor dem, was sie dann erwarten würde. “Ich will dir deine Zuversicht nicht rauben Schwesterherz, aber ich gehe mittlerweile schon schwer davon aus. Wir waren am Loft, im Woody´s, selbst den Chef vom Babylon haben wir aus dem Bett geworfen. Dann haben wir überall auf der Liberty gefragt. Nichts. Ich bin mir sicher, dass Jack ihn abgegriffen hat, was die ganze Sache für uns deutlich erschwert. Wir können nicht warten, bis unsere Freunde anreisen. Wenn er ihn wirklich schon in seiner Gewalt hat, müssen wir handeln. So schnell wie möglich.” Sein Blick glitt zu Justin, der seinerseits mit dem Löffel in seinem Kaffee herumrührte und seine Augen stur auf die schwarzbraune Flüssigkeit gerichtet hatte. Hin und wieder strich er sich mit den Fingern eine seiner langen Haarsträhnen aus dem Gesicht und seufzte leise vor sich hin. Vic´s Augen wurden sanft, als er den fast verzweifelten Gesichtsausdruck von dem Blonden sah. “Wir werden ihn schon finden. Und wenn Jack ihn wirklich in seiner Gewalt hat, dann gnade ihm Gott.”

Da Justin eine seiner Hände auf den Tisch gelegt hatte, und er ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit geben wollte, legte Vic seine Hand auf die des Blonden. “Wir werden ihn schon finden, hörst Du? Aber wir müssen vorsichtig sein, wenn wir seinen Aufenthaltsort herausfinden. Mit Jack ist nicht zu spassen. Seine Kräfte sind groß und als direkter Nachfahre von Bel A´Kor verfügt er über eine gewisse Macht. Aber ich bin mir sicher, dass Du stark genug bist, ihm gemeinsam mit uns entgegen zu treten.”

Da sie ziemlich in ihr Gespräch vertieft waren, bekamen sie nicht mit, wie die Glocke an der Tür des Diners klingelte und eine schlanke, blonde Frau hereinkam. Suchend sah sie sich um. Als ihr Blick auf Justin fiel, atmete sie tief ein, und hielt einen Moment die Luft an, als sie die Veränderung am Körper ihres Sohnes wahrnahm. Schockiert blieb sie stehen und starrte ihn mit weit offenen Augen an. Wie konnte das sein? Während sie sich innerhalb von Sekundenbruchteilen das Hirn mit diesem Gedanken zermarterte, schlich sich immer wieder der Gedanke an Craig und dessen Vater ein. Plötzlich war alles Sonnenklar und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Innerlich hatte sie sich immer gewünscht, dass die Bürde, die mit dem Vermächtnis ihres Schwiegervaters zu tun hatte, an Justin vorüber ging. Aber die verblüffende Ähnlichkeit, die ihr Sohn nun mit Uriel hatte, verriet ihr, dass dem nicht so war. Ihre Ängste und Gedanken vorübergehend verdrängend sammelte sie sich und ging dann auf die Dreiergruppe zu. Die beiden anderen, mit denen Justin am Tisch saß, erkannte sie nicht.

Als sie vor dem Tisch stand grüßte sie alle und sah Justin dann an. “Justin, kann ich dich kurz sprechen? Ich wollte dich nur fragen, ob du nachher mit Molly und mir zu Niketown fahren willst.”

Justin sah auf und schüttelte leicht den Kopf. “Hey Mom. Nein, ich habe schon etwas vor, aber danke, dass du fragst. Möchtest du einen Kaffee?” Da sie die Sorge in seinem Blick sehen konnte, setzte sie sich neben Vic, der bereits ein Stück gerutscht war und nickte. Justin orderte bei Kiki einen weiteren Kaffee für seine Mutter und sah sie dann an. “Mom, das sind Debbie und Vic. Vic, Debbie, das ist meine Mom.” Die Augen seiner Mutter weiteten sich, als sie die Namen der beiden hörte und sich die Personen nun noch einmal genauer ansah. “Mein Gott…. Wie lange ist es her…” Debbie, die nach einem Moment des Schweigens als erste ihre Worte wieder fand, lächelte sie nun an. “Jennifer, schön dich wieder zu sehen. Justin ist dein Sohn? Ich wusste gar nicht, dass du und Craig…” Die blonde Frau nickte und sah dann wieder zu Justin.

“Was ist los? Du siehst aus, als wenn irgendetwas schlimmes passiert ist.” “Mom, das ist eine lange Geschichte…” In dem Moment trat Kiki mit dem Kaffee an den Tisch und stellte diesen vor Jennifer ab. “Danke.”

“Na, ich hab Zeit, dann erzähl mir mal die Geschichte. Niketown hat noch länger auf, da kommt es auf eine Stunde oder zwei nun auch nicht mehr an.” Sie gab etwas Zucker und Milch in ihren Kaffee und wartete, dass ihr Sohn das Wort ergriff, als sie die Tasse an die Lippen setzte und einen Schluck des heissen Gebräus trank.

Ohne mit der Wimper zu zucken, lauschte sie der Geschichte, die ihr Sohn nun erzählte, und verzog nicht eine Mine, als er von Uriel berichtete und dann erklärte, dass er und die anderen beiden nach seinem verschwundenen Freund suchten. Erst als er geendet hatte, ergriff sie wieder das Wort. “Dein Freund? Du hast mir ja noch gar nichts von ihm erzählt. Wer ist er denn, wie alt ist er und wie sieht er aus?” Typisch Eltern, kaum erwähnt man etwas von einem neuen Menschen in seinem Leben, wollen sie immer alles genau wissen. “Mom, er ist neunundzwanzig, erst vor kurzem hierher nach Pitts gekommen und sieht einfach klasse aus. Er hat dunkle Haare, einen wundervollen Körper und die schönsten haselnussbraunen Augen, die ich je gesehen habe. Debbie und Vic kennen ihn auch. Nicht wahr? Er ist ein Traum von einem Mann.” Justin merkte nicht wie die anderen schmunzelten, als er so von Brian schwärmte. “Und wie heisst er?” Wieder setzte sie ihre Tasse an die Lippen um einen Schluck Kaffee zu trinken als ihre Bewegungen jäh abbrachen und sie sich fast am Kaffee verschluckte. “Brian.”

Jennifer spürte, wie ihr unwillkürlich die Gesichtszüge entgleisten. Sie stellte viel zu rasch ihre Tasse ab, wobei ein wenig Kaffee über die Ränder schwappte. Ihr Blick fiel auf Debbie, die ihr nur stumm entgegen sah, während sich Vic´s Hand auf ihren Oberarm legte. Das allein genügte ihr als Zustimmung, dass es sich um den Brian handelte, den sie mit den beiden Personen am Tisch in Verbindung brachte. “Mom? Mom! Alles in Ordnung? Was ist denn los?”

Justin sah seine Mutter besorgt an, als diese ihm zunickte. “Alles in Ordnung. Nur, warte…” Sie zog ihre Geldbörse aus ihrer Tasche und holte ein altes, an den Kanten ein wenig zerfleddertes Foto heraus. Wortlos reichte sie es ihrem Sohn, der sich nun stumm das Foto ansah. Die Ruhe, die nun am Tisch herrschte, war Jennifer unangenehm und sie hatte das Gefühl, ihrem Sohn einiges erklären zu müssen. “Das ist er, nicht wahr? Er war… Craig und ich, wir… wir nahmen ihn auf, nachdem seine Mutter… gestorben war. Kurz vor deiner Geburt… verschwand er…” Sie konnte ihm einfach nicht die Wahrheit erzählen. Ihr Sohn war offensichtlich in Brian verliebt und sie wollte ihn nicht mit dessen Kindheit belasten. Das sollte Brian ihm selbst erzählen wenn es soweit war. Sie war für den Moment nur froh, dass Brian noch am Leben war und das war alles was zählte.

Sie saßen noch eine ganze Weile zusammen und Justin erzählte ihr alles, was er wusste, und was sie bisher rausgefunden hatten. Er liess nichts aus, berichtete von seiner Begegnung mit Uriel und dass er, Debbie und Vic nun auf der Suche nach Brian waren, ihn aber nirgends finden konnten. Jennifer sagte kein Wort, während ihr Sohn sprach und hörte aufmerksam zu. Dann, kurz bevor sie gehen musste, da sie Molly ja den Einkaufsbummel versprochen hatte, erhob sie noch einmal das Wort.

“Justin, was immer es ist, was ihr noch vorhabt. Ich werde Euch darin unterstützen und bei der Suche nach Brian helfen.” Ihre Augen weiteten sich noch einmal bei der bitteren Erkenntnis, die sich in ihrem Inneren breit machte. “Ich muss nun gehen, aber ich habe da so eine Idee, wo er sein könnte. Wenn sich das bewahrheitet, rufe ich dich heute Abend noch an.” Justin sah zu ihr auf. “Wo…” “Justin, nicht jetzt. Ich will erst wissen, ob meine Vermutung richtig ist. Vielleicht können wir uns heute Abend noch treffen. Ich ruf dich an, wenn ich genaueres weiss. Bis dahin wirst du dich noch gedulden müssen.” Mit diesen Worten stand sie auf, verabschiedete sich und verliess das Diner.

Als sie draußen auf der Strasse stand schüttelte sie noch einmal den Kopf. Er lebte noch, aber anscheinend war er in Schwierigkeiten. Sie wusste, dass sie etwas tun musste und sie würde ihren Sohn bei seiner Suche tatkräftig unterstützen, wollte sie doch ihren Ziehsohn auch wohlbehalten wieder sehen. Entschlossen griff sie nach dem Handy in ihrer Tasche und tippte eine Nummernfolge ein. Dann hielt sie das Handy an ihr Ohr und wartete bis abgenommen wurde. “Hier ist Jennifer… Ja… Ich muss mit dir sprechen, können wir uns treffen?” Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter. “Gut um fünf bei mir. Bis später…” Mit diesen Worten legte sie auf, steckte das Handy weg und machte sich kopfschüttelnd und verwirrt auf den Heimweg…

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 22   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:40 pm

Während Debbie, Justin und Vic weiterhin im Diner saßen und über Brians Aufenthaltsort sinnierten, ereigneten sich in dem alten, verwitterten Haus im Wald einige mysteriöse Dinge.

Jack hatte sich bereits früh am Morgen hinunter in den Keller des Hauses begeben und hatte die Tür hinter sich verschlossen. Er wollte allein sein, alles in Ruhe vorbereiten. Das Risiko, dass jemand dieses Ritual, das für ihn so wichtig war stören könnte, wollte und durfte er nicht eingehen. Langsam und andächtig schritt er in dem staubigen Raum auf und ab, versuchte seine Gedanken zu ordnen und sein Innerstes auf diesen magischen, für ihn wichtigen Moment, vorzubereiten. Dieses Ritual sollte seine Kräfte stärken, seinen Geist frei machen und einzig und allein auf den Schmerz vorbereiten, den er seinem Gefangenen zuteilwerden lassen wollte.

Während seine Schritte in dem kaum eingerichteten Raum widerhallten, glitt sein Blick zu dem alten Schrank, der sich fast über die gesamte Wand des Raumes erstreckte. In ihm lagerten verschiedene Ritualbestandteile und Utensilien, wie verschiedenste Kräuter, Flüssigkeiten oder Christalle. Kurz stand er vor dem Schrank, schloss dann die Augen und atmete tief durch, bis er einen leisen Singsang anstimmte und dann ehrfurchterfüllt die Türen des Schrankes öffnete und verschiedene Ingredenzien herausnahm.

Nachdem er das, was er für dieses Ritual benötigte aus dem Schrank entnommen hatte, drehte er sich um und legte die Sachen vorsichtig auf das schwarze Tuch, das den Altar bedeckte. Dann liess er langsam die Handflächen über die Stickereien gleiten, die das Pentagramm bildeten.

Seinen Singsang leise weiterführend, zerkleinerte er die Kräuter und gab sie in kleine steinerne Gefäße. Danach gab er das Räucherwerk auf einen feuerfesten Teller und zündete es an. Diesen Teller stellte er in die Mitte des Pentagramms, während er die Kräutergefäße jeweils an den Ecken platzierte. Die großen Kerzen, die an den Tischkanten standen, hatte er bereits angezündet. Nun senkte er den Kopf und stand ruhig vor dem Altar, während er langsam verstummte und sich zu konzentrieren begann.

Er hob die Arme an und sah an die Decke des Raumes, wobei sich sein Blick auf dieser kurzen Distanz irgendwo im Nichts zu verlieren schien. Noch einmal durchdrang seine Stimme die Stille. Wie ein todbringender Schatten sickerte sie durch das alte Mauerwerk und erfüllte den ganzen Raum mit Grabeskälte.

“Bel A´Kor, Vater unseres Blutes, höre meine Worte, erhöre meine Bitte. Übergib mir deine Macht, die Macht das zu tun, was ich schon vor Jahren hätte tun sollen. Ich werde diesen Bastard töten. Langsam, so wie ich es von Dir erlernt habe. Deine Klinge wird durch meine Hand geführt werden. Deine Worte werden meine Lippen verlassen, während ich ihm langsam jeden einzelnen Tropfen seines Lebens aussaugen werde. Ich werde sein Blut kosten, so wie Du das Blut vieler Feinde gekostet hast. Ich werde die Ehre unserer Familie aufrecht erhalten. Die Ehre die DIR gebührt mein Vater. Fides aeterna familiae!*“


“~*~“


Nachdem Jennifer sich endgültig von den anderen verabschiedet hatte und nach Hause gefahren war, machte sie sich daran, sich auf das Treffen mit Craig vorzubereiten. Sie hatten sich zwar noch zu Justins Geburtstag gesehen, aber sie war dennoch nervös. Normalerweise wechselten sie und ihr Ex-Mann nicht unbedingt viele Worte miteinander, wenn sie sich sahen.

Sie deckte den Kaffeetisch und brachte Molly zu einer Freundin, wo diese den Nachmittag verbringen wollte. Dann ging sie schnell ins Bad und verschwand unter der Dusche, ein wenig Zeit hatte sie noch und diese wollte sie auch nutzen.



Pünktlich um fünf klingelte es an der Haustür und sie ging hin und öffnete sie. Craig stand davor, den Kopf ein wenig gesenkt. Er sah so aus, als hätte er nächtelang nicht geschlafen. Ein kurzes Lächeln überzog sein Gesicht bevor er sprach. „Lange nicht gesehn Jen… Du siehst gut aus.“ Jennifer erwiderte darauf nichts, sie bat ihn lediglich herein und führte ihn zum Kaffeetisch.

„Also Jen… warum sollte ich vorbei kommen? Du sagtest, dass wir reden müssen. Was ist los? Ist etwas mit Molly oder Justin? Braucht ihr irgendetwas? Ist etwas passiert?“ Jennifer sah Craig verständnislos an, als sie bemerkte, dass er ja gar nicht wusste, was genau sie wollte. „Craig du hast Recht. Es geht um Justin.“ Sie holte noch einmal tief Luft. „Er hat sich verliebt.“ Für einen kurzen Moment herrschte Stille am Kaffeetisch, doch dann hellte sich Craigs Gesicht auf. „Wirklich? Das ist doch klasse. Wer ist denn die Glückliche?“ Als Jennifer keine Anstalten machte, zu antworten, legte er seine Hand auf ihre. „Jen´?“ „Es ist kein Mädchen Craig. Justin hat sich in einen jungen Mann verliebt.“ Craigs Gesichtsausdruck liess erahnen, dass ihm dieser Gedanke zunächst zu schaffen machte. Sein Sohn? Verliebt in einen Mann? Wie konnte das…? Doch noch bevor sein Lächeln von seinem Gesicht schwinden konnte, fasste er sich. Wenn sein Sohn sich nun mal in einen Mann verliebt hatte, dann sollte das so sein. Wer war er, dass er ihm nicht alles Glück wünschen würde, nur weil er sich eben nicht von Frauen angezogen fühlte? Es war einfach nicht sein Recht, ihn dafür zu verurteilen, er wollte sich lieber für ihn freuen.

Jennifer, die Craigs wandelnden Gesichtsausdruck sehr wohl bemerkt hatte, lächelte leicht. „Craig… es ist nicht irgendein junger Mann… wir… wir kennen ihn bereits… Wir…“ Wieder holte sie tief Luft und musste schlucken. „Wir haben ihn selbst großgezogen…“

Es dauerte eine Weile, bis Jennifers Worte Craigs Gehirn erreicht hatten, doch nun weiteten sich seine Augen. „Wir haben?“ Jennifer nickte nur, um seine Frage zu beantworten und zog ein kleines, vergilbtes Foto aus der Tasche, das einen kleinen dunkelhaarigen Jungen zeigte, der sich zufrieden lächelnd an Craigs Brust drückte. Craig nahm das Foto entgegen und betrachtete es still. Er war sich nicht bewusst, dass sich, je länger er das Bild ansah, Tränen in seinen Augen bildeten und das Foto langsam vor ihm verschwamm. Stattdessen sah er nun auf ein anderes Bild, das das Innere eines dunklen Brunnens zeigte. In einer Ecke des Bildes ein Haufen Stroh, auf dem sich eine zitternde, nackte Gestalt zusammenkauerte, die dem glücklichen Jungen auf dem Foto nur noch äußerlich ähnlich schien. Das dunkle, haselnussbraune Haar stumpf und strähnig, die tiefen braunen Augen leer und leblos. Augen die ihn ansahen, mit einem flehenden Ausdruck , als wolle er ihn bitten, ihn aus dieser ausweglosen Situation heraus zu holen.

Er konnte nicht anders. Alles in ihm zog sich zusammen. Die Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen und er barg den Kopf in den Händen. „Was habe ich nur getan?“ Die leisen Worte kamen über seine Lippen, obwohl er sie nicht hatte aussprechen wollen. Jennifer, die eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte, um ihn zu beruhigen, sah ihn nun mit großen Augen an. „Was meinst du Craig. Was hast du getan? Was ist los?“ Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. Gott, wie hatte er das vermisst. Immer wenn ihn etwas aufregte oder ihm zu schaffen machte, brachten ihn diese Augen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Fast hatte er vergessen, was ihm gerade noch durch den Kopf schwirrte. So schnell, wie diese Gedanken wieder da waren, genau so schnell brachen nun auch die Tränen aus ihm heraus und er liess den Kopf auf den Tisch fallen.

Die nächsten drei Stunden verbrachte Craig damit, Jennifer zu erzählen was er wusste. Er liess ein paar Dinge aus, von denen er dachte, dass sie nur verletzend waren. Er wusste, dass er es nicht vor ihr geheim halten konnte und so berichtete er auch von dem miserablen Zustand in dem Brian war, und dass er sich in Gefahr befand. Jennifer hörte seinen Worten gebannt zu und versuchte nun ihrerseits die aufsteigenden Tränen zu verdrängen. Sie wusste, dass sie nun stark sein musste. Nicht um ihrer selbst Willen, aber wenn sie Brian helfen wollte, durfte sie jetzt nicht die Fassung verlieren.


“~*~“


Vic, Debbie und Justin saßen am Küchentisch in Debbies Haus und hatten beschlossen, erst einmal etwas zu essen, bevor sie sich weitere Gedanken über Brians Verbleib machten. Gestärkt würden sie garantiert auf bessere Ideen kommen, denn alles was ihnen bisher in den Sinn gekommen war, waren Orte, die sie von vornherein ausschliessen konnten, da sie dort bereits nachgesehen hatten. Um ehrlich zu sein, hatten sie den ganzen Nachmittag damit verbracht ihn im Woody´s, in seinem Loft, in den Saunen und auf dem Rest der Liberty Avenue zu suchen. Selbst George hatten sie angerufen und auch dieser wusste nicht, wo er sein konnte. Sämtliche Spuren schienen im Sand zu verlaufen und bevor sie die Resignation zu sehr einholte, wollten sie sich für einen kurzen Moment ablenken. Jedoch wussten alle, dass sie das Thema später wieder aufnehmen mussten.

Debbie war damit beschäftigt alles für ihre Lasagne vorzubereiten, während Justin ihr dabei half, die frischen Tomaten zu würfeln, und Vic sich darum kümmerte, dass der Wein atmen konnte. Er dekantierte ihn und stellte dann die Gläser auf den Tisch, die Debbie nur zu besonderen Angelegenheiten herausholte. Es war bereits neun Uhr abends, und auch wenn es vielleicht schon ein wenig zu spät war etwas zu essen, konnte keiner von ihnen das Hungergefühl unterdrücken, da sie bereits seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatten.

Gerade als Debbie die Lasagne in den Ofen geschoben hatte, klingelte es an der Tür. Justin ging hin und war ziemlich überrascht, dass seine Mutter davorstand. Sie schien nervös und leicht durcheinander zu sein und ihre Augen schimmerten verräterisch. Er hätte schwören können, dass sie geweint hatte, auch wenn ihr Make-Up die Spuren verdeckte. Frauen waren eben in so mancher Hinsicht doch besser dran. Er umarmte sie während er leise „Hi Mom.“ sagte und küsste sie dann auf die Wange. Dann bat er sie hinein.

Vic und Debbie hatten in der Zwischenzeit den Tisch gedeckt und sahen Jennifer nun lächelnd an. „Komm, setz dich zu uns. Die Lasagne braucht zwar noch ein bisschen, aber es ist genug für uns alle da.“ Vic schob einen der Stühle ein Stück zurück, so dass sich Jen´ setzen konnte.

Dieses Angebot nahm Jennifer an und sah danach ein wenig unsicher in die Runde. „Wir sollten reden. Ich… ich muss euch etwas erzählen… aber,“ sie räusperte sich kurz, bevor sie weiter sprach „ich möchte, dass ihr wisst, dass ich selbst erst heute davon erfahren habe.“ Drei geweitete Augenpaare waren auf sie gerichtet und warteten gespannt auf das, was sie zu berichten hatte.

Nachdem sie einen Schluck Wasser getrunken hatte, wandte sie sich ihrem Sohn zu. „Ich habe mich heute Nachmittag mit deinem Vater getroffen. Wir haben fast drei Stunden lang geredet und er hat mir einiges berichtet.“
Sie sah Justin nun an, dessen Augen einen leichten Schimmer aufwiesen. „Mom, ihr habt lange nicht miteinander gesprochen, wie kommt es, dass Ihr jetzt miteinander redet.“

Jennifer wusste einen Moment lang nichts darauf zu antworten, hatte ihr Sohn doch recht, sie hatte lange nicht mit Craig gesprochen. Sie schüttelte leicht den Kopf. „Justin, ich kann dir nicht in allen Einzelheiten erklären, warum wir gerade heute wieder miteinander gesprochen haben, aber es war wichtig. Bereits als er dir zu deinem Geburtstag Uriels Amulett geschenkt hat, wusste ich, dass dieses Gespräch stattfinden würde. Hör mir zu. Als du mir im Diner ein Foto von deinem Brian gezeigt hast, da wusste ich, dass ich mich sofort mit deinem Vater in Verbindung setzen muss. Justin, ich habe dir doch im Diner erklärt, dass wir Brian aufgezogen haben, oder?“ Justin nickte. „Gut, Brians Vater… er ist kein guter Mann. Er wollte Brian…“ Sie sah nun hilfesuchend zu Debbie und Vic, doch diese schüttelten nur den Kopf und sie wusste, dass sie recht hatten. Sie war die jenige, die Justin über Brian aufklären musste. Sie musste ihm sagen, welche Gefahr von dessen Vater ausging. Sie wusste, dass ihm die neuen Erkenntnisse weh tun würden, aber sie hatte keine andere Wahl. Nicht nach dem, was ihr Craig am heutigen Nachmittag mitgeteilt hatte.

Noch einmal sah sie die anderen an. „Würde es euch stören, wenn ich es Justin zuerst alleine erzähle?“ Für einen kurzen Moment herrschte Stille am Tisch, bevor Vic sie anlächelte. „Geh nur, ich kann verstehen, dass dir das leichter fällt.“ Dankend nickte sie ihm zu und wandte sich dann an Justin. „Kommst du bitte kurz mit?“ Justin nickte und folgte ihr nach draußen auf die Terrasse. Dort angekommen, teilte sie ihm mit, dass Craig ihr mitgeteilt hatte, dass Jack, Brians Vater wieder da war und dass Uriel ihn gebeten hatte, auf Brian zu achten und auch Jack im Auge zu behalten. Sie sagte, dass Brian noch am Leben sei und Craig ihr mitgeteilt hatte, wo er sich befand. „Justin, er hat gesagt, wir sollten uns auf den Weg machen. Die Zeit sei reif und Brian brauche Dich jetzt. Jack scheint nichts gutes im Sinn zu haben…“

Justin hörte ihr die ganze Zeit stumm zu, aber er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Sein Vater wusste die ganze Zeit, wo Brian gewesen war? Er wusste, dass es ihm nicht gut ging und hatte rein gar nichts unternommen? Tief in ihm bildete sich eine Wut, die langsam immer größer wurde. Er konnte einfach nicht verstehen, warum sein Vater da mitmachte. Brian war nicht so wie Jack, aber wie war dieser Jack eigentlich? Justin hätte am liebsten laut aufgeschrien, versuchte dann aber weiter seiner Mutter zuzuhören.

„…in den Wald gebracht, zu dem alten Haus. Der arme Kerl sitzt wieder in dem Brunnen, in dem er bereits Jahre verbracht hat….“ Ein Wald? Welcher Wald? Justin konnte sich einfach keinen Reim daraus machen, was seine Mutter sagte. Er musste einfach wissen, wo der Dunkelhaarige war. „Mom, welcher Wald… weisst du wo er ist?“ Jennifer nickte ihm zu. „Ich glaube ich weiss, wo das ist, ja.“ Nun wurde Justin ungeduldig. Worauf warteten sie noch? „Mom, lass uns hier nicht rumstehen, wir müssen los!“ „Justin! Du kannst da nicht unvorbereitet hingehen! Du weisst nicht, wie Jack ist! Er wird uns alle töten!!“

Justin drehte sich zu ihr um und sah ihr mit einem überzeugten Gesichtsausdruck in die Augen. „Er wird uns nicht töten Mom. Ich bin vorbereitet! Komm jetzt! Wir müssen los!“ Kopfschüttelnd folgte ihm Jennifer hinein, wo sie den anderen von den erschreckenden Erkenntnissen erzählten.

Während Debbie noch schnell den Ofen ausstellte, waren Vic und Justin noch mal in den Keller gelaufen, um die alte Schriftrolle zu holen, während Jennifer schon den Wagen vor der Tür parkte. Sie hoffte in diesem Moment nur, dass sie sich noch an den Weg erinnern konnte.


“~*~“


Langsam gräbt sich der Wagen durch den Verkehr. Mein Kopf lehnt an der Scheibe des Beifahrersitzes und mein Blick ruht auf dem Asphalt der Strasse. Verdammt, was ist das nur für eine unsägliche Scheisse in der wir uns gerade befinden. Warum kann ich nicht endlich aufwachen, Brian neben mir sehen und wissen, dass alles nur ein verdammter Traum war?

Natürlich weiss ich, dass das hier alles kein Traum sein kann, aber was soll ich denn machen. Ich habe meiner Mom gesagt, dass ich vorbereitet bin. Aber auf was eigentlich? Habe ich wirklich eine Ahnung, was mich da in diesem Wald erwartet? Erahne ich auch nur den Anblick, der sich mir dort bieten wird? Habe ich gegen diesen Jack auch nur den geringsten Hauch einer Chance? Langsam schüttle ich den Kopf.

Ich hebe den Kopf an und lasse meinen Blick durch den Wagen schweifen. Mom scheint nervös zu sein, ebenso Debbie, wobei diese eine Wut ausstrahlt, und ich mich frage, was genau sie so wütend werden lässt. Ist es die Erkenntnis, dass ihr Bruder, dieser Jack, sie die ganze Zeit belogen hat? Dass er es wagt schon wieder Hand an seinen Sohn zu legen? Leicht schüttle ich den Kopf. Das kann doch alles nicht wahr sein.

Vic sitzt so ruhig im Auto, wie ich. Zumindest versuche ich mir nach aussen hin nichts anmerken zu lassen. Doch irgendetwas in meinem Inneren sagt mir, dass diese Nacht für uns nicht einfach werden wird. In keiner Hinsicht…

Meine Gedanken schweifen zurück zu dem Blick in Brians Augen, bei dem ich in sein Innerstes blicken konnte. Wieder sehe ich seine geschundene Gestalt am Boden liegen, aber irgendetwas ist anders. Er ist verletzt, vertrocknetes Blut klebt an seinem Körper. War das damals auch schon da? So viel Blut… Sein Körper schüttelt sich… Weint er etwa? Hatte er damals geweint? Ich kann mich nicht erinnern. Verdammt, Justin! Streng dich an. Dann, so plötzlich wie die Bilder in meinem Kopf aufgetaucht sind verschwinden sie wieder.

Ich schaue aus dem Fenster. Die Strasse ist verschwunden. Stattdessen holpert unser Wagen nun über einen ausgefahrenen Weg, der durch dicht wachsende Bäume führt. Wie lange sind wir schon unterwegs? Automatisch schaue ich auf die Uhr… Wir fahren nun etwa eine halbe Stunde. Sind wir schon im Wald? Ich schaue weiter aus dem Fenster, draußen ist es stockfinster, nur gegen den Mondschein, der den Himmel erhellt sind die vielen Baumkronen zu erkennen. Als ich bemerke, dass wir uns bereits in dem Wald befinden müssen, ist es, als könnte ich Debbies Stimme in meinem Kopf hören…

„Jack! Es ist dein Sohn!…“ Dazu tauchen Bilder auf, von einer jungen Frau, die ein neugeborenes Kind auf dem Arm hält, welches ihr dann einfach entrissen wird. „Jack.. Nein!“ Wieder höre ich Debbies Stimme, die vor Angst zittert. Dann höre ich eine fremde Männerstimme…: “Das Kind wird sterben, niemand würde es lieben können, so wurde es beschlossen! Jedoch - sollte jemand der Anwesenden Willens und fähig sein, dieses Kind zu lieben, so möge er es mit all seinen Mitteln versuchen vor dem ersten und einzigen Hieb der Axt zu retten. Dann wird es leben!”… was bitte war das nun? Warum… Als würde ich direkt neben der weinenden Mutter stehen, kann ich die Szenerie überblicken. Es dauert einen Moment, dann wird das Kind auf die Erde gelegt. Auf die kalte Erde. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, aber eingreifen kann ich nicht. Alles was ich tun kann, ist dazustehen und alles mit anzusehen. Alles grausame, was sich nun abspielte. Ich sehe, wie ein Henker seine Axt hebt, doch bevor diese niedergehen kann, wirft sich die noch immer weinende Mutter auf ihr Kind und wenig später kann ich erkennen, dass sie tot ist. …

Für einen Moment sehe ich nur Schwärze vor meinen Augen und blinzle kurz, während ich Debbie leise im Fond des Wagens schluchzen höre. Dann sehe ich, wie sich aus der Dunkelheit des Waldes ein kleines Licht abzeichnet. Sollten wir schon da sein? Fragend schaue ich zu meiner Mutter, die nur stumm nickt. Wir sind da…. Brian!

Langsam parkt meine Mutter den Wagen vor dem alten, verfallenen Haus, das in diesem Licht bedrohlich wirkt.

Die Eingangstür steht offen und ein schwacher Lichtschein fällt aus dem Inneren. Langsam gehe ich darauf zu, immer darauf bedacht, dass jeden Moment etwas passieren könnte, jemand heraustreten und mich angreifen könnte. Im Haus ist es still, es scheint sich niemand darin aufzuhalten…

Je weiter wir in das Innere des Hauses vorstoßen, Mom war draußen geblieben, um uns zu warnen, falls sich jemand dem Haus nähern sollte, desto bedrohlicher wirkt es. Ich lasse die oberen Räume einfach links liegen und steuere auf den Keller zu. Wenn man in diesem Haus einen Gefangenen festhalten will, welcher Ort wäre dann geeigneter als der Keller?

Gerade als ich die Tür zu einem nur schwach beleuchteten Raum aufstoße, und ein Altar, auf dem ein paar flackernde Kerzen stehen, in meinem Blickfeld erscheint, durchreisst ein Schrei die Nacht. Ich zucke zusammen und starre Vic an, als mir bewusst wird, wessen Stimme ich da wahrnehme. “Brian! …”


*Ewige Treue der Familie!

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BeitragThema: Chapter 23.1   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:41 pm

Der Schrei prallte von den feuchten, teilweise mit Moos bewachsenen Wänden des alten Brunnens ab. “Ja, schrei nur…. Hier hört dich niemand!” Wie durch Watte gedämpft, drang Jacks Stimme an seine Ohren. Hektisch sah sich Brian um, bis sein Blick auf seinem Vater lag, der wütend und mit vor Zorn verzogener Mine über ihm stand und noch immer die Hand erhoben hatte. Er unterdrückte einen weiteren Laut und presste die Lippen eng aufeinander.

Die Augen weiter auf das stockfinstere Gesicht seines Vaters gerichtet, lag er da, und wagte es nicht, sich zu bewegen. “Du schreist ja gar nicht mehr… War ich etwa nicht hart genug?” Mit diesen Worten sauste Jacks Faust erneut auf Brians Gesicht nieder, der weiterhin die Lippen aufeinander gepresst hatte und nun versuchte weiteren Schlägen aus dem Weg zu gehen. Doch Jack liess sich davon nicht abhalten. Kurzerhand ging er in die Knie um besseren Halt zu finden und schlug immer wieder mit der geballten Faust in Brians Gesicht, bis dieser regungslos auf dem nassen Stroh zusammensank.

Erst als sich sein Sohn nicht mehr rührte, stand Jack wieder auf und legte den Kopf in den Nacken. Er erlaubte einem heiseren, hämischen Lachen den Weg aus seinem Mund, bevor er wieder auf seinen Sohn hinab blickte. Dieser hatte sich inzwischen wieder gesammelt und lag nun, von einem Zittern durchzogen auf dem Stroh und nur an seinem Atem konnte man erkennen, dass er weinte. Lachend ging Jack auf Brian zu. Er drehte seinen Sohn auf den Rücken und betrachtete belustigt, die geschlossenen Augen, aus denen sich ein paar vereinzelte Tränen ihren Weg bahnten. Immer und immer wieder zuckte der Körper des jungen Mannes unter lautlosem Schluchzen. “Jaaa… so gefällt mir das…” Seine Worte waren leise und er beugte sich nah zu Brian hinunter um sie ihm direkt in sein Ohr zu flüstern, während sich eine seiner Hände auf den Hals seines Sohnes legte und zudrückte.

Es dauerte nicht lange, da Jack den Druck stetig vergrößerte, bis sich Brians Körper unter ihm wand, als er versuchte, sich von seinem Vater zu befreien. Jack fasste daraufhin noch stärker zu. “Du wirst dafür büßen, dass Joan sich wegen Dir das Leben genommen hat. Es war reiner Selbstmord, dich retten zu wollen. Und was hat es gebracht? Du wirst ihr heute folgen… Ihre Tat war also völlig sinnlos!”


“~*~”


´Dieser Druck! Verdammt ich muss etwas tun, wenn ich hier nicht verrecken will. Aber hat das überhaupt einen Sinn? Ich bin ihm ausgeliefert. In dem Zustand, in dem ich mich momentan befinde, habe ich nicht den Hauch einer Chance gegen ihn. Aber nicht so! Fuck! Luft… verdammt ich brauche Luft!`

Unter aufbringen meiner letzten Kraft, spanne ich die Muskeln in meinen Armen an und stemme sie mit voller Wucht gegen ihn. Ich stoße ihn von mir weg und ziehe in einem Atemzug so viel Luft in meine Lungen, dass ich husten muss. `Atmen… Oh man tut das gut!´ Ich weiss, dass mir nicht viel Zeit bleibt um zu Atem zu kommen, er wird mich so nicht davon kommen lassen. Wie auch. Er gibt mir die Schuld am Tod meiner Mutter. Aber warum? ´Was verdammt noch mal habe ich verbrochen, dass sie sich überhaupt für mich opfern musste? Craig hatte erwähnt, dass sie sich auf mich gefreut hatten, dass ich ein gewolltes Kind war. Was zum Teufel hat meinen Vater dann veranlasst, mich dem Henker auszusetzen?` Zu viele Gedanken für einen viel zu kurzen Moment.

Wie von selbst bewegt sich mein Kopf in die Richtung, in die ich Jack gestoßen habe. Er hat sich bereits wieder aufgerichtet und ist nun auf dem Weg zu mir. Ich habe keine Zeit mehr, mir weiterhin Gedanken zu machen. Ich habe keine andere Wahl, als mich in mein Schicksal zu ergeben, wenn nicht noch….

Noch bevor ich den Gedanken zu Ende führen kann, höre ich das leise Quietschen der Tür, als sie sich öffnet. Meine Augen ruhen weiterhin auf meinem Vater, der sich nun langsam zur Tür dreht und wartet, wer den Raum betritt. Als ich den Ausdruck des Erstaunens auf seinem Gesicht sehe, drehe auch ich den Kopf zur Tür und sehe, dass Craig durch den Rahmen zu uns hereinschaut. Innerlich atme ich auf. Vielleicht habe ich doch noch eine Chance?

Nicht mal einen Augenblick später spüre ich, wie ich von Jack schmerzhaft an meinen Haaren vom Stroh gezogen werde. Der Schrei, der meine Kehle verlässt, überrascht mich selbst, aber auf Grund des Schmerzes, der sich durch meine Kopfhaut frisst, ist es mir nicht möglich ihn zu unterdrücken. Meine Knie schmerzen, die Haut über meinen Kniescheiben reisst auf, als er mich über den rauen Steinboden zerrt. Anscheinend will er mich aus dem Raum herausziehen, als mich plötzlich die Ketten zurückreissen. Das verschafft mir einen Moment Ruhe. Jack schaut mich an, ich kann nicht anders, ich hebe die Lider und erwidere seinen Blick. Ob er die Angst in meinen Augen sehen kann? Vielleicht spürt er sie sogar? Ich weiss nicht, was mit mir passieren wird, aber so langsam ist es mir auch egal. Alles ist besser, als hier weiterhin in diesem Brunnen zu verrotten. Der Tod, der mir bevorsteht, hat etwas einladendes. Wird mich die ewige Schwärze so sanft umfangen, wie ich es bereits in einigen Büchern gelesen habe, in denen Leute über Nahtoderfahrungen berichten? Wird mit einem Mal mein gesamter Schmerz von mir genommen werden und meine Seele von einer Person in Empfang genommen werden, die mich aufrichtig liebt? Werde ich vielleicht sogar meine Mutter wiedersehen? Oder wird alles um mich herum so kalt und schwarz sein, wie dieses gottverdammte Loch in dem ich stecke?

Immer noch habe ich den Blick zu ihm erhoben. Vater werde ich ihn nicht mehr nennen, denn das war er nie für mich. Er hat nicht in einer Sekunde so etwas wie Liebe für mich empfunden, und diese Erkenntnis tut weh. Etwas in seinem Gesicht verändert sich. Er sieht verwirrt aus für einen Moment, dann schaut er auf die Ketten hinunter, die sich um meine Hand- und Fußgelenke gewunden haben und mich nun eisern in Position halten. Dann gleitet sein Blick zu Craig herüber.

“Craig, komm her! Mach dich nützlich! Löse die Ketten, ich will ihn mit nach nebenan nehmen…” Verschwörerisch grinst er Craig an und ich bekomme ein mulmiges Gefühl im Magen. Nebenan? Was ist das? Ich will hier raus… wenn die Ketten gelöst sind… dann… Ja natürlich. Innerlich bete ich nun. `Craig bitte, lös die Ketten, aber direkt an meinen Gelenken, gib mir die einzige Möglichkeit hier lebend raus zu kommen…`

Ich schliesse die Augen, senke ergeben den Kopf zum Boden, als ich Craigs Schritte höre und dann spüre, wie er nach und nach meine Gelenke von den schweren Eisen befreit, und somit nicht nur meine Gelenke…. Aber ich darf nichts überstürzen, also verweile ich in dieser Position und lasse Jack in dem Glauben, dass er mich bezwungen hat. Ich spüre jedoch, wie mein Herz schneller schlägt, in der Erwartung, dass ich bald die entsetzten Augen von meinem Vater sehen werde, wenn ich seine verfluchte Seele dahin schicke, wo sie hingehört. Ins Nirwana….


“~*~”


Justin und die anderen waren beim Klang von Brians Stimme in ihren Bewegungen erstarrt. Der Schrei war ihnen durch Mark und Bein gegangen, und die Richtung aus der er kam, war definitiv nirgends im Haus.

Justin fasste sich als erster. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief so schnell es ging die Stufen der Kellertreppe hinauf. Als er an Vic vorbeieilte, der in etwa auf der Hälfte der Treppe stand, stolperte er kurz, konnte sich aber im letzten Moment mit einer Hand abfangen.

Leise vor sich hin fluchend, hastete er weiter die Treppe hinauf, der Schrei, den er vorhin gehört hatte, konnte nichts gutes verheissen. Fast schon hätte er laut nach dem Dunkelhaarigen gerufen, als er sich darüber bewusst wurde, dass er damit nur frühzeitig Aufmerksamkeit auf sich und die anderen gelenkt hätte. Ein wenig ratlos sah er nun zu Vic, der ihm mit einer Kopfbewegung deutete, weiter nach oben zu gehen. “Hier im Haus ist er nicht!” Der Ältere hatte Recht. Wäre hier überhaupt jemand im Haus gewesen, wäre man ihnen wahrscheinlich schon entgegengekommen.

Dennoch verhielten sie sich so still wie möglich, falls sie mit ihrer Vermutung, dass das Haus leer war, falsch liegen sollten.

Langsam setzte Justin nun einen Fuß vor den anderen und kam endlich wieder in der Eingangshalle des Hauses an. Wie nach einem Strohalm suchend, nach irgendeinem Hinweis über Brians Verbleib, sah er sich in dem nur schwach erhellten, großen Raum um. An den beiden längeren Seiten des Raumes standen zwei große Statuen aus weissem Marmor, von denen eine eine gewisse Ähnlichkeit zu Brian aufwies. Justin war sich sicher, dass es sich hierbei um Jack, Brians Vater handeln musste.

Als er auf die andere, gegenüberliegende Statue sah, erschrak er, und hielt den Atem an.

Das was er sah, hatte nichts menschliches an sich. Der Körper, in sich nach vorn gebeugt, die Gliedmassen eher denen eines Tieres gleich und einem Schädel mit Hörnern, ähnlich dem eines ausgewachsenen Bullen, liess ihn unruhig werden. Der Ausdruck auf dem Gesicht dieser Statue war düster, selbst die steinernen Augen strahlten nahezu wie das leibhaftige Böse.

Justin zuckte heftig zusammen, als er spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Er wandte sich nicht um, auch dann nicht, als er vernahm, wie die anderen erstaunt einatmeten. “Die beiden Statuen, die du siehst, zeigen ein und die selbe Person… Es wird nicht einfach werden Justin. Auch nicht für die Flamme Gottes….”

Ungläubig starrte Justin nun in die sanften Augen seines Vaters, der inzwischen zurück zum Haus gekommen war und nun dicht neben ihm stand. “Er weiss nicht, dass ihr hier seid, das verschafft uns einen gewissen Vorteil. Das was er mit Brian vorhat ist nichts gutes. Ich sollte ihm vorhin die Ketten lösen, und ich wette, auf das was passieren wird, hat er nicht gewettet…” Fragend sah Justin seinen Vater an, noch immer nicht fähig auch nur ein Wort zu sagen. “Ich habe seine Ketten gelöst, aber nicht so, wie Jack es wollte. Schriftzeichen an den Ketten hielten Brian davon ab, sich zu wandeln. Ich sollte nur die Glieder der haltenden Ketten von den Eisen lösen, aber ich habe die Eisen gelöst. Ich konnte nicht zulassen, dass er ihm hilflos gegenüber steht. Brian ist stark, sehr stark, doch ob er gegen seines Vaters Macht bestehen kann, wage ich zu bezweifeln. Wir müssen uns beeilen.”

Mit diesen Worten ging er voraus, hinaus aus dem alten Gemäuer, über den Hof, auf dem sich der mittlerweile einsetzende Regen langsam in kleinen, matschigen Pfützen sammelte und den lehmigen Boden weich machte. Er führte sie hinüber zu dem kleinen Holzbau, der die Treppen zu dem alten Brunnen überdachte, und als er sich umdrehte, zeigte er nur eine winzige, aber wichtige Geste, wenn sie diesen Augenblick für sich nutzen wollten. Er legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen, und deutete den anderen an zu schweigen…


“~*~”


Unsanft reisst Jack an meinen Haaren und schreit mich an, dass ich mitkommen solle. Meine Glieder schmerzen bei jedem Schritt, den er mich vorwärts zieht, aber dennoch stiehlt sich ein leichtes Grinsen auf meine Lippen.

Zu sehr ist er damit beschäftigt, sich auszumalen, was er als nächstes mit mir tun wird, als dass er merkt, dass sämtliche Ketten, die mich gehalten hatten, hinter mir im nassen Stroh zurück geblieben waren. Gerade als er die Tür öffnen will, mich herauszerren will, stemme ich mich mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung. Ein paar Haare werde ich hierbei wohl lassen müssen, aber ich habe nicht vor, mit ihm da raus zu gehen. Raus ja, aber nicht mit ihm!

Langsam spüre ich wieder Leben in meinen frierenden Körper ziehen, es beginnt als leichtes Kribbeln, aber als ich hinunter zu meinen Händen sehe, fällt mir auf, dass meine Fingernägel länger sind, als gerade eben noch. “Richtig, die Fesseln…” geht es mir durch den Kopf und ich vergrabe mich selbst in meinem Inneren, mich genau darauf konzentrierend, was nun als nächstes geschehen wird. Erleichterung macht sich in mir breit, als ich nach einer kleinen Ewigkeit dieses vertraute Drücken meiner Reisszähne gegen meinen Kiefer und schließlich gegen meine Lippen spüre. Die Wandlung geht nie ganz ohne Schmerzen, aber dieses mal bin ich froh sie zu spüren. Meine Finger werden ein wenig länger, krümmen sich leicht, die Nägel formen sich zu dunklen Krallen, die sich schon bald in seinem Körper vergraben werden. Meinem Rücken entspringt langsam mein Schwanz, der zwar nicht wirklich von großem Nutzen ist, aber ein doch nicht zu verachtender Teil von mir. Die kleinen Hörner, die meiner Stirn entspringen, kann ich auch gegen ihn einsetzen, aber das wichtigste an dieser Wandlung ist die Macht, die nun in meinen Körper strömt, mich immer stärker werden lässt und in dem Moment, als sie vollzogen ist, reisse ich mich los, recke den Kopf zum Himmel und lasse die Nacht mit einem durch Mark und Bein gehenden Schrei wissen, dass ich wieder da bin.

Ich geniesse diesen Moment, werde ich ihm doch nun endlich zeigen, dass ich durchaus in der Lage bin, mich gegen ihn aufzulehnen, dass ich in den vergangenen Jahren durchaus an mir und meinen Kräften gearbeitet habe. Heute Nacht endlich habe ich die Möglichkeit, das zu tun, was ich schon so lange hatte tun wollen.

Noch einmal recke ich den Kopf in den Nacken und der Schrei den ich nun ausstoße, der mehr an das laute Grollen eines wütenden Tieres erinnert, das zu lange eingesperrt worden war, lässt alle Vögel sofort verstummen.


“~*~”


Jack fuhr herum, noch während er sich drehte, hatte er eine seiner Augenbrauen in einer dunklen Vorahnung angehoben und starrte nun auf das, was direkt vor ihm stand und nicht stehen sollte. Er hielt den Atem an. “Was zur Hölle…!” Sein Gegenüber liess nur ein kehliges Lachen erkennen, während er ihn weiter aus gelbschimmernden, zornigen, wenn nicht sogar hasserfüllten Augen anstarrte.

“Du Bastard! Wie konntest DU…” Augenblicklich verstummte er, dann fiel sein Blick auf die noch immer im feuchten Stroh liegenden Ketten. “CRAIG!!! Du verdammter Idiot!!!” Ihm war klar, dass ihn dieser nicht hören konnte, hatte er ihn doch wieder ins Haus geschickt, nachdem er Brian die Ketten gelöst hatte. In ihm zog sich alles zusammen. Er wusste, dass er sich schnellstmöglich wandeln musste, wenn er eine Chance gegen seinen Sohn haben wollte, der nun zu voller Größe aufgerichtet vor ihm stand, die schwarzen, leicht gebogenen Krallen bedrohlich bewegend.

Er nutzte die Sekunden, die sein Sohn zu zögern schien und wandelte sich. Krallen wuchsen statt seiner Fingernägel, schneller rauschte das Blut durch seine angeschwollenen Adern, die sich langsam von seinen Händen seine Arme herauf abzeichneten und dann in den Tiefen seines Körpers verschwanden. Er ächzte auf, als sich seine Knochen formten, sich die Wirbelsäule um die Wirbel erweiterte, die seinen Schwanz bildeten und seine Haut schließlich ihre Pigmentierung in einen dunklen, schmutzig-braunen Farbton änderte. Seine Reisszähne gebleckt, die Kopfform nun eher an die eines Tieres erinnernd, stand er schließlich nach vollzogener Wandlung vor Brian und richtete sich auf, so gut es sein leicht gebogener Rücken erlaubte.

Einen Moment lang standen sich beide gegenüber, zähflüssiger Geifer bahnte sich den Weg aus ihren Mundwinkeln, von denen nur noch Brians an die eines Menschen erinnerten. Dann, als hätten sie den Moment abgesprochen, legten beide ihre Köpfe in den Nacken und heulten ihre Wut hinaus in die dunkle Nacht. Da ihre Laute von den Wänden des Brunnens widerhallten, klangen sie um das Vielfache lauter, als sie aus ihren Kehlen drangen.

Dann sanken ihre Köpfe wieder in eine gerade Haltung und langsam umkreisend taxierten sie sich, darauf wartend, dass der jeweils andere den ersten Schritt, den ersten Fehler machen würde. Langsam setzten sich die mit ebenfalls schwarzen Krallen versehene Füße nebeneinander, lautlos kreisten sie auf dem Steinboden des alten Brunnens, bis sie wieder reglos voreinander standen. Noch einen Moment lang starrten sie sich an, als Jack plötzlich und ohne Vorwarnung nach vorne schnellte.

Mit einem einzigen Satz war er bei Brian und rammte ihm seinen Kopf in den Brustkorb, warf diesen somit zurück an die Wand des Brunnens, wobei von dieser beim heftigen Aufprall ein paar Steine zu allen Seiten stieben und geräuschvoll auf dem Boden aufkamen. Erneut setzte Jack an, öffnete sein, nun mehr dem eines wilden Tieres ähnelndes Maul, und hieb seine Reisszähne in die Schulter des vor ihm stehenden. Kurz jaulte Brian bei dem plötzlichen Schmerz in seiner Schulter auf, besann sich jedoch schnell und packte zu. Seine Krallen tief in Jacks Fleisch versenkend, riss er ihn von sich, schrie erneut, als Jack ihm dabei erneut mit seinen Reisszähnen die Haut aufriss und schleuderte ihn von sich. Jack, der zwar angenommen hatte, dass sich sein Sohn zur Wehr setzen würde, aber nicht mit dessen Kraft gerechnet hatte, taumelte und fand sich kurze Zeit später auf dem Boden wieder, war aber ebenso schnell wieder auf den Beinen. Doch dieses Mal griff er seinen Sohn nicht körperlich an. Er stand da, ein leises Murmeln entrann seinen Lippen und das bestialische Grinsen, das sich dabei auf diese legte, hätte jeden Menschen in seiner Gegenwart schleunigst die Flucht ergreifen lassen. Als er nun die Augen schloss und das Murmeln lauter wurde, das man bereits jetzt ab diesem Zeitpunkt als ausgestorbene Sprache hätte erkennen können, wurde es kalt in dem alten Brunnen. Die Finsternis, die bereits die eine Hälfte des Brunnens ausfüllte, breitete sich unaufhörlich aus und füllte bald darauf das komplette Innere des alten Gemäuers, legte sich schwer in alle Nischen und vertrieb unnachgiebig die letzten Fetzen des Mondlichtes, das vorhin noch den Innenraum erhellt hatte.

Aus der Finsternis, die nun alles Licht restlos aus dem Inneren des Brunnens vertrieben hatte, drangen leise Stimmen. Es hörte sich an, als wären darin Hunderte Seelen enthalten, die nun alle gleichzeitig ihr Leid mitteilen wollten. Ein Klos bildete sich in Brians Hals, als sein Körper nun von dieser wabernden, dunklen, leiderfüllten Masse eingehüllt wurde. Wie Fesseln legten sich die dunklen Schatten um seine Glieder, hielten ihn so an seinem Ort und mit jedem Atemzug den er tat, drang weiteres Leid in seinen Körper ein…


“~*~”


Atemlos und gebannt hatten Vic und die anderen vor der geöffneten Tür gestanden, als sie nun sahen, wie sich die Finsternis langsam ausbreitete und sich eng um Brians Körper legte. Jacks wissendes Grinsen und das leise Murmeln aus dessen Mund, ließen etwas in Vic aufschreien. Er wusste genau, was sein Bruder vorhatte, hatte er doch davon gehört, wie Bel A´Kor, ihr Vater, damals auf eben diese Weise seine Gegner zerstörte, bevor er ihre Seelen in eben dieser wabernden Substanz zurückließ, um beim nächsten Mal nur eine Stimme mehr zu hören, die ihm ergeben war. Das durfte er nicht zulassen.

Schnell sah er Debbie an. Ob er es wagen konnte? Er hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht ein einziges mal gewandelt. Er verabscheute seine dämonische Präsenz, aber er musste etwas tun, konnte nicht zulassen, dass Brians Seele ein Teil dieser - dieser Masse wurde. Jedoch wusste Vic auch, dass er sich keinesfalls hier vor der Tür wandeln konnte, da Jack ansonsten zu schnell aufmerksam werden würde. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er wieder zurück an die Oberfläche und begab sich etwas abseits, um den schmerzhaften Prozess zu vollziehen. Mit einem leisen Aufschrei, den man in den Tiefen des Brunnens nicht mehr hören konnte, spürte er wie sich die Glieder in seinem Körper veränderten und atmete nur ein paar Augenblicke später erleichtert auf, als der Schmerz wich, und er nur noch einen Gedanken hatte. Er wollte wieder hinunter in den Brunnen und seinem Bruder zeigen, dass Brian nicht allein war in dieser Situation.

Als er wieder vor dem kleinen Holzhäuschen stand, dachte er kurz nach. Wenn er wieder hinuntereilen und durch die Tür kommen würde, würde er sofort in die tiefe Dunkelheit eintauchen und Jack nicht direkt lokalisieren können. Jedoch fiel ihm schnell ein anderer Weg ein. Er sah auf seine Krallen, wusste, dass sie ihn nicht im Stich lassen würden und beugte sich dann über den Brunnenrand. Dann zog er sich langsam in den Schacht herab, fand mit seinen Krallen Halt an den feuchten Wänden des Brunnens, und kletterte tiefer. Wie ein Tier auf Beutejagt, zog er den Geruch ein, der aus den Tiefen zu ihm hinaufdrang. Er konnte nicht genau die Personen riechen, die sich im Inneren aufhielten, jedoch nahm er sehr wohl den Geruch des Blutes von Brian wahr und zum anderen den süßen Geruch des Zornes, der seinen Bruder geradezu umgab, und der ihn unvorsichtig werden liess.

Immer tiefer kletterte er in den Brunnen hinab und die Gerüche wurden intensiver. Als er den Brunnenboden erreichte, konnte er nichts mehr sehen, aber er wusste genau, dass sein Bruder nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand. Der Weg den er genommen hatte, war von Vorteil gewesen, denn so konnten ihn die Gerüche der anderen nicht irritieren, die noch regungslos vor der schweren, halboffenen Tür standen und darauf warteten, dass sich die Dunkelheit im Raum wieder legte.

“Du willst also wirklich Dein eigen Fleisch und Blut töten Jack? Du willst es wirklich zu Ende bringen?“ Seine Stimme klang dunkel, grollend und er wartete auf die Antwort seines Bruders. “Du mein lieber Vic wirst mich nicht daran hindern ihm zu geben was er verdient! Er wird sterben für das, was er zu verantworten hat!“ “Welche Verantwortung Jack! Die, dass er anders ist als wir? Die, dass seine Mutter ihn geliebt hat und vor Dir schützen wollte? Nein mein lieber Jack! Diese Verantwortung liegt bei Dir allein! Den DU bist derjenige, der nicht fähig war, seinen Sohn so anzunehmen wie er ist, auch wenn er nicht das perfekte Abbild unserer Rasse ist! Aber schließlich warst DU derjenige, der die menschliche Frau einer des Blutes vorgezogen hat, also beschwer dich nicht im Nachhinein über deine eigenen Fehler, BRUDER!“ “Schweig alter Narr! Joan hätte ihn nicht schützen dürfen, NIEMAND von Euch hätte das! Ich hätte wissen sollen, dass ihr mir nach und nach in den Rücken fallen werdet. Aber gut! Ihr habt es nicht anders gewollt. Ihr stellt euch auf seine Seite und somit gegen mich Vic! Ich werde meine Pläne ändern und euch ALLE töten. Ich werde mit dir anfangen, dann unsere dümmliche Schwester in Stücke reissen, alles vor den Augen des Bastards, der sich anmaßt mein Sohn zu sein! Und zu guter letzt werde ich Ihn töten und ich werde es geniessen!”

Vic richtete sich auf und sah mit leicht gelblichen, vor Zorn schimmernden Augen in die Richtung, aus der die Stimme seines Bruders klang, beugte kurz die Knie und setzte dann zum Sprung an. “Das werde ich nicht zulassen Jack! DU wirst der sein, der am Ende der Nacht hier am Boden liegen wird und seinem letzten Atemzug nachtrauert!“ Die Krallen und seine Zähne zum Reissen seiner Beute nach vorn gerichtet, traf er schließlich auf den Körper seines Bruders, dem daraufhin ein überraschter Laut entfloh, bevor er verstummte und für einen Moment nicht reagieren konnte. Das war Vics Chance. “Du wirst sterben Jack!” Mit diesen Worten bohrte er seine Krallen tief in den Körper des anderen und stieß seine Zähne in dessen Nacken. Langsam breitete sich der eiserne Geschmack des Blutes auf seinen Lippen, seiner Zunge aus und er trieb seine Zähne weiter voran.


“~*~”


´Oh nein lieber Bruder, DU wirst mich nicht töten. Ich werde mir diesen Moment nicht von Dir zerstören lassen.´

Es dauerte einen Moment, bis er wusste, wer es gewagt hatte, ihn anzugreifen, noch während er die Seelen rief, die mit ihm gemeinsam die Seele eines neuen Verbündeten, seines Sohnes hatten rufen sollen. Für einen Moment verharrte er still, zuckte deutlich zusammen, als ihn der Schmerz durchfuhr, taumelte sogar leicht und stieß dann gegen die Brunnenwand. Ein leiser Laut des Schmerzes und der Überraschung war zu hören, als sich die scharfen Zähne tiefer in sein Fleisch bohrten und seine Adern zerrissen, wie dünnes Papier. Er wusste in diesem Moment, dass es ein schwerer Kampf werden würde und es nicht so einfach würde, wie er es vor einem Moment noch empfunden hatte, kurz nachdem ihn die Schatten eingehüllt hatten. Der Schatten war schon immer auf Seiner Seite gewesen, die Seelen der armen Kreaturen, denen er den letzten Atemzug entlockt hatte.

Noch immer taten die Schatten ihr Werk, riefen unaufhörlich nach der Seele seines Sohnes, aber er musste mit dem uralten Ritual fortfahren und so riss er sich zusammen, machte sich auf den noch größeren Schmerz gefasst, der ihn gleich durchzucken würde und hieb die Klauen in den Körper seines Bruders. Er stieß immer tiefer, wusste genau den Weg, den seine Krallen durch den Torso seines Bruders nehmen mussten und als er endlich das Organ durchstieß, dass diesen am Leben hielt, lachte er heiser auf.

Vic jedoch schrie aus Leibeskräften, spürte den stechenden Schmerz in seinem Inneren, spürte, wie sein Herz durchbohrt wurde und wusste, dass er nur noch wenige Augenblicke hatte. Noch ein letztes Mal spürte er die Zähne in seinen Hals fahren, wusste, sie fanden ihr Ziel, doch bevor die lebensbringende Ader durchtrennt werden konnte, wich die Kraft aus seinem Bruder, er fühlte, wie dieser immer schwächer wurde, bis er sich letztendlich zurückwandelte und mit einem letzten Ächzen auf dem Boden des Brunnens zusammenbrach und leblos liegen blieb.

Tbc.
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Sarenja

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BeitragThema: Chapter 23.2   Demon Love Icon_minitimeSo Jul 11, 2010 2:41 pm

Atemlos hatte Brian dagestanden, als sich nun die Schatten langsam von ihm lösten. Er hatte nichts Anderes tun können, als unbeweglich da zu stehen und zuzusehen, als Vic nun, tödlich getroffen in sich zusammensank und leblos auf dem kalten Steinboden aufschlug. Ein tiefes Grollen löste sich in diesem Moment aus Brians Kehle und sein Blick glitt hinüber zu Debbie, die von Craig zurückgehalten wurde, um nicht auf Jack los zu gehen.

Er hörte Craigs Worte wie durch Watte an sein Ohr dringen. “Debbie, nicht… wir können nichts tun, Jack ist zu stark, als dass wir etwas gegen ihn ausrichten könnten. Wenn Brian keinen Weg findet, wird er uns alle töten.” Daraufhin hatte Debbie ihrem Bruder noch ein paar wilde Flüche um die Ohren geschmissen, über die dieser allerdings nur hämisch lachte. Brians Blick glitt weiter zu Justin. Dieser stand neben Debbie und Craig und starrte ausdruckslos auf Vics Körper, bevor er den Kopf hob und Brian ansah.

Der Dunkelhaarige konnte in den wenigen Sekunden, die sie sich ansahen, erkennen, dass dem Blonden Tränen aus den Augen rannen, in seinem Blick einzig und allein Angst und Hoffnung zugleich lagen. Doch das, was Brian noch darin erkannte, genügte, um ihn so reagieren zu lassen, wie er es jetzt tat. Denn all das bewegte Brian dazu, sich nun mit zornerfülltem Gesicht zu seinem Vater umzudrehen und seine Reißzähne zu entblößen. Ein gewaltiger Schrei durchschnitt die Dunkelheit und Jacks Lachen erstarb.

Mit diesem Schrei schien etwas in Brian entfesselt zu werden, in einem Moment krümmte er sich zusammen, so dass man dachte, er würde vor Schmerzen zergehen, als sich nun seine Züge nach und nach immer mehr denen seines Vaters anpassten. Schon bald war von seiner Menschlichen Erscheinung nichts mehr zu sehen. Ein riesiger Kopf, der an den eines Wolfes erinnerte oder an den eines Büffels, saß auf einem gewaltigen Oberkörper. Die Hörner, die vorher klein gewesen waren und auf den Betrachter etwas mickrig gewirkt hatten, wuchsen in die Länge und überragten seine nun gewaltige Erscheinung. Seine Arme und Hände, vorher noch an die eines Menschen erinnernd, sahen nun eher aus, wie die gewaltigen Tatzen und Pranken eines riesigen Tigers, sogar etwas Fell entsprang seiner leicht dunkellila schimmernden Haut. Sein Rumpf war massiger geworden, die Sehnen stachen aus den einzelnen Muskelpartien deutlich hervor und auch seine Beine hatten sich verformt. Nicht mehr länger gerade und menschlich hielten sie ihn in der Senkrechten, sondern waren wie die Hinterläufe eines Wolfes, kräftig und zu einem sofortigen Sprung bereit geworden. Der Schwanz, der seinem Rücken entsprang, ehemals lang, feingliedrig und dünn, war nun buschig, kräftig und somit in der Lage, dem fremdartigen, furchteinflössenden Körper das Gleichgewicht zu geben, das dieser brauchte.

Bedrohlich wandelte sich auch der Schrei zu einem tiefen, kehligen Brüllen, gefolgt von einem bedrohlichen Knurren. Die nun leuchtend gelben Augen glichen auch nicht mehr denen eines Menschen, sondern waren die Augen eines Tieres, das seine Beute fixierte oder seinem Todfeind gegenüberstand. Was in diesem Falle weitaus eher zutraf.

Langsam ließ sich die Gestalt auf alle Viere nieder und begann damit, sich seitwärts und vorwärts zugleich zu bewegen und Jack, der neben ihm nun kleiner erschien, zu umkreisen. In seinen Bewegungen lag trotz der bulligen Masse noch ein gewisses Maß an Geschmeidigkeit und Eleganz. Seine gelb glühenden Augen fixierten den Körper von Jack vor Wut und Hass, und die Reißzähne, die er ihm gegenüber geifertropfend entblößte, hätten jedem anderen Tier ohne Zweifel mit einem Biss die Kehle zerrissen.

Alles wirkte wie in Zeitlupe. Das riesige Wesen, das seinen Artgenossen weiter langsam umkreiste, knurrte unaufhörlich und näherte sich mit jeder Umrundung seinem Gegenüber ein kleines Stück mehr. Dieser stand da, drehte seinem Gegner nicht einen Moment den Rücken zu, sondern folgte dessen Bewegungen. Die Spannung, die zwischen den beiden Widersachern entstanden war, war förmlich spürbar und niemand der anderen anwesenden Personen wagte es, sich zu bewegen.


“~*~”

`Du willst also mit mir spielen mein Sohn… Ja? Na dann komm her.´ Die Gedanken schießen nur so durch meinen Kopf, während ich mein Fleisch und Blut nicht einen Moment aus den Augen lasse. Zu seinem Ende hin ist also doch noch einer von Uns aus ihm geworden. Aber auch das wird ihm nicht mehr helfen, zu tief ist die Wunde, die er in mein Herz gerissen hat. Nichts ändert sich an meinem Vorhaben, ihn in die Ewigkeit zu schicken, ihm hier und jetzt das Recht auf Leben zu nehmen.

Langsam drehe ich mich, je weiter er mich umkreist. Sein hasserfüllter Blick lastet schwer auf mir, der Geifer, der von seinen Fängen tropft, und der heiße Atem, den er ausstößt, treffen meine Haut und brennen auf ihr wie Feuer. Alles in mir schreit danach, mich auf ihn zu stürzen, meine Fänge und Klauen tief in seinem Körper zu versenken, jedoch hält mich seine bullige Gestalt davon ab. In einem Kampf mit direktem Körperkontakt könnte auch ich den kürzeren ziehen, aber ebenso scheinen mir meine mystischen Formeln und Flüche momentan nicht zu helfen. Also lasse auch ich mich auf alle Viere sinken, kreise mit ihm durch den runden Innenraum seines kalten Verliesses und lasse ihn nicht einen Moment aus den Augen.

Gerade in dem Moment, als wir uns das vierte oder fünfte Mal umrunden, stoße ich vor. Meine Klauen krallen sich im seine Schultern, meine Fänge graben sich tief in das Fleisch in seinem Nacken. Das überraschte Aufjaulen, das seine Kehle verlässt, klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich spüre, wie mir sein warmes Blut zwischen die Fänge und über meine Zunge läuft und ächze erregt durch diesen eisernen Geschmack auf. Es fühlt sich so gut an, der Saft seines Lebens rinnt in meine Kehle und - gierig nach mehr- schlage ich meine Fänge erneut in seinen Körper.

Dann jedoch ist es an mir, überrascht aufzuschreien. Er hat den kurzen Moment meiner Gier genutzt und sich tief in meiner Seite festgebissen, seine Pranken treiben ihre Klauen tief in mein Fleisch und zerreißen jede Faser der darunter befindlichen Muskulatur. Mit einem Aufschrei werfe ich den Kopf in den Nacken und brülle schmerzerfüllt in die dunkle Nacht hinein.

“Du wirst mich nicht besiegen! Du wirst ebenso wie mein törichter Bruder sterbend unter mir enden, du Bastard!” Ich schreie die Worte hinaus, sie verschaffen mir eine gewisse Genugtuung, lassen mich für einen kurzen, ausreichenden Moment seine Zähne vergessen, die immer noch an meiner Seite reißen, wie die eines wilden Tieres. Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf, entreiße mich ihm, was eine tiefe, klaffende Wunde an meiner Seite zur Folge hat und weiche ein paar Schritte zurück. Einen kurzen Moment fixiere ich ihn, bevor ich unerwartet für ihn auf ihn zuspringe, ihn auch erwische, umwerfe und zu Boden zwinge. Mein Rachen befindet sich nun direkt über seiner Kehle, die einladend auf mich wirkt, bevor ich mit voller Wucht von ihm geschleudert werde.

“Verdammter Hundesohn!”


“~*~”


Brian hatte den kurzen Moment genutzt, in dem Jack gierig auf seine Kehle geblickt hatte. Schnell hatte er die Beine angezogen, die Füße gegen den Bauch der Kreatur gestemmt und ihn mit aller Kraft von sich gestoßen. Der ältere Mann wurde durch die Wucht an die Wand des Brunnens geworfen, und das Krachen seiner Knochen an der Wand erfüllte den ganzen Raum.

Justin stand da, den Mund geöffnet und konnte nicht glauben, was er da gerade sah. Der Mann, mit dem er in der einen Nacht das Bett geteilt hatte, aus dessen Blick ihn nur Verzweiflung, Angst und unendliches Leiden getroffen hatten, hatte all diese Gefühle in seinem grenzenlosen Hass gegen seinen Vater gebündelt und hatte nun allen sein wahres Ich offenbart.

Für einen Moment erstarrten die Bewegungen der beiden Kämpfenden, bevor sich Jack langsam vom Boden löste und ein erneutes Knacken seiner Knochen und Sehnen verriet, dass der Kampf weitergehen würde. Doch unerwarteterweise drehte sich Jack nun zu ihm, seinem Vater und Debbie um und kam diabolisch grinsend auf sie zu. Aus der Wunde an seiner Seite tropfte sein Blut, rann an seinen Beinen entlang, wurde teilweise vom Stoff seiner zerrissenen Hose aufgesogen und landete schließlich in einem dünnen Rinnsal auf dem Boden des Brunnens.

Für einen Moment dachte Justin daran, dass Jack nun einen von ihnen angreifen und mit seinen langen Klauen schwer verletzen würde, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm und Brian mit einem Mal wieder über seinem Vater war, noch bevor dieser die kleine Gruppe vor Schreck erstarrter Menschen erreichen konnte. Schwer krachten die beiden Körper ineinander, wieder versenkten sich Zähne und Klauen im Fleisch des Gegenübers, drangen Schreie in die Nacht, gefolgt von laut ausgestoßenen Flüchen und wütendem Knurren, das sich die beiden Kämpfenden entgegenwarfen, während sie nun über den Boden rollten, sodass man zeitweise nicht mehr erkennen konnte, welcher von beiden die Oberhand hätte gewinnen können.

Die Rivalen rangen miteinander, immer wieder schlugen sie ihre Fänge in das Fleisch des Anderen, wurden von dessen Tritt durch die Luft gestoßen, nur um gleich darauf an einer der Wände abzuprallen und schon im nächsten Moment wieder vom jeweiligen Gegner überragt zu werden.

Dann plötzlich - ganz ohne Vorwarnung - blitzte Etwas zwischen den beiden Kontrahenten auf. Und war genau so schnell, wie es aufgetaucht war, verschwand es wieder in einem der beiden Körper, stach in ihn, versenkte sich in ihm. Ein herzzerreißender Schrei durchdrang die Stille, die sich gebildet hatte und hallte an den Wänden wider, die ihn in die Dunkelheit der Nacht trugen. Für einen Moment regte sich keiner der Körper, dann weiteten sich die Augen der Nebenstehenden als sich Jack mit einem triumphierenden Lachen erhob.

Langsam trat er ein paar Schritte zurück und besah zufrieden sein Werk. In einer Hand hielt er eine dunkle, stählerne Klinge, an deren gebogener Schneide Blut herunterlief und zähflüssig auf den Boden tropfte.

Justins Blick wechselte hektisch auf Brian, der zusammengekrümmt und leise keuchend am Boden lag, aber im nächsten Moment schwerfällig versuchte, sich wieder aufzurichten. Gerade als er dabei war, sich wieder auf seine Beine zu begeben, brach er erneut zusammen. Wieder und wieder versuchte er es, und nach und nach kehrte seine menschliche Gestalt in seinen Körper zurück und seine dämonische Präsenz verschwand.

Genau das war der Moment, in dem Jack erneut nach vorn schnellte. “Ich werde dich vernichten. Du wirst genau das bekommen, was du verdienst, du Bastard! Du hättest NIE geboren werden sollen. Und nun STIRB!” Mit diesen Worten war er über Brian und rammte ihm mit voller Wucht die Klinge in den oberen rechten Brustkorb.

Mit beiden Händen umfasste Brian erschrocken die Klinge, die sich tief in ihn bohrte. Seine Augen waren weit aufgerissen, der Mund formte einen gequälten Schrei. Er spürte, wie die Klinge sich immer tiefer in ihn bohrte, nicht Halt machte vor dem pochenden Organ, das das Blut durch seinen Körper pumpte. Der Schmerz war überwältigend und fast wäre er in Ohnmacht gefallen, als Jack die Waffe wieder aus seinem Körper zog.


“~*~”


Verschwommen sehe ich, wie sich mein Vater weiter zurückzieht. Der Schmerz in meiner Brust ist unerträglich und droht mich zu zerreißen. Alles in mir zieht sich zusammen, und meine Hände pressen sich automatisch auf die tiefe Wunde, die sein Dolch hinterlassen hat. Es ist als würde ich Tausende Stimmen in meinem Kopf hören, würden sich Tausende Wesen in meinem Inneren ausbreiten und jedes einzelne von ihnen meine Eingeweide bis zur Unkenntlichkeit zerstören. Die Macht, die von dem Dolch ausgeht, der noch soeben tief in meiner Brust gesesteckt hatte, ist so dunkel und diabolisch, dass es quasi aus mir herauszubrechen droht.

Ungläubig sehe ich meinen Vater an, nicht fähig, auch nur einen Ton von mir zu geben. Er steht triumphierend lachend über mir und sieht voller Abscheu auf mich herab. Seine Augen funkeln und das Böse in ihnen ist deutlich zu erkennen.

“Nun hast du, was du verdienst. Ich sagte, ich werde dich vernichten, und auch wenn der Stich es noch nicht getan hat, so wird die Macht des Bösen, das nun durch deine Adern fließt es erledigen. Spürst du sie? Dieser Dolch enthält die dunkle Macht aller Seelen, die er bereits vernichtet hat, und nicht mehr lange und deine wird dazu gehören. Was die Schatten nicht vermochten zu tun, wird dieses Baby mit Leichtigkeit erledigen, mein Sohn. Auch meinen Vater hat dieser Dolch dahingerafft, geführt durch MEINE Hand. Er hat mich ebenso ungläubig angesehen wie du jetzt, als er seinen letzten Atemzug tat. Weißt du, was das Schönste daran ist? Ich kann dein Leiden nicht nur sehen, ich kann es fühlen. Und es fühlt sich besser an, viel besser als alles, was ich bisher gefühlt habe!” Seine Worte und das heisere Lachen, das nun ertönt, all das dringt nur noch wie durch Watte zu mir durch.

Ich spüre, wie die Kraft aus meinen Gliedern weicht und einem tauben Gefühl Platz macht. Ich sinke immer tiefer zu Boden, denn nicht nur diese Wunde, sondern auch die anderen Wunden, die seine Zähne und Klauen geschlagen haben, bieten meinem Blut einen Weg um aus mir herauszufließen. Und ich spüre die warme Flüssigkeit über meinen gesamten Körper laufen, bevor sie sich in einer immer größer werdenden Lache unter mir auf dem schmutzigen Boden sammelt.

Mein Blick ruckt zu Justin herüber. Bittend, fast flehend sehe ich ihn an, meine Lippen formen einen lautlosen Schrei. Ich will ihn um Verzeihung bitten, dass ich ihn in diese Situation gebracht habe, dass ich nach unserer Nacht nicht fähig war, ihm meine wahren Gefühle zu zeigen, dass ich ihn rausgeworfen hatte, anstatt ihn in meine Arme zu ziehen und ihm zu sagen, wie sehr ich seine Nähe genossen habe. Unter Aufbringen meiner letzten Kraft hebe ich einen Arm und strecke ihn nach Justin aus. Ich will ihn noch einmal an meinem Körper spüren, seine Nähe, seine Wärme genießen und gleichzeitig will ich ihn von mir stoßen, ihn anschreien, dass er und die anderen verschwinden sollten, bevor Jack ihnen auch noch etwas antun konnte.

Was ich nun in seinen Augen sehe, trifft mich tief. Es scheint, als hätte er meinen Blick verstanden, meine Geste, dass ich ihm nah sein wollte. Der Schreck, der seinen Blick noch soeben ausgefüllt hat rückt in den Hintergrund und alles, was ich sehe, ist Liebe und Zuneigung. Erneut zieht sich alles in mir zusammen, während ich spüre, dass die dunkle Macht des Dolches unaufhörlich ihre schreckliche Arbeit in meinem Inneren verrichtet.

Ich spüre, wie mich eine Dunkelheit umfängt und ich langsam vollständig zu Boden gleite, bis ich schließlich den kalten, von meinem eigenen Blut nassen Stein berühre.
Noch immer ist mein Blick auf Justin gerichtet, immer noch erwidere ich seinen liebevollen Blick, in dem sich nun auch die Gefühle Trauer und Angst spiegeln, doch sein wunderschönes Gesicht und seine langen blonden Haare verschwimmen immer mehr vor meinem Auge. `Er ist so schön wie ein Engel… Mein Engel…´ schießt es mir durch den Kopf. Und gerade, als mich die Erkenntnis wie ein Schlag trifft, wird es immer heller im Inneren des Raumes. Das Licht, das auf meinen sterbenden Körper fällt, ist warm und weich zugleich. Durch meinen verschwommenen Blick sieht es aus, als würde dieses Licht von Justin ausgehen. Als würde er von innen heraus anfangen zu strahlen und als würde dieses Strahlen alle Angst und den Schmerz aus meinem Körper vertreiben. Ich blinzle und erhalte für einen Moment meinen klaren Blick zurück.

Das, was ich erblicke, lässt mich erschaudern. Aus Justins Rücken entspringen zwei wunderschöne strahlend weiße Schwingen, die er nun zur vollen Größe ausbreitet. Es ist, als würde der Wind durch sein langes blondes Haar wehen und dieses Leuchten, das ich vorhin nur verklärt erkennen konnte, stammt wirklich aus seinem Inneren. Es ist, als würde er im Glanz der goldenen Sonne stehen, doch das Licht breitet sich immer mehr aus. Ich erkenne noch, dass sein Blick nun nicht mehr auf mir ruht, sondern zornerfüllt auf meinem Vater liegen muss, bevor mich die Dunkelheit umfängt und ich in meinem Kopf das letzte schleppende Klopfen meines Herzens höre, bevor alles verstummt und jegliches Gefühl aus meinem Körper weicht. Stille umfängt mich und ein Lächeln legt sich auf meine Lippen, während ich meinen letzten Atemzug tue und mit dem Gedanken an Justin, meinen wunderschönen strahlenden Engel, in das unendliche Nichts der Ewigkeit eintauche…



Tbc…
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